Warum war Afrika so wenig entwickelt

Nein, diese Zahlen entnehme ich dem aktuellen Fischer Weltalmanach 2011.

Dann verlinke uns doch dahin oder viel besser, suche dir ein oder zwei Beispielländer und zitiere die Zahlen.

Unter den schwarzafrikanischen Staaten - ich nehme hier also Marokko, Tunesien, Algerien usw. aus - gibt es so gut wie keine Lichtblicke. Einzelne Ausreißer sind nicht repräsentativ für die große Masse der wirtschaftlich und sozial gescheiterten afrikanischen Staaten.
Sorry Dieter, so sehr ich deine Beiträge sonst schätze aber so geht es nicht. Du kannst doch nicht einen ganzen Kontinent in einen Topf werfen und einen Durchschnittswert bilden. Das machst du mit Europa, Asien und Amerika doch auch nicht. Dabei wäre es in EU-Europa ohne die Schweiz halbwegs legitim, weil es so etwas wie eine Zentrale gibt.

Solche Exzesse weißer Kolonialherren haben Peru, Mexiko, Brasilien oder Kuba mindestens ebenso schlimm erlebt. Da ist nahezu ein ganzer Kontinent entvölkert worden!

Und sind denn die Zahlen und Verhältnisse in beispielsweise Mexiko so viel besser als z.B. in Tansania?

Länder wie Mexiko, Peru oder Kuba wurden noch erheblich schlimmer durch die Kolonialmächte ausgebeutet und haben heute - gemessen an Kongo, Ruanda, Niger, Tschad oder Mali - eine nahezu paradiesische Existenz - ganz zu schweigen von asiatischen Exkolonien wie Südkorea, Vietnam, Indonesien oder Malaysia, die zu industriellen Schwellenländern wurden.

Ich wiederhole mich, bin jedoch nach wie vor an einer differenzierten Betrachtung einzelner Länder interessiert.
Deshalb schlage ich vor, wir suchen uns ein Land aus Asien, Amerika und Afrika und vergleichen die Geschichte.
Vietnam und Mexiko wären meine Vergleichsvorschläge, jetzt fehlt nur noch ein afrikanisches Land.
 
Nigeria ist trotzdem ein schönes Beispiel für Afrika, denn ebenso wie in Angola oder Äquatorialguinea hat die Masse der Bevölkerung nichts vom Ölreichtum, da herrscht in den Golfstaaten, aber auch Venezuela, allemal mehr Verteilungsgerechtigkeit.
 
Nigeria ist trotzdem ein schönes Beispiel für Afrika, denn ebenso wie in Angola oder Äquatorialguinea hat die Masse der Bevölkerung nichts vom Ölreichtum, da herrscht in den Golfstaaten, aber auch Venezuela, allemal mehr Verteilungsgerechtigkeit.

Meinetwegen
Nigerias Ölvorkommen werden noch nicht so lange gefördert und vor allem "fehlt ein Hugo Chavez" als populärer Enteigner und Verteiler. Nigeria hat fast 5 x so viele Einwohner, verschiedene Ethnien und eine religiöse/kulturelle Spaltung zwischen Nord und Süd. Eine Trennung hätte aber ein weiteres armes Sahelland zur Folge.
Ein Gebirgszug wie in Venezuela fehlt.
 
Was die Entvölkerung Amerikas angeht ein kurzer Hinweis: Die amerikanischen Ureinwohner waren, von einer kurzen wikingischen Episode abgesehen - jahrtausende isoliert. Die Kontinente Asien, Afrika und Europa aber sind verbunden. Der Impact durch Zivilisationskrankheiten im Zuge der Kolonisierung Amerikas fand daher in Afrika (zumal hier Hühner und Rinder, von denen wir unsere Zivilisationskrankheiten haben, ebenfalls zu den Haustieren zählten) und Asien nicht statt. Es mag sein, dass die Menschen der alten Welt einen solchen Impact im Zuge der neolithischen Revolution erlebten - wofür es meines Wissens aber bisher noch kein definitives Zeugnis gibt.
 
Das Klima verändert Gesellschaften, lässt sie auswandern, umsiedeln oder rückentwickeln.
Europa war bis zur Kleinen Eiszeit auch nicht entwickelter als andere Kontinente. Und trotzdem gab es im südeuropäischen Raum vor dem Mittelalter eine zivilisierte Blüte. Das lag nicht am Christentum sondern am Klima, dass sich verschlechterte, sprich in diesem Fall wärmer wurde.
Antike amerikanische Hochzivilisationen sowie spätere ebenso wegen dem wandelnden Klima unter.
So auch Afrika. Das simbabwische Reich zum Beispiel.
 
Dann verlinke uns doch dahin oder viel besser, suche dir ein oder zwei Beispielländer und zitiere die Zahlen.

Das ist mühevoll und der schöne Weltalmanach ist überall zu erwerben. Aber ich werde es an einigen Beispielen erläutern.

Sorry Dieter, so sehr ich deine Beiträge sonst schätze aber so geht es nicht. Du kannst doch nicht einen ganzen Kontinent in einen Topf werfen und einen Durchschnittswert bilden

Ich habe keinen "Durchschnittswert" gebildet sondern die Zahlen für Schwarzafrika - politisch korrekter "Subsahara" :D, - sind nahezu ohne Ausnahme verheerend.

Und sind denn die Zahlen und Verhältnisse in beispielsweise Mexiko so viel besser als z.B. in Tansania?

Säuglingssterblichkeit (auf tsd. Geburten)
Mexiko: 15
Tansania: 67
Uganda: 85
Mali: 103
Kongo (Dem. Rep.): 126
Niger: 79
Angola: 130
Kenia: 81

Kindersterblichkeit (auf Tsd.)
Mexiko: 17
Tansania: 104
Uganda: 135
Mali: 194
Kongo: 199
Niger: 167
Angola: 220
Kenia: 128

Sterberate (auf Tsd.)
Mexiko: 5
Tansania: 11
Uganda: 13
Kongo: 45
Niger: 15
Angola: 17
Kenia: 12

Alphabetisierungsrate (in %)
Mexiko: 95 (m) 91 (w)
Tansania: 79 (m) 76 (w)
Uganda: 82 (m) 67 (w)
Mali: 35 (m) 18 (w)
Kongo: 78 (m) 56 (w)
Niger: 43 (m) 15 (w)
Angola: 83 (m) 57 (w)
Kenia: 90 (m) 83 (w)

Zugang zu Sanitäreinrichtungen (in %)
Mexiko: 81
Tansania: 33
Uganda: 33
Mali: 45
Kongo: 31
Niger: 7
Angola: 50
Kenia: 42

Die Zahlen gelten meist für das Jahr 2008 und sind desaströs.
 
Das ist mühevoll und der schöne Weltalmanach ist überall zu erwerben. Aber ich werde es an einigen Beispielen erläutern.
....Ich habe keinen "Durchschnittswert" gebildet sondern die Zahlen für Schwarzafrika - politisch korrekter "Subsahara" :D, - sind nahezu ohne Ausnahme verheerend.
...Alphabetisierungsrate (in %)
Mexiko: 95 (m) 91 (w)
Tansania: 79 (m) 76 (w)
Uganda: 82 (m) 67 (w)
Mali: 35 (m) 18 (w)
Kongo: 78 (m) 56 (w)
Niger: 43 (m) 15 (w)
Angola: 83 (m) 57 (w)
Kenia: 90 (m) 83 (w)
Die Zahlen gelten meist für das Jahr 2008 und sind desaströs.

Danke, dass du die Zahlen abgetippt hast, gegen die Auswahl könnte man verschiedene Einwendungen erheben, ich bezweifle aber, dass uns das an dieser Stelle weiterbringt.
Vorerst möchte ich hier einen Bericht verlinken, den ich zu lesen begonnen habe: http://ggua-projekt.de/fileadmin/downloads/berichte/migration_afrika.pdf

Dort wird Afrika zwar auch als ganzes betrachtet, es werden jedoch Großräume unterschieden und verglichen mit ebensolchen in anderen Kontinenten.
Bisher habe ich über demographische Entwicklungen gelesen, also über das sich nur langsam abschwächende Bevölkerungswachstum in Afrika, das sich in anderen Kontinenten schon auf einem wesentlich niedrigeren Niveau befindet bzw. sich bereits zu einem Rückgang umgedreht hat.

Das Klima verändert Gesellschaften, lässt sie auswandern, umsiedeln oder rückentwickeln.
Europa war bis zur Kleinen Eiszeit auch nicht entwickelter als andere Kontinente. Und trotzdem gab es im südeuropäischen Raum vor dem Mittelalter eine zivilisierte Blüte. Das lag nicht am Christentum sondern am Klima, dass sich verschlechterte, sprich in diesem Fall wärmer wurde.
Antike amerikanische Hochzivilisationen sowie spätere ebenso wegen dem wandelnden Klima unter.
So auch Afrika. Das simbabwische Reich zum Beispiel.

Klimatische Entwicklungen und der Einfluss der geographischen Lage müssen beim Länderentwicklungsvergleich in jedem Fall berücksichtigt werden.
Bei den von Dieter genannten Ländern, fallen Niger und Mali mit besonders schlechten Werten auf, das sind Länder im Sahelgebiet, wo Wasser der begrenzende Faktor ist. Zugang zu sauberem Wasser ist wiederum eine Voraussetzung für eine niedrige Säuglings- und Kindersterblichkeit.
In feuchteren Gebieten steigt die Malariaverbreitung, die neben Lungenentzündung und Aids ein weiterer Grund dafür ist. http://www.dsw-online.de/pdf/fs_kindersterblichkeit.pdf

Dabei ist auch die Frage, inwieweit solche Sahararandgebiete überhaupt das Potenzial zu lebensfähigen Staaten mitbringen, da sie traditionell eher Nomadenweidegründe und Händlerdurchzugsstrecken waren, mit extrem dünner Oasen- oder Flußtalbesiedelung.

Das alles sind nur Teilaspekte und ich finde im Moment noch keinen sinnvollen Ansatz zu einem geschichtlichen Ländervergleich, der mir einen positiven Erkenntnisgewinn bringen könnte.
Zielführender wäre es vielleicht, sich das afrikanische Land mit den besten Werten zu suchen und zu fragen, was ist da besser gelaufen im Vergleich zu den Nachbarländern und was könnte noch besser gemacht werden im Vergleich mit Ländern ähnlicher Ausstattung auf anderen Kontinenten.
 
Danke, dass du die Zahlen abgetippt hast, gegen die Auswahl könnte man verschiedene Einwendungen erheben, ich bezweifle aber, dass uns das an dieser Stelle weiterbringt.

Ich kann gern noch weitere Beispiele aufführen. Die sehen noch viel verherender aus, wie z.B. Senegal, Elfenbeinküste, Kamerun, Mosambik, Sierra Leone, Ruanda, Burundi, Simbabwe, Tschad, Zentralafrikanische Republik usw. usw. Nur ganz wenge Staaten wie z.B. Südafrika, Namibia, Botsuana oder Sambia kommen etwa besser weg.

Bei den von Dieter genannten Ländern, fallen Niger und Mali mit besonders schlechten Werten auf, das sind Länder im Sahelgebiet, wo Wasser der begrenzende Faktor ist. Zugang zu sauberem Wasser ist wiederum eine Voraussetzung für eine niedrige Säuglings- und Kindersterblichkeit.

Wie oben gesagt, kommen andere Staaten, die weiter entfernt von der Sahara liegen, keineswegs besser weg.

Es ist zwar verdienstvoll, nach allen möglichen externen Ursachen wie Klima u.ä. zu suchen. Man kommt aber nicht um die Tatsache herum, dass klimatische Verhältnisse oder Kolonialismus auf anderen Kontinenten ebenfalls ungünstige Voraussetzungen boten, ohne dass das diese Staaten an einem wirtschaftlichen Aufschwung gehindert hätte. Ich denke z.B. an Indonesien, Malaysia, Brasilien oder Peru.
 
Es ist zwar verdienstvoll, nach allen möglichen externen Ursachen wie Klima u.ä. zu suchen. Man kommt aber nicht um die Tatsache herum, dass klimatische Verhältnisse oder Kolonialismus auf anderen Kontinenten ebenfalls ungünstige Voraussetzungen boten, ohne dass das diese Staaten an einem wirtschaftlichen Aufschwung gehindert hätte. Ich denke z.B. an Indonesien, Malaysia, Brasilien oder Peru.

Ich suche allgemein nach Ursachen und möchte gar nicht zwischen extern und intern unterscheiden.
Der viel zitierte globale Klimawandel durch menschliche Emmissionen ist ja nicht alleinige Ursache von Klimaveränderungen.
Überweidung, Bodendegeneration entstehen vor Ort.
Allerdings weiß ich nicht, worauf du hinauswillst?
Wir bewegen uns mit der Zahlen- und Statistik-Argumentation ohnehin schon in der Gegenwart.

In der oben verlinkten Arbeit ist um Seite 60 der bereits in einem früheren Beitrag genannte Human Development Index ? Wikipedia mit den 3 Gruppen erklärt, da finde ich nicht nur Südafrika und Anhang in der mittleren Gruppe sondern auch Nigeria, Ghana, Kenia und Tanzania.
 
Ich geb´s auf, Dieter, du hast dein Ergebnis ja schon fertig im Kopf.
Da ist diskutieren sinnlos.

Wir diskutieren doch bereits die ganze Zeit sehr intensiv. Dass meine und deine Analysen und Rückschlüsse unterschiedlich sind, liegt in der Natur einer kontroversen Debatte, und ist durchaus normal.
 
Ich denke mal, Ergebnisse im Kopf gibt es nicht nur auf einer Seite. Die Diskussion der aktuellen afrikanischen Situation ist sicher sehr komplex, und sie dürfte überfordern, zumal hier vorwissenschaftliches Weltverständnis (aka ideologische Prägung aller Diskutierenden) noch stärker eine Rolle spielt als in Hinsicht auf vergangene Zeiten. Die historische Ursprungsfrage fand ich eigentlich interessanter. Ich habe allerdings ein schlechtes Gefühl dabei, daß man sonderlich weiterkommt, wenn auf die Frage, warum Afrika so wenig entwickelt war, erhebliche Energie aufgewandt wurde festzustellen, daß Afrika eigentlich nicht weniger entwickelt war. Hier scheint ein gemeinsamer Ausgangspunkt für Analysen erst noch zu finden zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein weiterer Hinweis von mir:
Afrikas Bevölkerung begann erst mit der Kolonialisierung Ende des 19. Jahrhunderts rasant zu steigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg (endete 1945) explodierte das Bevölkerungswachstum in Afrika dramatisch. Heute - mit dem Einzug von außerkontinentaler Entwicklung - ist keine Beruhigung erkennbar.
Man darf die Frage stellen, ob die afrikanischen Völker vor der Kolonialisierung nicht doch glücklich und zufrieden waren - ohne europäische Zivilisation bzw. Entwicklung.
 
Das will ich aber doch relativieren. Seuchen, Sklaverei und Krieg gab es schon früher. Und wenn man sieht, dass ein Völkermörder wie der Zulukönig Shaka heute verehrt wird, hab ich so meine Zweifel am Menschenverstand.
Shaka ? Wikipedia
 
könnte das mit der mangelnden Entwicklung etwas mit dem Klima zu tun haben?
Denn Südafrika ist ja doch KEIN Schwellenland.
Und in dem Gürtel Mittelmeer bis Mosambique ist auch in Südamerika ziemlich wenig Wohlstand
 
Und wenn man sieht, dass ein Völkermörder wie der Zulukönig Shaka heute verehrt wird, hab ich so meine Zweifel am Menschenverstand.
Shaka ? Wikipedia

Karl der Große wird in Deutschland große Bedeutung beigemessen. Man ehrt jedes Jahr bedeutende Persönlichkeiten der Gegenwart mit einem Orden seines Namens. Dass er ein Kriegsverbrecher und wortbrüchig war, schmälert sein Ansehen in keiner Weise.
 
Karl der Große wird in Deutschland große Bedeutung beigemessen. Man ehrt jedes Jahr bedeutende Persönlichkeiten der Gegenwart mit einem Orden seines Namens. Dass er ein Kriegsverbrecher und wortbrüchig war, schmälert sein Ansehen in keiner Weise.

Auch so ein Beispiel, genau wie Dschingis Khan oder einige der frühen chinesischen Kaiser. Deren "Tätigkeit" ist allerdings schon etwas länger her als das von Chaka.

Bloss, würde man einer solchen Argumention konsequent folgen, dann muss man ja damit rechnen, dass ein gewisser Erzschurke des 20. Jahrhunderts (gestorben 1945 in Berlin) in einigen Generationen hierzulande anders gesehen wird als gegenwärtig. Und daran mag ich gar nicht denken!

Schon schlimm genug, wie vergesslich man in China oder Russland betr. Mao und Stalin ist.
 
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