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Quintus Fabius
Gast
Was bitte ist ein Urtürke
Das nennt man glaube ich Alttürke. Ansonsten genau wie Hykkose erklärt hat.
Hier gehen die Bezeichnungen Mongolen, Türken, Hunnen, Hsiung-nu, Tataren, mongolid, etc teilweise wild durcheinander
Das Wort Hun oder Hunne kommt in allen Sprachen der Steppenvölker vor. Es gibt einige Dinge die in all diesen Völkern genau gleich vorkommen, deshalb nennt man diese zentralasiatische Grundkultur das Zentralasiatische Kultursyndrom. Das Wort Hun ist dabei von der Bedeutung überall gleich: Mensch oder Volk.
So im modernen mongolischen: Mensch = Hün
Die Mongolen sind als Volk erst durch Chinggis Khan entstanden, selbst sprachlich kann man sie vor Ihm nicht so wirklich ausmachen, es gab mehrere, kulturell recht unterschiedliche Völker die eng miteinander verwandte Sprachen hatten, aus denen sich dann das mongolische entwickelte.
Dabei haben die Mongolen einige Wörter aus verschiedenen Turksprachen als Fremdwörter übernommen und umgekehrt ebenso. Das Wort Khan z.B. ist kein alttürkisches Wort. Es ist ein ‚mongolisches’ Wort, sprich die Anleihe stammt von den Mongolen. Authentisch türkische Worte waren der Titel *Yabgu* (Führer) und *Shan-yü* (König).
Es ist sehr umstritten, ob die Hsiun Nu mit den Schwarzen Hunnen (Hunnen vor Europa) identisch waren, vermutlich waren sie es nicht.
Das kann man aber fast gar nicht von einer Volks- oder Abstammungszugehörigkeit festmachen, daß die Steppenvölker keine rassischen Unterscheidunen kannten und äußerst heterogen in ihrer Zusammensetzung waren.
Es ist noch nicht mal klar, ob die Schwarzen Hunnen nun im Kern Finno-Ugrier oder ein Turkvolk waren, auch ihre Herkunft ist bei weitem nicht so klar wie jetzt manche behaupten (Kaukasus Theorie)
Vermutlich stammen sie ursprünglich aus dem südlichen Uralgebiet und von der oberen Wolga.
Die Hunnen im Osten mit denen die Chinesen kämpften waren aber höchstwahrscheinlich im Kern ein Turkvolk. Auch waren die späteren weißen Hunnen, die unter Mitrakula (dem Attila Indiens) gegen die Sassaniden und Gupta vorgingen, türkisch. Die Hunnen in Europa aber höchstwahrscheinlich nicht, obwohl auch bei ihnen sicher einige Alttürken in ihren Reihen waren, so war es ihr Kern nicht. Die Hunnen in Europa stammten aus dem von den Östlichen Hunnen kulturell massiv beeinflussten Raum Westzentralasiens und daher stimmen manche, aber bei weitem nicht alle kulturellen und sprachlichen Besonderheiten überein.
Der Hsiung nu König ("Shan yü") !! residierte in einer Stadt in den Steppen, nördlich der heutigen Mongolei gelegen. Viele chinesische Expeditionen führten deshalb auch direkt dorthin (so wie der Feldzug Ki-Luang Lis 92 v.Chr., der Feldzug Wei Chings 128 v.Chr. und der Feldzug Ho Ch'u Pings 119 v.Chr.)
Wolfgang Ekkehard Scharlipps (Die frühen Türken in Zentralasien):
"139 v.Chr. suchte der chinesische Herrscher Wu Ti der Han-Dynastie eine Allianz mit den Yüeh-Chih gegen die Hsiung Hu herzustellen, die jedoch nicht zustande kam. Nichtsdestoweniger nahmen in dieser Zeit nicht nur die diplomatischen, sondern auch die wirtschaftlichen Kontakte Chinas zu seinen westlichen Nachbarn zu. Das Problem, das die Hsiung-nu für China darstellten, sollte sich bald von selbst lösen. Wegen der Rivalität zwischen zwei Thronanwärtern der Hsiung nu suchte einer Schutz bei den Chinesen und unterstellte sich ihrer Oberherrschaft. Mit chinesischer Hilfe konsolidierte er seine Macht in der Mongolei, während der andere nach Westen zog. 36 v.Chr. starb dieser im Kampf gegen die Chinesen."
Und dieser Abzug nach Westen führte dann zur Enstehung des zweiten Hunnereiches, daß dann die Völker in seinem Westlichen und Nordwestlichen Raum kulturell massiv prägte, darunter eben auch die Vorfahren der Schwarzen Hunnen, die aber von der Abstammung her wie von der Sprache Keine Hsiun Nu waren ! (und blieben)
Die Überreste der Hsiun Nu bildeten dann mit anderen alttürkischen Stämmen zusammen die Weißen Hunnen die nach Süden zogen. Die Weißen Hunnen (Ephtaliten) zerstörten das indische Gupta Reich (480) und töteten den Sassaniden Kaiser und schwächten das Sassaniden Reich entscheidend (484).
Noch ein Beispiel zu den Vielfältigen Verwirrungen bei den Steppenvölkern:
Es gibt im Osten der heutigen Mongolei ein kleines Volk, namens Sari Yogur (Gelbuiguren) also rein ethnisch gesehen gehören sie zu den Turkvölkern, aber diese Sari Yogur sprechen Mongolisch, teilweise sogar chinesisch. Sie selbst sehen sich als mit den Mandschu verwandt, die sind aber wieder ein anderes Volk.
Also ganz kurz:
Die Hunnen und die Mongolen haben nur indirekt im Rahmen des zentralasiatischen Kultursyndroms miteinander zu tun, sie sind ansonsten zwei völlig unterschiedliche Völker zu verschiedenen Zeiten. In Bezug auf die Schwarzen Hunnen ist es sogar fragwürdig, von einem Volk zu sprechen, daß war eher eine sehr heterogen zusammengesetzte Gruppe von Völkern.
(Ansonsten geht mein Dank an den Kaukasier für einige der hier geschriebenen Sätze)
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