Warum ist Loki ein Gott?

Fenrir

Mitglied
Hi Leute.

Loki ist ja der Gott der Lüge, Betrugs usw. und seine Eltern waren 2 Riesen wenn ich richtig informiert bin.

Warum gehört er dann zu den Asen bzw. warum ist er ein Gott?
 
Ob beide Eltern von Loki Riesen waren, steht eigentlich nirgends. Bekannt ist lediglich, daß sein Vater der Riese Farbauti war und seine Mutter Laufey oder Nal heißt, wobei ihre Gestalt weitgehend im Dunkeln bleibt. Bei Wikipedia steht zwar, daß auch sie eine Riesin gewesen sein soll, scheint aber nur aus der Andeutung geschlossen worden zu sein, daß Loki in Jötunheim, also dem Riesenland, 3 Kinder zeugte. Fest steht lediglich, daß daß Laufey oder Nal keine Asin war, während Loki als Ase bezeichnet wird.
Daß Loki als Ase galt, lag wohl an seiner eigentlichen Herkunft bzw. Gestalt. Ein anderer Name des Loki ist auch Lopt - also "der Blitz". Und wenn man sich Loki als ein Blitz vorstellt, dann wird auch klar, warum er als "Anstifter allen Betrugs" oder auch als "schön von Gestalt, aber böse von Gemüt und sehr unbeständig" beschrieben wird. Auch heute sagt man noch "wie ein Blitz aus heiterem Himmel". Auch solch ein Ausspruch passt auf Loki oder eben Lopt. Er galt damit neben Surtur, dem Herrscher des Feuers, als ein weiterer "Feuerbringer". Diese Naturerscheinung ist die tatsächliche Herkunft von Loki, der damit gut in eine Reihe mit Donar (Thor), dem Donnergott und Wotan (Odin), dem Sturmgott paßt.
 
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Hi Leute.

Loki ist ja der Gott der Lüge, Betrugs usw. und seine Eltern waren 2 Riesen wenn ich richtig informiert bin.

Warum gehört er dann zu den Asen bzw. warum ist er ein Gott?

Hm... :grübel:Du versucht gerade Mythen mit Logik zu begreifen. Es steht zu befürchten, dass du schlicht akzeptieren musst, dass Mythen nicht an Logik gebunden sind.
 
Hm... :grübel:Du versucht gerade Mythen mit Logik zu begreifen. Es steht zu befürchten, dass du schlicht akzeptieren musst, dass Mythen nicht an Logik gebunden sind.

Nun ja, Logik im Sinne von Auswerten der Überlieferungen und versuchen, sich in die Vorstellungen von damals hinein zu versetzen. Das gehört schon dazu. Nur man muß sehr aufpassen, daß man sich dabei nicht auf den Holzweg begibt. ;)
 
mag man mich prügeln, aber ich gebe trotzdem eine opernhafte Begründung dafür, dass Loki/Loge zu den Göttern gehören muss:
wen sollte Wotan sonst rufen, um den Feuerkreis um die eingeschläferte Walküre zu produzieren (Walküre)? sprachlich und gesanglich ist "Loge, hör!" kurz vorm Feuerzauber (Ende dritter Akt Walküre) schlichtweg optimal :D

Spaß beiseite: es gibt kein bürokratisch festgelegtes germanisches oder nordgermanisch/wikingisches Pantheon - schon sprachlich ist zweifelhaft, wie es um "logathore/logdan/loki" bestellt ist. Und insgesamt wird man sicher keine zwingenden Begründungen finden, warum Zeus, Iuppiter, Wodan/Odhin, Loge/Loki u.v.a Götter sind oder sein müssen.
 
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Man muss auch bedenken, dass die Grenzen zwischen Mensch und Riese und Gott nicht so scharf waren. Unser Gottesbild ist von den monotheistischen Religionen geprägt, wo es einen allmächtigen ewig existierenden Gott gibt, der unendlich weit über den Menschen steht. Aber in der griechisch-römischen Vorstellungswelt z. B. konnten durchaus Menschen zu Göttern werden, und ich meine jetzt nicht die Apotheose etlicher römischer Kaiser, sondern denke vor allem an Herakles. Aber auch anderen Menschen wurde zumindest Unsterblichkeit verliehen und ein Leben unter den Göttern gewährt, wenn sie auch keine "echten" Götter wurden, z. B. Ganymedes. Die Götter des nordischen Pantheon waren überhaupt nur eine Art "Übermenschen", die ihre Unsterblichkeit nur den Äpfeln der Idun verdankten und alterten, wenn sie sie nicht bekamen, und sie konnten sogar getötet werden. Da konnte es wohl nicht so schwer sein, Fremde in diesen Kreis aufzunehmen. Loki war auch nicht der einzige Fall, es wurden auch einige Wanen unter die Asen aufgenommen, nämlich Njörd, Freyr und Freya.
 
Warum gehört er dann zu den Asen bzw. warum ist er ein Gott?

Loki leitet den Untergang der Götter ein, indem er mit der Riesin Angoburda die Midgardschlange, den Fenriswolf und die Tofesgöttin Hel zeugt, die alle in der Götterdämmerung gegen die Asen stehen und wo Loki selbst Anführer der Mächte der Vernichtung wird. Sein Wesen und sein Verhältnis zu den Göttern sind zwiespältig. Er ist einerseits der Blutsbruder Thors und meist sein Helfer, andererseits verhöhnt und beschimpft er die Götter in einem großen Streitgespräch.

Insofern ist Lokis Stellung nicht ganz eindeutig und er steht - obwohl prinzipiell zu den Asen gezählt - eigentlich auf der Grenze zwischen Göttern und Dämonen bzw. Riesen.
 
Insofern ist Lokis Stellung nicht ganz eindeutig und er steht - obwohl prinzipiell zu den Asen gezählt - eigentlich auf der Grenze zwischen Göttern und Dämonen bzw. Riesen.

Wolfgang Golther erklärt in seinem "Handbuch der germanischen Mythologie", dass große Teile der Loki-Gestalt aus christlichen Vorstellungen über den Teufel (Luzifer) entnommen sind. Der war ja zunächst auch einer der Engel und hat seinen schlechten/dämonischen Charakter erst später offenbart. Auch leitet Loki den Untergang der Götter nicht nur ein, sondern führt ihn höchstpersönlich an, indem er das Schiff Naglfarl, auf dem die Riesen in Mitgard einfallen, steuert. Hier spielt er also genau die selbe Rolle wie Luzifer beim christlichen Endzeitszenario, auch wenn bei Ragnarök Fenrir und Surt ebenfalls teuflische Elemente beinhalten.
 
Hier wäre dann für mich die Frage wie viele der von dir genannten Elemente in christlicher Zeit "verschönert" wurden, wie viele Teile der überlieferten Edda und wie viel man überhaupt mit Sicherheit von der "Ur-" Edda aussagen kann. Leider habe ich das von dir zitierte Werk nicht greifbar, kann also gerade seine Tendenzen nicht einschätzen, wann ist es denn entstanden?
 
Das Werk an sich ist von 1895 :rofl: , meine Ausgabe ist aber aus dem Jahre 2000.
Kannst du denn auf die Schnelle andere Werke nennen, die da genauer sind bzw. neuere Forschungsergebnisse wiederspiegeln? Vielleicht ist meine Version ja schon wieder veraltet :winke:

Was meinst du denn mit der "Ur"-Edda? Die Edda als literarisches Werk ( sowohl Lieder- als auch Prosa-Edda) ist doch erst in christlicher Zeit entstanden.
 
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Genau das meinte ich eben, in diesen Überlieferungen hat man eben stark christliche Tendenzen, weswegen man keine sicheren Aussagen über die Ansichten des nordischen Heidentums treffen kann. Zumal es ja auch keine zentralisierte Religion war. Wenn ich mich recht entsinne gibts aber bei den Neuauflagen der Simrockübersetzungen der Edda hierzu auch einige Stellen. Nur Loki als Personifizierung des Bösen scheint mir doch eine christliche Färbung, für das sinnlose Böse/Zerstören waren doch eher die Riesen zuständig.
 
Wolfgang Golther erklärt in seinem "Handbuch der germanischen Mythologie", dass große Teile der Loki-Gestalt aus christlichen Vorstellungen über den Teufel (Luzifer) entnommen sind.

Ja, ich kenne diese Hypothese, die freilich durchaus umstritten ist. Das Lexikon des Mittelalters schreibt zu recht:

In der Forschung sind zahlreiche Deutungen der Loki-Figur vorgelegt worden, die aber meist nur Einzelaspekte seiner vielschichtigen Natur berücksichtigen. (Loki als Feuer- oder Wasserwesen, als Luzifer, als Hypostase Odins etc.). Es scheint, dass Loki - ähnlich wie Prometheus - als Kulturheros gesehen wurde, der dann in einer typischen Doppelfunktion als Betrüger ("trickster") und Gegner der Götterwelt auftrat (de Vries).
 
Nun ja, in den Marvel-Comics ist Loki ja der böse (Halb)Bruder von Thor :D

Aber im Ernst:
Ich sehe Loki auch als Trickster und einen Antipoden zu Thor. So wie Thor Repräsentant und Bewahrer der Götterwelt und Verteidiger von Asgard ist, ist Loki der Outsider und Underdog und derjenige,der das "Asensystem" sabotiert und letztlich im Ragnarök zum Einsturz bringt. Letztlich verkörpert er damit eher den Wandel als das böse Prinzip und ist gleichzeitig als Blutsbruder Odins aauch Teil des Systems.
 
Die Einschätzung von zaphodB., die ich durchaus teile, zeigt v.a. eines: Das Ganze (sprich: unsere historischen Quellen zum Thema) sind weit mehr Literatur als Religion. Die Vorstellungen, die wir uns von Loki machen (können), passen in jeden Abenteuerroman (zB die Edda), aber welchen Stellenwert sie in einem mythisch fundierten Weltbild einnehmen bleibt v.a. mysteriös...
;)
 
Ja das ist das Problem an Religionen die ihren Glauben ursprünglich wohl mündlich übermittelten. Wenn das aufschreibende Hansel was hinzufügt ist das schwer bis garnicht auszumachen.
 
Wie würde das denn die problematische Situation der Eddaüberlieferung verbessern?

Germanische Götter wurden anhand der nordischen, angelsächsischen und althochdeutschen Überlieferung erschlossen, sodass die Forschung von ihnen ein recht deutliches Bild hat, mythische und sagenhafte Züge kennt und auch über Verehrung und Opferdienst gut informiert ist.

Allerdings zählt Loki nicht zu den Gottheiten, von denen eine besondere Verehrung oder heilige Haine bekannt sind. Das mag daran liegen, dass sein Wirken und viele ihm zugeschriebenen negative Eigenschaften die Menschen nicht dazu veranlasst haben, eine Verehrung zu begründen.
 
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