Warum ist Rom während des 2. Punischen Krieges nicht zusammengebrochen?

Ähem, ich glaube jetzt bringst du etwas durcheinander. Sizilien ist im Ersten Punischen Krieg an Rom verloren gegangen. Die Kathager versuchten dies im 2.Punischen Krieg zu revidieren.
Nein ich meine schon den zweiten. Aber Syracuse ist ja zum Beispiel ebenfalls übergelaufen und hat von Karthago Unterstützung gefordert.
Sizilien war alles andere als sicherer römischer Boden.


Hannibals Erfahrungen mit Belagerungen, siehe Sagunt, sind ja auch nicht sehr positiver naturg gewesen.
In der Tat, da hast du Recht.

Gruß
 
Nein ich meine schon den zweiten. Aber Syracuse ist ja zum Beispiel ebenfalls übergelaufen und hat von Karthago Unterstützung gefordert.
Sizilien war alles andere als sicherer römischer Boden.

Dann hast du missverständlich formuliert.

Sizilien war römsicher Besitz, da konnte auch der kurze Seitenwechsel von Syrakus in Folge von Hierons Tod nichts ändern.

Und Syrakus hat zu keinem Zeitpunkt die Herrschaft über Sizilien gehabt. Die lag in römischer Hand. Im Jahre 212 v.Chr. war dieses kurze Intermezzo von den Römern durch ein längere Belagerung von 2 Jahren auch gewaltsam beendet worden.
 
Mir leider nicht. Es wurde klar gelegt warum Hannibal nicht gewonnen hat. Und leider nicht, warum Rom nicht verloren hat.

Weil Hannibal nicht gewonnen hat! :cool: Ganz einfach.

Weil Rom mehr Ressourcen als Karthago hatte.
Weil Rom den größeren Durchhaltewillen besaß.
Weil das Bundesgenossensystem nicht zusammenbrach und Hannibal so die letzten 10 Jahre in Italien eigentlich nur noch auf Rom reagieren konnte, in dem verzweifelten Bemühen die zu ihm übergelaufenen Städte zu halten (vgl. die Beiträge von Marcus Trebius)
 
Und Syrakus hat zu keinem Zeitpunkt die Herrschaft über Sizilien gehabt. Die lag in römischer Hand. Im Jahre 212 v.Chr. war dieses kurze Intermezzo von den Römern durch ein längere Belagerung von 2 Jahren auch gewaltsam beendet worden.

Nein, das nicht. Dennoch ist es abgesehen von Lilybaeum die mit Abstand wichtigste Stadt ganz Siziliens.
Ich meine auch zu wissen das es im späteren Verlauf sogar mal die Hauptstadt des Oströmischen Reiches war, zumindest für eine Zeit lang.
Da bin ich mir aber nicht mehr ganz sicher.

Stimmt, ich hab es eben nochmal nachgelesen.
50.000 Karthager. Fehlinformation, sorry.
Dennoch habe ich eben noch mal nachgeschlagen und das gefunden:

Zitat:
Zwar konnte sich Hannibal auf dem Schlachtfeld behaupten und einen glänzenden taktischen Sieg davontragen, aber die sicherlich bittere Niederlage der römischen Heeres wurde mit beträchtlichen eigenen Verlusten erkauft. Hannibals Einbußen waren größer als ein rein numerischer Vergleich zwischen den Potentialen beider Gegner verdeutlichen kann. Die karthagische Armee war nach dem gewaltigen Zusammenprall mit den in Cannae bezwungenen Legionen ebenfalls geschwächt. Eine offensive Kriegsführung alten Stils konnte sich Hannibal danach nicht mehr leisten

Auszug aus "Hannibal" von Pedro Barceló; Seite 61

In gewissermaßen ist das eine Streitfrage wie bereits gesagt und da sich die antiken Schriftsteller nicht an genaue Fakten halten und in diesem Fall deutlich römisch geprägt sind, ist das wohl eher Spekulation.

Gruß
 
Wir hatten schon viele und sehr interessante Diskussionen zum Thema im Forum.

Die Antwort liegt meiner Meinung nach bei den Karthagern zu finden, die ihre spektakulären Anfangserfolge nicht in einen politischen Ausgleich oder Sieg umzumünzen verstanden. Ein Ausgleich war mit Rom letztlich auch nicht möglich, daher wohl auch der „Stellvertreterkrieg“ gegen die Bundesgenossen.

Was meiner Ansicht nach eines der größten Probleme bei Hannibals Ermattungsstrategie in Italien für Karthago war, ist seine mangelnde militärische Stärke um all die Optionen angehen zu können, die sich rein strategisch angeboten hätten. Dazu kamen die dramatische Verkennung der römischen Ressourcen, sowie der fehlende Wille eigene "politische Nachkriegsordnungen" für die Zeit nach dem Sieg aufzuzeigen. Hannibal versprach den Italiern die Freiheit von Roms Vorherrschaft und diese nicht durch eine karthagische Oberhoheit ersetzen zu wollen. Er hielt sich zu seinem Nachteil genau an dieses „Programm“. Auf diese Weise gab es keine gemeinsamen Kriegsanstrengungen seiner italischen Verbündeten mit ihm für höhere gemeinsame Ziele, die seine militärische Kraft gestärkt hätte. Stattdessen schwächten ihn diese Verbündeten indirekt, indem sie helfende Garnisonen erbaten und bei Gefahr um Hilfe riefen, was seine Bewegungsfreiheit weiter einschränkte.
Zu wirklich Zielgerichteten gemeinsamen Aktionen kam es zwischen Karthagern und Italiern gegen Rom nicht. Das hätte auch die hartnäckige und keine Verluste scheuende Belagerung von widerstrebenden Städten bedeutet. Vor allem von römischen oder latinischen Kolonien auf dem Gebiet der einstigen römischen Bundesgenossen. Aber gerade vor Belagerungen scheute Hannibal regelmäßig zurück! Dabei boten gerade die griechischen Städte das dazu notwendige Knowhow und die abtrünnigen Italier ein Potential, aus dem man hätte schöpfen können?

Rom dagegen nahm kurzfristige Rückschläge in Italien hin, wich den Gegenstößen Hannibals aus, indem es sich auf befestigte Plätze zurückzog und griff die Abtrünnigen ohne Rücksicht auf Verluste an, sobald Hannibals Armee wieder verschwunden war. Gleichzeitig erhielt es den römischen Druck in den karthagischen Machtbereich (vor allem Spanien) aufrecht, wobei der Schwerpunkt auf die Dominanz über die eigenen Bundesgenossen und Bestrafung der Abtrünnigen legte. Eine Ermattungsstrategie also auf beiden Seiten, bei der die Römer aber deutlich energischer, rücksichtsloser und Zielgerichteter vorgingen als ihre Gegner und sich auch Rückschläge leisten konnten. Nachdem in Spanien die Entscheidung gefallen war, war Rom nicht mehr zu stoppen, während alle Erfolge Hannibals in Italien durch Gegenmaßnahmen eingedämmt oder rückgängig gemacht werden konnten.
Ich ziehe als Fazit für das Scheitern Karthagos einen Mangel an politischer Weitsicht und militärischer Entschlossenheit gegenüber Rom. Als wolle die Handelsmacht aus Afrika zeigen, dass sie anders als Rom keine umfassende Herrschaft anstrebe?
 
Rom brach nicht zusammen, weil der Krieg eine Ehrensache geworden war,
man verbot sogar das Wort pax(Friede) gesetzlich.
In dieser Zeit konnte jeder wohlhabene Bürger Roms zeigen, wie wichtig Rom ihm war, indem er Gold oder andere Wertsachen spendete.
Den Frauen wurde sogar verboten teure Kleider oder Schmuck zu tragen.
Rom hatte auch riesige Personelle Reserven, so wurden z.B. nach Cannae 16.000 Sträflinge und Sklaven freigelassen und bewaffnet.

Dies bedeutet doch das Rom zu diesem Zeitpunkt (Cannae) in einer sehr verzweifelten Situation war. Kann es sein das die Römer die Kultur der Katharger nicht verstanden haben, oder auf sie herab geblickt haben? So sehr das sie gar nicht mehr zurück konnten? Also ein Verhandlungsfrieden mit eventueller Aufgabe von z.B. Sizilien nicht in Frage kam.

Kathargo ist zwar durch die Friedensbedingungen nach dem ersten Punischen Krieg schwer geschädigt worden, aber in Spanien haben sie doch auch schon Gold abgezogen. Das heißt doch auch das sie nicht mehr so schwach waren, wie direkt nach der Niederlage.

Apvar
 
Fehleinschätzung Roms vor dem Kriege

Rom hat in jener Zeit "selten" einen Verhandlungsfrieden gesucht. Sein Vertragssystem kannte kaum "Abkommen unter Gleichen".

Die Niederlagen Roms waren aus deren Sicht vor Kriegsbeginn nicht vorauszusehen gewesen. Man unterschätzte Karthago gewaltig und blickte auf es herab, wozu der Erfolg im 1. Punischen Krieg einen Anlass bildete und die anschließende karthagische Machtlosigkeit, die jedes Mal auf römischen Druck hin zu weiteren Zugeständnissen (Abtretung Sardiniens) oder erhöhten Tributforderungen bereit gewesen waren. Diese immensen Zahlungen mussten die Römer doch in Sicherheit wiegen und sie glauben machen die wirtschaftliche Potenz Karthagos zu guten Teilen abgeschöpft zu haben. Da man wusste, dass karthagische Heere auf Söldner angewiesen waren und nicht auf eine volkreiche Miliz zurückgreifen konnte, ist dieser Gedanke auch nachvollziehbar.

Kriegsauslöser war auch die "Garantieerklärung" Roms an das ferne, iberische Sagunt. Obwohl dessen Territorium innerhalb des gewöhnlich den Karthagern zugestandenen Interessengebietes lag. Man forderte neben anderen Entschädigungen für diesen "Angriff auf einen römischen Verbündeten" sogar die Auslieferung des karthagischen Feldherren Hannibals als Sühne.

Man hielt Karthago für schwach und glaubte sich derart überlegen, dass man (als unbestrittener Herr über das Meer) gleichzeitig einen Doppelangriff auf die spanischen Besitzungen und eine Invasion des afrikanischen Kerngebietes von Karthago auszuführen gedachte. Rom erwartete einen schnellen und gründlichen Erfolg, was rückblickend reichlich anmaßend zu sein scheint. Die Verbitterung, die erlittenen Demütigungen (Niederlagen galten natürlich als demütigend) wieder gut zu machen und Rache zu nehmen war gewiss ein wichtiges Motiv der römischen Oberschicht den Kampf nicht mit einem Vergleich zu beenden. Bisher war die Herrschaft des Senats ja auch völlig unbestritten geblieben, während eine Niederlage die Fehleinschätzung der führenden Schicht Roms vor seinem Volk offenbart hätte. Vielleicht sollte man sich ausmalen, was ein solcher Frieden bedeutet hätte?

Wenn plötzlich sehr viele Soldaten ohne große Abfindung hätten entlassen werden müssen? Soldaten, die nicht siegreich gewesen waren und vielleicht das Vertrauen in die militärische und politische Führung verloren hätten? Milizsoldaten, die ihre eigenen Waffen stellen mussten! Erst Recht schwierig dürfte es nach Cannae gewesen sein, als Unterschichten und selbst Sklaven zeitweilig zum Kriegsdienst zugelassen worden waren. Rom unterschied nicht zwischen militärischer und politischer Führung, das darf niemals vergessen werden und ist bei antiken Republiken und Demokratien niemals außer Acht zu lassen…
 
Vielleicht interessiert es hier als später Nachtrag zum Thema. Hinweis auf eine Dissertation, online verfügbar:

Fronda, Michael P.: The Italians in the Second Punic War: Local Conditions and the Failure of the Hannibalic Strategy in Italy
2003. Ohio State University, History.
OhioLINK ETD: Fronda, Michael

"This dissertation looks at the Second Punic War from the perspective of the Italian states in order to explain why Hannibal did not gain more Italian allies. The dissertation is divided into four regional case studies and brings to bear literary, archaeological, numismatic, epigraphic, and topographic evidence. Thus, local political, diplomatic, and economic conditions that shaped the decision faced by Rome’s Italian allies to revolt or to remain loyal to Rome are brought into focus. Aristocrats in various Italian states were motivated more by local and immediate impulses rather than by an ideological attachment to Hannibal or Rome. Therefore, Hannibal was forced to practice ad hoc diplomacy (at times threatening Italian cities, at times promising freedom, territory, or power) to gain allies. In particular, when Hannibal won over a number of powerful Italian cities, such as Capua or Arpi, he did so in part by promising to extend those cities’ local hegemonic interests. However, this tended to drive cities that were traditional rivals to his new allies more firmly into the Roman camp. In effect, Hannibal’s success in winning over some cities in a given region actually precluded his chances to win over other cities in the same region. Overall, therefore, local conditions contributed greatly to Hannibal’s strategic failure in Italy."
 
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