Warum wurde Stalins Hilfe ignoriert?

Griffel

Mitglied
Ich möchte mal ein Thema ansprechen, dass mir im Hinblick auf den 2. Weltkrieg immer etwas zu kurz kommt!
Wie jeder weiß, begann der Krieg durch den fingierten Überfall auf den deutschen Sender in Danzig. Was Hitler als Vorwand (ge)missbrauchte um in Polen einzumarschieren.

Aber! Dabei war er ja nicht alleine! Wie wir wissen, 2 Wochen nach dem Einmarsch der Wehrmacht, stießen auch Truppen der Sowjetunion nach Polen vor. Ganz wie es im Hitler-Stalin-Pakt vereinbart war.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-sowjetischer_Nichtangriffspakt

Und dennoch haben die Alliierten mit Stalin zusammengearbeitet? Auch wenn, dieser Pakt damals noch nicht ganz bekannt war, kann ich mir kaum vorstellen, dass man so naiv war. Immerhin, hat die Sowjetunion zu Beginn des Krieges ja auch Rohstoffe geliefert. Nur dadurch, konnte das 3. Reich ja im Westen Krieg führen.
Und das soll den Geheimdiensten der Briten, Franzosen und Amerikaner entgangen sein? Schwer zu glauben.
Und was mich außerdem noch interessiert:
In London, gab es ja auch eine polnische Exilregierung. Die dürfte wohl auch eine Meinung gehabt haben. Oder wurden diese Alliierten einfach ignoriert.
Spätestens am Ende des Krieges, dürften wohl vor allem die USA gewusst haben, was gespielt wurde. Also finde ich es ziemlich verlogen wenn, ein Winston Churchill sich hinstellt und später etwas vom Eisernen Vorhang schwafelt.:rolleyes:
 
Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass Großbritannien und Frankreich in den Krieg gezogen sind, um Polen zu befreien, und am Ende des Krieges war Polen nicht mehr unter dem Joch des Hakenkreuzes, sondern um dem von Hammer und Sichel.

Otto von Bismarck wird die Aussage zugeschrieben, dass Politik die Kunst des Möglichen sei. Nach dieser Maxime handelten die Westalliierten genau wie die Sowjetunion. Und das Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" führte auch zu der Allianz zwischen den Westmächten und der Sowjetunion. Von Churchill wird die Aussge überliefert: "Falls Hitler in die Hölle einmarschiert, würde ich im Parlament einige freundliche Worte über den Teufel sagen."

Das nennt sich Realpolitik.
 
Beginn II. WK:

· Fingierter Überfall am 31.08.1939 auf den Sender Gleiwitz/Oberschlesien. Damals Deutsch..

· Dann am 1. September 1939 um 4.45 Uhr eröffnete das Linienschiff "Schleswig-Holstein" das Feuer auf polnische Befestigungen auf der Westerplatte vor der Freien Stadt Danzig.

· Etwa zur selben Zeit brachten deutsche Bomber hunderten schlafenden Einwohnern der zentralpolnischen Kleinstadt Wielun den Tod. Wielun Stadt in der Woiwodschaft Łódz
 
Ich möchte mal ein Thema ansprechen, dass mir im Hinblick auf den 2. Weltkrieg immer etwas zu kurz kommt!
Wie jeder weiß, begann der Krieg durch den fingierten Überfall auf den deutschen Sender in Danzig. Was Hitler als Vorwand (ge)missbrauchte um in Polen einzumarschieren.

Aber! Dabei war er ja nicht alleine! Wie wir wissen, 2 Wochen nach dem Einmarsch der Wehrmacht, stießen auch Truppen der Sowjetunion nach Polen vor. Ganz wie es im Hitler-Stalin-Pakt vereinbart war.

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-sowjetischer_Nichtangriffspakt

Und dennoch haben die Alliierten mit Stalin zusammengearbeitet? Auch wenn, dieser Pakt damals noch nicht ganz bekannt war, kann ich mir kaum vorstellen, dass man so naiv war. Immerhin, hat die Sowjetunion zu Beginn des Krieges ja auch Rohstoffe geliefert. Nur dadurch, konnte das 3. Reich ja im Westen Krieg führen.
Und das soll den Geheimdiensten der Briten, Franzosen und Amerikaner entgangen sein? Schwer zu glauben.
Und was mich außerdem noch interessiert:
In London, gab es ja auch eine polnische Exilregierung. Die dürfte wohl auch eine Meinung gehabt haben. Oder wurden diese Alliierten einfach ignoriert.
Spätestens am Ende des Krieges, dürften wohl vor allem die USA gewusst haben, was gespielt wurde. Also finde ich es ziemlich verlogen wenn, ein Winston Churchill sich hinstellt und später etwas vom Eisernen Vorhang schwafelt.:rolleyes:

Zum einen fehlten den Westalliierten so lange die USA nicht dabei waren schlicht die Mittel um NS-Deutschland und die Sowjetunion zu bekämpfen, offensichtlich musste für beide NS-Deutschland alleine schon auf Grund der räumlichen Nähe und der Verbandelung mit Italien als gefährlicher erscheinen.
Zum anderen hat der damalige polnisch-sowjetische Grenzverlauf ja auch eine gewisse Vorgeschichte.

Die Curzon-Line ist ja nicht irgendwas, was mal irgendwann im 2. Weltkrieg entstanden ist, sondern war ein Vorschlag im besonderen der britischen Seite wo die Ostgrenze des polnischen Staates zu sehen und anzuerkennen sei und das im Rahmen der Abwicklung des 1. Weltkriegs und seiner Nachfolgekonflikte.

Curzon-Linie – Wikipedia

Die anschließenden polnischen Eroberungen östlich dieser Linie im Gefolge der Entwicklung innerhalb des russischen Bürgerkrieges sorgten im weiteren Verlauf ja dafür, dass Polen im Frieden von Riga, ohne weitergehende internationale Einigung diese eigene Grenzvorstellungen durchsetzen und eine deutlich nach Osten von dieser Linie abweichende Grenze erreichen konnte.

Die polnische Westgrenze war Produkt des Versailler Vertrages und der nach Maßgabe dieses Vertrags abgehaltenen Abstimmungen in den Grenzgebieten, in die waren die Westalliierten als Garantiemächte des Vertrags von vorn herein involviert.
Die polnische Ostgrenze verdankt ihr Zustandekommen anno 1921 hauptsächlich der Gewalt der polnischen Waffen und war weder deckungsgleich mit den Vorschlägen der Westalliierten noch von ihnen so gewünscht, schon weil es eine Einbindung Polens in das neue europäische System und den "cordon sanitaire" ohne dabei die Sowjetunion gegen die eigenen Positionen aufzubringen, deutlich erschwerte?

Abgesehen von der praktischen Unmöglichkeit, wie hätte man es rechtfertigen wollen? Großbritannien und Frankreich waren keine Vertragsparteien des Rigaer Friedens, dieser Vertrag ging auch gegen das proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker, denn polnische Bevölkerungsmehrheiten gibt es in diesen Gebieten nicht und hat es nie gegeben.
Davon einmal abgesehen, hatte es ja die Verhandlungen und den Curzon-Vorschlag anno 1919 gegeben, in dem jedenfalls die Briten schon damals die Absicht bekundet hatten, die Gebiete östlich von Brest-Litosk und des Bug, anderen Staatswesen, jedenfalls nicht Polen zuerkennen zu wollen (bin mir gerade im Fall Ostgaliziens nicht sicher ob sie eine der sich bildenden kurzlebigen ukrainischen Regierungen anerkannten und das Gebiet da sehen wollten und ob Wilna in diesem Vorschlag Litauen, einem kurzlebigen Weißrussland oder Sowjetrussland zugeordnet war.

Jedenfalls räumten die Briten anno 1919 den Russen (eigentlich kann man zu dem Zeitpunkt ja von "Sowjetunion" noch nicht reden) jedenfalls einmal stärkere oder gleichwertige (so die Gebiete an eine ukrainische Regierung oder Litauen/Weißrussland gehen sollten), Ansprüche auf diese Gebiete ein, als Polen.
Warum also was das betrifft die eigene Meinung ändern?
Die Entente-Mächte mischten sich zwar in die Nachfolgekonflikte des ersten Weltkriegs in Osteuropa kaum ein, aber das musste ja nicht heißen dass sie jede dort vorgenommene Grenzziehung verteidigten.

Als die Sowjets 1939 in Ostpolen einmarschierten, besetzten sie dabei mehr oder weniger lediglich Gebiete, von denen die Entente anno 1919 die Ansicht bekundet hatte, dass diese ohnehin nicht zu Polen gehörten.
Das sieht mit dem deutschen Invasionsgebiet etwas anders aus.

So weit mir bekannt, enthielt die anglo-französische Garantieerklärung auch keine Garantie für Polens damlige Besitzungen östlich des Bug und in Ostgalizien.
 
Ich sehe mir immer gern dazu ein paar Daten an.

· Westfeldzug Hitler = 10.05.- 26.06. 1940

· Luftschlacht England = 10.07. - 31.10.1940

Und als man merkte mit England klappt es nicht

· Setzte man den Plan Barbarossa in Gang, d.h. Überfall auf die UdSSR 22.06.1941.

Barbarossa (1122 – 1180) -> Kaiser Friedrich I. HRR, Kaiser ab 1155 – 1190.

Warum Name "Barbarossa", vielleicht auch weil er den Beinamen hat „Rotbart“ und es ging ja gegen die Bolschewisten.

M.E. hatte Churchill den Durchblick, und ihm war klar dass er mit seinem Todfeind gegen den Teufel gemeinsam kämpfen muss, und dass er dazu auch noch Roosevelt benötigt.

Für dieses Alliierten-Bündnis war wohl der englische Premier der Spiritus Rektor. Oder?
 
Dass man Stalin, als das kleinere von 2 Übeln sah, diese Sichtweise, war mir durchaus bekannt.:( Aber dennoch! Vor allem, am Ende des Krieges wundert mich eines dann doch wenn, man davon ausgehen will, dass alle Alliierten gleichwertig waren, dann wundert es mich, dass man Polen dermaßen im Stich gelassen hat. :mad:
Was muss sich wohl die polnische Exilregierung gedacht haben, als man sie und die Exilpolen, welche ja auch in der Luftschlacht um England mitgewirkt haben, so behandelt hat? Nachdem Krieg, konnten diese Leute ja kaum in ihre Heimat zurück.

Man kann es drehen und wenden wie man will, was Stalin gemacht hat, war nicht weniger illegal, als was Hitler verbrochen hat. Und das man auf Jalta faktisch dem sowjetischen Teil des Coups zugestimmt hat bzw. das abgesegnet hat, spricht weder für Roosevelt noch für Churchill. Immerhin hat das auch bedeutet, dass Millionen von Balten unter die Herrschaft des sowjetischen Regimes gekommen sind.

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Roosevelt, Stalin das alles "durchgehen" lies weil, er unbedingt seine UNO gründen wollte. Dieses Vorgehen, war zwar einerseits staatsmännisch weil, man eine Allianz zusammenhalten wollte, anderseits auch verlogen, da man sich an die eigene Atlantikcharta nicht gehalten hat.:rolleyes:

Das Kaiserreich Persien, der heutige Iran, hat ja unmittelbar, nachdem Krieg ähnliches erlebt. Die UNO hat einen Dreck getan, als Stalin das heutige Aserbaidschan eingesackt hat. Und das, obwohl man dem Schah noch großartig versichert hat, dass man die Aufteilung und Besatzung seines Landes nur solange betreiben werde, wie der Krieg dauert.:confused:
 
Man kann es drehen und wenden wie man will,

Stimmt. Es bleibt völliger Unsinn, was Du schreibst. Und vor allem in kompletter Ignoranz der historischen Fakten. Aber die interessieren Dich ohnehin nicht. Es geht ohnehin nur um Dein politisches Weltbild.

Man kann es drehen und wenden wie man will, was Stalin gemacht hat, war nicht weniger illegal, als was Hitler verbrochen hat.

Wenn man gutwillig ist, dann versteht man wie es gemeint sein könnte. Wenn man bösarartig ist, dann ist es der Versuch einer Relativierung von Hitler durch das Handeln von Stalin. Inklusive dem Holocaust.
 
Stimmt. Es bleibt völliger Unsinn, was Du schreibst. Und vor allem in kompletter Ignoranz der historischen Fakten. Aber die interessieren Dich ohnehin nicht. Es geht ohnehin nur um Dein politisches Weltbild.



Wenn man gutwillig ist, dann versteht man wie es gemeint sein könnte. Wenn man bösarartig ist, dann ist es der Versuch einer Relativierung von Hitler durch das Handeln von Stalin. Inklusive dem Holocaust.

Die bösartige Interpretation würde ich keinem anderen Diskutanten unterstellen, solange er keine Aussagen postet, die tatsächlich in diesem Sinne zu verstehen sind. Stalin ließ schon bald nach der Besetzung 10. 000 Offiziere der polnischen Armee liquidieren. Die Massengräber wurden 1943 bei Katyn entdeckt, und es wurde durch eine internationale Kommission von Experten festgestellt, dass dieses Massaker von sowjetischer Seite vor der deutschen Besetzung verübt wurde.
Ein Vergleich mit der etwa zweitgleich begangenen Vernichtung der polnischen Intelligenz durch die Deutschen drängt sich durchaus auf. Stalin hatte zum großen Teil die Hungerkatastrophe des Holodomor in der Ukraine, am Don und im Kubangebiet zu verantworten, und seinen verschiedenen "Säuberungen" sind Hunderttausende von Menschen zum Opfer gefallen. Stalin war wie Hitler durchaus auch eine Figur der Kriminalgeschichte, etwa wie Jack the Ripper oder Fritz Haarmann.

Stalins Handlungsweise im Verlauf des Ribbentrop-Molotow-Abkommens muss man als ausgesprochen zynisch bezeichnen. Was ihn schließlich dazu bewogen hat, ist innerhalb der Geschichtswissenschaft umstritten. Viele namhafte Historiker wie Manfred Hildermeier sehen das Verhalten der SU eher als defensiv an.

Realpolitisch gesehen, hatte Hitler Stalin einfach ein Angebot gemacht, dass man schwer ablehnen konnte. Ein gefährlicher Gegner, Hitler, schien vorerst neutralisiert und mit anderem beschäftigt, gleichzeitig wurde der SU das Baltikum und Bessarabien überlassen, und die meisten Territorien die die SU in Polen annektierte, hatten vor 1918 zum Zarenreich gehört.

Polen war nach dem 1. Weltkrieg als unabhängiger Staat neu auf Kosten von Deutschland, Russland und Österreich-Ungarn entstanden. Von 1815-1917 war Polen in Personalunion mit Russland vereinigt. Nach Rat der Briten hätte Polen als es neu erstand, auf Kongresspolen begrenzt werden sollen, aber Polen dehnte sich dann bis weit in die Ukraine, bis westlich von Kiew ausgedehnt, und mit nationalen Minderheiten bevölkert. Es gab kaum einen Nachbarstaat, mit dem Polen nicht in Grenzstreitigkeiten geriet. Polen war eine faschistoide Militärdiktatur, die 1934 mit Deutschland ein Bündnis geschlossen hatte.

Polen war 1920 in die Sowjetunion eingefallen, also die Sowjetunion hatte eigentlich wirklich keine Gründe, für Polens staatliche Souveränität besonders einzutreten. Zynisch mag das Bündnis mit Hitler gewesen sein, er verschaffte der Sowjetunion eine Atempause. Stalin rechnete damit, dass es mal Krieg mit Hitler geben würde, er konnte sich aber nicht vorstellen, dass der so blöd sein würde, die Sowjetunion anzugreifen, solange er GB nicht in die Knie gezwungen hatte. Auch für die Juden im Osten Polens bedeutete der Hitler-Stalinpakt noch einmal eine Atempause. Manche polnische Juden konnten in den sowjetisch besetzten Teil flüchten.

Als 1943 die Massengräber von Katyn entdeckt wurden, war der Schock groß, doch es beklagten sich z. B. Gestapo und SD-Berichte darüber, dass im Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit die große Empörung darüber ausblieb, weil die meisten ziemlich genau wussten, dass die "Endlösung" die an der jüdischen Bevölkerung verübt wurde, weitaus grausamer war.
 
Und dennoch haben die Alliierten mit Stalin zusammengearbeitet? Auch wenn, dieser Pakt damals noch nicht ganz bekannt war, kann ich mir kaum vorstellen, dass man so naiv war. Immerhin, hat die Sowjetunion zu Beginn des Krieges ja auch Rohstoffe geliefert. Nur dadurch, konnte das 3. Reich ja im Westen Krieg führen.
Und das soll den Geheimdiensten der Briten, Franzosen und Amerikaner entgangen sein? Schwer zu glauben.
Und was mich außerdem noch interessiert:
In London, gab es ja auch eine polnische Exilregierung. Die dürfte wohl auch eine Meinung gehabt haben. Oder wurden diese Alliierten einfach ignoriert.
Spätestens am Ende des Krieges, dürften wohl vor allem die USA gewusst haben, was gespielt wurde. Also finde ich es ziemlich verlogen wenn, ein Winston Churchill sich hinstellt und später etwas vom Eisernen Vorhang schwafelt.:rolleyes:

Als Hitler am 21. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, hielt Churchill eine Rede im Parlament, in der er sagte, dass er nichts von dem zurücknehme, was er jemals über den Kommunismus gesagt habe, dass man aber die SU im Kampf gegen den Faschismus unterstützen werde. GB hat die SU mit Kriegsmaterial unterstützt, und auch die USA unterstützten die USA im Rahmen des Land and lease-Abkommens.
GB stand im Sommer 1941 im Kampf gegen Hitler fast alleine, der Kriegseintritt der USA war noch nicht abzusehen, und auch das gilt es einmal festzuhalten- die Sowjetunion hat im 2. Weltkrieg die höchsten Opferzahlen gehabt, das Gros der deutschen Truppen war an der Ostfront stationiert. Ganze Landstriche wurden durch eine brutale Politik der verbrannten Erde von den Deutschen verwüstet, und bis die Alliierten 1943 mit der Landung auf Sizilien und in Italien und 1944 mit der Landung in der Normandie eine zweite Front bilden konnten, übernahm es die Sowjetunion das Gros der deutschen Truppen in Europa zu binden, und es hat die Sowjetunion diesen Einsatz unter Verlust von mehr als 20 Millionen Menschen geleistet.
 
Es ist eine bittere Ironie der Geschichte, dass Großbritannien und Frankreich in den Krieg gezogen sind, um Polen zu befreien, und am Ende des Krieges war Polen nicht mehr unter dem Joch des Hakenkreuzes, sondern um dem von Hammer und Sichel.

Otto von Bismarck wird die Aussage zugeschrieben, dass Politik die Kunst des Möglichen sei. Nach dieser Maxime handelten die Westalliierten genau wie die Sowjetunion. Und das Motto "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" führte auch zu der Allianz zwischen den Westmächten und der Sowjetunion. Von Churchill wird die Aussge überliefert: "Falls Hitler in die Hölle einmarschiert, würde ich im Parlament einige freundliche Worte über den Teufel sagen."

Das nennt sich Realpolitik.

Immerhin gab es unter sowjetischer Herrschaft noch oder besser gesagt wieder ein souveränes Polen. Freilich wurde dieses Polen um ca. 250 km nach Westen verschoben und die Bevölkerung gleich mit.
 
Das Verhalten von Stalin speist sich aus einer Reihe von Motiven und teilweise wird man manche Überlegungen wohl nie wirklich rekonstruieren können.

1. Revanchistisch, indem Gebiete zurück geholt wurden, von denen die meisten "Russen" glaubten, dass sie zum russischen Reich gehören würden. Das "einigende" Band zwischen sowjetischen Bürger mit "russischen Hintergrund" war u.a. der Glaube an das "russische Reich".

2. Defensiv, da Stalin bereits um 1931 gewarnt hatte, dass in ca. 10 Jahren die Wahrscheinlichkeit eines Konflikts an der Ostgrenze anstehen würde.

3. In diesem Sinne verschob man das "Vorfeld" nach Nord-Westen. Zum einen, um den Zugang via Baltikum nach Leningrad zu erschweren, das eine hohe symbolische Bedeutung hatte. Und zusätzlich einer der zentralen Standorte für die Panzerproduktion war.

Und hoffte so der WM den Aufmarsch via Baltikum zu erschweren.

4. Die Verlagerung der Grenze nach Westen war jedoch eher ein Pyrrhus-Sieg, da die "Stalin-Linie" aufgegeben wurde, inklusive der militärischen Infrastuktur. Eine gute Schilderung der katastrophalen militärischen Infrastuktur an der "neuen" sowjetischen Westgrenze findet sich bei Merridale "Iwans Krieg".

Stalin-Linie – Wikipedia

Molotow-Linie – Wikipedia

Der Aufmarsch der Roten Armee in diese neuen Gebiete erfolgte ohne entsprechende Infratruktur und wirkte sich gravierend auf die Moral aus, aber ebenso auf die reale Einsatzfähigkeit, da es z.B. keine Flughäfen in ausreichender Anzahl gab.

5. Die Bereitschaft von Stalin mit Hitler temporär zu paktieren ist gleichzeitig vor dem Hintergrund der Krise um die Tschechoslowakei zu sehen. In dieser Krise wurde das System der kollektiven Sicherheit durch Chamberlain in Kooperation mit Polen ausgebremst, indem die Sowjetunion als Großmacht ausgegrenzt wurde.

Ob es gerechtfertigt war, dass die Polen Stalin in Bezug auf die Hilfestellung für die Tschechoslowakei nicht getraut haben und die Durchmarschrechte verweigerten, wird nicht zu beantworten sein.

6. Nicht zuletzt stellte sich für Stalin die militärpolitisch relevante Frage, ob er ohne den Pakt, die WM näher an der Grenze hätte akzeptieren wollen oder mit Pakt, einen vermeintlichen "Sicherheitsgewinn" erzielt.

Aber das ist alles ausführlich schon literaturgestützt dargestellt worden.
 
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Als Hitler am 21. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, hielt Churchill eine Rede im Parlament, in der er sagte, dass er nichts von dem zurücknehme, was er jemals über den Kommunismus gesagt habe, dass man aber die SU im Kampf gegen den Faschismus unterstützen werde. GB hat die SU mit Kriegsmaterial unterstützt, und auch die USA unterstützten die USA im Rahmen des Land and lease-Abkommens.
Dazu auch die Ansprache Churchills, ich denke das ist ein Radiofeature: Alliance with Russia (Audio) - International Churchill Society

Nachtrag: es war eine Radioansprache. Eine Transkription findet sich hier: Churchill Broadcast on the Soviet-German War (June 1941)
 
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Immerhin gab es unter sowjetischer Herrschaft noch oder besser gesagt wieder ein souveränes Polen. Freilich wurde dieses Polen um ca. 250 km nach Westen verschoben und die Bevölkerung gleich mit.

Formell war die Volksrepublik Polen zwar ein souveräner Staat, aber war faktisch ein sowjetischer Satellitenstaat nach dem Prinzip des Indirect Rule, wie auch alle anderen Staaten im ehemaligen Ostblock.

Die Bevölkerung in den polnischen Ostgebieten wurde im Gegensatz zu den deutschen Ostgebieten (mit gewissen Ausnahmen in Oberschlesien und Masuren) nicht komplett vertrieben, sonden nur die ethnisch polnische Bevölkerung.
 
Vor allem, am Ende des Krieges wundert mich eines dann doch wenn, man davon ausgehen will, dass alle Alliierten gleichwertig waren, dann wundert es mich, dass man Polen dermaßen im Stich gelassen hat. :mad:

Die Briten habens durchgerechnet und eingesehen, dass die West-Alliierten verlieren würden; selbst wenn der politische Wille dagewesen wäre (was er nicht war), und die Bevölkerung nach Jahren des Krieges noch Bock auf ne zweite Runde gehabt hätte (was man zu Recht bezweifeln darf).

Operation Unthinkable – Wikipedia
 
Dass man Stalin, als das kleinere von 2 Übeln sah, diese Sichtweise, war mir durchaus bekannt.:( Aber dennoch! Vor allem, am Ende des Krieges wundert mich eines dann doch wenn, man davon ausgehen will, dass alle Alliierten gleichwertig waren, dann wundert es mich, dass man Polen dermaßen im Stich gelassen hat. :mad:
Was muss sich wohl die polnische Exilregierung gedacht haben, als man sie und die Exilpolen, welche ja auch in der Luftschlacht um England mitgewirkt haben, so behandelt hat? Nachdem Krieg, konnten diese Leute ja kaum in ihre Heimat zurück.

Man kann es drehen und wenden wie man will, was Stalin gemacht hat, war nicht weniger illegal, als was Hitler verbrochen hat. Und das man auf Jalta faktisch dem sowjetischen Teil des Coups zugestimmt hat bzw. das abgesegnet hat, spricht weder für Roosevelt noch für Churchill. Immerhin hat das auch bedeutet, dass Millionen von Balten unter die Herrschaft des sowjetischen Regimes gekommen sind..:confused:

Das Molotow-Ribbentrop-Abkommen war natürlich ein schwerer politischer Konflikt zwischen der polnischen Exilregierung unter Wladislaw Sikorski und der Sowjetunion. Nach dem Angriff auf die Sowjetunion wurden die SU und die polnische Exilregierung Verbündete, und wurde nötig, wenigstens in einigen Punkten eine Vereinbarung zu treffen und zumindest die diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen.

Am 30. Juni 1941 schlossen Sikorski und der sowjetische Botschafter in GB Maiski das Sikorski-Maiski-Abkommen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sikorski_Maiski_Abkommen.

Die Entdeckung des Massakers von Katyn 1943 führte schließlich dazu, dass die polnische Exilregierung von der Sowjetunion Aufklärung verlangte und eine unabhängige Kommission des Roten Kreuzes mit der Klärung beauftragte. Stalin hatte die Deutschen für das Massaker verantwortlich gemacht
 
Apropos Nichtangriffspakt Hitler - Stalin # Ribbentrop – Molotow.

Dieser Pakt ist mir ein Rätsel - ich meine zu glauben A.H. hält sich daran (Pacta sunt servanda ).

Und wenn ich mir dazu noch die Fotos mit dem lachenden Gesicht von J.W. Stalin ansehe anlässlich der Unterzeichnung in Moskau am 23.08.1939...

Wie sagt doch der Schuster Hans Sachs (1494 – 1576) in den „Meistersinger“:

Wahn!, Wahn! Überall Wahn!“.​

Ich glaube bald Stalin dachte wirklich sowie der Schüler bei Mephistopheles (er glaubt ja Faust vor sich zu haben):

„... Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“.

Nichts gelernt aus der Geschichte, so z.B. 07.07 - 09.07 1807.
Nicht mit bekommen wie der Busenfreund von A.H., der Italiener regiert.
Der Spanienkrieg von Juli 1936 – April 1939 muss auch am Josef vorbeigegangen sein.
Von Deutschland dieser Zeit keine Rede.
 
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Das Kaiserreich Persien, der heutige Iran, hat ja unmittelbar, nachdem Krieg ähnliches erlebt. Die UNO hat einen Dreck getan, als Stalin das heutige Aserbaidschan eingesackt hat. Und das, obwohl man dem Schah noch großartig versichert hat, dass man die Aufteilung und Besatzung seines Landes nur solange betreiben werde, wie der Krieg dauert.:confused:
Ich glaube, Du bringst da etwas durcheinander.

Das Gebiet des heutigen Staates Aserbaidschan war bereits im frühen 19. Jhdt. von Russland erobert worden. Nach einer kurzen Phase der Unabhängigkeit nach Ende des 1. WKs fiel das Gebiet 1920 unter sowjetische Herrschaft. Bereits vor dem 2. WK bestand dort die Aserbaidschanische SSR als Teil der Sowjetunion und blieb es bis zur Unabhängigkeit 1991.
Das Gebiet des heutigen Staates Aserbaidschan hatte der Iran also bereits lange vor Stalin verloren.

Davon zu unterscheiden ist die ebenfalls Aserbaidschan genannte Region im Nordwesten des Iran. Im 2. WK wurde sie zwar von der Sowjetunion besetzt, die auch Versuche, dort eine faktisch freilich unter der Vorherrschaft der Sowjetunion stehende Republik zu gründen, unterstützte. Letztlich akzeptierte die Sowjetunion aber die Rückeroberung durch den Iran nach dem Abzug der sowjetischen Truppen. Das Gebiet wurde nie Teil der Sowjetunion und ist bis heute Teil des Iran.
 
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Polen war nach dem 1. Weltkrieg als unabhängiger Staat neu auf Kosten von Deutschland, Russland und Österreich-Ungarn entstanden. Von 1815-1917 war Polen in Personalunion mit Russland vereinigt. Nach Rat der Briten hätte Polen als es neu erstand, auf Kongresspolen begrenzt werden sollen, aber Polen dehnte sich dann bis weit in die Ukraine, bis westlich von Kiew ausgedehnt, und mit nationalen Minderheiten bevölkert. Es gab kaum einen Nachbarstaat, mit dem Polen nicht in Grenzstreitigkeiten geriet. Polen war eine faschistoide Militärdiktatur, die 1934 mit Deutschland ein Bündnis geschlossen hatte.

Polen war 1920 in die Sowjetunion eingefallen, also die Sowjetunion hatte eigentlich wirklich keine Gründe, für Polens staatliche Souveränität besonders einzutreten.
Eine Begrenzung auf "Kongresspolen" hätte allerdings bedeutet, die Ergebnisse der drei "polnischen Teilungen" im späten 18. Jhdt. im Wesentlichen insofern zu akzeptieren, als Russland bzw. jetzt Sowjetrussland seine Gebietserwerbungen von damals hätte behalten dürfen. (Unabhängig worden wären also im Wesentlichen nur die damals von Preußen und Österreich eingesackten Teile Polens.) Demgegenüber wollte Polen nach Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit möglichst auch die alten Grenzen der polnisch-litauischen Union wiederherstellen.
 
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