Was genau ist Stalinismus?

chesterrr

Neues Mitglied
hey hey!!
Ich hab eine Frage und zwar : was genau ist Stalinismus und wie grenzt sich dieser von Marxismus und Leninismus ab?
Wikipedia sagt einem da leider auch nicht wirklich was informatives =((
schonmal danke für die antworten!!
 
hey hey!!
Ich hab eine Frage und zwar : was genau ist Stalinismus und wie grenzt sich dieser von Marxismus und Leninismus ab?
Wikipedia sagt einem da leider auch nicht wirklich was informatives =((
schonmal danke für die antworten!!


Ohne jetzt genau darüber nachgedacht oder nachgelesen zu haben. Ist nur meine eigene Meinung.

Der Marxismus- Leninismus ist eine Dialektik und sugerrierte allen ein besseres Leben, frei von Ausbeutung.
Um dieses zu erlangen oder zu erzwingen, war Stalin, aber auch Lenin bereit über Leichen zu gehen, nur um ihre Ideale zu verwirklichen.
Die Diktatur des Proletariats wurde im wahrsten Sinne des Wortes ausgelebt.
Ich erinnere mich noch gut an den Satz eines Arbeitskollegen, leider schon verstorben.
" Leckt der Hund Blut, dann will er auch nichts anderes mehr"
In diesem Sinne, "kommt der Bauer an die Macht, treibt er es arger, als die, die er verjagt hat"

Stalinismus ist heute ein Pseudonym für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Terror gegen die eigene Bevölkerung im Namen Marx, Engels und Lenins.

Ich bin sicher, da kommt gleich noch etwas von studierter Seite.
War nur meine, ganz aus dem Bauch herraus geschriebene Meinung.
 
Stalinismus ist die Theorie und Praxis des Herrschaftssystems Stalins. Begonnen hat es ca. ab der Mitte der 20er Jahre und endete mit Stalins Tod 1953. Man kann den Stalinismus sowohl als spezifische Entwicklungsphase und -strategie eines zunächst rückständigen Landes im Zuge de Aufbaus des Sozialismus wie auch als Strukturtypus eines nicht kapitalistischen, totalitär geführten Gesellschaftssystems sehen. Der Begriff dient zur Kennzeichnung eines konservativen, bürokratisch-autoritären und repressiven Herrschaftssystem und seiner Praktiken.

Heute bezeichnet Stalinismus oft allgemein eine - vor allem auf taktisch geschicktem und rücksichtslosen Machterwerb und -gebrauch.

Quelle: Wörterbuch Staat und Politik von Dieter Nohlen s. 743

und hier kann man nachlesen was Wikipedia dazu meint:

http://de.wikipedia.org/wiki/Stalinismus
 
Der Sammelbegriff Marxismus bezeichnet die heterogene und in sich widersprüchliche Pluralität derjenigen theoretischen Ansätze und darauf gegründeten politischen Positionen, die sich auf die Lehre von Karl Marx berufen. Diese Lehre stellt kein abgeschlossenes System dar, sondern ein theoretisches und praktisches Programm, das seinen Anhängern verschiedene Anknüpfungspunkte bietet.

Die marxistische Sicht der Wirklichkeit beruht auf der Grundüberzeugung, das politische, geistige, kulturelle und sonstige Leben der Gesellschaft werde bestimmt von den ihm zugrunde liegenden ökonomischen Strukturen und Verhältnissen, über die es sich reproduziert.

Quelle: Wörterbuch Staat und Politik von Dieter Nohlen. S. 406
 
Leninismus ist die Bezeichnung für die Weiterentwicklung der marxistischen Theorien durch Lenin. Dazu gehört unter anderem:

1. Einheitlichkeit der Erkenntnistheorie im dialekt. Materialismus

2. Die Theorie, dass Monopolkapital und Imperialismus zusammenwirken und einander ergänzen

3. das Zusammenfassen der widerstrebenden Kräfte in der Partei und der Aufbau des Partei-, Staats- und Wirtschaftsapparates.

Quelle: Wörterbuch Geschichte von Konrad Fuchs. S. 485
 
Ursi[FONT=Arial schrieb:
]...Theorie und Praxis des Herrschaftssystems Stalins. Begonnen hat es ca. ab der Mitte der 20er Jahre und endete mit Stalins Tod 1953...

Da bin ich etwas anderer Meinung.
Das Stalinistische System wurde von Stalin ins Leben gerufen, wobei es auf dem von Lenin gegründeten Staat fußte. Es war u.a. (erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit) gekennzeichnet durch die unumschränkte Herrschaft einer kommunistischen Partei und durch einen stark ausgeprägten Personenkult um den Staats- und Parteivorsitzenden, durch weitestgehende Staatswirtschaft und aggressive Politik gegenüber privatwirtschaftlicher Betriebe im eigenen Land, durch Einschränkung der persönlichen Freiheiten der Bürger - insbesondere der Meinungs- und Pressefreiheit und Verbot + Unterdrückung jeglicher Opposition, um nur die a.m.S. wichtigsten zu nennen. Es ging m.M.n. nicht mit dem Tod Stalins zu ende, sondern endete z.B. in der UdSSR mit Gorbatschows "Perestroika", in den anderen europäischen Satellitenstaaten mit dem Beginn der demokratischen Reformen. Für die DDR würde ich als Datum den Sturz von E. Honecker am 19. 10. 1989 ansetzen.
(Das wäre so meine eigene Auffassung)
[/FONT]
 
Das hört sich alles nur negativ an. Mir ist schon klar, dass Stalin einer der größten Tyranen war ,allerdings berufen sich ja noch heute ein paar Staaten, wie China oder Nordkorea, auf seine Lehre. Und wie unterscheiden sie sich von Marxistisch-Leninistischen Staaten wie Vietnam?
 
Das hört sich alles nur negativ an. Mir ist schon klar, dass Stalin einer der größten Tyranen war ,allerdings berufen sich ja noch heute ein paar Staaten, wie China oder Nordkorea, auf seine Lehre.
Ja und wie geht es den Menschen dort? Erst gestern hab ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, wo sich Bauern in China darüber beklagten, daß Familienmitglieder von Beamten regionaler Stellen getötet wurden, nur weil sie Landbesitzer sind und übergeordnete Stellen tun nichts zu deren Aufklärung.

chesterrr schrieb:
Und wie unterscheiden sie sich von Marxistisch-Leninistischen Staaten wie Vietnam?
Über Vietnam weiß ich nicht genug
 
Mir ist schon klar, dass Stalin einer der größten Tyranen war ,allerdings berufen sich ja noch heute ein paar Staaten, wie China oder Nordkorea, auf seine Lehre.

Die KP Chinas geriet allerdings schon früh in Konflikt mit der stalinistischen Sowjetunion und es wurde von Mao Tse Tung wohl auch versucht, einen theoretischen Gegenentwurf zu schaffen. Wie es in Nordkorea ist, weiß ich nicht so genau; sie scheinen aber vom Stalinismus nicht abgerückt zu sein.
 
Ja und wie geht es den Menschen dort? Erst gestern hab ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, wo sich Bauern in China darüber beklagten, daß Familienmitglieder von Beamten regionaler Stellen getötet wurden, nur weil sie Landbesitzer sind und übergeordnete Stellen tun nichts zu deren Aufklärung.

Gut, dass diese Aussagen für alle Bauern in China gelten...
Ich denke mal, dass wichtigste Zeichen für Stalinismus ist der uneingeschränkte Terror gegen alles und jeden und den gab es nur zu Stalins Lebzeiten /Herrschaftszeiten und seiner wie Ursi schon angesprochen hatte, seiner "Revolution von oben".

Und die Bürokratie als solche gab es bereits vor Stalin. Er hat sie sich nur bei seienr Machtergreifung zu Nutze gemacht und gesteigert.
 
Stalinismus ist heute ein Pseudonym für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Terror gegen die eigene Bevölkerung im Namen Marx, Engels und Lenins.

Ich bin sicher, da kommt gleich noch etwas von studierter Seite.
War nur meine, ganz aus dem Bauch herraus geschriebene Meinung.

Da irrt Dein Bauch.
Die Anhänger Stalins nannten sich zu Lebzeiten Stalins schon Stalinisten. Somit ist Stalinismus kein Pseudonym für irgendwas. Die Stalinisten sehen sich selbstverständlich nicht als Antidemokraten, Terroristen und Verbrecher.
 
"1.1. DEFINITION DES 'STALINISMUS'
Unter Stalinismus verstehe ich nicht nur die Verbrechen, die in den 20er, 30er und 40er Jahren in der Sowjetunion begangen wurden, sondern ich verstehe darunter die in dieser Zeit entstandenen und bis heute existierenden allgemeinen gesellschaftlichen Strukturen. Stalinismus ist für mich die Bezeichnung eines Gesellschaftssystems.

Die ökonomische Basis dieser Gesellschaft ist gekennzeichnet durch faktisches Staatseigentum an den Produktionsmitteln. Die Masse des Volkes steht dem Staatsapparat eigentumslos gegenüber und hat auf die Wirtschaftsplanung im großen Rahmen keinen Einfluß. Es existieren weiterhin Ware, Lohnarbeit und Geld. Die Arbeitsteilung wird weiter forciert und damit auch die Entfremdung der Arbeit fortgeschrieben. In dieser Gesellschaft existieren aber eine ganze Reihe ökonomischer Gesetze des Kapitalismus nicht. Es ist deshalb falsch, von 'Staatskapitalismus' zu reden. (Zum Beispiel steht im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens nicht die Produktion von Mehrwert.)
Da aber nicht einmal ansatzweise die Subalternität, die Entfremdung, die Unterdrückung und Ausbeutung der unmittelbaren Produzenten beseitigt ist, kann man auch nicht von einem mehr oder weniger verzerrten Sozialismus reden. Es ist eine ökonomische Formation eigener Art, die weder auf Kapitalismus, noch auf Sozialismus reduzierbar ist.
Der politisch-ideologische Überbau dieser Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die Existenz eines zentralisierten und hierarchisch aufgebauten Staatsapparates mit haupt-amtlichen Funktionären, stehendem Heer und zentralisierter Polizei. Die Machtzentrale ist das Politbüro, eine Art kollektiver Despot, welches weder von der Bevölkerung, noch von der Masse der Parteimitglieder gewählt, kontrolliert und abgesetzt werden kann. Bürgerliche Rechte und Freiheiten existieren nicht. Es gibt einen Absolutheitsanspruch des 'Marxismus-Leninismus' (bzw. was man dort daraus gemacht hat) mit der ständigen Tendenz zur Inquisition.
Die Klassenspaltung der Gesellschaft, letztlich durch die Arbeitsteilung verursacht, wurde nicht überwunden. Während die unmittelbaren Produzenten von wirtschaftlicher, politischer und ideologischer Macht ferngehalten werden und unter Bedingungen produzieren, die denen im Kapitalismus sehr ähnlich sind, bilden die Funktionäre der Partei-, Staats- und Wirtschaftsbürokratie eine pyramidenförmig aufgebaute, herrschende und privilegierte Kaste, die der Masse des Volkes tendenziell antagonistisch gegenüber steht und wie jede andere herrschende Klasse oder Schicht in Vergangenheit und Gegenwart zuallererst das Interesse hat, sich selbst ständig zu reproduzieren und keine Entwicklung zuzulassen, in der ihre Macht und ihre Privilegien eingeschränkt oder gar ihre ganze Existenz in Frage gestellt wird.
Die ursprüngliche Motivation, mit der die Bolschewiki einst angetreten sind, ist aber nicht vollständig verschwunden. Mit dem Kommunismus passierte etwas ähnliches wie mit dem Christentum. Er wurde zu einer säkularen, atheistischen Religion erhoben, während man im täglichen Leben häufig das direkte Gegenteil der kommunistischen Ideale praktiziert.
"

http://www.philolex.de/pstalin1.htm
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der politisch-ideologische Überbau dieser Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die Existenz eines zentralisierten und hierarchisch aufgebauten Staatsapparates mit haupt-amtlichen Funktionären, stehendem Heer und zentralisierter Polizei. Die Machtzentrale ist das Politbüro, eine Art kollektiver Despot, welches weder von der Bevölkerung, noch von der Masse der Parteimitglieder gewählt, kontrolliert und abgesetzt werden kann. Bürgerliche Rechte und Freiheiten existieren nicht. Es gibt einen Absolutheitsanspruch des 'Marxismus-Leninismus' (bzw. was man dort daraus gemacht hat) mit der ständigen Tendenz zur Inquisition.
Das gab es bei Lenin(!) bereits und ist somit kein Merkmal des Stalin(!)ismus.

Weiterhin sind viele Teile der Funktionäre aus der Masse des Volkes, gerade derer aus der Provinz. Sie sprachen wie die einfachen Leute, kleideten sich so. Ein entscheidender Vorteil in der Akzeptanz der Bolschewiki vom Volk gegenüber anderen gesellschaftlichen Kräften ("Weiße Bewegung" im Bürgerkrieg)
Auch wenn, wie du erwähnt hast eine Entfremdung geschaffen wurde durch eine Reihe diverser Privilegien, u.a.
 
Bei allen eleganten Definitionen sollte deutlich gesagt werden, dass ein zentrales Merkmal des Stalinismus der Massenterror war, der sich zunächst gegen führende Parteifunktionäre und hohe Offiziere richtete. Missliebige Personen wurden verhaftet, in Gefängnisse oder Arbeitslager eingewiesen oder erschossen. Ferner gab es Schauprozesse, bei denen sich prominente Bolschewisten oder Militärs für Taten bezichtigten, die sie nie begangen hatten.

Später fielen solchen "Säuberungen" auch einfache Bürger zum Opfer, die oft nur eine kritische oder respektlose Äußerung gemacht hatten. Sie wurden als Volksfeinde, Saboteure, Spione oder Revisionisten angeklagt, zu Geständnissen gezwungen und meist zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilt.. Bald überzog das Land ein Netz von Straflagern (GULAG), deren Insassen unter unmenschlichen Bedingungen in Bergwerken oder beim Bau von Kanälen, Straßen und Eisenbahnen arbeiten mussten. Man schätzt heute, dass dem Massenterror Stalins zwischen 1925 und 1953 etwa 20 Millionen Menschen zum Opfer fielen, wobei auch geringere Schätzungen immer noch in die zigMillionen gehen.

Niemals zuvor klafften freilich formaler Staatsaufbau, Gesetze sowie ideologisches Fundament und gelebte Wirklichkeit so stark auseinander. Stalins "Revolution von oben" veränderte die Gesellschaft viel stärker als die Revolution von 1917, doch war etwas anderes daraus geworden, als den Bolschewiki damals vorschwebte: eine sozialistische Diktatur, die der nationalsozialistischen kaum nachstand.

Eine Teilung der Staatsgewalt fand in der Praxis nicht statt, denn auf allen Ebenen herrschte die allmächtige bolschewistische Partei. Die Bürger genossen zwar formal alle Grundrechte, doch öffnete die Einschränkung "in Übereinstimmung mit den Interessen der Werktätigen" der Willkür Tür und Tor.

Einzuräumen ist: Die Industrialisierung der Sowjetunion und die Kollektierung der Landcshaft - der übrigens etwa 600 000 Kulaken zum Opfer fielen - wandelte die UdSSR in einen modernen Industriestaat um und katapultierte sie auf den zweiten Platz in der Industrieproduktion der Welt. Da sich immer deutlicher abzeichnete, dass die Revolution in Russland keine Weltrevolution auslösen würde, verkündete Stalin als neues Programm den "Sozialismus in EINEM Land", was die enormen Anstrengungen rechtfertigen sollte. Erkauft wurde dieser erfolg durch brutale Ausbeutung, Einschüchterung, Straflager und Terror.
 
Das gab es bei Lenin(!) bereits und ist somit kein Merkmal des Stalin(!)ismus.
Besteht der Stalinismus denn nur aus zuvor nie dagewesenem? Spricht denn irgendetwas dagegen, dass sich Merkmale des Stalinismus auch in anderen Geselschaften oder Zeiten finden? Dein Einwurf macht imho nur deutlich, dass der politisch-ideologische Teil alleine mnicht zur Definition ausreicht.
 
Besteht der Stalinismus denn nur aus zuvor nie dagewesenem? Spricht denn irgendetwas dagegen, dass sich Merkmale des Stalinismus auch in anderen Geselschaften oder Zeiten finden? Dein Einwurf macht imho nur deutlich, dass der politisch-ideologische Teil alleine mnicht zur Definition ausreicht.
Es spricht nichts dagegen, natürlich gab es manche Dinge bereits vorher, nur ist der Begriff dann überholt und verkommt zu einen politschen Kampfbegriff der zu diversen Zwecken eingesetzt wird. Wenn man etwas als Stalinismus bezeichnet, dann sollte es auch zu Zeiten Stalins hervorgebracht worden sein, das war ja nicht so. Der politsch-ideologische Überbau ist nicht stalinistisch und reicht nicht zur Definition aus, geschweige denn trägt er dazu bei. Zumal auch die Klassenspaltung darunter fällt, da diese mitunter durch den Zentralismus bedingt war und auch unter Lenin bereits stattfand. Dieser Zentralismus und die NEP ist aus dem Bürgerkrieg entstanden. Stalin der Generalsekretär der Partei und Leiter des Org-Büro, u.a. war hat sich das zu Nutze gemacht.



Die Anzeichen für Sozialismus in einem Land liegen schon weiter zurück. Stalin der nie im ausländischen Exil lebte, wie Trotzki oder Lenin, war kein Internationalist. Er war russischen Chauvinsit was sich deutlich in der Frage der Eingliederung diverser Sowjetrepubliken zeigt( auch Georgien), wo Stalin eine harte Linie bei der Eingliederung ins "Großrussische Reich" zeigte. So wollte er nichteinmal kulturelle Freiheiten ( die landesspezifische Amtssprache, uä.) diesen Ländern gewähren, im Gegensatz zu Lenin, der den Nutzen in verschiedenen Freiheiten erkannte
 
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Bei allen eleganten Definitionen sollte deutlich gesagt werden, dass ein zentrales Merkmal des Stalinismus der Massenterror war, der sich zunächst gegen führende Parteifunktionäre und hohe Offiziere richtete. Missliebige Personen wurden verhaftet, in Gefängnisse oder Arbeitslager eingewiesen oder erschossen. Ferner gab es Schauprozesse, bei denen sich prominente Bolschewisten oder Militärs für Taten bezichtigten, die sie nie begangen hatten.

Später fielen solchen "Säuberungen" auch einfache Bürger zum Opfer, die oft nur eine kritische oder respektlose Äußerung gemacht hatten. Sie wurden als Volksfeinde, Saboteure, Spione oder Revisionisten angeklagt, zu Geständnissen gezwungen und meist zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilt...

Schon die Hungerkatastrophe in der Ukraine 1932/33 ist ein Beleg des Stalinismus gewesen. Ca. 7 Millionen Tote. Sie kam der kommunistischen Partei (KPdSU) gelegen, um die unwilligen Ukrainer zur ländlichen Zwangskollektivierung zu erpressen und somit zu einem verlässlicheren Teil der Sowjetunion zu machen.
(Wer jetzt etwas pikiert ist, sei erinnert, dass der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht 1941 erst auf nicht-ukrainischem Boden und nicht-baltischem Boden konsequent von der Militär- und Staatsführung der Sowjetunion vorangetreiben wurde. Der heldenhafte Kampf begann auf russischem, nicht auf sowjetischem Boden.)
Und nicht zu vergessen: die Denunziationsaufrufe, Kinder sollten ihre Eltern verraten, weil sie anderer politischer Ansicht waren als die Staatsdoktrin (in Maos China ebenfalls ein politischer Freizeitsport gewesen).
http://hsr-trans.zhsf.uni-koeln.de/hsrretro/docs/artikel/hsr/hsr2001_526.pdfDer ab S.172
Angst frisst Seele auf. Im Link kurz und prägnant geschildert.
Stalinismus ist eine Form des Sozialismus/Kommunismus, eines totalitären Systems, einer Diktatur - nicht des Proletariats in der Sowjetunion sondern von fanatischen Apparatschiks unter Führung eines Georgiers, was zu denken gibt. Zur gleichen Zeit war ein Österreicher Deutschlands Diktator.
Man sollte allerdings künstlich am Leben erhaltene Hungerkatastrophen nicht grundsätzlich nur dem Stalinismus anheften. Sie sind mehr oder weniger latenter Bestandteil von vielen politischen Systemen.
 
Es spricht nichts dagegen, natürlich gab es manche Dinge bereits vorher, nur ist der Begriff dann überholt und verkommt zu einen politschen Kampfbegriff der zu diversen Zwecken eingesetzt wird. Wenn man etwas als Stalinismus bezeichnet, dann sollte es auch zu Zeiten Stalins hervorgebracht worden sein, das war ja nicht so. Der politsch-ideologische Überbau ist nicht stalinistisch und reicht nicht zur Definition aus, geschweige denn trägt er dazu bei.
Wenn ich Liljana richtig verstanden habe, dann beschrieb ihr 2. Unterpunkt nur wie die Politik und Ideologie im Stalinismus aussieht. Letztere ist also von der Beschreibung abhängig und nicht umgekehrt, wie du es wohl verstehst. Der Stalinismus ist an ein Politbüro, Bürokratie und dergleichen gebunden. Alles Merkmale die sich im Stalinismus finden lassen. Dein Beitrag liest sich so, als ob alles was mit Stalinismus in Verbindung gebracht wird, nur noch diesem zugeordnet werden darf oder ansonsten ein Kampfbegriff sei. Es hieß nicht, dass bestimmte politische Institutionen ihrerseits stalinistisch sind, sondern dass man sie im Stalinismus findet und sie prägend für ihn sind. Du kannst den politischen Überbau in der Definition nicht vernachlässigen und solange du nicht sagst, dieser ist einzigartig und nur im stalinismus zu finden (mit der SCHlusfolgerung, jedes weitere Auftreten dieses Merkmales deute auf stalinismus hin) ist, macht man auch imho nichts verkehrt. Vernachlässigen kannst du es nicht, weil viele Aktionen des stalinistischen Terrors hierrauf aufbauten und sonst nur schwer zu verstehen sind. Außerdem blieben andernfalls nicht mehr viele Merkmale übrig, weil einiges schon in anderen Systemen auftrat oder in späteren Geselschaften zu finden war. Die einzelnen Attribute mögen nicht übermäßig speziell sein, aber die Ansammlung bietet dann schon einen guten Ansatz. Wenn ich Stalinismus nur als totalitär bezeichne, bleibe ich sehr vage, trotzdem sollte man den Begriff nutzen, weil er schon viele MErkmale kurz zusammenfasst und mit Ergänzungen schileßlich eine Definition bildet. Ohne Oberbegriffe kommt man bei Definitonen nicht aus.
 
Also ich sehe den Stalinismus nicht als ein eigenständiges Gesellschaftssystem, vielmehr als eine besonders schlimme Ausprägung des "real existierenden Sozialismus" auf dem Weg zum Kommunismus. Wenn ich die Ausführungen Liljanas aufgreife und z.B. die DDR der 80er Jahre (bis zur Wende 1989) mit der UdSSR der 40er und 50er (bis Stalins tod und der Entmachtung seiner Anhänger) vergleiche, stellt sich mir folgendes dar. Die ökonomische Basis in der DDR der 80er Jahre, war unverändert zur ökonomischen Basis der UdSSR der 40er und 50er Jahre. Der politisch-ideologische Überbau der DDR der 80er und der UdSSR der 40er und 50er Jahre waren im wesentlichen gleich. Die Tendenz zur Inquisition waren, bekantermaßen, in der UdSSR der 40er und 50er Jahre um ein vielfaches hör, wie in der DDR der 80er. Die von Liljana beschriebene Klassenspaltung hatte in der UdSSR der 40er und 50er ein wesentlich tiefere Form erreicht, wie in der DDR der 80er. Unterm Strich sehe ich aber keine so gravierenden Unterschiede zwischen der UdSSR der 40er und 50er und der DDR der 80er Jahre, um von zwei unterschiedlichen Gesellschaftssystemen sprechen zu können. Anderseits kann man die DDR der 80er Jahre kaum als ein Staat bezeichnen, in dem ein stalinistisches Gesellschaftssystem geherrscht hat. Ich denke das der Stalinismus eine Fehlentwichlung auf dem Weg zum Kommunismus darstellt, als solche auch von teilen der Kommunistischen Parteien erkannt und letztendlich auch korrigiert wurde. Die schlagartigen Änderungen, nach dem Tod Stalins, in der UdSSR, aber z.B. auch in der DDR, vorallem in der Innenpolitik, aber auch in der Außenpolitik, ohne wirkliche Änderungen des Gesellschaftssystems, machen dies deutlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Herrschaftsform des voll entfalteten Stalinismus ist zu definieren als " eine exzessiv machtorientierte Ordnung der Innen- und Außenbeziehungen einer Gesellschaft des erklärten Übergangs zum Sozialismus marxistisch-leninistischen Typs" (W.Hoffmann).

Grundlegende Voraussetzungen lieferte der Leninismus. Stalin war einerseits dessen unmittelbares Produkt; andererseits hat er ihm neue Züge verliehen, die ihm nicht unerheblich veränderten und unter denen der Personenkult, ein großrussisch-nationalistisch geprägter Sowjetpatriotismus sowie vor allem in eine ganz neue Dimension der Gewalt herausragen. Wenn für Lenin Gewalt die "Hebamme" war, war sie für Stalin die "Mutter."

Stalin entschied Fragen unter dem Gesichtspunkt der gewaltsamen Durchsetzbarkeit des Gewollten. Eine solche Feststellung gilt durchgehend und uneingeschränkt für den Ablauf der Stalinischen Innenpolitik bis 1953. In seiner Außenpolitik ist exzessive Macht- und Gewaltanwendung unbedingt festzuhalten:
  • für seine Nationalitätenpolitik,
  • für das sowjetischen Verhältnis zu den kommunistischen Parteien anderer Länder der innerhalb wie außerhalb der Komintern und ihrer Nachfolgeorganisationen
  • für Schaffung und Ausbaus des Sowjetimperiums seit 1939 bzw. 1945.
Bis 1953 war Stalin die einzige integrienende Kraft der Sowjetunion, denn er vereinigte in sich nicht nur die wichigsten Funktionen von Staat und Partei; er stand zugleich über dem Staat und der Partei; regierte mit beiden Apparaten, durch sie, ohne sie, ganz wie es ihm gefiel.

Grüße
Amicus
 
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