Was genau ist Stalinismus?

Seine Mitgliedschaft in das ZK der Bolschewisten ab 1912 war ein Zufall, weil kein anderer Nicht-Russe habhaft war.
Quelle?
Isaac Deutscher hierzu:
Seine Berufung ins Zentralkomitee war damals ein durchaus gewöhnlicher Vorgang der Verteilung der Parteifunktionen. Es war umso weniger auffallend, als der Neuankömmling sich bisher weder auf theoretischem noch als führende politische Persönlichkeit einen Namen gemacht hatte

mit Lenins und anderen Bolschewisten ihre Exiljahre in Europa und Amerika. Hinterfrag mal, ob all die Exilanten im jahrelangen Exil einer Arbeit nachgingen, um in Hotels und ähnlichem abzusteigen. Auch die Parteitage der in Russland verbotenen SDAPR (Bolschewiki/Menschewiki) in Europa mussten finanziert werden durch die Banküberfälle.
Ist doch vollkommen logisch, wenn die Partei verboten ist, wovon soll sie leben? Wäre sie erlaubt wie in Deutschland zu der Zeit, dann wäre die geheime Parteiarbeit weggefallen.

da er mehr mit Mauscheleien gegen andere Parteimitglieder/Generäle zu tun hatte, statt Schlachten erfolgreich zu organisieren
Quelle?
Dass er kein großer Stratege war zeigt sich sogar noch im Zweiten Weltkrieg und da war innerparteiliche Opposition längst beseitigt.

rotzki, Lenin, Stalin und wie sie alle hiessen, haben im Kriegskommunismus 1918-1922 gezeigt, dass sie alle aus demselben kommunistischen Stall kommen.
Ja du wirst es nicht glauben, aber es waren alles Marxisten.

So gesehen also ein Versuch der kommunistischen Welt, ihre Ideen und Visionen weiter aufrecht zu erhalten und zu suggerieren, der bisherige Sozialismus wurde nur falsch durchgeführt.
Diese Position ist innerhalb der "kommunistischen Welt" umstritten.

Stalin war ein ehrenwerter Mensch.
Wer schreibt denn sowas? Stalinisten gibt es heute noch.

siehe die Zarenfamilie, die komplett ausgerottet wurde wobei auch kleine Kinder ermordet wurden.
Bitte nicht über die Gefühlsschiene argumentieren. Sonst komme ich in Verlockung den Spieß umzudrehen und das will keiner.

Nicht zu vergessen ist da der Personenkult der um Lenin gemacht wurde als der aber schon nicht mehr in der Lage war ihn zu stoppen. Oder der von Mao. Also nichts spezifisches

es war nur eine Frage der Zeit, bis so ein brutaler Despot, wie es Stalin war,
Versteh ich nicht.
 
Zur Frage: was denn Stalinismus sei: Stalinismus ist nichts weiter als Leninismus mit Diktator. So gesehen also ein Versuch der kommunistischen Welt, ihre Ideen und Visionen weiter aufrecht zu erhalten und zu suggerieren, der bisherige Sozialismus wurde nur falsch durchgeführt. Trotzki, Lenin, Stalin und wie sie alle hiessen, haben im Kriegskommunismus 1918-1922 gezeigt, dass sie alle aus demselben kommunistischen Stall kommen.

Nun ja, unter Lenin herrschte ja auch bereits Diktatur.

Das wirklich Originäre am Stalinismus war wohl die Ausübung von massenhaften, willkürlichem Terror, der vor den eigenen Leuten auch nicht halt machte.
Man kann hier allerdings auch Grundmuster dieses Verhaltens beim Selbstverständnis der Bolschewiki finden. So sahen sie sich von Feinden umgeben, nicht nur außenpolitisch (kapitalistische Umzingelung), sondern auch im Innern (Oppositionelle,...).
Stalin hat dies dank seiner Persönlichkeit auf die Spitze getrieben.

Was meinst du aber mit "der bisherige Sozialismus" sei falsch durchgeführt worden?
 
Da gibt es nun mehrere Möglichkeiten.
Wie Du selbst schon geschrieben hast, ist dieser Begriff ursprünglich mit einer politischen Wertung geprägt worden.
Man kann ihn auch sinnvoll in einem wissenschaftlichen Zusammenhang benutzen, das sehe ich sehr wohl - aber die Gefahr von Mißverständnissen oder Falschinterpretationen ist dann hoch.

Das sehe ich nicht so, denn mit Stalin hast Du den Hauptinitiator der Politik jener Ära bereits benannt. Sich ausgehend vom Begriff auszumalen, die Änderungen durch Stalin gingen allein auf seine Kappe, finde ich wenig glaubwürdig.

Natürlich gab es Änderungen, als Stalin von Lenin die Macht übernahm.

Aber wieviel davon kann man wirklich mit Stalin verknüpfen - schließlich änderten sich parallel auch die Rahmenbedingungen, auch Lenins Politik hätte sich entsprechend ändern müssen.

etwa die völlige Ausschaltung der opposition oder den - hier oft erwähnten - massenterror, die fünfjahrespläne, die stalin verfassung 1936,...

Sicher ist allerdings auch, dass Stalin Elemente der bisherigen Herrschaft übernahm.

Die Zahl der Opfer ist deutlich gestiegen.
Ansonsten war und ist Terror - auch und gerade gegen "eigene Leute", d.h. potentielle Machtkonkurrenten - eine normale Sache in kommunistischen Diktaturen.
Schon unter Lenin forderte der Terror einige Millionen Tote und wurden Gulags eingerichtet. Und auch nach Stalin gab es Terror, sowohl in der SU wie auch in anderen kommunistischen Ländern.

Und vor allem: Die Regierungszeit Stalins umfaßt ja mehrere sehr unterschiedliche Phasen, auch in Bezug auf den Terror.
Da muß man sich fragen, ob der Begriff "Stalinismus" nicht eine Einheitlichkeit suggeriert, die nicht weiterhilft.

Terror ist sicher Bestandteil kommunistischer Systeme, jedoch warne ich vor Generalisierungen. Etwa Jugoslawien kann man hier nur partiell mit dem Stalinismus vergleichen.
Was im Umkehrschluß bedeutet, daß der Stalinismus eben eine neue Qualität der Säuberungen mit sich brachte - die im Falle des Massenterrors und etwa der Säuberungen in der Roten Armee das Land übrigens massiv schwächten.
Es war nicht nur Terror gg vermutete Machtkonkurrenten, denn dazu war er zu willkürlich.
Von den etwa 380 unterzeichneten Todeslisten mit über 40 000 Namen, die Stalin selbst unterschrieb, gab es handschriftliche Forderungen,
die Todeszahlen zu erhöhen.

Ich bin jetzt nicht der Spezialist für solche Fragen. Aber ähnliche Verhaltensweise habe ich schon von vielen Autokraten gelesen. Z. B. war Saddam Hussain für so etwas berüchtigt.

Auch hier die Frage (die ich nur stellen, aber mangels Detailkenntnissen nicht wirklich beantworten kann): Ist das jetzt wirklich eine Besonderheit Stalins?
Oder ist es nicht normal, daß in einer auf Gewalt gegründeten Diktatur auch die unteren Chargen sich ähnlich verhalten wie der Chef.
Denn auch diese regionalen Führer waren nur dadurch an die Macht gekommen, daß sie Konkurrenten ermorden ließen und konnten sich nur halten, in dem sie ihre Untergebenen in Furcht und Schrecken hielten.

Falls man mal diverse ähnliche Diktaturen vergleichend untersucht, würde Stalin (wie seine "Kollegen") natürlich immer noch eine "persönliche Handschrift" haben, aber ob diese Unterschiede eine eigenständige Bezeichnung rechtfertigen, da zweifele ich doch.
Und befürchte eben, daß man durch Verwendung dieses Begriffs dazu tendiert, einer Person Sachen in die Schuhe zu schieben, die ziemlich ähnlich passiert wären, wenn jemand anders Lenins Nachfolge angetreten hätte.

So etwas gab es schon mit der Totalitarismustheorie, die in ihrer Absicht vergleichend war.

Wenn man den Terror im Fokus hat, dann ist damit schon ein wesentliches Merkmal des Stalinismus genannt. Nur kommen da noch andere Faktoren (Ideologie, massiver Druck auf die zivile Bevölkerung, ein allgegenwärtiger Staat) hinzu, die zwar nicht im Ursprung auf Stalin zurückgehen, aber dazu beitragen, sein Regime zu erhalten.
 
Ja du wirst es nicht glauben, aber es waren alles Marxisten.

Genauer gesagt, Marxisten-Leninisten. Zudem zeigten sich die Bolschewiki äußert flexibel, wenn es darum ging, die "heilige" kommunistische Lehre den realpolitischen Gegebenheiten anzupassen. Man denke da etwa an die NEP Lenins - die von Stalin als Abweichung vom "rechten" bzw linken Pfad wieder abgeschafft wurde.

Mal gar nicht zu reden von der Disposition der Bolschewiki zur Gewalt, die von Marx - glaube ich - so auch nicht vorgesehen war.
 
...es war nur eine Frage der Zeit, bis so ein brutaler Despot, wie es Stalin war,...
Dieses alleinstehende Textfragment würde ich auch nicht verstehen. Ich schrieb jedoch:
Barbarossa schrieb:
...Fest steht jedoch, daß bereits Lenin diese Diktatur gegründet hat und es war nur eine Frage der Zeit, bis so ein brutaler Despot, wie es Stalin war, die Macht an sich riß, weil es demokratische Kontrollorgane, wie z. B. eine parlamentarische Opposition oder eine freie Presse nicht gab.
...heißt im klartext: Lenin hat die Diktatur gegründet und Stalin konnte, auf Grund der fehlenden Kontrollorgane, die ihn möglicherweise hätten aufhalten können, nach seiner Machtergreifung als unumschränkter Diktator den Terror auf die Spitze treiben.
 
Lenin hat die Diktatur gegründet und Stalin konnte, auf Grund der fehlenden Kontrollorgane, die ihn möglicherweise hätten aufhalten können, nach seiner Machtergreifung als unumschränkter Diktator den Terror auf die Spitze treiben.

Nee, du meintest, dass früher oder später es so geschehen wäre, wie es geschah und das verstehe ich nicht.
 
Nee, du meintest, dass früher oder später es so geschehen wäre, wie es geschah und das verstehe ich nicht.
:grübel:
Warum verstehst du das nicht?
Es ist doch so:
In einer Diktatur, wie es die SU war, gibt es keine legale politische Opposition, keine freie Presse und kein sonstiges demokratisches Kontrollorgan, das eine Regierung bei jedem Schritt, den sie tut, prüft und eventuell reglementiert, wenn etwas nicht korrekt läuft - möglicherweise sogar Verfassungswidrig oder ist oder sogar noch schlimmer Menschenrechte verletzt. Wenn man bedenkt, daß der Mensch an sich zu immer höherem strebt - also z. B. mehr Geld oder eben mehr Macht, sich dabei als Einzelperson auch nicht gerne in die Karten schauen läßt und gerade im Bereich "Macht" die selbe auch gern mißbraucht um seine Macht immer weiter auszubauen - dann wird verständlich, daß das Fehlen demokratischer Kontrollorgane einem Machtmißbrauch einer einzelnen Person Tür und Tor öffnet.
So kommt es, daß Anfangs zwar möglicherweise ein noch relativ gemäßigter Diktator entweder von einem noch skrupelloserem Despoten verdrängt wird oder - wie im Fall der SU - nach dessen Ableben ein noch viel skrupelloserer Despot die Macht erringt und um seine Macht immer weiter auszubauen auch vor Mord an den eigenen Leuten nicht zurürckschreckt, um mögliche Konkurrenten auszuschalten. Nichts und Niemand hindert ihn daran und da es keine freie Presse gibt, erfährt auch niemand davon, werden auch die schlimmsten Skandale nicht aufgedeckt, wie es z. B. in einer Demokratie der Fall ist. Das sehe ich als den wichtigsten Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur an. Auch in einer Demokratie gibt es machthungrige Politiker, aber da sie nicht alles tun können, was sie wollen, weil andere Menschen darauf aufpassen, was sie tun, kann es auch nicht so weit kommen. Die Menschen selbst sind in keinem der Systeme besser oder schlechter, nur die Systeme selbst machen den Unterschied aus.

Übrigens: Stammt der Satz "Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser" nicht auch von Lenin?
Dem stimme ich sogar zu - aber für alle, besonders für die von "oben".
;)
 
Also ist Stalinismus die Ausnutzung leninscher Ideen und Einrichtungen zum Machtausbau durch Terror und Personenkult. Spätere sozialistische Diktatoren übernahmen dies, verbanden es dann aber teilweise mit anderen ideologischen Details (Mao) oder variierten es auf andere Weise.
 
Also ist Stalinismus die Ausnutzung leninscher Ideen und Einrichtungen zum Machtausbau durch Terror und Personenkult. Spätere sozialistische Diktatoren übernahmen dies, verbanden es dann aber teilweise mit anderen ideologischen Details (Mao) oder variierten es auf andere Weise.

Gab es denn schon Sozialismus ohne Diktaturen? Stalin, Mao und Lenin brauchten Helfer und Helfershelfer. Die nannten sich kommunistische Partei.
Die kommunistische Anbetung der grausamen kommunistischen Machthaber vor den grausamsten kommunistischen Machthabern ist schlicht Verherrlichung von Systemen nach dem Motto "Früher war alles besser".
Ohne Lenins und Trotzkis Vorarbeit zwischen 1918 und 1923 hätte der opportunistische Stalin sich niemals zu dem machen können, was er wurde. Er hatte immer Angst vor Intellektualität, vor Intelligenz und vor eigenen sichtbaren Fehlern (letzteres bekannt im ganzen zweiten Halbjahr 1941, nicht der Woschd (Führer) sprach zum Volke als die Nazis die Sowjetunion überfielen sondern der Außenminister - die ganze militärische Verteidigung musste 1941 ohne den Oberbefehlshaber stattfinden, was bei der Repressionspolitik Stalins seit 1929 und der Vernichtung des bisherigen Offizierskorps 1938/39 lähmend auswirkte).
Mit dem Kriegskommunismus Lenins und Trotzkis konnte Stalin sich sicher sein, dass er bei der Verfolgung seines Zieles des Alleinherrschers genau dieselben Massnahmen nutzen konnte, die schon unter Lenin und Trotzki begannen.
 
Genauer gesagt, Marxisten-Leninisten. Zudem zeigten sich die Bolschewiki äußert flexibel, wenn es darum ging, die "heilige" kommunistische Lehre den realpolitischen Gegebenheiten anzupassen. Man denke da etwa an die NEP Lenins - die von Stalin als Abweichung vom "rechten" bzw linken Pfad wieder abgeschafft wurde.
Mal gar nicht zu reden von der Disposition der Bolschewiki zur Gewalt, die von Marx - glaube ich - so auch nicht vorgesehen war.

Wozu dienen dann eigentlich diese "-ismen"?

Die Frage ist, was man mit "Stalinismus" eigentlich umschreiben will: Ereignis und Methoden? Das wäre singulär.

Bei Marxismus/Kapitalismus etc. würde mir dagegen noch einleuchten, damit ein Konzept beschreiben zu wollen. Bei Stalinismus sehe ich außer der mörderischen Diktatur kein Konzept.
 
Also mir fällt da auch kein Land ein.
Oder(?) - Wie waren eigentlich die Räterepubliken in München, Ungarn und der Slowakei nach dem 1. WK organisiert?
:grübel:
Weiß da einer was?

Du meinst die 3-Tage-Republiken? Hatten die Zeit in den paar Tagen sozialistisch zu werden?
 
Silesia schrieb:
Bei Stalinismus sehe ich außer der mörderischen Diktatur kein Konzept.

Ich finde, der originäre Zug im Stalinismus war die Säuberung und Enthauptung des eigenen Machtapparats, mehrfach von Stalin praktiziert. Davon blieb ja besonders in den 30er Jahren eigentlich keine Institution des russischen Staates, inklusive der Armee, verschont. Nach dem Krieg trafen diese Säuberungswellen - wenn auch nicht immer in der gleichen Heftigkeit - die KPs der Ostblockstaaten. Diese Praktiken machten jedem Funktionär bis hoch ins ZK deutlich, dass er ersetzlich und potentiell in Lebensgefahr war. Dies würde ich auch als Unterschied zum Nationalsozialismus sehen - zwar gab es auch hier systeminterne Fehden, die tödlich endeten (insbesondere der Röhm-Putsch), doch bildete sich eher eine Oligarchie aus den diversen Partei-Granden, die sich gewisse Freiräume in ihren Machtbereichen schaffen konnte, wenngleich ein Führer-Befehl freilich auch hier ehernes Gesetz war.
 
Wozu dienen dann eigentlich diese "-ismen"?

Die Frage ist, was man mit "Stalinismus" eigentlich umschreiben will: Ereignis und Methoden? Das wäre singulär.

Bei Marxismus/Kapitalismus etc. würde mir dagegen noch einleuchten, damit ein Konzept beschreiben zu wollen. Bei Stalinismus sehe ich außer der mörderischen Diktatur kein Konzept.

Nun ja, Du mußt auch bedenken, dass auf Dauer ein System nur durch Terror kein Bestand hat - und der Stalinismus hatte ja mit seinem hohen Gewaltniveau über 20 Jahre Bestand.
Hier konnte Stalin sicher auch auf Gewalterfahrungen und - konservierungen durch den Erfahrungshintergrund des Bürgerkriegs zurückgreifen, so dass seitens der Bolschewiki bereits a priori eine Disposition zur Gewalt besteht.

Da muß noch etwas anderes, quasi eine Art "social glue", hinzukommen.
Meiner Ansicht nach äußert sich das etwa deutlich in der Kulturrevolution von 1928 - ein "Kampf um die Seelen"..
Und wenn man sich etwa die Situation Anfang der 30ger vor Augen hält - die Welt in der Weltwirtschaftskrise und die fortschrittliche UdSSR, welche durch ihre Abgeschlossenheit davon verschont blieb und sich - freilich unter entsetzlichen Opfern - rasch modernisierte im Sinne einer Industrialisierung.
Dazu gesellte sich dann noch der Aufstieg des Faschismus als weiteres Feindbild bzw abschreckendes Beispiel.

Der Kommunismus war schon eine verführerische Ideologie und funktionierte sicher als nicht zu unterschätzender "social glue", der die Identifikation mit dem Staat schaffte. Zudem bot sich im Kapitalismus - zumindest in den Augen der Sowjets - keine attraktive Alternative.

Stalinismus ist sicher fast ein Synomym für Massenterror, alleinige Komponente war er jedoch nicht.
 
Sozialismus ohne Diktaturen: Chile!

Stimmt, die hatten sich drei Jahre damit rumgequält.
Schon im Juni 1970 hatte Nixons Sicherheitsberater Henry Kissinger angesichts des erwarteten Wahlsieges von Allende erklärt: "Ich sehe nicht ein, weshalb es nötig sein sollte, stillzuhalten und zuzusehen, wie ein Land durch die Verantwortungslosigkeit seines Volkes kommunistisch wird."
aus Freitag,37/2003
Freitag 37 - Zusehen, wie ein Land kommunistisch wird?
 
Nun ja, Du mußt auch bedenken, dass auf Dauer ein System nur durch Terror kein Bestand hat
Ist das so? (Mal abgesehen davon, daß ohnehin kein System "auf Dauer" Bestand hat).

Die SU hat ja nun von Lenin bis Gorbatschow lange gehalten, und Terror gab es und nach Stalin (auch wenn wir uns hier wohl einig sind, daß er da speziellen Wert drauf legte).

Ein Saddam Hussein war 30 Jahre an der Macht - und wäre es heute noch, wenn er nicht außenpolitischen Ärger bekommen hätte.

Auch Mao und Nachfolger haben ein dauerhaftes System installiert - weitere Beispiele würden sich wohl ohne Probleme finden lassen, da gibt es Monarchen/Diktatoren zu Hauf', die mit großer Grausamkeit ihren Hofstaat und ihre Untertanen in Schach hielten.

Da muß noch etwas anderes, quasi eine Art "social glue", hinzukommen.
In der Anfangsphase des Kommunismus gab es natürlich noch viele Leute, die inhaltlich davon begeistert waren.
In der sowjetischen Nomenklatura wird das nur noch eine Nebenrolle gespielt haben - da ging es ganz klassisch nur noch um Macht.
 
Kleiner Nachtrag:
Im Freundeskreis hatten wir eine ähnliche Diskussion anläßlich des Harry-Potter-Bandes 7.

Da war auch die Frage, wie es sich denn eigentlich ein Voldemort leisten kann, seine engsten Gefolgsleute dauernd zu schikanieren und für jeden Fehler (egal wer schuld ist) grausam zu bestrafen.

Die Beispiele Stalin oder Saddam zeigen aber: Es funktioniert. Wenn eine Alleinherrscher mißtrauisch und rücksichtslos genug ist, jede Intrige aufzuspüren und zu bestrafen, kann er sich meistens bis an sein natürliches Ende an der Macht halten.

Die Angst scheint stärker zu wirken als der Wunsch, eine solche Herrschaft zu beenden.
 
Gab es denn schon Sozialismus ohne Diktaturen?
Das ist auf mein Begriff "sozialistische Diktaturen" bezogen, richtig?
Nun, nur Diktaturen zu schreiben wäre ungenau gewesen un deine Mehrzahl von Sozialismus erschien mir ebenfalls unbrauchbar. Bliebe sozialistische Länder oder Systeme, aber das nimmt sich ja dann nichts mehr.
Wie hättest du es formuliert? (Antwort lieber per PN)
 
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