Warum "Preußen-Deutschland"

Hallo,
mich würde mal interessieren, warum man das Deutsche Reich 1918 auch Preußen-Deutschland genannt hat.

Freue mich über Eure Antworten.

Viele Grüße, So

Wohl weil seit den Einigungskriegen (1866, 1871) Preußen zum Hegemon aller deutschen Lande außer Österreich geworden ist.
Das "Deutsche Reich" war eine Kreation Preußens (Bismark).
Unter Preußens Dominanz wurde nach 1866 der Norddeutsche Bund gegründet, in dem es natürlich den Ton angab.
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870-1871 wurde Wilhelm I. von Preußen zu Kaiser proklamiert, nachdem Bismark sich die Zustimmung Ludwigs II. von Bayern erkauft hatte.
Zudem wurde das deutsche Kaisertum in der Hohenzollerndynastie erblich gemacht.

Desweiteren wurde die Gesellschaft dieses sogenannten "Deutschen Reichs" in der folge stark vom preußischen Militarismus und Kadavergehorsam geprägt.

Geht es Dir speziell um 1918? Nur um das nochmals einzugrenzen bzw. spezielle Bedeutungshintergründe darlegen zu können...

Generell denke ich, dass "Preußen-Deutschland" schlichtweg eine Form der Abgrenzung von Österreich darstellte! Schließlich war "Preußen-Deutschland", das im Zuge der Einigungskriegen unter Führung Preußens entstand, letztlich die sogenannte "kleindeutsche Lösung" und schloß somit nicht alle deutschen Gebiete ein. Es existierten also deutsche Gebiete außerhalb Preußen-Deutschlands und zwar nicht nationalistisch beanspruchte, sondern als deutsch angesehene Gebiete unter Herrschaft Österreichs!
Preußen-Deutschland dürfte somit die Bezeichnung für das Resultat der kleindeutschen im Kontrast zu einer möglichen großdeutschen Lösung gewesen sein und auch beeinhaltet haben, dass "Österreich" bzw. vorher die "deutschen" Reichsteile der k.u.k-Monarchie deutscher Identität sind.

Joinville schrieb:

Wohl weil seit den Einigungskriegen (1866, 1871) Preußen zum Hegemon aller deutschen Lande außer Österreich geworden ist.

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Ergänzung: Neben Österreich waren auch die deutschen Staaten Luxemburg und Lichtenstein nicht Teil von Bismarcks Reich.

Witte schrieb:

Ergänzung: Neben Österreich waren auch die deutschen Staaten Luxemburg und Lichtenstein nicht Teil von Bismarcks Reich.

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Das stimmt.
Luxemburg war damals in Personalunion mit den Niederlanden verbunden.
Jedoch dürfte Bismarck das "Fehlen" Luxemburgs in seinem Reich nicht gestört haben. Ein Bundesstaat dessen Landesherr ein ausländischer Monarch ist wird ihm sicher nicht ins Konzept gepasst haben.

Für Lichtenstein dürfte wohl in erster Linie seine geographische Lage ausschlaggebend für seine Orientierung richtung Österreich gewesen sein.

Ja, ich denke es wird auf zwie Dinge hinauslaufen:

Einerseits als Abgrenzung von Österreich, die sich ja damals auch z. T. als Deutsche fühlten.

Und, wegen des preußischen hegemonie im Deutschen Kaiserreich, der König von Preußen war Kaiser, der Minipräsident Preußens auch Reichskanzler etc. dazu die territorialle und wirtschaftliche Dominanz.

Napoleon III wollte Luxemburg dem holl. König abkaufen. Die beiden waren wohl auch handelseinig.
Da war aber noch die Bundesfestung Luxemburg. Den bund gabs nicht mehr, aber die Festung mit Preußischer Besatzung sehr wohl. In süddeutschland hat man wegen der "Luxemburger Krise" noch schnell Zündnadelgewehre bei den Preußen gekauft.
Angeblich soll der Deal im vorfeld mit Bismarck abbgesprochen gewesen sein.
So aber wurde nichts daraus, eine Seitenlinie des Hauses Oranien-Nassau wurde Großhherzog. die Preußen zugen ab. Napoleon machte ein langes Gesicht.
Und Bismarck begriff, dass die Süddeutschen in ihrer Franzosenangst zu absolut allem fähig waren, wenn man nur den Napolen ein bißchen dazu brachte mit dem Säbel zu rasseln.

Grüße Repo

Die Peronalunion Niederlande-Luxemburg endete 1890 mit dem Tod König Wilhelms III., der keinen männlichen Erben hatte.
In den Niederlande konnte seine Tochter, Wilhlmina, das Erbe antretten.
In Luxemburg, wo nur die männliche Erbfolge galt, wurde der letzte Herzog von Nassau, der sein Herzogtum 1866 an Preußen verlor, zum Großherzog gemacht.
Großherzog Adolf entstammte dem walramschen Zweig der Nassauer, während die Nassau-Oranier dem ottonischen Zweig hervorgingen.
Die Teilung dieses Geschlechtes fand im Jahre 1250 statt, als die Brüder Walram und Otto ihrem verstorbenen Vater Heinrich in der Grafschaft Nassau nachfolgten.

Neben der reinen politischen Hegemonie Preußens geht es gerade im Kaiserreich auch darum, dass die preußische Kultur, Militarismus und der Kaiserkult (gleichzeitig König Preußens) im ganzen Kaiserreich maßgeblich war.