Warum wurde das Consulat 542 faktisch abgeschafft?

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Nachdem im Westen bereits seit 535 kein neuer Consul mehr ernannt worden war, berief Kaiser Justinian i. J. 542 auch im Osten keinen mehr. Zwar gab es schon davor Jahre ohne Consul (536, 537), doch sollte es sich diesmal als endgültig erweisen.
Bis 565 wurde dann datiert "post consulatum Basilii" (der Consul von 541 hieß Fl. Anicius Faustus Albinus Basilius Iunior). Die Kaiser Justin II. bis Constans II. übten dann noch bis 668 das Consulat immer selber aus.

Die Frage lautet daher: Wieso wurde das Consulat de facto 542 abgeschafft? De iure bestand es ja noch über ein Jahrhundert, aber praktisch übten es immer nur die Kaiser aus.

Danke schon mal!
 
Ohne jetzt in der Literatur etwas über den Abschaffungsgrund gefunden zu haben:

M. E. hatte das Amt des Konsuls schon längst seine ursprüngliche Funktion verloren und die Kaiser trugen der Realität ganz einfach Rechenschaft.

Die beiden Konsuln bildeten in der Republik die oberste Exekutive, wurden für 1 Jahr gewählt, die Amtszeit war nicht verlängerbar, sie hatten im monatlichen Wechsel den Vortritt und jeder konnte seinen evtl. übereifrigen Kollegen bremsen mit der Erklärung, die Vorzeichen seien für einen bestimmten Tag ungünstig und es könnten daher keine Amtshandlungen durchgeführt werden.

Schon aus den Gründen konnte es einfach nicht sein, dass dieses Amt in seiner Ursprungsform von den Kaisern weiter geduldet werden konnte. Es wurde zur reinen „Dekoration“ für Männer, die man in irgendeiner Form auszeichnen wollte; eine Würde, die nichts einbrachte, aber immens kostspielig war für den Amtsinhaber. Vielleicht war auch nicht immer jemand dazu bereit, diese Kosten für einen bloßen Titel hin zu tragen?

Auch Theoderich d. Gr. war 484 n. Chr. römischer Konsul. Für die Amtseinführung war ein bestimmtes Zeremoniell festgelegt. Die Senatoren wurden dazu am 1. Januar in das Haus des Konsuls eingeladen, erhielten dort ein Neujahrsgeschenk und eine Ehrengabe (sportula) in Gold und elfenbeinerne Diptychen. Im Anschluss daran stattete der neue Konsul dem Kaiser im Palast seinen Dankbesuch ab. Diesem Aufzug folgten noch mehrere, die unter Justinian auf 7 beschränkt wurden. Für das Volk waren in Verbindung damit Zirkusspiele, Tierhetzen, Theateraufführungen, Konzerte auf Kosten des neuen Amtsinhabers abzuhalten. Ebenso ein Tag Zirkusspiele später bei der Amtsniederlegung. Dass Geld unter die Menge geworfen wurde bei diesen Aufzügen, hatte Kaiser Marcian verboten, sondern verordnet, dass 100 Pfund Gold für die städtischen Wasserleitungen zu spenden seien. Alles in Allem eine sehr kostspielige Angelegenheit.

Dass Titel beibehalten wurden, ohne wirklich inhaltlich noch ausgefüllt zu werden, spiegelt sich auch im „pontifex maximus“ wieder. Dieses war ein genuin heidnischer Titel und doch führten ihn noch christliche Kaiser, bis Gratian sich entschloss, ihn endgültig abzulegen.
 
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