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Mit diesem Begriff, verbinden sich ja viele Vorstellungen. Ich habe mir folgendes überlegt:
Seit der Gründung des deutschen Reiches 1871, war ja Deuschtland ein Konkurrent, den man los werden wollte. Es kam immer wieder zu Spannungen und auch zu Kriegen. Hätte sich Deutschland nach dem 2. Weltkrieg bemüht, eine Strategie der Autarkie zu verfolgen, wäre dies besser gewesen? Wenn, auf dem wirtschaftlichen Gebiet, kein Konkurrenzdruck geherrscht hätte, wäre ja ein Spannungsfeld ausgeschaltet gewesen.
Ich gebe zu, dass so eine Strategie in einem geteilten Europa, zunächst wenig Sinn gemacht hätte. Aber langfristig, hätte Sie Deutschland nutzen können. Kohle und Stahl, waren unverzichtbar. Aber das heißt ja nicht, dass man nicht nach Alternativen suchen kann bzw. sollte. Wenn, Deutschland bzw. die BRD schon früher Wasser, Wind und Solarenergie gefördert hätte, könnten wir heute unsere Energie ohne fremde Länder produzieren. Damals galt ja Atomernergie als "saubere Alternative". Heute unvorstellbar. Autarkie ist natürlich nur bis zu einem gewissen Grad umsetzbar. Dennoch gefällt mir, der Sicherheitsaspekt dabei.
Und in gewisserweise, praktiziert ja Frankreich dies seit langem. Wenn, man sich die Wirtschaft anschaut.
Zunächst mal Willkommen zurück an Bord,
@Griffel!
In einer globalen Wirtschaft gibt es immer Konkurrenz. Konkurrenz belebt das Geschäft, und normalerweise führt Konkurrenz dazu, sich mit dem Konkurrenten zu arrangieren, im Wettbewerb zu messen, aber nicht ihn loszuwerden oder aus der Welt zu schaffen.
Du hast vor mehreren Monaten schon einmal ähnliche Überlegungen angestellt und hast dich gefragt, weshalb Deutschland nach dem Weltkrieg sich nicht für Isolationismus entschieden hat.
Autarkie und Isolationismus kann sich überhaupt nur ein Staat leisten, der über ausreichend Rohstoffe und Bodenschätze verfügt.
Das zaristische Russland vor den petrinischen Reformen, das kaiserliche China, Japan haben zu bestimmten Perioden eine isolationistische Politik verfolgt, und Staaten wie Albanien, Kambodscha, Tibet und andere waren teilweise völlig abgeschnitten von der Staatengemeinschaft.
Deutschland war die stärkste Volkswirtschaft Europas, kaum ein Land in Europa hat mehr Nachbarstaaten, und Deutschland war durch vielfältige Verbindungen mit seinen Nachbarstaaten vernetzt, so dass D nicht einfach so tun konnte, als sei es sich selbst genug. Abgesehen davon verfügte D gar nicht über die Rohstoffe um eine auf Autarkie ausgerichtete Politik zu betreiben.
Welche Vorteile bietet überhaupt auch eine autark/isolationistische Politik? Alle oben genannten Staaten: das alte Russland, Japan oder China haben mit ihrer isolationistischen Politik dazu beigetragen, dass diese Staaten wirtschaftlich stagnierten und geistig erstarrten. Russland an der Wende zum 18. Jahrhundert lag technisch, wirtschaftlich und kulturell um Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte hinter dem Standard Westeuropas hinterher. Auch lassen sich Konflikte zwischen Staaten kaum lösen oder auch nur begrenzen, wenn ein Staat sich völlig aus der Staatengemeinschaft zurückzieht und so tut, als sei er sich selbst genug.
1945 gab es kein deutsches Reich mehr, und die beiden deutschen Staaten die entstanden waren, hatten erst einmal genug damit zu tun, ihre staatliche Souveränität mühsam zurückgewinnen.
Die Grundlagen, die durch den 2. Weltkrieg und die NS-Diktatur und den kalten Krieg entstanden waren, lassen sich nicht einfach ausblenden. Das Deutsche Reich gab es nicht mehr, das Großdeutsche Reich war nicht mehr.
Es ist doch völlig sinnfrei, sich kontrafaktisch über ein autarkes Deutschland nach 1945 zu unterhalten. Die politischen Grundlagen, die nach dem Ende des 2. Weltkriegs und im Zuge des heraufziehenden Kalten Krieges entstanden waren, schlossen es aus, dass die Bundesrepublik oder die DDR in der Position gewesen wären, sich auf sich selbst zurückzuziehen und so zu tun, als wären sie sich selbst genug, als hätte es nicht mit den Nachbarn, mit Frankreich, Belgien, Luxemburg, mit Dänemark, Polen, der Tschechoslowakei und der SU nicht Bedarf an Abkommen und internationalen Verträgen gegeben, als hätte es nicht Bedarf gegeben, zu klären, wo die Grenzen verlaufen, was mit Aussiedler und Minderheiten geschehen sollte. Wie man Ein- oder Ausreise-Möglichkeiten regelt.
Keiner der beiden deutschen Staaten wäre in der Lage gewesen, sich vollständig autark selbst zu versorgen. Es wäre wohl mühsam möglich gewesen, Lebensmittel ausreichend für den eigenen Bedarf zu produzieren, aber Deutschland war kein Agrarstaat mehr, seine Wirtschaft war exportorientiert. Außerdem ist Deutschland arm an Rohstoffen, es ist auf Importe angewiesen. Tabak, Kaffee, Tee, Südfrüchte, Gewürze wachsen nicht in Deutschland oder können zumindest nicht ausreichend produziert werden, und heimisches Eisenerz war nicht so gut wie schwedisches und unrentabel. Eine Staat wie Deutschland kann es sich überhaupt nicht leisten, sich abzuschließen, und eine autarke Wirtschaft ließ sich nur in Kriegszeiten und Entbehrungen einigermaßen organisieren, was Schwarzmarkt begünstigte D ist ein Land mit vielen Grenzen und Nachbarstaaten. Mit den meisten gab es Konflikte- es war sinnvoll, mit den Nachbarn Kontakt aufzunehmen, um überhaupt erst einmal wieder eine vernünftigen Basis der Verständigung herzustellen.
Es hat schon seine Gründe, weshalb weder die BRD noch die DDR sich auf solche Experimente einließen sie waren 1. nicht praktikabel, 2. völlig sinnlos, und 3. stand das überhaupt nicht zur Disposition weil die industrielle Revolution, die NS-Diktatur und der 2. Weltkrieg eben so ausgingen wie sie ausgingen.