Und das Kampfstil wird sehr stark von Entern geprägt worden sein, das entspricht der normalen Kriegsweise der Vandalen.
Die Wandalen mussten dem Kampf auf offener See ausweichen, da ihre schnellen Kreuzer den größeren römischen / byzantinischen Kriegsschiffen i. S. Kampfkraft deutlich unterlegen waren.
Zu der wandalischen Seekriegsführung hier noch einige militärhistorische Schlussfolgerungen meinerseits, welche sich aus den uns bekannten Forschungsergebnissen ziehen lassen.
1. Die Schiffe der Wandalen
Bei den zunächst verwendeten, von den Römern requirierten Schiffen dürfte es sich um Handelsschiffe, Lastkähne und Fischerboote sowie einigen wenigen Kriegsschiffen gehandelt haben. Damit konnten die Wandalen Raubzüge durchführen und auch den Übergang nach Afrika bewerkstelligen. Eine strategische Seekriegsführung war allerdings ausgeschlossen. Zum Aufbau einer entsprechenden Flotte musste Geiserich einen neuen Schiffstyp entwickeln lassen. Diese Schiffe mussten schnell, beweglich und seetüchtig sein, um den Krieg trotz der zahlenmäßig überlegenen römischen / byzantinischen Seestreitkräfte an die feindlichen Küsten tragen zu können. Die hierfür benötigte maritime Infrastruktur (Werften, Schiffsbauarchitekten, Ingenieure, Facharbeiter) war den Wandalen bei der Einnahme Karthagos in die Hände gefallen.
2. Die Taktik der wandalischen Flottenverbände
Geiserich war sich darüber bewusst, dass die Gründung des Wandalenreiches die beiden Großmächte Rom und Byzanz herausgefordert hatte und entsprechende militärische Reaktionen hervorrufen musste. Den zu erwartenden Angriffen der überlegenen Feinde mussten die Wandalen zuvorkommen. Mithilfe seiner schnellen, beweglichen Flotte konnte Geiserich die Initiative an sich reißen und in die Offensive gehen. Dabei verwendeten seine Flottenverbände die Taktik „hit and run". Plötzlich tauchten Geiserichs Schiffe an den feindlichen Küsten auf und landeten aus Wandalen und / oder Mauren bestehende Marineinfanterieeinheiten. Der örtliche Küstenschutz - sofern ein solcher überhaupt vorhanden war - wurde niedergekämpft und das umliegende Land verheert. Bevor die Abwehr sich organisieren konnte und überlegene feindliche Land- sowie Seestreitkräfte eintrafen, setzten sich die wandalischen Flottenverbände wieder ab.
3. Die Seestrategie der Wandalen
Die einzelnen Angriffe waren Teile einer wohl überlegten strategischen Seekriegsführung. Dabei ging es darum, die römischen / byzantinischen Streitkräfte zu beschäftigen und an deren eigenen Küsten zu binden. Gleichzeitig sollte durch die Verheerung des Feindeslandes die Anerkennung des afrikanischen Wandalenreiches durch Rom und Byzanz erzwungen werden. Im Rahmen dieser Strategie wurde Sizilien verheert und die Getreidezufuhr nach Rom unterbrochen. Später wurde die Insel sogar besetzt. Damit wurde Rom die nach dem Verlust Afrikas wichtigste noch verbliebene Kornkammer genommen. Dies ermöglichte Geiserich, einen enormen politischen Druck auf Rom auszuüben und die Anerkennung seiner Forderungen zu erzwingen. Dank der erfolgreichen Strategie zur See konnte das Wandalenreich gesichert und erweitert werden.
4. Kämpfe zur See
Die wandalischen Kreuzer mussten einer offenen Seeschlacht mit den römischen / byzantinischen Schlachtkreuzern (Liburnen) ausweichen. Die feindlichen Kriegsschiffe konnten mit ihrer schweren bzw. mittleren Artillerie (Katapulte) die wandalischen Schnellsegler bereits auf große Distanz bekämpfen. Bei Angriffen auf feindliche Kriegsschiffe wären die Wandalenkreuzer zudem in den Wirkungsbereich der schnell feuernden leichten Artillerie (Bogenschützen) des Gegners gekommen. Etwaige Versuche, von den nieder gebauten wandalischen Schnellseglern aus die höher gebauten feindlichen Kriegsschiffe zu entern, hätte in einer offenen Seeschlacht wenig Aussicht auf Erfolg gehabt. Die Bekämpfung feindlicher Flottenverbände musste somit durch Überraschungsangriffe erfolgen. So überfielen im Jahre 460 die wandalischen Kreuzer bei Morgengrauen die römische Flotte bei dem heutigen Elche in Spanien und bereiteten ihr ein antikes „Pearl Harbour". Im Jahre 468 ging an der afrikanischen Küste beim heutigen Kap Bon eine byzantinische/römische Flotte mit 1.100 Schiffen und über 100.000 Mann vor Anker. Bei Nacht schickten die Wandalen Brander gegen die dicht gedrängt beieinander liegenden feindlichen Kriegsschiffe. Zahlreiche Schiffe gingen in Flammen auf, in der daraufhin entstehenden Verwirrung gelang es den Wandalen, weitere feindliche Schiffe zu nehmen bzw. zu versenken.
Gneisenau