Was sind "kontradiktorische Subjektpositionen" ?

Nach so langer Zeit endlich einmal wieder online :winke:, und dann eine so hüpsche Frage! Wo hast du denn die Kombination gelesen? Müßte man eigentlich im Kontext besser verstehen, bzw. würde sich besser mit Inhalt füllen lassen, wenn man wüßte, worauf sich das bezieht. (Meine Hypothese wäre, daß es bei einer poststrukturalistischen Philosophin auftaucht!)
Zunächst sollte man einmal von der Wortbedeutung ausgehen. 1) kontradiktorisch=widersprechend (behaupte ich einmal).
2) Subjektposition - oops; wie soll man das jetzt erklären ...:rotwerd:
Beim Googeln komme ich auf diese Seite: Diversity Management: Fakultät für Sozialwissenschaften - aber ich weiß noch nicht, wo ich beim neuen Betriebssystem die Suchfunktion auf der Seite finde. Also trenne ich
2.1) Subjekt - die dt. Wikipedia bietet wohl folgende Defintion:
Gegenwärtig, seit der neuzeitlichen Aufklärung und dem Deutschen Idealismus, versteht man darunter den menschlichen Geist, die Seele, das sich selbst gewisse und sich selbst bestimmende Ich-Bewusstsein, den Träger intentionaler Akte.
Obzwar diese Definition vom "gegenwärtigen" standpunkt nicht ganz aktuell, läßt sich damit arbeiten, nur daß die Selbstbestimmung ein wenig in Frage gestellt werden kann (eben im Sinne der Foucaultschen und mithin poststrukturalistischen Theoriebildung). 2.2) Position = Platz o. Stellung vielleicht

Leider fällt mir als Beispiel leider nur ein anzügliches Beispiel ein, worauf ich aber lieber einmal verzichten möchte. Nehme ich ein Beispiel aus der Arbeitswelt: Chef ist weisungsberechtigt, Angestellter oder Arbeiter Ausführender einer Anweisung. Nun kann es vorkommen, daß ich meinen Chef eigentlich zuzechtstutzen müßtest, weil er seiner Verantwortung nicht nachkommt; damit käme ich aber in einer Konflikt, weil dadurch die Hierarchie in Frage gestellt würde. Soll ich meinem Chef erklären, wie er seine Arbeit zu machen hätte? Mit meiner Kritik befinde ich mich also in einer kontradiktorischen Subjektposition, oder etwa nicht?
 
Ich liebe diese soziologischen Wortmonster, hinter denen man so wunderbar verstecken kann, wie wenig man sichere Aussagen treffen kann. :D

Gemeint könnte auch sein, daß man als Subjekt in Bezug auf verschiedene Sachverhalte widersprüchliche Positionen einnimmt. Z.B. ein weißer Mann mit angesehenem Beruf und hohem Einkommen (die am meisten benachteiligte Gruppe unserer Welt :pfeif:), der gleichzeitig wegen Krankheit (z.B. psychische Probleme) oder bestimmter Eigenschaften (z.B. schwul) oder Vorlieben (z.B. trägt gern Damenunterwäsche, fährt Opel Manta) zu einer eher diskriminierten Gruppe gehört.
 
Ich liebe diese soziologischen Wortmonster, hinter denen man so wunderbar verstecken kann, wie wenig man sichere Aussagen treffen kann. :D

Eine derartige Aussage kann ich ehrlich nicht nachvollziehen und sie ist wohl auch eher halbspassig gemeint und auf eine schnelle Zustimmung aus.

Nebenbei sind es keine "soziologische Wortmonster", sondern ebenso Konstrukte aus dem Bereich der Psychologie oder der Politologie, nur um zwei weitere zu nennen, in deren Theoriebildung, als sprachliche Abbilder physisch schwer rekonstruierbarer Objekte, derartige "Wortmonster" gerne herangezogen werden.

Diese differenzierte Begrifflichkeit, wie beispielsweise bei Luhman oder Habermas wird in der Regel systematisch hergeleitet und ermöglicht die Kommunikation über komplizierte Sachverhalte, die sich anderfalls einem wissenschaflichen Diskurs kaum erschließen.

Ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob Du schon mal eine Diskussion führender Statisker über über Probleme beim Schätzen von lokalen Minima bei Maxim Likelihood Verfahren verfolgt hast.Viel Spass!:devil:

Babylonische Sprachverwirrung kann viele Gesichter haben und muss nicht notwendigerweise etwas mit "soziologischen Wortmonstern" zu tun haben.

Also bitte nicht dieses "billige" Bashing der Soziologie, nur weil es Beispiele gibt, die verwunderlich wirken:nono:.
 
hi leute!!!

@ muspilli: jo, bin nun endlich mal wieder - nachdem ich mich auf tausenden statistikforen herumtreiben musste :( - hier gelandet :)

danke erstmal für eure ansätze!

muspilli: Wo hast du denn die Kombination gelesen?
das mit den kontrad. subjektpos. steht in den skripten von e. holzleithner, sie hat aber keine def. eingefügt...und ich war bei der VO leider nicht anwesend...

http://homepage.univie.ac.at/elisabeth.holzleithner/RMC200701LGSGrundlagen.pdf
(S.49)
 
"kontradiktorische Subjektpositionen" könnte man als "kritische Distanz gegenüber starren Festschreibungen" übersetzen.

Der Begriff kommt typischerweise in der Soziologie vor und insbesondere auch in der Frauenforschung.

Kontradiktorisch meint dabei, soweit ich das halbwegs richtig verstehe, stark vereinfacht, dass ein Individuum einerseits zwar durchaus einer (typischerweise territorial bzw ethnologisch geprägten) Gruppierung angehören kann, die einem gängigen, mehrheitsbedingten "Klischee" entspricht (blonder, gut ausgebildeter Schwede mit ordentlichem Einkommen, Volvo in der Garage und Elch davor), aber gleichzeitig auch Minderheitseigenschaften aufweisen kann, die man erst gar nicht in Betracht zieht. (homosexuell, friert leicht, mag kein Smoerrebroed...)
Identitäten entstehen also aus einem Zusammenspiel von Fremd- und Eigenbestimmung, heißt: Ein Individuum ist niemals gänzlich in all seinen Wesenszügen/Eigenschaften in Übereinstimmung mit seinem ethnischen/territorialen typischen Umfeld, gleichzeitig aber auch niemals völlig frei davon.

Das ist so aus dem Stegreif eine starke Vereinfachung des Begriffes, man kann zu dem Thema ganze Diplomarbeiten schreiben...

Ich vermeine, mich in dem Zusammenhang an den Namen Sabine Strasser zu erinnern, ich weiß allerdings nicht mehr, ob ich den Begriff bei ihr gelesen habe oder ob ich die Dame nur über das Feld der Frauenforschung mit diesem Begriff in Verbindung bringe.
Ist ewig her, dass ich mich mit der Materie befassen musste (Nebendisziplin im Studium, irgendwann zweite Hälfte der Neunziger Jahre, hab halt einen Schein gebraucht...) und da hat es mich, Asche auf mein Haupt, auch tierisch gelangweilt. Man verzeihe mir also, wenn ich das nicht mehr in völliger Richtigkeit in Erinnerung habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine derartige Aussage kann ich ehrlich nicht nachvollziehen und sie ist wohl auch eher halbspassig gemeint und auf eine schnelle Zustimmung aus.

Nebenbei sind es keine "soziologische Wortmonster", sondern ebenso Konstrukte aus dem Bereich der Psychologie oder der Politologie, nur um zwei weitere zu nennen, in deren Theoriebildung, als sprachliche Abbilder physisch schwer rekonstruierbarer Objekte, derartige "Wortmonster" gerne herangezogen werden.

Diese differenzierte Begrifflichkeit, wie beispielsweise bei Luhman oder Habermas wird in der Regel systematisch hergeleitet und ermöglicht die Kommunikation über komplizierte Sachverhalte, die sich anderfalls einem wissenschaflichen Diskurs kaum erschließen.

Ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob Du schon mal eine Diskussion führender Statisker über über Probleme beim Schätzen von lokalen Minima bei Maxim Likelihood Verfahren verfolgt hast.Viel Spass!:devil:

Babylonische Sprachverwirrung kann viele Gesichter haben und muss nicht notwendigerweise etwas mit "soziologischen Wortmonstern" zu tun haben.

Also bitte nicht dieses "billige" Bashing der Soziologie, nur weil es Beispiele gibt, die verwunderlich wirken:nono:.

Halbspaßig trifft es gut. :winke: Ich habe u.a. Kriminologie studiert, was ja auch eine soziologische Wissenschaft ist, und manchmal kam mir schon der Gedanke, je geringer der allgemeinverbindliche Gehalt, desto bombastischer das jeweilige Fachwort. :pfeif: Aber natürlich muß Wissenschaft über Fachwörter verfügen, insofern will ich die armen Soziologen und Co. nicht ungerecht behandeln.

Hier wird der fragliche Begriff z.B. verwandt und näher bestimmt: http://hw.oeaw.ac.at/0xc1aa500d_0x00080624
 
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