Warum wurde bei einer Schussverletzung immer gleich amputiert?

Held15

Neues Mitglied
Hallo hätte schon wieder ne Frage warum wurde zu Zeiten Napoleons bzw Früher immer gleich Amputiert bei ner Schussverletzung.
So weit ich weis wurde im 30 Jährigen Krieg die Kugel rausgezogen und dann Ausgebrannt warum,machte man das nicht zur Zeit Napoleons mehr.
Da muss dann die Aussfallsrate nach ner Schlacht ja enorm gewessen sein oder?
 
Es wurde nicht "immer gleich" amputiert. Nur wenn Wundbrand drohte oder wenn die Verwundung so schlimm war (zersplitterter Knochen z.B.) dass der Arm oder das Bein nicht zu retten waren.

Die Frage wäre auch, wie viele der so wie von dir beschrieben Behandelten, dieses auch mehr als ein paar Tage überlebten. Lieber ein Bein weniger als ganz tot.
 
Hallo hätte schon wieder ne Frage warum wurde zu Zeiten Napoleons bzw Früher immer gleich Amputiert bei ner Schussverletzung.
So weit ich weis wurde im 30 Jährigen Krieg die Kugel rausgezogen und dann Ausgebrannt warum,machte man das nicht zur Zeit Napoleons mehr.
Da muss dann die Aussfallsrate nach ner Schlacht ja enorm gewessen sein oder?

@Held15

Deine Grundaussage ist nicht ganz richtig, es gibt Verletzungen, die mitnichten durch eine Amputation behandelbar sind, es sei denn, der Arzt nimmt den Tod des Patienten schon vor OP-Beginn billigend in kauf =)

Zur Geschichte der Militärmedizin schau mal hier:

http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2011/4994/pdf/mgfn14_02_S358_364.pdf

AMS Museum

Busse, Helmut, Soldaten ohne Waffen. Das Sanitätskorps in Krieg und Frieden., 1990. ISBN: 3921655811

http://www.geschichtsforum.de/f76/kranken-verletztenversorgung-25265/

M.

 
Hallo hätte schon wieder ne Frage warum wurde zu Zeiten Napoleons bzw Früher immer gleich Amputiert bei ner Schussverletzung.
So weit ich weis wurde im 30 Jährigen Krieg die Kugel rausgezogen und dann Ausgebrannt warum,machte man das nicht zur Zeit Napoleons mehr.
Da muss dann die Aussfallsrate nach ner Schlacht ja enorm gewessen sein oder?
Wie kommst Du darauf, dass es da einen Wandel hin zu mehr Amputationen gab? Was ist dafür Deine Quelle?
 
Wie kommst Du darauf, dass es da einen Wandel hin zu mehr Amputationen gab? Was ist dafür Deine Quelle?

Es kann sein, dass er sich auf die Schiften von Napoleons Cheffchirurgen, General Jean-Baptiste Jambonneau bezieht. Dieser propagierte die Amputation so quasi als Allheilmittel, auch gegen geringere Malaisen wie Blasen an den Füßen und Nagelbettpilz.

Neben den rein medizinischen Vorteilen sollte es auch eine Psychologische Wirkung haben. Die Soldaten wurden damit motiviert, sich nicht wegen jeder Kleinigkeit wie Steckschüsse, Granatsplitter oder Säbelhiebe ins Lazarett begeben und dabei den General bei der Verfassung seiner Memoiren zu stören.
 
Schlacht bei Neuburg (27.06.1800) : 2000 Verwundete : 92 Amputationen.
Schlacht bei Jena (15.10.1806): 5000 Tote und Verwundete : 60 Amputationen.
Feldzug im Russland: 22 000 Verwundete :1000 Amputationen.

Bei kleineren Schlachten waren statistisch die Amputationen generell 4-7% allen Operationen.

Die Amputationen hat man vor allem bei Soldaten gemacht, die von Artillerie verwundet geworden sind, nicht von Musketen. Die moderne Artillerie damaliger Zeit hat die Panik unter den einfachen Soldaten produziert.
Sie haben alle zB an „Vent du bullet“ Legende geglaubt, dass der von fliegendem Kugel bewegte Luft auch tötet. Das zeugt die Skale der Erscheinung.

Literatur:
Medicine transformed. Health, disease and society In Europe 1800-1930, ed.: D. Brunton, Manchester 2004;
H. Ducoulombier, Un chirurgien de la Grande Armee. Le Baron Pierre-Francois Percy, Paris 2004
Journal des campagnes du baron Percy, chirurgien en chef de la Grande Armée, Paris 2002

pozdrawiam :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ab wann zählte man damals zum Verwundeten
:grübel:.
Also wurde man nach ner Schussverletzung nicht etwas Amputiert.
Was war eigentlich mit den Kugeln da die soviel ich ja weis aus Blei waren,
bekamm dadurch vllt noch ne bleivergiftung oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ab wann zählte man damals zum Verwundeten

So bald man sich Krank meldete.

:grübel:.
Also wurde man nach ner Schussverletzung nicht etwas Amputiert.
Nein, aber wenn man Fußpilz hatte.

Was war eigentlich mit den Kugeln da die soviel ich ja weis aus Blei waren,
bekamm dadurch vllt noch ne bleivergiftung oder?
Mit vierzig Gramm Blei im Körper dürfte das die geringste Sorge gewesen sein.
 
Ab wann zählte man damals zum Verwundeten
:grübel:.
Also wurde man nach ner Schussverletzung nicht etwas Amputiert.
Was war eigentlich mit den Kugeln da die soviel ich ja weis aus Blei waren,
bekamm dadurch vllt noch ne bleivergiftung oder?

Es gab zu diesem Zeitpunkt schon Chirurgische Zangen und Pinzetten. Mit denen konnte man auch Metallsplitter entfernen. Zum anderen war das Wissen der Ärzte auch noch nicht so weit wie heute. (Blei ? Giftig? Wie? Wo steht das?) Wenn das Metall nicht Wochenlang im Körper verbleibt, sollte sich auch nicht so viel im Körper lösen.
Die Syphilis wurde zum Beispiel zu dieser Zeit versucht mit Quecksilber oder seinen Verbindungen zu heilen.

Apvar
 
Ab wann zählte man damals zum Verwundeten
:grübel:.
Also wurde man nach ner Schussverletzung nicht etwas Amputiert.
Was war eigentlich mit den Kugeln da die soviel ich ja weis aus Blei waren,
bekamm dadurch vllt noch ne bleivergiftung oder?

George McLeod in seinen Notes on the surgery of the war in the Crimea : with remarks on the treatment of gunshot wounds (das e-book ist in internet zu finden), vergleicht auf Seiten 108-109 die Effekte von der runden Blei-Kugel und modernem damals "Mienie" .
Die runde Blei-Kugel wurde vorwiegend fragmentiert, wenn sie langen Knochen geschlagt hat. Mienie zerschneidet die Knochen wie ein Meissel.
Interessant, dass die Nerven (wie McLoad schreibt) am heufigsten unzerstort blieben. Fur Muskeln war es am schlimmsten, wenn die Sehnen beschadigt wurden.

Auf Seite 111 schreibt er weiter: Foreign bodies, as pieces of cloth or part of the soldier's accoutrements, are often far more troublesome when introduced into a wound than the ball which occasioned their presence there. Er betont weiter wie wichtig ist, um die Verlatztung ganz sauber zu machen. Also fur meissten Werwundteten war die Gangraen todlich und nicht der Schuss selber.

Die Kugel im Korper zu lassen - das war aber ein sehr allgemeines Praktikum, besonders wenn die Kugel tief in dem Knoch sitzte. Normalerweise sollte im Korper eine Zyste um Kugel entstehen.
M. Hutin, der haupte Chirurg von Hotel des Invalides, traff durch 5 Jahren seines Praktukum im Hotel ca. 4000 Veteranen, die mit Kugeln im Korper gelebt haben. Unter ihnen haben nur 12 Personen keine Effekte signalisiert, und 200 von ihnen lebten weiter mit ungeschlossenen Verletztungen (Julian John Chisolm A manual of military surgery (1861), San Franciso 1989).


Wahrend Napoleonischer Kriege auch die beruhmsten Chirurgen (Larrey, Percy) ehrlich glaubten, dass die Infektion und Enzundung eine normale Etappe der Heilung ist. Die Verbande auf frischen Verletztungen wurden so gemacht, um die Ausfluss des Eiters nach 2-3 Tage moglich zu machen (A. Boyer, Traité de maladies chirurgicales et des operations qui leur conviennent, Bruxelles 1834, t. I, S. 269).
 
Zurück
Oben