Warum war die SPD im Kaiserreich so erfolgreich?

Portugreece

Mitglied
Warum hatten die SPD und die anderen Parteien des Interfraktionellen Ausschusses die Mehrheit der Wähler hinter sich?
Ich dachte, die Gesellschaft war zu der Zeit monarchistisch geprägt und unterstützte den Kaiser. Bismarck ging ja sogar soweit, dass der im Rahmen der Sozialistengesetze die Gewerkschaft und Sozialdemokraten zurückdrängte. Offenbar hat das nicht lange gewirkt...
 
Ich dachte, die Gesellschaft war zu der Zeit monarchistisch geprägt und unterstützte den Kaiser.

1. Das Reich wurde 1871 gegründet und war somit ein "junger" Nationalstaat.

2. Das erforderte die "innere" und die "äußere" Reichsgründung, die in beiden Punkten schwierig war.

uere und innere Reichsgrndung | bpb

3. Preußen, als Staat, war in seinen politischen Strukturen und Entscheidungsprozessen stark durch den Adel geprägt (vgl. W. Mommsen: Der autoritäre Nationalstaat)

4. Die industrielle Revolution im neu gegründeten DR erzeugte eine "moderne Industriegesellschaft", in der das Bürgertum und die Arbeiterschaft numerisch an Bedeutung gewannen (vgl. F.W. Henning: Die Industriealisierung in Deutschland 1800 bis 1914).

5. In der Folge der Französichen Revolution und den Schriften sozialistischer Theoretiker ergab sich ein zunehmendes politisches Bewußsein, das im Fall der Arbeiterschaft zu einer Ausbildung eines "Proletariats" in den industriellen Zentren in Deutschland führte (vgl. A. Kuhn: Die deutsche Arbeiterbewegung)

6. Die politischen Ziele der Organisationen der Arbeiter, wie die SPD und die Gewerkschaften, stellten die politische Struktur in Frage und zudem warfen sie die "Verteilungsfrage" im Rahmen der Diskussion über soziale Gerechtigkeit auf (vgl. beispielsweise die Diskussion bei T. Ebert: Soziale Gerechtigkeit. Ideen, Geschichte, Kontroversen)

7. Da dem Proletariat - wie auch dem Bürgertum - eine aktive Partizipation an der politischen Meinungsbildung im DR versagt wurde, war beispielsweise Bismarck gezwungen über "Zuckerbrot und Peitsche" dennoch die innere Reichsgründung durchzusetzen.

8. Ein anderer Aspekt betrifft die Rolle der katholischen Zentrums und der "Kulturkampf", die neben den "Sozialistengesetzen" die enormen Probleme bei der "inneren Reichsgründung" verdeutlichen.

Vor diesem Hintergrund hatte dann auch Wehler die These vom "Sozial-Imperialismus" geprägt, nach der die sozialen Konflikte im Inneren nach Außen abgeleitet werden sollen. Ein Instrument der Integration des Bürgertums war dabei beispielsweise die neu aufgebaute Flotte des DR, die deutlich bürgerlicher funktionalistische geprägt war (vgl dazu neu: D. Bönker: Militarism in a Global Age: Naval Ambitions in Germany and the United States before WW1)

9. Das Anwachsen des Proletariats und die anhaltende Ausgrenzung führte zu einer konfliktsorientierten Position der organisierten Arbeiterschaft gegenüber den politischen Strukturen des DR.

Dabei orientierte sich vor allem die Sozialdemokratie sehr stark an dem englischen Modell, das der Monarchie durchaus eine Daseinsberechtigung eingeräumt hätte, allerdings reduziert auf rein repräsentative Funktionen.

Neben den Klassikern von Wehler und Nipperdey ist die neue Publikation von U. Herbert durchaus zu empfehlen, der es komprimiert darstellt.

http://www.faz.net/aktuell/politik/politische-buecher/ulrich-herbert-geschichte-deutschlands-im-20-jahrhundert-kaiserschaum-fuehrerraum-kanzlertraum-12959305-p3.html
 
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Die SPD wurde auch immer bürgerlicher, am Kriegsende wollte man sogar die Monarchie erhalten.

An welchen Aspekten/Programmatik/politischem Handeln willst Du die "Verbürgerlicherung" festmachen? Inwiefern zielte die SPD auf das Bürgertum, dies zu Lasten der Arbeiterschaft?

Wie sahen die Pläne aus, die Monarchie zu erhalten? Betrifft das die "Partei", Personen, Gruppierungen, Flügel?
 
Ist nicht die Ausgangsthese, dass die SPD im Kaiserreich erfolgreich gewesen sein soll, eigentlich falsch? Sicher, sie war - neben dem Zentrum - eine Volkspartei und Historiker haben Bismarck nachgesagt, dass er Volksparteien nicht verstanden hat und sie daher fürchtete.
Wenn ich sage, dass die SPD nicht erfolgreich war, dann gebe ich ihr daran keine Schuld. Schließlich war das Kaiserreich trotz diversen Wahlrechten auf Reichs- und Landesebene alles andere als eine Demokratie, die Wirkungsmöglichkeiten der Parteien waren doch etwas beschränkt.
 
Ist nicht die Ausgangsthese, dass die SPD im Kaiserreich erfolgreich gewesen sein soll, eigentlich falsch? Sicher, sie war - neben dem Zentrum - eine Volkspartei und Historiker haben Bismarck nachgesagt, dass er Volksparteien nicht verstanden hat und sie daher fürchtete.
Wenn ich sage, dass die SPD nicht erfolgreich war, dann gebe ich ihr daran keine Schuld. Schließlich war das Kaiserreich trotz diversen Wahlrechten auf Reichs- und Landesebene alles andere als eine Demokratie, die Wirkungsmöglichkeiten der Parteien waren doch etwas beschränkt.

Ich würde die SPD im Kaiserreich schon als eine erfolgreich bezeichnen. Die deutsche Arbeiterbewegung gehörte zu den am besten organisierten in Europa. Bismarcks Sozialistengesetz kam de facto einem Parteiverbot gleich, und die Partei wurde bis in die 1880er Jahre massiv behindert. Dennoch schaffte es die SPD ihre Wahlergebnisse und die Zahl ihrer Parteimitglieder zu verbessern, und sie entwickelte sich von einer Volkspartei zu einer Massenpartei, die 1912 erstmals vor dem Zentrum die stärkste Fraktion im Reichstag stellte. Dass sie bis zum Zusammenbruch des Kaiserreichs in der Opposition blieb und keine wirkliche Möglichkeit hatte, an politischen Entscheidungsprozessen mitzuwirken, lag am politischen System des Kaiserreichs. Der Reichskanzler wurde nicht vom Volk gewählt und vom Reichstag ernannt, sondern vom Kaiser. Der Reichstag hätte jederzeit aufgelöst werden können. Dazu kam, dass in Preußen, das einen beträchtlichen Teil des Reiches ausmachte, ein Zensuswahlrecht, das Dreiklassenwahlrecht herrschte, das im Detail dazu führte, dass die Stimme von Industriellen wie Alfred Krupp ein Mehrfaches der Wählerstimmen seiner Arbeiter aufwog. Bei Essener Kommunalwahlen bestimmte Krupp allein ein Drittel der Stadtverordneten. Die Macht lag beim Großbürgertum und bei meist adeligen Großgrundbesitzern, die führende Positionen in der Armee, im gehobenen Beamtenapparat und im diplomatischen Dienst besetzten. Auch wenn die finanzielle Kapazität des Adels vom Groß- und Besitzbürgertum überflügelt wurde, orientierten sich viele von dessen Vertretern am Lebensstil des Adels. Im preußisch-deutschen Militär war die Erreichung eines Generalspatents in der Regel mit einer Nobilitierung verbunden. Die höheren Ränge der Armee und renommierte Garderegimenter waren bis zum 1. Weltkrieg fast reine Adelsdomäne. Etwas anders sah die Lage in der Marine aus. Die Erreichung eines Patents als Reserveoffizier galt als Eintrittskarte in die "bessere Gesellschaft". Großen Teilen der herrschenden Eliten galten die Sozialdemokraten als "vaterlandslose Gesellen". Dennoch gelang es der SPD auch in Akademikerkreisen und Mitgliedern freier Berufe Mitglieder und Anhänger zu gewinnen. Die Zustimmung der SPD zum "Burgfrieden" und die Bewilligung der Kriegskredite waren ein Versuch, den Makel mangelnden Patriotismus loszuwerden, die Entscheidung wurde allerdings äußerst kontrovers aufgenommen und führte letztlich zur Abspaltung des linken Flügels unter Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.
 
Die SPD wurde auch immer bürgerlicher, am Kriegsende wollte man sogar die Monarchie erhalten.

Diese Vermutung gehört in den Bereich der geschichtlichen Mythen.

Die Entscheidungen, vor der die Führungsgremien der SPD Ende September 1918 standen, wurde durch Ebert am 23.September präzisiert. Entweder eine Revolution und die Konsequenz eines Bürgerkriegs inklusive Chaos und der Wahrscheinlichkeit separatistischer Tendenzen, oder eine Verständigung und somit auch Kompromiss mit den bürgerlichen Parteien und somit ein mehrheitsfähiger Kompromiss der demokratischen Mitte-Links-Parteien.

Um diesen Kompromiss zu erreichen und den Zusammenhalt des Reiches zu sichern, war Ebert auch bereit, eine konstitutionelle Monarchie zu akzeptieren (vgl. 3, S. 362ff). Es war somit eine taktische Verhaltensweise die der politische Kompromiss erzwang, da sich die SPD und die anderen Parteien in der Rolle sahen, den Zusammenbruch der traditionellen monarchischen Ordnung zu kompensieren.

Und in diesem Sinne war Ebert bereit, die Anhänger der Monarchie in die neue Weimarer Republik einzubinden, um den Bürgerkrieg zu vermeiden, aber nicht, weil er diese Regierungsform als wünschenswert hielt. Diese Inklusion wurde vor allem von "Links" kritisert, da es die nachhaltige Demokratisierung der WR verhinderte. So formuliert beispielsweise Abendroth, dass der übergreifende Parteikompromiss zwar zunächst eine stabile politische Plattform gebildet hatte und die Arbeiter, das katholische Milieu und das liberale Bürgertum zu einem tragenden Faktor der neuen Weimarer Republik machte. Andererseits wurde den traditionellen monarchisch gesinnten Eliten das inkludierende Arrangement - widerwillig - mit der Weimarer Republik erleichtert, ohne eine wirkliche Entscheidung für die neue Republik gewesen zu sein[1, S. 91ff]. Ein Problem, das sich ab 1929 im Rahmen der Präsidial-Regierungen deutlich bemerkbar machte und die "alten" Netzwerke aus kaiserlichen Armeezeiten die Organisationsbasis für die Umgestaltung der Weimarer Republik gebildet haben. (Hindenburg, Groener und Schleicher etc.)

Die SPD hat in dieser Situation aus Verantwortung für Deutschland und im Geiste des brüchig gewordenen "Burgfriedens" so gehandelt und die ideologischen Vorbehalte, auch gegen eine konstitutionelle Monarchie, hinten an gestellt.

Zudem: Es gibt dabei eine Kontinuität des von der Sozialdemokratie formulierten demokratischen Selbstverständnisses. In seiner Rede vor dem Würzburger Parteitag (Oktober 1917) hatte sich Ebert deutlich irgendeine Einmischung durch russische bzw. bolschewistische Ratschläge oder durch eine westliche Bevormundung verbeten. So sagte er: "Die deutsche Arbeiterklasse hat ihre innerpolitischen Kämpfe bisher ohne Hilfe von außen geführt; so gedenkt sie das auch in Zukunft zu halten" (4, S. 382).

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass es eine klare demokratische Tendenz in der SPD gab, die auf eine interne Theoriediskussion fußte und keine Nachhilfe in Demokratie brauchte, auch nicht durch die gut gemeinten Vorschläge von Wilson zur demokratischen Umgestaltung des DR.

Eine reale Basis für eine monarchische Überzeugung war in der revisionistischen marxistischen Wählerschaft der SPD auch nicht zu erkennen. Die ca. 40 Prozent, die im Januar 1919 und Juni 1920 die SPD/USPD gewählt haben, wird man auch nicht als "Monarchisten" bezeichnen können, die diese Staatsform präferiert haben könnten.

Es ist dennoch auch richtig: Die SPD hatte traditionell eine starke Bindung an die britische Labour-Partei und sah im britischen Modell einer liberalen, demokratischen parlamentarischen Monarchie ein vorbildliches Modell.

Insofern war eine parlamentarische Monarchie - nach britischem Vorbild - durchaus mit dem demokratischen Welt der SPD - Führungsschicht kompatibel. Aber es war absolut nicht wünschenswert und war entsprechend dem "deterministischen" Geschichtsbild der historisch materialistisch geschulten Parteifunktionäre auch nur eine "historische Durchgangsstation" auf dem Weg zur republikanischen Demokratie.

Dennoch, so Faulenbach zu Ebert: "Er war die Überzeugung der führenden Sozialdemokraten, dass in der Konstellation nach dem Ersten Weltkrieg nur eine demokratisch-parlamentarische Politik die Probleme der Zeit lösen konnte." [2, S. 39]

1.Abendroth, Wolfgang (1965): Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung.
2.Faulenbach, Bernd (2012): Geschichte der SPD. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.
3.Winkler, Heinrich A.(2000): Der lange Weg nach Westen, Bd. I; S. 355ff
4. Schulz, Ursula (Hrsg.) (1968): Die Deutsche Arbeiterbewegung 1848 - 1919 in Augenzeugenberichten
 
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Diese Vermutung gehört in den Bereich der geschichtlichen Mythen.

Die Entscheidungen, vor der die Führungsgremien der SPD Ende September 1918 standen, wurde durch Ebert am 23.September präzisiert. Entweder eine Revolution und die Konsequenz eines Bürgerkriegs inklusive Chaos und der Wahrscheinlichkeit separatistischer Tendenzen, oder eine Verständigung und somit auch Kompromiss mit den bürgerlichen Parteien und somit ein mehrheitsfähiger Kompromiss der demokratischen Mitte-Links-Parteien.

Um diesen Kompromiss zu erreichen und den Zusammenhalt des Reiches zu sichern, war Ebert auch bereit, eine konstitutionelle Monarchie zu akzeptieren (vgl. 3, S. 362ff). Es war somit eine taktische Verhaltensweise die der politische Kompromiss erzwang, da sich die SPD und die anderen Parteien in der Rolle sahen, den Zusammenbruch der traditionellen monarchischen Ordnung zu kompensieren.

Und in diesem Sinne war Ebert bereit, die Anhänger der Monarchie in die neue Weimarer Republik einzubinden, um den Bürgerkrieg zu vermeiden, aber nicht, weil er diese Regierungsform als wünschenswert hielt. Diese Inklusion wurde vor allem von "Links" kritisert, da es die nachhaltige Demokratisierung der WR verhinderte. So formuliert beispielsweise Abendroth, dass der übergreifende Parteikompromiss zwar zunächst eine stabile politische Plattform gebildet hatte und die Arbeiter, das katholische Milieu und das liberale Bürgertum zu einem tragenden Faktor der neuen Weimarer Republik machte. Andererseits wurde den traditionellen monarchisch gesinnten Eliten das inkludierende Arrangement - widerwillig - mit der Weimarer Republik erleichtert, ohne eine wirkliche Entscheidung für die neue Republik gewesen zu sein[1, S. 91ff]. Ein Problem, das sich ab 1929 im Rahmen der Präsidial-Regierungen deutlich bemerkbar machte und die "alten" Netzwerke aus kaiserlichen Armeezeiten die Organisationsbasis für die Umgestaltung der Weimarer Republik gebildet haben. (Hindenburg, Groener und Schleicher etc.)

Die SPD hat in dieser Situation aus Verantwortung für Deutschland und im Geiste des brüchig gewordenen "Burgfriedens" so gehandelt und die ideologischen Vorbehalte, auch gegen eine konstitutionelle Monarchie, hinten an gestellt.

Zudem: Es gibt dabei eine Kontinuität des von der Sozialdemokratie formulierten demokratischen Selbstverständnisses. In seiner Rede vor dem Würzburger Parteitag (Oktober 1917) hatte sich Ebert deutlich irgendeine Einmischung durch russische bzw. bolschewistische Ratschläge oder durch eine westliche Bevormundung verbeten. So sagte er: "Die deutsche Arbeiterklasse hat ihre innerpolitischen Kämpfe bisher ohne Hilfe von außen geführt; so gedenkt sie das auch in Zukunft zu halten" (4, S. 382).

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass es eine klare demokratische Tendenz in der SPD gab, die auf eine interne Theoriediskussion fußte und keine Nachhilfe in Demokratie brauchte, auch nicht durch die gut gemeinten Vorschläge von Wilson zur demokratischen Umgestaltung des DR.

Eine reale Basis für eine monarchische Überzeugung war in der revisionistischen marxistischen Wählerschaft der SPD auch nicht zu erkennen. Die ca. 40 Prozent, die im Januar 1919 und Juni 1920 die SPD/USPD gewählt haben, wird man auch nicht als "Monarchisten" bezeichnen können, die diese Staatsform präferiert haben könnten.

Es ist dennoch auch richtig: Die SPD hatte traditionell eine starke Bindung an die britische Labour-Partei und sah im britischen Modell einer liberalen, demokratischen parlamentarischen Monarchie ein vorbildliches Modell.

Insofern war eine parlamentarische Monarchie - nach britischem Vorbild - durchaus mit dem demokratischen Welt der SPD - Führungsschicht kompatibel. Aber es war absolut nicht wünschenswert und war entsprechend dem "deterministischen" Geschichtsbild der historisch materialistisch geschulten Parteifunktionäre auch nur eine "historische Durchgangsstation" auf dem Weg zur republikanischen Demokratie.

Dennoch, so Faulenbach zu Ebert: "Er war die Überzeugung der führenden Sozialdemokraten, dass in der Konstellation nach dem Ersten Weltkrieg nur eine demokratisch-parlamentarische Politik die Probleme der Zeit lösen konnte." [2, S. 39]

1.Abendroth, Wolfgang (1965): Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung.
2.Faulenbach, Bernd (2012): Geschichte der SPD. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.
3.Winkler, Heinrich A.(2000): Der lange Weg nach Westen, Bd. I; S. 355ff
4. Schulz, Ursula (Hrsg.) (1968): Die Deutsche Arbeiterbewegung 1848 - 1919 in Augenzeugenberichten

Die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten 1914 könnte man aber schon als einen Rechtsruck der Partei interpretieren. Von einem "Verteidigungskrieg" des Deutschen Reichs konnte 1914 keine Rede sein.

Die Zusammenarbeit Eberts mit Freikorps und republikfeindlichen Truppenteilen trug erheblich zum Scheitern der Novemberrevolution bei, und Gustav Noske deckte den Einsatz von Freikorps und spielte eine recht trübe Rolle bei der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die vor ihrer Liquidierung massiven Folterungen und Misshandlungen ausgesetzt waren. In seinen Memoiren prangerte er in Anspielung auf Luxemburg den "ostjüdischen Dogmatismus" innerhalb des linken Flügels der Partei an, obwohl sie den roten Terror während des russischen Bürgerkrieges ausdrücklich verurteilt hatte. Liebknecht und Luxemburgs Aufenthaltsort war vermutlich erst durch Noskes Telefonüberwachung ausfindig gemacht worden.
 
@thanepower
Danke für die Klarstellung, ich hatte nur noch im Kopf,
dass man kurzzeitig eine parlamentarische Monarchie als erste
Wahl bevorzugte, also prinzipiell eine Erhaltung der Monarchie,
wenn auch mit weniger Macht und ohne Wilhem 2.
Dass man das DR in der Form von 1914 erhalten wurde, hatte ich nicht gemeint.

Frohe Weihnachten :)
 
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