Die Frage ist dann ja immer noch, warum sich eine solche "Mode" wenn sie denn existiert hat, gehalten hat, da durch die spätere französische Revolution und die anschließende Terrorherrschaft durch Robespierre doch so ziemlich alles, was mit dem Adel in Verbindung gebracht wurde, unterbunden wurde, oder täusche ich mich jetzt komplett?
Außerdem erschließt sich mir die Frage nicht, warum etwas vom einfachen Volk übernommen werden sollte, was beim Adel in Mode war...
Das Bürgertum hat in Frankreich schon massiv vom Adel abgekupfert. Man sieht das an den Wohnverhältnissen des Großbürgertums, das natürlich auch nicht dauerhaft in der Stadt wohnte, sondern sich einen Landsitz gönnte, das dem Châteaux des Adels in Nichts nachstand, im Gegenteil. Auch die Zusammensetzung des Haushalts sah eigentlich wie eine Kopie des adligen Schemas aus.
Die französische Revolution stellte nun auch nicht die Zäsur dar, die eine Weile vor allem kommunistische oder sozialistische Historiker sehen wollten.
Man muss sich hier einmal die Dauer vor Augen halten. Dass z.B. Luxusartikel und teure Kleidung verpönt waren, betraf vielleich 2-3 Jahre und endete prompt mit der Hinrichtung Robespierres. Sogleich strömte der Adel zurück nach Frankreich, wo er nicht in den Emigrantenarmeen gegen die Revolutionsarmeen kämpfte oder dem direkten Umfeld der Brüder von Louis XVI angehörte.
Es gab zwar große Verschiebungen von Besitzverhältnissen, die noch Reichardt 1802/03 bei seinem Parisaufenthalt registrierte, aber er traf auch zu einem guten Teil wieder den alten Adel in neuem Gewand und an dem neu installierten Hof des 1er Consul wieder, der darum bemüht war seinem Regime durch denselben einen gewissen Glanz zu verschaffen. Madame de Beauharnais/Bonaparte hatte nie ihre Vorliebe fürs Ancien Régime so wirklich abgelegt.
Rein äußerlich kann man einen wohlhabenden Bürgerlichen von einem Adligen nicht unterscheiden - man kann ja mal die Porträts vergleichen. "In" war, was teuer war und da gab der König und sein Umkreis dem Hof und der Hof der Gesellschaft ein Vorbild.
Das lächerliche Beispiel des Bourgeois Gentilhomme (Molière/Lully) wurde international von zahlreichen Dramatikern karikiert, den Bürgerlichen, der in Kleidung und Umgangsformen den Adligen bis ins Groteske verzerrt imitieren wollte...