Ich stimme hier Scarlett zu.
Wenn man überhaupt diese Frage stellt, dann eher anders herum - also: Ist der Stalinismus eine Spiellart des Faschismus, der m. E. als Oberbegriff stehen muß.
Ich denke auch nein, denn obwohl sich die Regime oft auch in ihrem Aufbau bzw. in ihrem Unterdrückungssystem sehr ähneln, so ist doch die Ideologie eine ganz andere, bzw. bei einigen faschistischen Militärdiktaturen ist eine Ideologie gar nicht erkennbar und dient einzig der absoluten Machausübung. Diese Form der Machtausübung einer einzelnen Person oder einer sehr kleinen Gruppe von Personen ist aber der Zweck jeder Diktatur und ist damit bei allen gleich.
Wichtiges Unterscheidungskriterum ist also nur, wie eine absolute Machtausübung gerechtfertigt wird. Bei den Kommunisten war es die Lehre von Marx, Engels und Lenin - also die angebliche Gesetzmäßigkeit der Entstehung einer kommunistischen Gesellschaftsordnung, bei Hitler war es die "Lehre" des sogenannten "Herrenvolkes", das angeblich durch einen höheren Entwicklungsstand über allen anderen Völkern stehen sollte und somit das angebliche moralische Recht haben sollte, andere Völker nach belieben zu versklaven oder auszurotten - so zu sagen nach dem Gesetz der Natur - der Stärkere setzt sich durch. Bei Mussolini und bei den Japanern dürfte das ähnlich gewesen sein.
Also Stalinismus und Faschismus weisen zwar Parallelen auf, besitzen aber doch große entscheidene Unterschiede. Im Faschismus wird das private Eigentum an Produktionsmittel grundsätzlich nicht in Frage gestellt. Die politisch Herrschenden haben sich vielmehr mit den Besitzern dieser Produktionsmittel arrangiert, oder umgekehrt. Meistens ist sogar die Unterstützung der faschistischen Bewegung/Partei durch entsprechende Industrielle eine Voraussetzung für die Machtergreifung. Man benutzt sich gegenseitig zur Erreichung seiner Ziele.
Daraus resultierend, war es dann einigen Industriellen möglich, gewaltige Profite aus dieser Zusammenarbeit zu erzielen.
Ganz anders im Stalinismus. Die Enteignung der privaten Produktionsmittel gehört dagegen zum Kern einer sozialistischen/kommunistischen Gesellschaftsordnung. Niemals würden sich die politisch Herrschenden mit den Besitzern an Produktionsmitteln an einen Tisch setzen. Ein privates Eigentum an Produktionsmittel und Boden (in größerem Umfang) existierte im Stalinismus nicht, die ehemaligen Eigentümer wurden verfolgt. Man stand sich feindlich gegenüber. Bedingt durch diese gravierenden Unterschiede in den Machtstrukturen, denn Besitz an Produktionsmitteln bietet auch die Möglichkeit der Teilhabe an der politischen Macht, ergeben sich dann auch unterschiedliche Triebkräfte, die in diesen Gesellschaftssystemen wirkten. Auswirkungen dessen kann man sowohl in der Innen- wie auch in der Aussenpolitik wahrnehmen.
Für mich ist der Stalinismus eine besonders schlimme Fehlentwicklung beim Versuch des Aufbaus eines sozialistischen/kommunistischen Gesellschaftssystems.Interessant ist dabei, daß der Stalinismus in der UdSSR und seinen Satelliten auch nach dem Tod von Stalin weiter existierte - zumindest von der Regierungsform her, auch wenn der Name Stalins weitgehend von der Bildfläche verschwand, also bei Straßen und Städten der Name Stalin getilgt wurde.
Definitiv ist er keine eigenständiges Gesellschaftssystem. Daraus resultiert dann auch, das nach dem Tod Stalins die Grundzüge dieses Systems unangetastet blieben. Versucht wurde lediglich die erkannten Fehlentwicklungen (übersteigerter Personenkult, blinde und willkürliche Verfolgung, Verfolgung aus ethnischen Aspekten) zu korrigieren. Für mich existierte der Stalinismus dann auch nach Stalins Tod nicht mehr. Selbstverständlich war das ein längerer Prozess der in den betroffenen Ländern mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Tiefe vollzogen wurde.