Z.B. gibt es ja diese Behauptung über die Herrschaft der Frau von den Brüdern Goncourt:
Bildung, Tugend, Nützlichkeit ... - Elena Kilian - Google Bücher
Oder wie man es von der großen Vigée-Lebrun kennt:
Aus:
Élisabeth Vigée Le Brun - Wikipédia
Auch Mirabeau äußerte sich hierzu ganz ähnlich wie Vigée-Lebrun.
Während er die Ungleichheit und Bevormundung der Frau durch den Mann als unnatürlich hinstellte und hervorhob, dass seltsamerweise gerade die katholische Kirche selbst die Heilige Jungfrau so verehrte, er führt an, dass es immerhin 33 Kathedralen und drei Erzbistümer in Frankreich gäbe, die ihr geweiht wären*, betonte er allerdings auch andererseits die Herrschaft der Frau.**
In einem Abschnitt verglich er die Staatsformen der Republik, gemäßigten und absoluten Monarchie miteinander. Mit der absoluten Monarchie meinte er wahrscheinlich Frankreich, also sein Vaterland selbst.
"In einer absoluten Monarchie, die wir als vollkommenste Art der Despotie betrachten müßten, wenn das schöne Geschlecht nicht darin den Thron innehätte, ist die Galanterie, die Neigung zu allen Vergnügungen der natürliche und ungefährliche Volkscharakter. Und das Geschrei über die moarlische Unzulänglichkeit desselben ist also sinnlos. Wenn man dies eingesehen hat, so prüfe man rasch, ob unsere Sitten und Gebräuche, mit denen mancher bedeutender Völker verglichen, wirklich gar so verabscheuungswürdig sind."
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1) Nun wäre die Frage, wie er darauf kam, dass im Frankreich seiner Zeit die Frauen an der Macht wären. Vielleicht bezog er das auf Marie Antoinette, womit er sich freilich eher an ein damals verbreitetes Klischee von dem angeblichen ungünstigen und den Monarchen beherrschenden Einfluss der Königin einzig und allein gestützt hätte.
2) Wie war denn die Herrschaft der Frau, wenn wir sie einmal annehmen wollen, möglich? Hier scheint mir die von ihm angeführte "Galanterie" ein Schlüssel zur Erklärung der Frage zu sein. Da der Mann als galanter Herr theoretisch den Damen zu Diensten sein sollte, was in Frankreich - so meine ich Mirabeau zu verstehen - am weitesten in der zivilisierten Welt getrieben wurde, konnte der Mann eben der Frau auch den Thron nicht streitig machen.
Es wäre allerdings auch möglich, dass diese Überlassung des Throns auch nur ein Verbildlichung der damaligen Sitten der "Galanterie" sein sollte.
Quellen:
* H.G. Riquetti Vicomte de Mirabeau: "Über die Gleichberechtigung der Frauen"
** H.G. Riquetti Vicomte de Mirabeau: "Über die Relativität der Moral, unter besonderer Berücksichtigung der ehelichen Sitten"
*** ebenda