Was spielten die Römer?

Weiterhin hierzu um keinen neuen Thread zu eröffnen: Ich weiß, dass die Römer zum Beispiel Brettspiele mit Muscheln oder auch Würfelspiele spielten. Meine Frage(n) dazu:
Könnt ihr mir die Namen einige Spiele und der dazugehörigen Instrumentalien sagen?
Wie spielte man diese Spiele ungefähr?

Danke
 
Das simpelste Spiel ist das Nüsse werfen oder rollen.
Beides funktioniert mit Nüssen oder halbwegs runden Steinen/Glasperlen.
Zum werfen formt man sich mehrere kleine Löcher in verschiedenen Löchern in den Boden und versucht sie zu treffen, jedes Loch ergibt ein paar Punkte. Alternativ stellt man eine kleine Vase mit schmaler Öffnung oder eine Schale auf.
Nüsse Rollen spielt man, indem nach dem Glücksspielprinzip am Ende einer Schräge eine Nuss hingelegt wird, und man versucht diese mit herabrollenden Nüssen zu treffen.

Dies et Nox ist ein Fangspiel, für das man nur einige Teilnehmer braucht.
Zuerst teilt man ein SPielfeld mit zwei gleichgroßen Bereichen ein.
Ein Team wird Dies genannt, das andere Nox. Beide stellen sich Rücken an Rücken auf. Der Schiedsrichter wirft nun eine Münze und je nachdem wer welche Seite gewählt hat ruft er "DIES" oder "NOX" und bezeichnet so das Fängerteam, welches sich umdreht und versucht, die Fliehenden der anderen Mannschaft einzufangen (wenn die Leute fit sind kann man auf ihnen Huckepack zu seiner Grundlinie zurück reiten. Die FLiehenden versuchen über ihre Grundlinie zu entkommen.
Die "Gefangenen" spielen in der nächsten Runde auf der gegnerischen Seite.

Rundmühle: eine runde Spielfläche mit einem aufgezeichneten Wagenrad (also die alten Speichen, sieht aus wie zwei Kreuze schräg übereinander). Dazu bekommt jeder drei Spielsteine. Ziel ist es, über den Mittelpunkt, an dem sich alle Linien Kreuzen müssen eine Linie aus den Spielsteinen zu bilden.
Die Spieler haben Zugzwang, müssen also einen ihrer Steine bewewgen. Es darf immer nur ein Stein ein Feld bewegt werden, springen funktioniert nicht. Es ist ein sehr einfaches und dabei sehr komplexes Spiel.

Dann gibt es noch das sehr schwierige Astragale. Bestimmte Gelenkknochen der Ziege sind sehr glatt, fast wie Würfel, haben aber verschieden geformte Seiten (die aber bei jedem Tier gleich aussehen). Vier Knochen bilden ein Set. Je nachdem wie die Knochen fallen geben sie Punkte. Dabei gibts sogar Namen für bestimmte Kombinationen.

Ein spiel Namens Loculus bietet 14 Stäbchen, die in einem flachen Kästchen zu verschiedenen Formen verschoben werden können. Die genauen Regeln und Formen kann ich dir leider nicht nennen.

Eine Art von Dame kannten die Römer ebenfalls schon.

Tauziehen, Blinde Kuh, Reifenschlagen auch dies sind übliche und oft dargestellte Spiele.

Es gibt noch ein paar Spiele mehr, aber das sind die auf den Kindersarkophangen häufigst angetroffenen.
Ich hoffe, ich konnte dienlich sein.

Ach ja, Materialien: Alles was einem in die Finger kommt. Farbige Steine, Glasperlen, Muscheln, Knöpfe, Knochenstückchen....
 
Zuletzt bearbeitet:
Neues Thema, neuer Thread... ;)

Ich hätte da nämlich auch noch eine Frage: Kennt jemand das römische Spiel paganica? Angeblich soll es eine frühe Form von Golf gewesen sein, oder zumindest mit den gleichen Utensilien gespielt worden sein. Wer hat es überliefert?
 
Das Fangenspielen passt hier wegniger. Ich hatte vergesse mich zu präzisieren: Ich suche Erwachsenenspiele, etwa wie wenn man heute in der Kneipe Kartenspielt oder so ;)
Bis auf das Fangen spielen hast du mir aber sehr geholfen.
Ich glaub ich muss euch da alle mal danken erwähnen :)
 
Umpf, kalt erwischt Schini... Ich kenne die paganica als Ballspiele im allgemeinen, und da gabs doch ne ganze Menge.
Ich weiß von einem hockeyähnlichen Spiel, dass die Römer wohl von den Ägyptern übernahmen und mit nach Europa brachten.
Auch eine Art von Cricket soll in der Antiken Welt bekannt gewesen sein, vornehmlich bei den Griechen... Aber beide Namen sind mir nicht bekannt.


Fritz: vor allem Astragale wurde von Erwachsenen gern und unter wetten gespielt. Ich kann dir gerne Bezugsquellen nennen, wenn du mir ne pm schickst.
Ansonsten war Wetten sowieso sehr beliebt unter den Erwachsenen. Gladiatorenspiele und Wagenrennen waren deshalb Publikumsrenner.
 
Ave!

Bin neu hier... ggg
Ich meine vor langem gelesen zu haben, dass die Römer auch bereits eine frühe Form des Fussballspiels kannten. Auch das Armdrücken war den Herrschaften bekannt. Würfeln...
und einige Brettspiele. Und hat schon jemand "Blinde Kuh" erwähnt? Das hieß anders, aber
das Prinzip war sehr beliebt. Und Tauziehen.

Bis irgendwann
 
Salve Aquila,
das spielen des Balls mit dem Fuß haben die Römer übrigens ebenfalls von den Griechen kopiert, du erinnerst dich also richtig.
 
Ave Gabinius...

Steht Tib. für Tiberius? Ich bin ein Freund des Imperiums bis Caesar, Julius...
dessen Ermordung dem Reich meiner Ansicht nach das Genick brach. Allerdings...
ich schätze sehr den guten Marc Aurel, den wenig bekannten Antoninus Pius (einige andere mehr) und den zu Unrecht vergessenen Aetius...
Was mögen die gespielt haben ???
Ich vergaß: Spottverse.. ist das nicht auch eine Art Spiel?

:)
 
Salve Aquila,
Tib. steht für Tiberius, richtig :)
Die von dir aufgeführten Männer werden, zumindest zum Zeitpunkt ihres erwachsenendaseins vor allem Glücksspiel betrieben haben, und zwar einer besonderen Art ;)
Und da sie gewannen haben sie danach mit dem Schicksal gespielt, Einsatz war ihr Leben oder das Reich.

Spottverse zu reimen ist nicht gerade ein Spiel, aber es war Teil der Unterhaltung.
Um es mal einzuordnen, bei Triumphzügen wurden Spottverse auf die Feldherren gesungen, und an diesem Tag nahmen sie es den Soldaten nicht übel.
An anderen Tagen kombinierte man das höchstens direkt mit "versteck spielen" :D
 
Ich bin ein Freund des Imperiums bis Caesar, Julius...
dessen Ermordung dem Reich meiner Ansicht nach das Genick brach.

????

Ansonsten freut es mich sehr, daß du die Republik schätzt, herzlich willkommen !!

Erläuternd: Das Imperium war in der Zeit der Republik nicht der Begriff für das Römische „Reich“ sondern „nur“ für die militärische Kommandogewalt eines Feldherrn. Erst mit Augustus und dem permanenten Imperium des Princeps kann man meiner Meinung nach daher von einem Imperium als Staatsbegriff sprechen....

Römische Brettspiele:

Tris: ein Brettspiel, Spielregeln findet man bei Ovid

Mühle: .....

Alquerque, ei Spiel das aus dem Orient von den Römern übernommen wurde, ähnlich unserem heutigen Damespiel

Ludus Latrunculorum: das römische „Schach“, auch latrunculi genannt, von latro für Söldner/Soldat

Duodecim scripta: entspricht ungefähr dem heutigen Tric Trac (=Backgammon)

Tabula: eine Abart von Duodecim scripta, wobei die Reihen auf dem Spielbrett von zwei auf drei reduziert wurden

Pentagramma: ein griechisches Brettspiel, daß mit 5 Spielfiguren auf 5 Linien gespielt wurde

Das Stadtspiel: stammt ebenfalls aus Griechenland, ein Strategiespiel bei dem man auf einem viereckigen Feld mit Quadraten Felder mit Spielsteinen besetzen mußte

Würfelspiele:

Es gab jede Menge Formen von Würfeln, in London werden römische Würfel mit 20 Seiten aufbewahrt, es gab auch polyedrische Wüfel nach etruskischem Vorbild:

vor allem die Etrusker waren begeisterte Würfelspieler und gaben das dann an die Römer weiter, besonders die frühen, noch unter etruskischem Einfluß stehenden Römer würfelten sehr viel

z.B. berichtet T. Livius, daß die Gesandten Roms den König von Veji, Lars Tolumnia stets beim Würfeln antrafen,

auch später spielten die Römer sehr viel mit Würfeln, sie verwendeten dann zum Würfeln häufig sogenannte Würfeltürme in die man oben die Würfel einwarf und unten kamen selbige dann wieder heraus, diese Würfeltürme nannte man Turricula, einen solchen Würfelturm kennen wir z.B. aus Bronze aus einer Villa in Bonn

Römische Ballspiele:

Ludus Expulsim: eine Art Tennis, aber ohne Netz und Schläger, man spielte den Ball mit der flachen Hand

Harpaston/Ludere Raptim: eine Abart des griechischen Spieles Phaininda, zwei Mannschaften mit je einer Linie hinter ihnen, Ziel ist es gewesen, einen Ball hinter die gegnerische Linie zu bringen womit man punktete

Ballspiele wurden häufig auf eigens dafür gebauten Plätzen ausgetragen, die man Sphairisterion nannte, vor allem in den großen Thermen gab es solche Ballspielplätze

In republikanischer Zeit spielten vor allem die jungen Stadtrömer Ball, und dann ausschließlich auf dem Marsfeld, in der Stadt selbst war das nicht so gern gesehen

Balltypen:

Paganica: ein üblicher Spielball aus Leder und mit Federn gefüllt, wurde auch Palla Rustica genannt

Trigon: Klein und hart

Harpaston: ein harter Ball mittlerer Größe der beim gleichnamigen Spiel verwendet wurde

Es gibt auch den Fund einer Art Hockeyschläger aus Holz aus der Römerzeit, solche Schläger wurden Reticulum genannt.

Sonstige Spiele:

Das Gebärdenspiel: bei einem Fest wurde ein Rex Convivii gewählt und dieser durfte dann „Untertanen“ bestimmen die von ihm vorgeschlagene Gesichtsausdrücke und Gebärden nachmachen mußten, dann wurde dazu nach bestimmten Regeln getrunken, wohl nur in Verbindung mit Alkohol wirklich lustig.....

Kottabos: ein kleiner Teller auf der Spitze einer Metallstange mußte zu Fall gebracht werden, indem man ihn mit einem Weinspritzer traf. Dabei mußte der Weinspritzer aus einer Trinkschale kommen die man nur mit dem Zeigefinger am Henkel hielt und die dabei mit dem Fuß auf dem Unterarm stand, vor allem in Süditalien oder bei den Etruskern beliebt, in Rom zur Zeit der Republik aber nicht gebräuchlich,

Mikado: die Römer kannten offenbar eine Art Mikadospiel, jedenfalls hat man ein solches in Lyon gefunden, es liegt nun im Musee de la Civilisation Gallo Romain

Reifenspiel: Dabei wird ein Reifen mittels eines Stockes in Bewegung gehalten,

Jo Jo: die Römer übernahmen von den Griechen den Jo Jo, wir haben davon Funde und auch Malereien wo er dargestellt wird obwohl er in den Texten nicht auftaucht

Kreisel: das gleiche gilt für den Kreisel, den man auch mit Peitschen antrieb
Es gab auch die Spielvariante, mit dem wandernden Kreisel dann Ziele zu treffen, wie z.B. kleine Figuren oder Holzstäbe die dann umfielen

usw usw, leider ist die Zeit schon wieder rum, sonst hätte ich noch ein paar aufgeführt....

(quelle: Marco Fitta, Spiele und Spielzeug in der Antike)
 
Quintus Fabius schrieb:
Paganica: ein üblicher Spielball aus Leder und mit Federn gefüllt, wurde auch Palla Rustica genannt
So wurden bis ins 20. Jahrhundert auch Golfälle hergestellt. Eine äußerst mühselige Arbeit, einen großen Haufen Federn in einen Ball mit 4cm Durchmesser zu stopfen...
 
Regeln des Würfelspiels

Salvete Omnes,

ich frage mich schon immer, nach welchen Regeln gewürfelt wurde und mit wieviel Würfeln, welcher Wurf höher war als ein anderer etc. :grübel: Im Roman von Steven Saylor "The Venus Throw" ging es nämlich ums Würfeln. Nur ist das natürlich ein Roman und mich würde interessieren, ob die Regeln also in irgendeiner Weise überliefert wurden. Im Internet konnte ich darüber nix finden.

Auf einer englischsprachigen Seite hab ich die Regeln zu Tabula gefunden, was ein Vorgänger von Backgammon ist und auch mit einem normalen Backgammon-Brett gespielt werden kann. Hat Spaß gemacht, das jetzt im Urlaub mit einem Kumpel zu versuchen, obwohl einiges Ausprobieren von nöten war, weil die Regeln nicht so genau sind, wie man es halt von heutigen Spielanleitungen gewohnt ist.
 
Hallo!
Der nächste Roman von Tanja Kinkel heißt auch "Venuswurf"... *g*
Um das kurz zu klären: man benutzte vier Astragale, also vierseitige Tierknöchelchen von Schafen etc., die geworfen wurden. Der niedrigste Wurf zeigte vier Einser und wurde "Canis" oder "Hundswurf" genannt. Der höchste Wurf waren alle vier möglichen Seiten der Astragale, das war der "Venuswurf". Die Zwischenstufen kenne ich nicht exakt, aber ich nehme an, daß vier gleiche Würfe sich nach dem Wert stuften, Dreierpaschs etc. niedriger waren.
 
Tib. Gabinius schrieb:
Salve Aquila,
das spielen des Balls mit dem Fuß haben die Römer übrigens ebenfalls von den Griechen kopiert, du erinnerst dich also richtig.

Also ist apopudobalia doch nicht gänzlich bar jeder wissenschaftlichen Grundlage? ;)
 
Quintus Fabius schrieb:
Ludus Latrunculorum: das römische „Schach“, auch latrunculi genannt, von latro für Söldner/Soldat

Ich habe gestern im Kurpfälzischen Museum bei uns in Heidelberg zufällig ein zu diesem Spiel gehöriges Brett entdeckt. Kennt jemand eine Quelle, die die Spielregeln überliefert?
 
Salve Tannhaeuser,

Tannhaeuser schrieb:
Hallo!
Um das kurz zu klären: man benutzte vier Astragale, also vierseitige Tierknöchelchen von Schafen etc., die geworfen wurden. Der niedrigste Wurf zeigte vier Einser und wurde "Canis" oder "Hundswurf" genannt. Der höchste Wurf waren alle vier möglichen Seiten der Astragale, das war der "Venuswurf". Die Zwischenstufen kenne ich nicht exakt, aber ich nehme an, daß vier gleiche Würfe sich nach dem Wert stuften, Dreierpaschs etc. niedriger waren.

ich hab mal auf der Seite, die ich eben Aquilifer nannte, nachgeguckt und unter dem Button "Tali" findest Du eine genaue Abstufung der Würfe. Da es ja aber auch richtige Würfel gab, wie sie unter "Tesserae" zu sehen sind, frage ich mich nun, ob die Römer dort die gleichen Regeln benutzt haben wie für das Schafsknöchelchenspiel.

Außerdem frag ich mich gerade, wie ich auf dem Schafsknöchelchen denn sechs verschiedene Werte bekommen kann, wenn es doch nur auf vier Seiten landen kann. Geht ja nicht, daß es auf der abgerundeten Ecke zu liegen kommt. :grübel: Vielleicht hat man ja erst nur vier Werte gehabt und mit der Einführung des Würfels dann sechs.
 
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