Da ich offensichtlich mal wieder daneben gehauen habe. Möchte ich mal ein Thema anbringen, dass mit meinem letzten, indirekt in Zusammenhang steht! Nicht zuletzt durch die Person Helmut Schmidt.
Ich kann bis heute nicht verstehen, warum es in Westeuropa so viel Unverständnis und Widerstand gegen den Nato-Doppelbeschluss gab. Damit wurde doch eigentlich nur das praktiziert, was seit Beginn der Pariser Verträge, in Deutschland und im Rest der Nato Usus war.
https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Doppelbeschluss
Zumal damit aus Sicht Deutschlands und der Europäer, ja nur ein offensichtlicher Nachteil ausgeglichen werden sollte. Was ja der Abschreckung und dem Gleichgewicht diente.
Und man kann Helmut Schmidt so einiges nachsagen! Aber ein atomar veranlagter Selbstmörder war er sicher nicht. Mit seinem Drängen auf einen Ausgleich der Kräfte hat er doch seinem Amtseid gehorcht. Oder waren die Menschen damals so eingelullt, dass sie wirklich glaubten, man könne sich gegenüber der UdSSR Schwäche erlauben?
Helmut Schmidts
Da ich offensichtlich mal wieder daneben gehauen habe. Möchte ich mal ein Thema anbringen, dass mit meinem letzten, indirekt in Zusammenhang steht! Nicht zuletzt durch die Person Helmut Schmidt.
Ich kann bis heute nicht verstehen, warum es in Westeuropa so viel Unverständnis und Widerstand gegen den Nato-Doppelbeschluss gab. Damit wurde doch eigentlich nur das praktiziert, was seit Beginn der Pariser Verträge, in Deutschland und im Rest der Nato Usus war.
https://de.wikipedia.org/wiki/NATO-Doppelbeschluss
Zumal damit aus Sicht Deutschlands und der Europäer, ja nur ein offensichtlicher Nachteil ausgeglichen werden sollte. Was ja der Abschreckung und dem Gleichgewicht diente.
Und man kann Helmut Schmidt so einiges nachsagen! Aber ein atomar veranlagter Selbstmörder war er sicher nicht. Mit seinem Drängen auf einen Ausgleich der Kräfte hat er doch seinem Amtseid gehorcht. Oder waren die Menschen damals so eingelullt, dass sie wirklich glaubten, man könne sich gegenüber der UdSSR Schwäche erlauben?
Schmidts Überlegungen gingen in die Richtung, dass er langfristig befürchtete, die USA könnten sich aus der Verteidigung Europas zurückziehen, und er sah die westeuropäischen Länder stärker gefährdet. Von einem atomaren Erstschlag der SU wäre vor allem Westeuropa betroffen. Die USA waren von den damaligen Atomraketen nicht oder nicht so leicht erreichen zu gewesen. Schmidt sah in der Breschnew-Doktrin auch eine Bedrohung für kapitalistische Staaten, und er befürchtete, dass Westeuropa auf Dauererpressbar werden könnte.
Im Gegensatz etwa zu Franz Josef Strauß, der ein eigenes Atom-Programm der BRD forderte, sah Schmidt eine unnötige Provokation der SU. Die Stationierung der neuen Pershing II und Cruise Missiles-Raketen in der BRD machte das Risiko eines Erstschlags für die SU ungleich größer. Mit den Pershings konnte man direkt sowjetische Städte angreifen. Es war ein Signal, dass die SU in keinem Fall damit rechnen konnte, damit durchzukommen, einen atomaren Schlag gegen Westeuropa führen zu können, ohne sofort mit einem Gegenschlag rechnen zu müssen. Und im Falle eines Atomschlags war die Vorwarnzeit sehr gering.
Schmidt hatte nach seiner politischen Karriere als Elder Statesman großes Ansehen, und er war durchaus ein verantwortungsvoller Politiker. Seine Gedankengänge waren politisch nachvollziehbar, seine Entscheidung in sich schlüssig, und Schmidt hatte auch das Rückgrat, diesen Entschluss durchzuziehen, wohl wissend, dass er unpopulär war, nicht zuletzt in der eigenen Partei.
Nun ja, warum war er unpopulär?
Die Leute, die den Nato-Doppelbeschluss ablehnten, waren nicht eingelullt, Es war keineswegs so, dass sie das Bedrohungspotenzial der SU nicht erkannt hätten oder nach dem Motto "lieber rot als tot" eine sowjetische Invasion gleichgültig hingenommen hätten. Im Gegenteil! Innerhalb der Friedensbewegung war man im Allgemeinen recht gut informiert über die Gefahren einer Nuklear-Katastrophe und auch wenn Schmidt die Stationierung der Pershing II in der BR als defensive und präventive Maßnahme verstand, der Nato-Doppelbeschluss konnte auch anders interpretiert werden: als unmittelbare Bedrohung der Sowjetunion, die als Antwort wiederum SS 20 Raketen in Polen, der DDR und der CSSR stationierte.
Vor allem war es Sorge wegen der Pläne im US-Verteidigungsministerium, wo eben auch Doktrinen Raum gewannen, die darüber nachdachten, wie ein Nuklearkrieg gewonnen werden kann. Bis dahin war eigentlich Konsens gewesen, dass ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann, weshalb er unbedingt vermieden werden muss. Es war auch klar, dass vielleicht die USA einen Nuklearkrieg überleben konnten, nicht aber Mitteleuropa, dass Mitteleuropa, dass Deutschland der wahrscheinlichste Kriegsschauplatz werden würde, und ein nuklearer Erstschlag ganz schnell zu einer Eskalation führen würde.
Ein Großteil der Friedensbewegung hätte auch einen Helmut Schmidt nicht gerne die Verfügungsgewalt über das berühmte rote Knöpfchen überlassen. Die hatte ja auch gar nicht Schmidt, sondern ein Mann wie Reagan, beeinflusst von Strategen wie Caspar Weinberger oder Donald Rumsfeld-ja, der war damals schon dabei-Typen, die fast so gruselig waren wie Breschnew, Gromyko- im Grunde Fossile des Kalten Krieges, an deren Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein für Mitteleuropa man durchaus Zweifel haben konnte.
Schmidt hatte das Rückgrat, den Nato-Doppelbeschluss durchzusetzen auch gegen einen Teil seiner Partei. Rückblickend war es ein politischer Fehler. Es kostete Schmidt viel Popularität, und es kostete ihn Rückhalt in der eigenen Partei und das alles war nicht ganz ohne Konsequenzen für Schmidts Sturz durch Misstrauensvotum 1982.
Alles in Allem halte ich Schmidt für einen der besten Kanzler, aber man sollte sich doch auch hüten, ihn gar zu sehr zu glorifizieren, Rückblickend verdient sein Mut, eine unpopuläre Entscheidung durchzusetzen, die er für richtig hielt, durchaus Bewunderung. Schmidts Arroganz und Herablassung im Umgang mit Kritikern dieser Entscheidung verdiente aber auch Kritik.
Ach ja Kritik! Ein durchaus interessanter Thread!