Weibliche Freigeister des 18. Jahrhunderts

Ich stieß eben auf zwei einschlägig klingende Buchtitel:

Hat die jemand schon ausgewertet?
Sorry,jschmidt, ich hatte deinen Eintrag übersehen.

Danke dafür. Werde mir dennoch (Zeitrahmen) die "Porträts" der Damen näher betrachten.

Bei Henrietta Herz spricht für mich einiges dagegen. Zum ersten wird sie gerade von den Zeitgenossen und Teilnehmern ihrer Salons für meinen Geschmack mehr für die weibliche Salonführung geschätzt, als wirklich für ihren Geist und auch Freigeist bewundert (oder gefürchtet).

Zum anderen hat sie freudig einen weitaus älteren Mann geheiratet, weil sie glaubte oder hoffte als Ehegattin der elterlichen Vormundschaft zu entfliehen. Damit begab sie sie jedoch nur von der einen Abhängigkeit in die andere. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso sie sich als Ehefrau "frei" fühlte. :grübel:
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist keine Frau dabei, welche in der ersten Hälfte des 18.Jh. eine Rolle spielte. ... Bei dem Titel hätte ich was anderes erwartet, offen gestanden.
Da hast Du recht - war mir auf den ersten Blick gar nicht aufgefallen... :rotwerd:

Sollte ich mal viel Zeit haben, werde ich die Recherche hier fortsetzen:

  1. Betham: Biographical Dictionary of Celebrated Women of Every Age and Country. 4. Bände
  2. Hays: Female Biography; or, Memoirs of Illustrious and Celebrated Women. 6 Bände [1]
  3. Meiners: Geschichte des weiblichen Geschlechts. 4 Bände [2]
Übrigens habe ich, mehr aus Jux, in das 5-bändige Sammelwerk "Die Großen Deutschen" geschaut. Was Frauen betrifft: Elisabeth von Thüringen - Maria Theresia [sic] - Annette von Droste Hülshoff - dazwischen Fehlanzeige...:weinen:

Manchmal hilft auch der Zufall: Glikl bas Judah Leib ? Wikipedia - dass sie eine Freigeistin war, ist aber eher unwahrscheinlich.

@Caro1: In Bewertungsfragen werde ich mich vorsichtshalber nicht einmischen - meine Mildetendenz ist zu sehr ausgeprägt. :winke:


[1] Band 5: Female biography; or Memoirs of ... - Google Bücher
[2] Band 3: Geschichte des weiblichen Geschlechts - Google Bücher
 
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Übrigens habe ich, mehr aus Jux, in das 5-bändige Sammelwerk "Die Großen Deutschen" geschaut. Was Frauen betrifft: Elisabeth von Thüringen - Maria Theresia [sic] - Annette von Droste Hülshoff - dazwischen Fehlanzeige...
Das "[sic]" verstehe ich nicht ganz.:weinen: Meinst Du sie war keine große Deutsche? Also zumindest die Deutschen selbst werden es damals so verstanden haben.
Nur das Thema Freigeistin wäre wohl mehr als fraglich. Mir scheinen ihre von den Aufklärern begrüßte Taten wie das Vorgehen gegen die Jesuiten in den 1770ern eher von den äußeren Einflüssen und in dem speziellen Fall von ihrem Sohn Joseph geprägt.
 
Ich frage mich manchmal, ob Olympe de Gouges nicht vielleicht einfach zu spät kam. Um die Mitte des 18.Jh. hätte man wohl weniger Anstoß an mancher ihrer Ansichten genommen. Aber just zum Zeitpunkt, als die angebliche Herrschaft der Damen endete?

Z.B. gibt es ja diese Behauptung über die Herrschaft der Frau von den Brüdern Goncourt: Bildung, Tugend, Nützlichkeit ... - Google Bücher

Oder wie man es von der großen Vigée-Lebrun kennt:

Aus: Élisabeth Vigée Le Brun - Wikipédia
Ich habe noch eine schöne Passage zu der Thematik entdeckt:

"Die Tatsache, daß zunehmend Clubs, Lesegesellschaften und Kaffeehäuser statt der privaten Salons zum Forum der wichtigsten intellektuellen Debatten wurden, führte zur Zurückdrängung von Frauen aus dem geistigen Leben, damit aber auch zur Reduktion des aristokratischen Einflusses, denn die Salonnières des 17. und 18. Jahrhunderts waren meist Damen aus der Aristokratie gewesen."
*

Ich finde zwar, dass man die Salons z.B. der Revolutionszeit (eine Mme. Récamier z.B.) dem entgegen halten könnte, aber ich würde das Argument deswegen nicht ablehnen. V.a. könnte es sein, dass sich gerade auf diesen Wandel das schöne Zitat nach Mme. Vigée-Lebrun bezieht.

* Ronald G. Asch: "Europäischer Adel in der Frühen Neuzeit" Böhlau, Köln, 2008
S. 161
 
Z.B. gibt es ja diese Behauptung über die Herrschaft der Frau von den Brüdern Goncourt: Bildung, Tugend, Nützlichkeit ... - Elena Kilian - Google Bücher

Oder wie man es von der großen Vigée-Lebrun kennt:

Aus: Élisabeth Vigée Le Brun - Wikipédia
Auch Mirabeau äußerte sich hierzu ganz ähnlich wie Vigée-Lebrun.

Während er die Ungleichheit und Bevormundung der Frau durch den Mann als unnatürlich hinstellte und hervorhob, dass seltsamerweise gerade die katholische Kirche selbst die Heilige Jungfrau so verehrte, er führt an, dass es immerhin 33 Kathedralen und drei Erzbistümer in Frankreich gäbe, die ihr geweiht wären*, betonte er allerdings auch andererseits die Herrschaft der Frau.**

In einem Abschnitt verglich er die Staatsformen der Republik, gemäßigten und absoluten Monarchie miteinander. Mit der absoluten Monarchie meinte er wahrscheinlich Frankreich, also sein Vaterland selbst.

"In einer absoluten Monarchie, die wir als vollkommenste Art der Despotie betrachten müßten, wenn das schöne Geschlecht nicht darin den Thron innehätte, ist die Galanterie, die Neigung zu allen Vergnügungen der natürliche und ungefährliche Volkscharakter. Und das Geschrei über die moarlische Unzulänglichkeit desselben ist also sinnlos. Wenn man dies eingesehen hat, so prüfe man rasch, ob unsere Sitten und Gebräuche, mit denen mancher bedeutender Völker verglichen, wirklich gar so verabscheuungswürdig sind."
***

1) Nun wäre die Frage, wie er darauf kam, dass im Frankreich seiner Zeit die Frauen an der Macht wären. Vielleicht bezog er das auf Marie Antoinette, womit er sich freilich eher an ein damals verbreitetes Klischee von dem angeblichen ungünstigen und den Monarchen beherrschenden Einfluss der Königin einzig und allein gestützt hätte.
2) Wie war denn die Herrschaft der Frau, wenn wir sie einmal annehmen wollen, möglich? Hier scheint mir die von ihm angeführte "Galanterie" ein Schlüssel zur Erklärung der Frage zu sein. Da der Mann als galanter Herr theoretisch den Damen zu Diensten sein sollte, was in Frankreich - so meine ich Mirabeau zu verstehen - am weitesten in der zivilisierten Welt getrieben wurde, konnte der Mann eben der Frau auch den Thron nicht streitig machen.
Es wäre allerdings auch möglich, dass diese Überlassung des Throns auch nur ein Verbildlichung der damaligen Sitten der "Galanterie" sein sollte.

Quellen:
* H.G. Riquetti Vicomte de Mirabeau: "Über die Gleichberechtigung der Frauen"
** H.G. Riquetti Vicomte de Mirabeau: "Über die Relativität der Moral, unter besonderer Berücksichtigung der ehelichen Sitten"
*** ebenda
 
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