Charles-Francois de Flahaut de La Billarderie war geschlagene 36 Jahre aelter als seine Frau; als er sie heiratete, war er 54 Jahre alt, sie 18 - man kann sich wohl vorstellen, dass sie verhaeltnismaessig wenig begeistert war.
Solche enormen Altersunterschiede sind mir schon desöfteren untergekommen.
Manchmal frage ich mich dann, wie z.B. ein alter General, der bis kurz vor die 70 noch nicht auf den Gedanken gekommen war zu heiraten, dann auf einmal nichts anderes im Sinne hat.
Bei Fürsten spielte freilich die Zeugung des Erben eine große Rolle. Man denke an den Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz, der 1795 die 18-jährige Maria Leopoldine von Österreich-Este ehelichte. Der Kurfürst selbst war bereits 70. Da fragte ich mich schon, wie ernsthaft denn da versucht wurde einen Erben zu zeugen. Die Ehe blieb kinderlos. Carl Theodor hatte aber einige Kinder zuvor mit Mätresse gehabt, welche er neben seiner Gemahlin Elisabeth Auguste hatte.
Zum Teil scheint eine Rolle gespielt zu haben, dass der Fürst einfach daran gewöhnt war, verheiratet zu sein und ein Leben "allein" nicht in seiner Vorstellungswelt lag. Auch wenn man bei Hofe oder überhaupt im adeligen Alltag einen eher distanzierten Umgang mit dem Ehepartner pflegte, scheint dennoch bisweilen das Bedürfnis nach einer gewissen ehelichen Geborgenheit bestanden zu haben. Soetwas vermittelt bspw. eine Aufzeichnung von König Friedrich I. in Preußen, der auch ein drittes Mal noch heiratete, als er bereits älter und hinfällig war.
Wenn der Adelige nicht gerade Offizier war oder ein Hof- oder Verwaltungsamt bekleidete, scheint das Leben auf seinem Schloss das Übliche gewesen zu sein.
Die "Gefährlichen Liebschaften" skizzieren recht schön den Zeitvertreib der Adeligen um 1780.
Der Tagesablauf war auf dem Lande von der morgendlichen
Jagd gekennzeichnet, welche je nach zeitlichen und räumlichen Umfang und Aufwand den weiteren Tag des Adeligen bestimmte. Hatte der König von Frankreich eine stattliche Entourage, welche er mit auf die Jagd nahm und die wie er (es war in England ganz ähnlich) in Jagduniformen gekleidet war, so verfügte der Adelige je nach Jagdrechten, Größe des Jagdrevieres etc. über eine mehr oder weniger große Gesellschaft. Für den Niederadel scheint das Übliche eine Jagd des Adeligen zusammen mit seinem Jäger (in "Gefährliche Liebschaften" Roux Azolan mit Namen) gewesen zu sein.
Ärmere Adelige, denen nur ein einziger männl. Dienstbote zur Verfügung stand, scheinen sich mit dem einen begnügt zu haben, so dass er gleich mehrere Aufgaben übernehmen musste, die sonst auf viele verschiedene Dienstbotenchargen (Jäger, Leibdiener, Livreediener usw.) aufgeteilt waren.
Die
Damen beteiligten sich angelegentlich an den Jagden, aber vor allem, wenn es sich um
größere Gesellschaftsjagden handelte. Es gibt viele Gemälde, welche auch Damen mit Flinten oder besonders edel mit Greifvögeln auf der behandschuhten Hand bei der Jagd mit Vögeln zeigen.
Die wesentlichen übrigen Tages"geschäfte", welche terminlich recht fixiert waren, das waren natürlich die
Mahlzeiten.
Das Frühstück wurde damals in der Regel in privatem Rahmen, so das die Verhältnisse erlaubten, im eigenen Zimmer eingenommen. Diners und Soupers hingegen waren oftmals Anlässe, wenn sogar die Ehepaare zusammen kamen. Das musste aber nicht sein. Evtl. gab der Gatte auch ein Essen nur für seine männlichen Freunde und die Gemahlin war dabei nicht anwesend.
Die Uhrzeit für das Frühstück war sehr variabel, je nach den Tagesgeschäften.
Das
Diner wurde in Frankreich am frühen Abend, gegen 17 Uhr, eingenommen. Es war ursprünglich die Hauptmahlzeit. (In Dtl. ging der Begriff im 18.Jh. auf das Mittagessen über, das man gegen 13 Uhr oder früher bzw. später aß.)
Das
Souper verdrängte von der Bedeutung her das Diner und wurde in Frankreich bald zu DEM gesellschaftlichen Tageshöhepunkt. Je nachdem wie sehr man sich an den Hof zur Orientierung hielt, konnte das Souper früher oder später sein, war aber häufig ein wahres Nachtessen, das man zwischen 22 und 23 Uhr begann. (In Dtl. ging der Begriff schlicht auf das Abendessen über.) War das Souper früher, wie schon der Begriff nahelegt, eine leichte Abendspeise, wurde es mit der Zeit nicht nur üppiger, sondern auch umfänglich oppulenter.
Der Abend wurde ganz stark mit
Kartenspielen und dergleichen zugebracht. In Frankreich war das beliebteste Spiel wohl das l'Hombre-Spiel (
http://www.geschichtsforum.de/f72/kartenspiele-vor-1800-a-12883/ ), was u.a. daher kam, dass die Königin (Maria Leszczyńska) es über alles mochte. Abarten des l'Hombre kamen auf, auch war das englische Whist in der zweiten Hälfte des 18.Jh. zunehmend in Frankreich beliebter.
Nach dem Lever und vor dem Diner brachten die Eheleute je nach Interessen den Tag hin. Oftmals spielte wie oben erwähnt die Musik oder andere Künste eine Rolle. Über die
Kunst lernte man gern bei Lehrern, auch wenn der Hofmeister bzw. die Gouvernante, welche die Jugend begleitet hatte bereits aus dem Hause war. Man denke an den Chevalier Danceny, der als Musiklehrer in den "Gefährlichen Liebschaften" Eintritt ins Haus seiner späteren Angebeteten Cécile de Volanges und ihrer Mutter erhielt.
Der Musikunterricht im Erwachsenenalter spielte allerdings für beiderlei Geschlecht eine Rolle.
So man verwaltungsmäßig etwas zu tun hatte, so schloss sich dies für die Herren m.W. in der Regel an die Jagd an.
Beiderlei Geschlecht war stark mit der
Korrespondenz beschäftigt. Überhaupt darf das 18.Jh. als eines einer extrem umfangreichen Privatkorrespondenz gelten. Briefe wurden zu den reinsten Kunstwerken. Sie waren geschliffen, geübte, möglichst gelungen. Briefe wurden in Büchern veröffentlicht, eigene Briefe oder welche die man erhielt und für stilistisch gut befand, las man auch in der Gesellschaft vor. Man denke schon an die hervorragenden Briefe der Mme. de Sévigné aus dem 17.Jh., welche zu Recht eine große Beliebtheit errungen haben. Nicht umsonst erfreuten sich Briefromane einer großen Beliebtheit oder fiktive Briefe rahmten doch eine Haupthandlung ein (wie in "Die Nonne" von Diderot). Bei dem damaligen Umfang der täglichen Briefwechsel - derjenige der Mme. de Pompadour mag dennoch ein Extrem sein, das von ihrer gesellschaftlichen Bedeutung herrührt - muss dieser Teil der Beschäftigung oftmals einen großen Zeitraum jeden Tag eingenommen haben.
Neben den Briefen gab es auch kurze Billets, womit man sich bspw. für einen Besuch ankündigte.
Für den städtischen Adel waren natürlich auch die Besuche
kutureller Stätten wie v.a. Opern und Theater oder Vergnügungslokalitäten (z.B. "Vauxhalls Gardens" in London) je nach dem wichtig. Manch einer ging beinahe täglich in Oper oder Theater, wie die Aufzeichnungen von Zeitgenossen nahelegen.
Der Besuch von
Bällen richtete sich entweder nach bestimmten Anlässen (Geburts- oder Namenstage, Feiertage, Karneval) oder wurde auch schon in einer Art Klub organisiert.
Man könnte die Liste üblicher Aktivitäten quasi schier unendlich fortsetzen. Freilich hingen sie von den individuellen Gewohnheiten, finanziellen Möglichkeiten oder Vorlieben ab. Auch konnte es gesundheitliche Gründe geben. Man denke an die berühmten Kur- und Badeorte (wie Aachen), welche sich auch schon im 18.Jh. großer Beliebtheit erfreuten und je nach dem auch sehr exklusiv sein konnten.