Warum haben wir abstehende, pyramidenförmige Nasen?

silesia

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Bei manchen Forschungsfeldern schaut man mehrmals hin, ob man sich verlesen hat. 1. April? Ist noch nicht.

Hier im Journal für experimentelle Biologie.
Die so ausgeprägte Nasenform sei singulär bei Anthropoiden vor etwa 1,6 Mio. Jahren "aufgetaucht", müsse also evolutorisch begründet werden.
Die umtreibende Frage: Warum? Welchen Vorteil hatte das?

Ein neuer Artikel versucht dies mit der Mobilität (long-distance-travel) zu verbinden.
The navigational nose: a new hypothesis for the function of the human external pyramid
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Zuletzt bearbeitet:
Welchen Vorteil hatte das?
Den direkten Vorteil für Homo Erectus seh ich jetzt nicht, aber mit unseren Nasen kann man noch gut atmen wenn man ohne Helm mit dem Motorrad fährt, wenn man den Kopf ein wenig senkt funktioniert das auch bei hohen Geschwindigkeiten (bei denen ein Schimpanse wahrscheinlich aufgeblasen würde).
Bin aber kein Anhänger von "Ancient aliens" Mythen.
 
Nee, die aliens lassen wir mal außen vor. :D

Der abstract mit deepL:

Die Funktion eines der markantesten Merkmale des menschlichen Gesichts ist noch etwas unklar.
Dies ist die einzigartige "äußere Pyramide" der Nase (Lieberman, 2011) (Abb. 1). Dieser äußere Vorsprung ist zusammen mit seinen "nachteilig" orientierten Nasenlöchern einzigartig unter den Anthropoiden und sogar unter den Menschenaffen (Ankel-Simons, 2007). Da die äußere Nase aus Schädelresten rekonstruiert werden kann (Rynn et al., 2010), kann das "Auftreten"/Erscheinen der "äußeren Pyramide" (als Nasenform) auf das Aussehen des Homo erectus vor etwa 1,6 Millionen Jahren datiert werden (Franciscus und Trinkaus, 1988).

Es gibt derzeit nur eine akzeptierte Hypothese für die Entwicklung der menschlichen Nase, basierend auf ihrer Atmungsfunktion. Was ich als Konditionshypothese bezeichnen werde, deutet darauf hin, dass sich die äußere Nase entwickelt hat, um die Luft zu erwärmen und zu befeuchten, bevor sie die Lunge erreicht. Diese Hypothese wurde 1913 von Arthur Thomson eingeführt, der beobachtet hatte, dass größere, dünnere (d.h. leptorrhine) Nasen in kalten, trockenen Klimazonen gefunden wurden und kürzere, flachere (d.h. platyrrhin) Nasen in warmen, feuchten Klimazonen gefunden wurden. Er vermutete, dass je schmaler der Kanal, durch den die Luft strömt, desto größer wäre der Austausch von Wärme und Feuchtigkeit, und so könnte die Leporrin-Nase eine Anpassung für die Atmung in kalten, trockenen Klimazonen sein (Thomson und Buxton, 1923).


angepasst übersetzt mit www.DeepL.com/Translator,
 
Die so ausgeprägte Nasenform ... müsse also evolutorisch begründet werden. ... Warum? Welchen Vorteil hatte das?

Noch eine allgemeine Bemerkung dazu, ob nun zu den Nasen passend oder nicht.

Die populäre und nicht ganz korrekte Vorstellung von der biologischen Evolution ist die, dass morphologische Veränderungen von Tieren oder Pflanzen immer einen erkennbaren „Sinn“ haben, dass sie also für das entsprechende Lebewesen „nützlich“ und „gut“ sind. Oft verläuft die Sache aber komplizierter.

Eine große Rolle bei der biologischen Evolution spielt das, was Darwin „korrelative Veränderungen“ genannt hat. „Darunter verstehe ich“, schreibt er, „dass die Organisation während ihres Wachstums und ihrer Entwicklung so sehr ein Ganzes bildet, dass, wenn an einem Teile geringe Veränderungen vorkommen und sich durch die natürliche Zuchtwahl anhäufen, auch andere Teile entsprechend modifiziert werden“ (Die Entstehung der Arten).

Ein Beispiel aus der Evolutionsgeschichte der Pferde. Seit dem Tertiär vergrößerten sich die hinteren Backenzähne der Pferde. Diese sogenannte Hypsodontie wurde bei der Umstellung auf kieselsäurehaltige, also härtere Nahrung wie Gräser notwendig. „Diese Veränderung erfordert größere Kieferknochen, und die wiederum setzen einen größeren Schädel voraus. Damit der Hals den größeren Schädel tragen kann, muss er ebenfalls neu konstruiert werden. Die Zunahme der Schädelgröße wirkt sich also auf den übrigen Körper und insbesondere auf die Fortbewegung aus. Bis zu einem gewissen Grade muss also das ganze Pferd umgestaltet werden, damit es größere Zähne erwerben kann“ (Ernst Mayr).

Solche Prozesse spielten auch eine große Rolle bei der Menschwerdung. Bestimmte Besonderheiten des menschlichen Gehirns und damit auch der menschlichen Psyche sind nicht einfach als Anpassung an die Umwelt, als direkte Folge des „Kampfes ums Dasein“ erklärbar, sondern nur als eine sehr indirekte Folge in Form von korrelativen Veränderungen.

Ob das auch für die menschliche Nase zutrifft (etwa durch die Umgestaltung des menschlichen Schädels durch das vergrößerte Hirn oder dergleichen) ist eine andere Frage. Das Problem liegt dann immer darin, dass sich solche Prozesse im Nachhinein nur schwer rekonstruieren lassen.
 
Dann wäre die interessante Frage, welche Korrelationen es da gibt.

Eine weitere Möglichkeit für die Entstehung eines Merkmals, dass keinen direkten Vorteil (sondern in dem Fall sogar Nachteil) bedeuten kann, ist sexuelle Selektion.
 
Dann wäre die interessante Frage, welche Korrelationen es da gibt.

In Kurzfassung:

Bis heute stehen die Erfordernisse des aufrechten Gangs und des Wachstums des Gehirns im Widerspruch zueinander, deshalb die relativ schmerzhaften Geburten beim Menschen im Unterschied zu anderen Säugetieren. Ich sag es wieder mit dem großen Biologen Ernst Mayr: „Säuglinge mit einem größeren Gehirn hatten auch einen größeren Kopf, aber wie man aus den paläontologischen Befunden erkennen kann, war ein entsprechendes Wachstum des Geburtskanals offensichtlich nicht mit dem aufrechten Gang und der zweibeinigen Fortbewegung zu vereinbaren. Das Wachstum des Gehirns musste deshalb zu einem großen Teil auf die Zeit nach der Geburt verlegt werden, oder anders ausgedrückt: Die Kinder mussten vorzeitig zur Welt kommen ... Erst mit 17 Monaten hat ein menschlicher Säugling die Beweglichkeit und Selbständigkeit eines neugeborenen Schimpansen erlangt.“ Man sieht hier, wie der Kopfumfang und damit die Gehirngröße gerade in den ersten Monaten nach der Geburt schnell zunehmen:

http://www.cyberdoktor.de/img/kopfumfang260410.jpg

Wir sind alle Frühgeburten. Das hat Folgen für die psychische Entwicklung des Menschen. Die „‘physiologische’, d.h. normalisierte Frühgeburt“ (Arnold Gehlen) koppelt das Wachstum des Gehirns mit der Auseinandersetzung mit der Umwelt außerhalb des Mutterleibes, mit Lernprozessen.

Andererseits hat es die besondere Bedeutung der frühkindlichen Entwicklungsphase zur Folge, auf die zuerst Freud und Alfred Adler aufmerksam gemacht haben. Wir lernen eine ganze Menge, bevor wir richtig denken und vor allem sprachlich denken können.

Hinzu kommt die frühkindliche Sexualität. Die Ausschüttung von Sexualhormonen in den ersten Lebensmonaten ist so hoch wie später in der Pubertät. Warum das so ist, weiß kein Mensch, aber es ist so. Das bedeutet, dass gerade die frühkindlichen Erfahrungen stark sexuell untermauert werden und später nicht oder nur unter größten Schwierigkeiten korrigiert werden können. Wir werden sozusagen entscheidend geprägt, bevor wir denken können. Und damit beginnt dann der ganze Ärger … ;)
 
Ist das hilfreich?:

"Konkave oder konvexe Nase, aufgerollt oder verdreht, Griechisch oder Camus....... Es gibt fast so viele Formen der Nase als es Nasen gibt. Aber nur 4 Gene wären an der Art und Weise beteiligt, wie das Organ geformt ist. Das hat ein Team des University College London hervorgehoben und eine Studie in der Zeitschrift Nature Communication veröffentlicht. Die Breite der Basis und die Rundheit der Nasenspitze würden somit durch Gene bestimmt, die auf die schönen Namen von DCHS2, RUNX2, GLI3 und PAX1 hören."

A genome-wide association scan implicates DCHS2, RUNX2, GLI3, PAX1 and EDAR in human facial variation | Nature Communications
 
gibts die Geschichte mit den Brandungswesen nicht mehr, dort würden die geschützten Nasenlöcher auch viel Sinn machen.
 
Um die Fragestellung der Form unserer Nasen zu klären, müsste zuvor klar sein warum wir überhaupt solche Nasen haben.
Um Luft zu erwärmen? Nun Inuit haben eher kleine Nasen.
Um Luft zu kühlen? Die größten Nasen findet man bei arabischen/semitischen Völkern.
Oder ist das alles nur ein Vorurteil?
 
Könnte mir vorstellen, dass nach unten gerichtete Nasenlöcher im Wasser den Vorteil haben, dass es nicht so leicht eindringt. Dass hingegen Krokodile die Nasenlöcher oben haben, könnte mit dem Verharren unter der Wasseroberfläche zusammenhängen. Und Biber haben seitliche Nasenlöcher, die sie beim Schwimmen oben halten. Hätte sich der Mensch auch aneignen können, würden da nicht auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, wie der zusätzliche Vorteil nach unten gerichteter Löcher etwa bei Sandstürmen. Hinzukommt die größere Fläche für Nasenbehaarung, die Staubpartikel, Pollen, etc. auffängt. Außerdem können die Nasenhaare nach unten herausfallen, anstatt tödliche Komplikationen zu verursachen.
Dies nur als Vermutungen, während m.M.n. die prägende Rolle der sexuellen Selektion bei der Entstehung der Nasenform unglaubwürdig ist, könnte aber die Entwicklung beschleunigt haben, indem bspw. der bessere Schwimmer/Fischer als attraktiver galt.
 
Es reicht leichter Druck mit unseren genialen Daumen und dem Zeigefinger um unsere Nase zu verschliessen.
Das ist bestimmt zu etwas gut z.B. um sprichwörtlich seine neugierige Nase in Dinge zustecken.

Ansonsten gehe ich mit Tom, unsere Nasenform folgt wichtigeren evolutionären Entwicklungen unseres Kopfes.
 
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