Wohl eher für das Ende der Antike, als für das Ende der Republik. Das Ende des (weströmischen) Reichs markiert zugleich auch das Ende der Antike. Der Dekadenztheorie liegt die Auffassung zugrunde, dass die Antike bei ihrem Ausgang ihre Lebenskräfte verbraucht habe. Der Prozeß setzte im 3. Jahrthundert ein und setzte sich im 4. fort. Das Ende der Antike war identisch mit der Verwandlung der Antike, die sich in dieser Zeit vollzog und die Verwandlung war Dekadenz.
Diese "Dekadenz" ließ sich aber ganz verschiedenartig veranschaulichen, und es haben verschiedene Historiker ganz unterschiedliche Theorien angeführt. Zu den bekanntesten gehören Gibbon, Oswald Spengler, Arnold Toynbee, aber auch Gobineau.
In the History of the Decline and Fall of the Roman Empire stellte Eduard Gibbon die These auf, dasss das Christentum die Lebenskraft der antiken Welt aufgesaugt habe. Gibbons Theorie spielte bis ins 19. Jahrhundert eine Rolle in der Geschichtswissenschaft. Das gegenstück zu dieser spirituellen Theorie war die biologistische wie sie Graf Gobineau vertrat, die sich später Hitler zu eigen machte. Die biologische und rassische Degenerierung der Eliten habe den Verfall herbeigeführt. Diese Theorie galt bereits der zeitgenössischen Geschichtswissenschaft als unsinnig, erlebte aber gerade in deutschland durch die Nazis eine Wiederbelebung.
Dazwischen liegen Erklärungsmodelle, die sich auf Fakten der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Phänomene beziehen. Max Weber richtete sein augenmerk auf wirtschaftliche Probleme der antiken Welt, deren Wirtschaftssystem sich nur in den Küstengebieten des Mittelmeerraums entwickelt habe, das Hinterland aber unberührt gelassen habe. Diese schmale Basis der antiken Wirtschaftsordnung habe das System überfordert. Dagegen spricht allerdings, dass etwa Gallien zu den wirtschaftlich am weitesten entwickelten Provinzen gehörte.
Als eim einleuchtendsten hat man schließlich auch auf den Verfall der städtischen Sozialform hingewiesen, die die Grundlage der antiken Gesittung spielte. So waren zur Blütezeit des Imperiums die römischen Soldaten Träger der Romanisierung gewesen. Die Soldaten der Zeit der Reichskrise wurden oft im Grenzland geworben, und wenn sie auch nicht gerade als Barbaren betrachtet werden konnten, waren sie doch kaum in der urbanen hellenistisch- römischen Kultur beheimatet und konnten diese nicht mehr weitergeben. Historiker wie Beloch hielten bereits die Einverleibung des griechischen Ostens als Faktor für den Niedergang des Imperiums. Rostovzeff sah den Niedergang vor allem im antiken Zwangsstaat der Spätantike, der die soziale Freiheit, und mit dem Sieg des Christentums bald auch die geistige Freiheit beseitigt habe. Die Dekadenztheorie hat eine entscheidende Schwäche, denn sie macht nur Sinn, wenn die Bedeutung von Strukturwandel und "Untergang" identisch ist. Welcher Vorgang also ist mit Recht als "Untergang einer Zivilisation" zu bezeichnen und durch welche Tatsachen wird er ausgelöst?
Die "Kontinuitätstheorie" legte ihr Augenmerk dagegen auf die Kräfte des Beharrens und die Kontinuität der Antike.
Ich empfehle dir dazu Alfred Heuss "Römische Geschichte". In der 8. u. a. von Jochen Bleicken überarbeiteten Ausgabe ist im Anhang auch ein ausführlicher Teil, der den Forschungsstand wiedergibt. Auf den Seiten 500- 506 geht es um den Untergang der antiken Welt, und die Autoren erläutern dabei auch die verschiedenen Ansätze der "Dekadenztheorie", der "Kontinuitäts- und "Katastrophentheorie".