Warum ist die lateinische Sprache eigentlich ausgestorben?

Ist sie doch nicht, sie lebt ....

Aber: Errare humanum est.

Die meisten schönen Zitaten stammen aus dem Lateinischen und es wirkt intellektuell sie im Leben anzuwenden.

Ich habe erst vor einem knappen Jahr mit 8 weiteren Mitstreitern einen Latein LK durchgeboxt, dass der eingerichtet wird. Schule, die Latein ein bisschen skeptisch gegenüber steht, war erst dagegen.

Man sieht, das Interesse besteht!
 
Ist sie das?
Du hast wohl vom Reqiem für Papst Johannes Paul II. überhaupt nichts mitbekommen :autsch:
 
Ich glaube, Gisele meint eher, warum kein Mensch mehr im Alltag Latein spricht.
Ich bekomme jetzt wieder einen auf den Deckel, wenn ich behaupte, das Latein die Sprache eines ausgestorbenen Volkes ist. Aber egal.
Warum muss denn die Kirche unbedingt die Sprache der Römer von vor 2000 Jahren sprechen?
Jesus hat ursprünglich auch kein Latein gesprochen. Und die Ärzte und Juristen, verwenden das nur, um mich zu verwirren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gisele schrieb:
Warum ist die Lateinische Sprache eigentlich völlig gestorben??? :grübel:
Ist Latein denn ausgestorben?
Vielmehr muss man doch davon ausgehen, dass sich diese Sprache fortentwickelt hat - zu den romanischen Sprachen wie Italienisch, Spanisch etc.
Dass wir heute noch das klassische Latein kennen und verstehen, liegt vor allem daran, dass die alten Römer uns so viele Klassiker hinterlassen haben und dass vor allem die Kirche, die römische Staatskirche war, an dieser Sprache festgehalten hat. Es ist wesentlich den Mönchen und Klerikern zu verdanken, dass das Lateinische nicht verlorengegangen ist.
 
Kirlon schrieb:
Ist Latein denn ausgestorben?
Vielmehr muss man doch davon ausgehen, dass sich diese Sprache fortentwickelt hat - zu den romanischen Sprachen wie Italienisch, Spanisch etc.
Dass wir heute noch das klassische Latein kennen und verstehen, liegt vor allem daran, dass die alten Römer uns so viele Klassiker hinterlassen haben und dass vor allem die Kirche, die römische Staatskirche war, an dieser Sprache festgehalten hat. Es ist wesentlich den Mönchen und Klerikern zu verdanken, dass das Lateinische nicht verlorengegangen ist.

Ähem, eine kleine Ergänzung bzw. Korrektur meinerseits: das in der römischen Kirche verwendete Latein war nicht mehr das klassische Latein eines Caesar oder Cicero etc., sondern die volkstümliche - also etwas abgeschliffene - Form, das sog. Vulgärlatein. Auf Basis dessen gibt es übrigens noch eine - wenn auch schwindende - Volkssprache in der Schweiz: das Rätoromanisch.
Dennoch darf man das Verdienst von Mönchen und Klerikern natürlich nicht geringschätzen - wengleich vieles Schriftgut aus der Antike auch über die Kreuzzüge bzw. über Byzanz "zurück" nach Westeuropa gekommen ist.

In diesem Sinne

Timo
 
Nicht nur das Rätoromanische basiert auf dem Vulgärlateinischen (-als volkssprachlichem Latein), sondern alle romanischen Sprachen und Dialekte. Dass - obwohl sich die einzelnen lokalen Dialekte längst zu eigenen Sprachen entwickelt hatten - immer noch ein Bewußtsein für die "richtige" (weil lateinische) Schreibung erhalten hatte, kann man gut an mittelalterlichen Texten sehen, in der sich volkssprachliche Schreibung und etymologisch richtige Schreibung bzw. vermeintlich etymolgisch richtige Schreibung (Hyperkorrekturen) abwechseln.
Eine Quelle für das Vulgärlateinische ist das Appendix Probi, ein Anhang zu einer von einem gewissen Probus verfassten Grammatik des klass. Latein, von einem späteren Autor darangefügt, in dem dieser volkssprachliche Ausdrücke kritisiert und eine Vokabelliste für ein "besseres" Latein anbietet.

Andreas
 
:grübel: Florian 17160 hat meine Frage richtig erkannt hat.
Ich weiß ja, dass in der Kirche, unter Medizinern und Juristen Latein gesprochen wird, und nicht zu vergessen unzählige Zitate im Alltag verwendet werden. Es ist auch richtig, dass das Latinum die Wurzel der romanischen Sprache ist - aber Latein ist eine tote Sprache.
Früher wurde unter den alten Römern lateinisch gesprochen, und das muss ja irgendwann aufgehört haben - oder warum sprechen die Römer jetzt Italienisch und nicht mehr die "Ursprungssprache".

Wie konnte durch den Untergang des römischen Reiches denn die Sprache auch aussterben?
 
Kirlon schrieb:
Ist Latein denn ausgestorben?
Vielmehr muss man doch davon ausgehen, dass sich diese Sprache fortentwickelt hat - zu den romanischen Sprachen wie Italienisch, Spanisch etc.

Das ist doch die beste Erklaerung, nicht ausgestorben, sondern weiterentwickelt, sowie sich alle Sprachen aus der damaligen Zeit weiterentwickelt haben, auch die, die bei uns geprochen wird.
 
Kirlon schrieb:
Ist Latein denn ausgestorben?


Wenn ich an eine längst vergangene Signatur ("suus cuique crepitus bene olet") von mir denke, deretwegen ich zum Hobby des großen Meisters koreanischer und neandertaleristischer Beiträge wurde: Nein.
 
Ich habe mal willkürlich ein paar Zeilen aus der mhd Version des Rolandsliedes ausgewählt:

"alles dines gemuotes,
unde daz du dich behuotes,
also ire wille si,
unde gemachen dir noch uri
elliu dine riche."

...oder hier aus den Nibelungen:

"En Bvrgonden ein vil edel magedin
daz in allen landen niht schoners mohte sin
Chriemhilt geheizen si wart ein scóne wip
dar vmbe mûsen degene vil verliesen den lip"

(alles von dieser schönen Seite )

Welche Sprache würdest Du sagen ist das?
Es handelt sich um Deutsch, auch wenn du vielleicht nicht alles mühelos verstehst. Weil es sich nicht um den aktuellen Sprachstand handelt. Das Deutsche hat sich eben zu der Sprache weiterentwickelt, die Du heute benutzt, mehr oder weniger ein Kompromiss aus süddeutschen Dialekten.

So ist es eben auch mit dem Lateinischen, nur das der geopolitische Raum, in dem Latein gesprochen wurde, sich gespalten und durch verschiedenste Einflüssse unterschiedlich entwickelt hat.
Ich glaube auch, alle, die Dir geantwortet haben, haben dich richtig verstanden, nur, dass es eben Widerspruch dazu gab, Latein sei ausgestorben.

Andreas
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sorry, ich wollte niemanden auf die Füsse steigen. Natürlich hat jeder die Frage verstanden, und ich bin auch dankbar für Eure super Beiträge!
:yes:
Es ist halt schon erstraunlich, dass sich die Sprachen weiterentwickeln. Wieviele Dialekte es wohl in Deutschland gibt (alleine schon in Bayern)?
Ob es dann in ca. 1000 Jahren unsere hochdeutsche Sprache noch gibt?!:grübel:

Quis leget heac?
 
Gisele schrieb:
Wieviele Dialekte es wohl in Deutschland gibt (alleine schon in Bayern)?

Hier findest Du eine ungefähre Auflistung (unter "Deutsche Sprachgliederung"):

http://de.wikipedia.org/wiki/Dialekt


Gisele schrieb:
Ob es dann in ca. 1000 Jahren unsere hochdeutsche Sprache noch gibt?!:grübel:

Wenn sie lebendig bleibt, dann wird sie sich auch weiterentwickeln, wie sich alle Sprachen weiterentwickeln, d. h. es sie nicht mehr so geben, wie sie heute ist.

Nur eine "tote" Sprache, die nur noch in Wörterbüchern existiert, verändert sich nicht mehr.
 
Ich habe vor kurzem mit einem Lateinprofessor auf der Uni eine ähnliche Diskussion geführt. Er meinte, dass für das Verschwinden des gesprochenen Lateins zwei Faktoren maßgeblich waren:
  • Die Emanzipation der Nationalsprachen durch das Erstarken der Territorialstaaten und deren Einzug in die Schriftsprache. Man denke nur an die großen nationalsprachlichen Werke wie das Nibelungenlied, die göttliche Kommödie oder den Rosenroman. Gallileo Gallilei oder Descartes schrieben ihre ersten Werke noch auf Latein, ihre letzten Bücher wurden allerdings in ihren Landessprachen veröffentlicht.
  • Was er zu meiner Verwunderung auch ansprach, war die Wiederentdeckung der Antike in der Renaissance. Er meinte, dass Gelehrte plötzlich verlangten, dass man das komplizierte, klassische Latein eines Cicero oder Seneca anstelle eines einfacheren, aber weit verbreiteten mittel- und neulateinischen Vulgärlateins sprechen müsse. Das habe den Leuten die Sprache noch schneller verleidet, als sie es durch die Emanzipation der Nationalsprachen eh schon getan hat.
So lange ist es übrigens noch nicht her, dass eine bestimmte Schicht Latein zumindest flüssig schreiben konnte. Schließlich mußten im 19. Jahrhundert noch Dissertationen auf Latein verfaßt werden und wenn ich mir die alten MGH-Bände ansehe, dann sind dort auch die Begleitaufsätze auf Latein.

Tja, und dann gibt es noch Menschen wie Pater Reginald Foster. Ich habe mal in einer Dokumentation ein Interview mit ihm gehört - es war gar nicht so schwer, ihn zu verstehen. Das gilt übrigend auch für "The Passion" - zwar ungewohnter italienischer Akzent, aber in jedem Fall leichter als Aramäisch. :D
 
Man könnte auch fragen: Warum spricht heute ein Deutscher kein Urgermanisch mehr?
Sprachen leben. Latein lebt in romanischen Sprachen und teilweise auch germanischen Sprachen weiter...
 
Ganz tot ist das Latein ja nicht - lebt wie schon mehrmals gesagt in den romanischen Sprachen (wie dem Rumänischen) weiter, wird im Vatikan verwendet
http://www.welt.de/data/2004/05/13/277101.html?s=1
Wie auch in diversen Wissenschaften benutzt, und es gibt Versuche die Sprache wiederzubeleben.

Finnische EU-Ratspraesidentschaft hat damals auch Nachrichten auf Latein veroeffentlicht
http://presidency.finland.fi/netcomm/news/showarticle650.html
Und auch gibt es Versuche die Sprache wiederzubeleben
http://www.welt.de/data/2000/04/01/559105.html
http://www.welt.de/data/2000/04/01/559102.html
Meines wissens hat auch ein EU Parlamenstabgeordneter auf Latein eine Rede mal da gehalten.

Asterix gibts auch auf Latein (soll aber nicht so toll sein),

Totgesagte leben laenger
 
florian17160 schrieb:
Jesus hat ursprünglich auch kein Latein gesprochen. Und die Ärzte und Juristen, verwenden das nur, um mich zu verwirren.
=) =) =)

Latein lebt! Lief mir erst gestern wieder in meinem Lieblingsfilm über den Weg. In "Der 13. Krieger" verständigen sich ein Araber und ein "Nordmann" (richtiger wäre hier wohl die Bezeichnung "Waräger") auf Latein. Sehr schön anzuhören... :rofl:

Gibt es in Deutschland vielleicht eine Art Club, der die lateinische Sprache pflegt, wo man sich also in dieser Sprache unterhält? Das wär doch mal was... :yes:
 
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