Warum gerade Rom?

Nun war Rom den anderen Staaten in seiner Umgebung überlegen und konnte davon profitieren, dass diese sich nicht oder erst zu spät gegen das immer stärker werdende Rom zusammentaten. In weiterer Folge traf Rom zwar auf immer stärkere Gegner, allerdings stets erst zu Zeitpunkten, als es selbst stark genug für sie war.


Es gab andere Staaten, die sich durchaus mit dem Erreichten zufrieden gaben und keine weitere Expansion anstrebten. Bei Rom war das anders.

Warum?

Neddy und Mummius Picius (siehe weiter oben) kommen der Lösung meines Erachtens schon nahe. :grübel:
 
Was besonders war, war auf jeden Fall die Zähigkeit. Auch nach einer Anzahl von Niederlagen war Rom nicht kriegsmüde, sondern hat immer noch neue Truppen ins Feld geschickt. Siehe 2. Punischer Krieg.
Und das Bündnissystem mit gleichzeitiger Einlagerung von Kolonien in dem Gebiet von ehemaligen Gegnern.
Was auch auffällt wenn man Sparta guckt, ist das Rom das Bürgerrecht viel schneller vergeben hat und dadurch eine größere Rekrutierungsbasis hatte Sparta.

Apvar
 
Was besonders war, war auf jeden Fall die Zähigkeit. Auch nach einer Anzahl von Niederlagen war Rom nicht kriegsmüde, sondern hat immer noch neue Truppen ins Feld geschickt. Siehe 2. Punischer Krieg.
Das war allerdings keine römische Spezialität. Man denke nur an die Samniten, die bei jeder Gelegenheit wieder ihr Glück gegen Rom versuchten. Nicht einmal im Bundesgenossenkrieg war Schluss damit; sogar im Bürgerkrieg zwischen Sulla und den Popularen versuchten sie es noch einmal und hätten beinahe Rom erobert.

Und das Bündnissystem mit gleichzeitiger Einlagerung von Kolonien in dem Gebiet von ehemaligen Gegnern.
Was auch auffällt wenn man Sparta guckt, ist das Rom das Bürgerrecht viel schneller vergeben hat und dadurch eine größere Rekrutierungsbasis hatte Sparta.
Das halte ich auch für zwei sehr wichtige Punkte (dazu auch hier: http://www.geschichtsforum.de/607462-post4.html) - für den weiteren Aufstieg. Allerdings kamen sie erst zum Tragen, als Rom bereits (regional) auf dem Weg nach oben war und expandierte, erklären also nicht direkt seinen gelungenen Start.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die meisten Großreiche zerfielen irgendwann und wurden geteilt. Alexander der Große ist da das beste Beispiel.
Zumindest zu Zeiten der Republik kam das für Rom nicht infrage. Die Konsulen wurden jährlich neu gewählt.

Polybios erklärte die Vormachtstellung Roms mit seiner Mischverfassung. Die römische Republik sei eine ideale Mischung aus Monarchie, Aristokratie und Demokratie und daher stabil sei.
In der Rückschau hat sich aber gezeigt, dass die Republik sehr instabil und vergänglich war, während das Imperium fast weitere 1000 Jahre bestand hatte.

Tatsächlich war es dem Imperium immer wieder gelungen inneren Zwist zu lösen. Die Liste der Bürgerkriege ist lang und die Einheit des Reiches stand oft genug auf der Kippe. In Zeiten spätantiker Teilung hatte man sich zumindest soweit arrangiert, dass man sich nicht gegenseitig zermürbte.
 
Es gab schon nach dem Ersten Samnitenkrieg eine sezessionistische Bewegung in der in Kampanien stationierten römischen Garnison.
Als es darum ging, ob man Karthago zerstören und danach durch eine römische Kolonie ersetzen sollte, sprachen sich manche dagegen aus, weil sie fürchteten, dass sich die Kolonisten, gestützt auf den Reichtum der Gegend, unabhängig machen könnten.
Sertorius wollte sich in Spanien zwar nicht vom Reich abspalten, aber wenn er nicht besiegt worden wäre, hätte es auf einen unabhängigen römisch-spanischen Staat hinauslaufen können.
Dazu kamen natürlich noch von Einheimischen getragene Unabhängigkeitsbewegungen in manchen Provinzen, siehe Pseudo-Philipp, Aristonikos, Viriathus ...
 
Einen Unterschied zwischen Rom und anderen "Mächten" jener Zeit sehe ich im Staatsgedanken. Der Mittelmeerraum war bis zum Aufstieg Roms stark von einem System von autonomen Stadtstaaten geprägt, das aus griechischen Traditionen entstanden ist. Es gab eine griechische Kultur, aber keinen griechischen "Staat". Rom ist einen anderen Weg gegangen, indem es einen Zentralstaat aufgebaut und nach und nach immer mehr erweitert hat. Neu hinzugewonnene Gebiete wurden nicht nur tributpflichtig gemacht, sondern mittelfristig in das Reich eingegliedert. Herrschaft wurde zentralisiert.

Ähnliches hat Athen versucht, ist dabei aber im Peloponnesischen Krieg an der zu starken Stellung Spartas gescheitert, das sich für die Autonomie der Stadtstaaten stark machte. Rom hatte in seiner Region keinen so starken Widersacher.

MfG
 
so wie man hochzivilisierten und kulturell weit entwickelten, auf Schönheit und Fortschritt bedachten Völkern gerne eine gewisse Dekadenz, eine geringere Bereitschaft zu bedingungslosem Kampf nachsagt.
Naja, man denke an die Athener im Peloponnesischen Krieg, die nach dem Debakel auf Sizilien und dem Verlust der meisten Verbündeten trotzdem noch jahrelang weiterkämpften, bis es wirklich nicht mehr ging.

Es ist ja durchaus sichtbar, dass die Etrusker, die den Römern kulturell so überlegen waren, über ihr regionales Stadtstaaten-Denken nicht hinaugelangt sind. Das hat dann schließlich auch ihren Untergang bewirkt.

Das gilt übrigens auch für die Griechen im Süden, die bei einem überstaatlichen Zusammenschluss ebenfalls hätten dominieren können.
Man sollte aber nicht vergessen, dass es bei den Etruskern und Griechen nie einer Stadt gelang, alle anderen dauerhaft zu dominieren.

Die Römer überwanden ihr regionales Stadtstaaten-Denken eigentlich auch nicht, also nicht in dem Sinne, dass sie einen Bundesstaat mit anderen Städten schufen. Stattdessen erweiterten sie teils ihr Territorium durch Eroberungen und Koloniegründungen, teils zwangen sie besiegten Gegnern einen Status als untergeordnete "Verbündete" auf. Letztlich blieb Rom trotzdem ein Stadtstaat mit Kolonien und vielen "Bundesgenossen". Und hier sind wir beim Unterschied zu den Griechen und Etruskern: Rom gelang es (der Überlieferung nach schon in der späten Königszeit und frühen Republik, in Wahrheit wohl erst im 4. Jhdt.), die anderen latinischen Städte dauerhaft niederzuringen und zur künftigen Stellung von Truppen zu zwingen, ohne ihnen Mitspracherechte einräumen zu müssen. Die Gewährung des Bürgerrechts an die meisten italischen Bundesgenossen folgte erst wesentlich später.
 
um noch einmal auf die (mir recht ominösen) Volkseigenschaften zurück zu kommen: was nützen diese, wenn der Nachbar stärker ist? Marbod und den seinen hat es gewiß nicht den praesupponierten Eigenschaften gemangelt, dennoch klappte die ganze Sache nicht allzu lang.

Relevanter als für die Antike kaum nachweisbare Volksmentalitäten erscheinen mir die jeweiligen Umstände (ist der Nachbar / Gegner zu stark, muss man von Expansionsbestrebungen Abstand nehmen) und ein konsequentes ausnutzen derselben.

Und dann noch eine Frage: ab wann ist im Kontext hier überhaupt von Rom zu reden? Schon in der Frühzeit, als noch gar nicht - weder für die damals beteilgten noch für uns aus der Retrospektive - absehbar war, welche Rolle der römische Staat im Mittelmeerraum spielen wird?
 
Im Nachhinein kann man dann immernoch ein Nationalepos schreiben lassen (Aeneis) und behaupten, dass einem die Götter die Herrschaft der Welt in die Wiege gelegt haben. Zum jeweiligen Zeitpunkt ist immer die Hose näher als das Hemd. Ich bewundere nicht die Skrupellosigkeit der römischen Greise (Senat), mit der sie eine ganze Generationjunger Männer opferten; es mag im Nachhinein die richtige Entscheidung gewesen sein, aber zwischen dem zweiten punischen Krieg und der Aeneis liegen mehr als 200 Jahre, in denen diese Entscheidung glorifiziert wurde.
Die römische Weltreichwerdung wurde erst durch Caesar planmäßig betrieben (mit dem Ziel "Welt"), und das war schon kurz vorm Schluss. Cäsar und die nachfolgenden Kaiser rackerten sich dann mit variablem Erfolg am unerreichbaren Alexander-Ideal ab. Größtenteils waren diese Unternehmungen einfache Raubzüge um aktuelle Krisen zu überstehen. Den Senatoren der Republik kann man keine anderen Motive unterstellen. Mal ehrlich, gab es je ein Imperium das nicht auf skrupelloser Aneignung basierte?
 
Weil in Rom vieles Neues möglich war.
Ähnliche Erfolgsrezepte verfolgten die Vereinigten Staaten bzw. die Stadt Zürich. Indem "normale" Leute den Aufstieg in höhere Klassen ermöglicht bekamen, wurde Wohlstand und Unternehmertum in die Stadt gespült - die Senatoren erscheinen zwar als abgeriegelte Klasse, aber das waren sie nicht immer und das blieben sie nicht dauernd. Dann kommen die Zehntafelgesetze dazu - Rom wurde zum Ort verlässlichen Handelns und einer Rechtssicherheit, die sich deutlich ausnahm von den anderen Städten, in denen entweder das Volk alles nach Laune entschied oder ein König herrschte. Und nicht zuletzt, Ackerbauerntum und territoriales Denken: Reichtum bedeutete Landreichtum, diesen zu erzielen wurde einfach alles annektiert. M. E. sind das ein paar sehr gesunde Grundlagen für eine spätere Großmacht.
Ich frage mich allerdings, ob sich da Rom wirklich so sehr von anderen Städten unterschied. Leider wissen wir über die inneren Zustände der anderen Städte Latiums und Etruriens kaum etwas. Aber kodifizierte Gesetzessammlungen gab es zumindest in vielen griechischen Städten auch. Mit Verlässlichkeit und Rechtssicherheit war es wegen der langen Ständekämpfe außerdem so weit vermutlich auch wieder nicht her.

Der Aufstieg in die höheren Klassen wurde auch in Rom erst im Laufe der Jahrhunderte möglich, wenn man der Überlieferung folgt, erst in der 2. Hälfte des 5. und der 1. des 4. Jhdts. v. Chr., wobei wir wiederum nicht wissen, ob es in den anderen Städten der Umgebung permanent unüberwindbare Standesschranken gab.

Ich bin auch skeptisch, ob die römische Verfassung wirklich so ein Vorteil war.
Zum einen wissen wir zwar, dass zumindest viele etruskische Städte lange Zeit von Königen regiert wurden, nicht aber, wie unumschränkt ihre Macht eigentlich war. Wenn man Livius Glauben schenken will, gab es jedenfalls auch bei den Etruskern einen einflussreichen Adel und Versammlungen. Später wurde diese Monarchie zumindest in vielen Städten ohnehin durch ein Wahlkönigtum oder gewählte Magistrate ersetzt. Bei den Latinern dürfte es nicht anders gewesen sein. Z. B. gab es in Lanuvium anscheinend einen jährlich gewählten "Dictator".
Zum anderen würde ich die römische Verfassung durchaus auch als Hemmschuh sehen. Zum einen provozierte sie laufend innere Konflikte, zum anderen kam es auch des öfteren vor, dass von den Volkstribunen Truppenaushebungen blockiert wurden. Dass die Einsatzgebiete der Praetoren immer und die der Konsuln oft unter den Amtsinhabern verlost wurden, war auch nicht unbedingt vorteilhaft. Eine konsequente Außenpolitik war in der römischen Republik mit den unterschiedlichen Interessengruppen im Senat, jährlich wechselnden Magistraten und blockierenden Volkstribunen jedenfalls nicht möglich.

Dieses territorialstaatliche Denken muss den Römern von Anfang an am Herzen gelegen haben. Warum sonst greift eine kleine Stadt immer weiter ins Umland aus, auch wenn das engere Territorium längst gesichert ist? Das kostet schließlich Leben und Kraft!
Eine römische Spezialität war das aber nicht. Die Etrusker expandierten nach Korsika und in die Poebene und wollten nach Kampanien, die Samniten expandierten nach Kampanien, die Bergvölker in der Nachbarschaft Roms wie die Äquer und die Sabiner wollten in die Ebene expandieren, wo Rom lag etc. Auch in Griechenland betrieben keineswegs nur Athen und Sparta eine expansionistische Außenpolitik, sondern auch die kleineren Städte. Ich würde eher sagen, es ist ein natürlicher Trieb, sich nicht mit dem Erreichten zufriedenzugeben, sondern mehr erreichen zu wollen und sich ergebende Chancen zu nutzen.

Es gab andere Staaten, die sich durchaus mit dem Erreichten zufrieden gaben und keine weitere Expansion anstrebten. Bei Rom war das anders.
Mit dem Erreichten gaben sich am ehesten Städte zufrieden, die stark auf den Handel ausgerichtet waren und in denen reiche Händler das Sagen hatten, weil Krieg für sie nur teuer und kontraproduktiv gewesen wäre. Aber auch da gibt es genügend Gegenbeispiele wie z. B. im Mittelalter Venedig und Genua.

These: Der (Bürger)-soldat schlägt sich besser, wenn Ruhm, Ehre und Beute (und vielleicht doch der ein odere andere gesellschaftliche Aufstieg - wählt den Kriegshelden!) auch bei ihm ankommen und nicht nur beim Zaren/Despoten/König. Vielleicht war die römische Verfassung einfach insofern der Expansion zuträglicher, weil die römischen Bürger relativ mehr von eigener Expansion hatten als die Gegenseite davon, diesen Expansionisten mit letzter Konsequenz entgegenzutreten?
Die Frage ist, inwieweit das wirklich auf Rom zutraf. In der Frühzeit profitierten vor allem die Patrizier von den Kriegen, über die sie entschieden. Dem kleinen Mann blieb nur die Beute, aber mangels Solds (der wurde der Überlieferung nach erst während der Belagerung von Veii eingeführt) drohte ihm durch seine wochenlange Abwesenheit von zuhause stets der wirtschaftliche Ruin und somit lange Zeit auch Schuldknechtschaft. Profitieren konnte er allenfalls durch die Gründung von Kolonien, wobei aber die frühen Kolonien Latinerkolonien waren, die Ansiedler also ihr Bürgerrecht verloren. Der Überlieferung nach leisteten so manche Kolonisten auch durchaus Widerstand dagegen, in eine Kolonie übersiedeln zu müssen, bzw. wurden gerne "unruhige Elemente" dorthin abgeschoben.
Der Aufstieg in höhere Ämter war in der Frühzeit der Überlieferung nach auch für Kriegshelden rechtlich unmöglich, aber auch später gab es nur selten Aufsteiger aus der Unterschicht. Berühmte Kriegshelden der Überlieferung, die es dank militärischer Ruhmestaten zum politischen Erfolg gebracht haben sollen, wie Torquatus oder Valerius Corvus, entstammten ohnehin der Oberschicht, andere hingegen wie Coriolanus oder Manlius Capitolinus sollen trotz oder gerade wegen (weil die Popularität sie der Oberschicht verdächtig machte) Kriegsruhms gescheitert sein.
 
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