Weimarer Republik - Am Anfang schon das Ende?

A

-addY-

Gast
Hallo,

ich muß nächste Woche eine Präsentationsprüfung in Geschichte machen. Das Thema lautet: Weimarer Republik - Am Anfang schon das Ende?

Könnt Ihr mir die Faktoren nennen, die dafür verantwortlich waren, daß die Weimarer Republik schon ein frühzeitiges Scheitern mitsichführte?

Thx.
addY
 
Du solltest das Fragezeichen hinter dem Ende beachten.;)

Mir scheint, dass Deine Aufgabe darauf abzielt, folgendes darzulegen:
a) die Ursachen für das Scheitern der Weimarer Republik,
b) inwieweit diese schon in der Anfangszeit - sozusagen als "Keim" - vorhanden waren und
c) wie der Weg vom "Keim" zum "Scheitern" führte, mit all seinen Weggabelungen, die vom Scheitern auch wieder wegführten.

Meine Antwort auf die Frage würde lauten, dass die Weimarer Republik zwar mit großen Belastungen startete, aber auch mit Chancen (!) und dass sie nicht zwangsläufig scheiterte, sondern dass sie auch hätte überleben können.

Die Einzelheiten herauszufinden überlass ich Dir.

Viel Glück und Erfolg!:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Also soll ich die Frage im Prinzip dialektisch erörtern?
Daß es auch Chancen gab, belegen ja die goldenen Zwanziger.

Aber die Argumente, wieso die Weim. Rep. eher schon nach ihrer Geburtsstunde aussichtslos war, überwiegen ja eindeutig oder?
z.B. das Hinnehmenmüssen des Versailler Vertrags, Arbeitslosigkeit, reines Verhältniswahlrecht und Parteizersplitterung, Armut, Massenarbeitslosigkeit, Volk war keine Demokratie gewohnt, Sehnsucht nach den alten Verhältnissen ect.

Soll ich eig. auch auf die Weltwirtschaftskrise eingehen?
Im Prinzip beschränkt sich meine Arbeit ja nur auf die ANFÄNGE DER WEIMARER REPUBLIK. Das würde heißen bis ca. 1923.

Nach der 10-minütigen Präsentation kommen ja noch 10 Minuten Befragung. Ich denke daß der Lehrer dann auf die Zeit der Weim. Rep. NACH 1923 eingehen wird.
 
Der Schwerpunkt Deiner Arbeit liegt natürlich in der Analyse der Anfangszeit. Aber Du solltest Dich bei dieser nicht von einem das-musste-ja-schief-gehen-Pessimismus leiten lassen. Die Weimarer Republik musste zwar unter harten Bedingungen starten, aber ihr Scheitern war keinesfalls vorprogrammiert.

Beispiel Aussenpolitik:
Der Versailler Vertrag war zwar hart, aber Stresemann sollte später aufzeigen, dass es auch Chancen für eine konstruktive deutsche Aussenpolitik gab. Mithin stellt sich bezüglich der Anfangszeit eher die Frage, ob die Deutschen zu einer langfristig-konstruktiven Aussenpolitik finden werden und eine solche Politik auch von den ehemaligen Kriegsgegnern honoriert wird (Zugeständnisse, friedliche Revision, etc.). Diese Frage war zwar durch den Krieg / Versailler Vertrag emotional belastet, aber noch nicht entschieden.

Beispiel Verfassung:
Die Weimarer Reichsverfassung enthielt zwar eine Reihe problematischer Bestimmungen, die im Krisenfall das demokratische System schwächen konnten. Damit war aber noch nicht entschieden, ob und wie die Politiker von diesen Bestimmungen Gebrauch machen werden. Unterschiede Ebert (Demokrat) / Hindenburg (Ersatzkaiser); konstruktive/destruktive Zusammenarbeit der Politiker (Scheitern des RK Müllers).

Beispiel Wirtschaft:
Den Krisenjahren der Anfangszeit folgten die "Goldenen Zwanziger"; den horrenden Reparationsforderungen der Anfangszeit die Streichung der Reparationen 1932.

Beispiel Nationalsozialismus:
Schlechte Wahlergebnisse in den Anfangsjahren (trotz Belastungen der WR durch VV); Durchbruch erst nach der WWK.
 
Zuletzt bearbeitet:
ALSO ICH HAB DAS JETZT MAL FOLGENDERMAßEN ZUSAMMENGEFAßT:
(vllt macht sich ja einer die Mühe und liest es sich durch :))
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- 9. Nov. 1918: Kaiser Wilhelm II. dankt ab, 1. WK verloren
- am gleichen Tag: Philipp Scheidemann (SPD) ruft deutsche Republik aus
- kurz darauf: Karl Liebknecht vom Spartakusbund proklamiert die Freie Sozialistische Republik Deutschland -> Weimarer Rep. goboren
- namensgebend war Stadt Weimar, dem Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung
- 1. Reichspräsident war Friedrich Ebert (SPD)


1) Antidemokratisches Denken der Bevölkerung

- bereits 1848: Kampf um nationale Einheit und um polit. Mitbestimmung der Bürger gescheitert, so gescheiterte demokratische Anhänger wandern nach USA oder nahmen Reichseinigung von Bismarck an.
- Obrigkeitsstaat bietet keine Möglichkeit für Ausbildung einer demokratischen Tradition in Dtl.
- Weimarer Republik ist Ergebnis einer militärischen Niederlage und dem Zusammenbrechen der Monarchie
-> kein Ergebnis einer großen Volksbewegung gegen die Monarchie
-> Demokratie auch nicht im Volk verwurzelt
- Demokratie entsprach Wünschen der Alliierten: Demokratie ist Auflage, etwas Aufgezwungenes / Ausländisches
- Bevölkerung sieht dies als Mangel an
=> Volk steht schon zu Beginn der Weimarer Republik skeptisch gegenüber

- außerdem: demokratische Politiker können Volk nicht überzeugen, daß Weimarer Rep. etwas Erstrebenswertes / Positives ist, da es wirtschaftliche Not und Krisen gab -> Radikalisierung der Bevölkerung: rechte & linke
- Führungskräfte blieben erhalten in nahezu allen Bereichen:
Verwaltung (Beamte mit Obrigkeitsstaatsempfinden)
Justiz (rechts eingestellt)
Heer (führte u.a. zum Kapp-Putsch 1920, der aber scheiterte)
Führungspositionen der Wirtschaft
=> antidemokratisch eingestellt

- Bürgertum wollte wieder die gute alte Zeit
-> antidemokratisch, sehnten sich nach dem preuß. Dreiklassenwahlecht

=> großes Radikalisierungspotential der Bevölkerung


2) Versailler Vertrag

- Nach dem Sieg der Alliierten legen diese dem Dt. Reich den Versailler Vertrag vor.
- Alliierte nicht bereit zu verhandeln; daher auch Bezeichnung Versailler Diktat
- Dtl. muß alle Friedensbestimmungen hinnehmen / wurde aufgezwungen
--> fatale Folgen, denn

- Deutschnald und seinen Verbündeten wird alleinige Kriegsschuld gegeben
-> Volk fühlt sich als Sündenbock der für alles gerade stehen soll
- somit müssen sie auch alle Schäden wiedergutmachen
-> Geld- und Sachreparationen (z.B. Eisenbahnen) schaden Wirtschaft stark
- Höhe der Reparationen war nicht mal festgelegt
- etliche Gebietsabtretungen (ein Siebtel des Reiches)
-> darunter waren auch rohstoffreiche Gebiete (Erz, Kohle) was die Entwicklung der Wirtschaft negativ beeinträchtigte
-> Massenarbeitslosigkeit, Eldend und Unzufriedenheut waren die Folgen

=> keine Akzeptanz der Friedensbestimmungen bei weiten Teilen der Bevölk.
- Bestimmungen werden als Schandfrieden angesehen
=> Vertrag beschleunigt die Radikalisierung des Volkes
- VV wurde schon damals als Papierfrieden angesehen
- berühmtes Zitat vom frz. Marschall Ferdinand Foch:
„Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand.“


- In unmittelbarer Verbindung mit dem Versailler Vertrag steht auch die Dolchstoßlegende, welche u.a. von der OHL und Hindenburg propagiert wurde => erhielt somit hohe Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung
- besagt: Dt. Heer im Felde unbesiegt und von hinten durch die eigene Heimat erdolcht.
- verantwortlich gemacht wurde v.a. die SPD, sie sind auch Schuld am Versailler Vertrag (..die OHL weigerte sich diesen zu unterzeichnen)
- außerdem streikten Arbeiter in der Endphase des Krieges um ihn zu beenden
=> Regierung war von vielen verhaßt und für die Schmach von Versailles verantwortlich -> Demokratie der Novemberverbrecher
-> Propagandamaterial für die Nationalsozialisten, war auch ein entscheidender Faktor, der zum Untergang der jungen Republik beitrug



3) Strukturschwäche der politischen Ordnung

- Reichspräsident wurde bei der Ausarbeitung der Verfassung zu viel Macht zugeschrieben: er konnte
- Reichsregierung ernennen / entlassen
- nach Artikel 48 Notstandsverordnungen treffen
- Reichstag auflösen
- Volksentscheide veranlassen
- und hatte den Oberbefehl über das Heer
=> Reichspräsident besitzt annährend diktatorische Vollmachten
- kann man somit auch als Ersatzkaiser bezeichnen
- zu Beginn noch keine Auswirkungen auf das Scheitern der Demokratie
- zum Ende der Weimarer Rep. trugen v.a. Art. 25 (Auflösen des Reichstags) und Art. 48 (Notverordnungsrecht) bei

- weitere Schwäche: in Verfassung wurde reines Verhältniswahlrecht eingeführt
-> d.h. eine Partei erhält im Verhältnis der erhaltenen Wählerstimmen auch die entsprechende Anzahl an Sitzen im Parlament, ohne einem, von einer Sperrklausel verlangten, Mindestprozentsatz.
=> starke Parteizersplitterungen, Mehrheitsbildung enorm erschwert
- 6. Juni 1920: Zusammenbruch der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, DDP)
=> Reichstag konnte nicht mehr regieren, da keiner die Mehrheit bilden konnte
- in 14 Jahren 20 Kabinettwechsel -> totales Regierungschaos


=> Anfangsbedingungen der Republik waren ziemlich schlecht,
jedoch gab es auch Chancen:

1) Außenminister Gustav Stresemann (DVP) normalisierte die Beziehungen zu Frankreich, um friedliche Revision (Linderung / Rückgängig-machen) des V.V. zu erreichen
- Dawes-Plan 1924: Neuregelung der Reparationszahlungen
- Vertrag von Locarno 1925 -> Dtl. wird 1926 in den Völkerbund aufgenommen

2) Verfassung
- zwar enthielt sie problematische Bestimmungen, die im Krisenfall das demokratische System schwächen konnten, ABER Verfassungsväter gingen bei der Gründung auch nicht davon aus, ob und wie die Politiker davon gebrauch machen würden.
-> 1. RK: Ebert war Demokrat; 2. RK Hindenburg war Ersatzkaiser (monarchistisch, antidemokratisch)

3) Wirtschaft
- nach den schweren Anfangsjahren und dem Höhepunkt 1923 mit der Besetzung des Ruhrgebiets und der Hyperinflation durch die Wirtschaftskrise stabilisierten sich die Verhältnisse wieder
-> es folgen die Goldenen Zwanziger
- selbst diese Krise überstand die Republik
- Nationalsozialisten damals noch geringe Stimmen
- schafften erst nach der WWK den Durchbruch

==> Beweis dafür daß es auch eine Vielzahl von Chancen der ersten dt. Demokratie gab

- doch Bündel von Vielzahl von Faktoren un deren Verkettung untereinander führte letzen Endes zum Scheitern dem Demokratie durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten
- mit hinein spielte auch die Tatsache, daß die Politiker der demokratischen Parteien die Nationalsozialisten unterschätzten.
 
-addY- schrieb:
ALSO ICH HAB DAS JETZT MAL FOLGENDERMAßEN ZUSAMMENGEFAßT:
(vllt macht sich ja einer die Mühe und liest es sich durch :))
Hm... Du musst schon selbst die Verantwortung für DEINE Arbeit übernehmen.;)

Du hast den Aufbau 1. Belastungen, 2. Chancen, 3. Ergebnis gewählt. Ich würde eher zu folgender Gliederung neigen:
1. Woran scheiterte die WR? (Kurzform; nur die einzelnen Punkte nennen)
2. Lassen sich diese Ursachen bereits in der Anfangszeit der WR finden?
2.1 (Erste Ursache)
2.1.1 inwiefern lag diese bereits in der Anfangszeit sozusagen als Keim vor
2.1.2 inwiefern gab es während der WR Chancen dafür, dass dieser Keim nicht zum Scheitern führte
2.2 (Zweite Ursache)
2.2.1 wie 2.1.1
2.2.2 wie 2.1.2
...
2.X (letzte Ursache)
2.X.1 wie 2.1.1
2.X.2 wie 2.1.2
3. Dein Resümee
(hier solltest Du eine Antwort auf die Frage finden, ob Weimar zwangsläufig scheiterte, und welche Verantwortung die Politik/Justiz/Beamtenschaft/Militär für das Scheitern trug; hätte man das Scheitern auch verhindern können?).

Die Frage der Gliederung ist aber nur eine Geschmacksfrage.;)
- 9. Nov. 1918: Kaiser Wilhelm II. dankt ab, 1. WK verloren
- am gleichen Tag: Philipp Scheidemann (SPD) ruft deutsche Republik aus
- kurz darauf: Karl Liebknecht vom Spartakusbund proklamiert die Freie Sozialistische Republik Deutschland -> Weimarer Rep. goboren
- namensgebend war Stadt Weimar, dem Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung
- 1. Reichspräsident war Friedrich Ebert (SPD)
diesen Teil halte ich für überflüssig
1) Antidemokratisches Denken der Bevölkerung

- bereits 1848: Kampf um nationale Einheit und um polit. Mitbestimmung der Bürger gescheitert, so gescheiterte demokratische Anhänger wandern nach USA oder nahmen Reichseinigung von Bismarck an.
- Obrigkeitsstaat bietet keine Möglichkeit für Ausbildung einer demokratischen Tradition in Dtl.
- Weimarer Republik ist Ergebnis einer militärischen Niederlage und dem Zusammenbrechen der Monarchie
-> kein Ergebnis einer großen Volksbewegung gegen die Monarchie
-> Demokratie auch nicht im Volk verwurzelt
- Demokratie entsprach Wünschen der Alliierten: Demokratie ist Auflage, etwas Aufgezwungenes / Ausländisches
- Bevölkerung sieht dies als Mangel an
=> Volk steht schon zu Beginn der Weimarer Republik skeptisch gegenüber
Dachte die Bevölkerung wirklich bereits 1848 (!) antidemokratisch? Welche Rolle spielte die Novemberrevolution 1918? Wurde die Demokratie den Deutschen wirklich aufgezwungen oder wurde die Demokratie von den Anhängern der alten Ordnung als aufgezwungen diffamiert?
- außerdem: demokratische Politiker können Volk nicht überzeugen, daß Weimarer Rep. etwas Erstrebenswertes / Positives ist, da es wirtschaftliche Not und Krisen gab ->

Radikalisierung der Bevölkerung: rechte & linke
- Führungskräfte blieben erhalten in nahezu allen Bereichen:
Verwaltung (Beamte mit Obrigkeitsstaatsempfinden)
Justiz (rechts eingestellt)
Heer (führte u.a. zum Kapp-Putsch 1920, der aber scheiterte)
Führungspositionen der Wirtschaft
=> antidemokratisch eingestellt

- Bürgertum wollte wieder die gute alte Zeit
-> antidemokratisch, sehnten sich nach dem preuß. Dreiklassenwahlecht

=> großes Radikalisierungspotential der Bevölkerung
Was die wirtschaftlichen Krisen angeht, fehlt mir der Bezug zu deren Gründen. Standen diese in Zusammenhang mit den Kosten des Krieges und somit mit den Entscheidungen der Alten Ordnung? Wäre die Akzeptanz der Republik nicht gestiegen, wenn dieser Zusammenhang deutlicher gemacht worden wäre? Was stand dem entgegen?

Bei der Justiz würde ich den Zusammenhang zu den Femenmorden erwähnen und z.B. das Attentat auf Erzberger.
2) Versailler Vertrag

- Nach dem Sieg der Alliierten legen diese dem Dt. Reich den Versailler Vertrag vor.
- Alliierte nicht bereit zu verhandeln; daher auch Bezeichnung Versailler Diktat
- Dtl. muß alle Friedensbestimmungen hinnehmen / wurde aufgezwungen
--> fatale Folgen, denn

- Deutschnald und seinen Verbündeten wird alleinige Kriegsschuld gegeben
-> Volk fühlt sich als Sündenbock der für alles gerade stehen soll
- somit müssen sie auch alle Schäden wiedergutmachen
-> Geld- und Sachreparationen (z.B. Eisenbahnen) schaden Wirtschaft stark
- Höhe der Reparationen war nicht mal festgelegt
- etliche Gebietsabtretungen (ein Siebtel des Reiches)
-> darunter waren auch rohstoffreiche Gebiete (Erz, Kohle) was die Entwicklung der Wirtschaft negativ beeinträchtigte
-> Massenarbeitslosigkeit, Eldend und Unzufriedenheut waren die Folgen

=> keine Akzeptanz der Friedensbestimmungen bei weiten Teilen der Bevölk.
- Bestimmungen werden als Schandfrieden angesehen
=> Vertrag beschleunigt die Radikalisierung des Volkes
- VV wurde schon damals als Papierfrieden angesehen
- berühmtes Zitat vom frz. Marschall Ferdinand Foch:
„Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand.“
Fochs Zitat halte ich in diesem Zusammenhang für etwas schwierig, weil dieser meinte, dass der VV zu milde sei und deshalb zu einem neuen Krieg Deutschlands gegen den Rest Europas führen wird.;)

Auch solltest Du darauf hinweisen, dass der VV die Folge der Kriegsniederlage war und die WR die "Kröte schlucken musste", die das Kaiserreich hinterließ. Warum konnte die WR nicht die alten Entscheidungsträger für diese Kröte verantwortlich machen? verdrängte Niederlage; Dolchstoßlegende; "Novemberverbrecher".

Ferner solltest Du auch noch herausarbeiten, dass der Vertrag nicht nur harte Bedingungen enthielt, sondern auch Chancen: der Nationalstaat blieb erhalten, der Wiederaufstieg D zu einer Großmacht war langfristig möglich. Die friedliche Revsion des VV war möglich: die Rüstungskontrolle wurde eingestellt, die Reparationsforderungen der wirtschaftlichen Realität angepasst und 1932 gestrichen (Restzahlung von 3 Mrd. RM).

3) Strukturschwäche der politischen Ordnung

- Reichspräsident wurde bei der Ausarbeitung der Verfassung zu viel Macht zugeschrieben: er konnte
- Reichsregierung ernennen / entlassen
- nach Artikel 48 Notstandsverordnungen treffen
- Reichstag auflösen
- Volksentscheide veranlassen
- und hatte den Oberbefehl über das Heer
=> Reichspräsident besitzt annährend diktatorische Vollmachten
- kann man somit auch als Ersatzkaiser bezeichnen
- zu Beginn noch keine Auswirkungen auf das Scheitern der Demokratie
- zum Ende der Weimarer Rep. trugen v.a. Art. 25 (Auflösen des Reichstags) und Art. 48 (Notverordnungsrecht) bei

- weitere Schwäche: in Verfassung wurde reines Verhältniswahlrecht eingeführt
-> d.h. eine Partei erhält im Verhältnis der erhaltenen Wählerstimmen auch die entsprechende Anzahl an Sitzen im Parlament, ohne einem, von einer Sperrklausel verlangten, Mindestprozentsatz.
=> starke Parteizersplitterungen, Mehrheitsbildung enorm erschwert
- 6. Juni 1920: Zusammenbruch der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, DDP)
=> Reichstag konnte nicht mehr regieren, da keiner die Mehrheit bilden konnte
- in 14 Jahren 20 Kabinettwechsel -> totales Regierungschaos
Mir fehlt hier die Schwache Stellung des RK, der vom RP entlassen und vom RT gestürzt werden konnte (im Gegensatz z.B. zum Bundeskanzler, der nur vom Parlament gestürzt werden kann, bei gleichzeitiger Wahl eines Nachfolgers).

Aber wie mit dem RK umgegangen wurde, hing weniger von der Verfassung und eher vom Verantwortungsgefühl der Reichstagsabgeordneten und des Reichspräsidenten ab und von deren Einstellung gegenüber dem demokratischen System. Hier greift natürlich das eine (antidemokratische Einstellung) in das andere (Schwächen der Verfassung).
=> Anfangsbedingungen der Republik waren ziemlich schlecht,
jedoch gab es auch Chancen:

1) Außenminister Gustav Stresemann (DVP) normalisierte die Beziehungen zu Frankreich, um friedliche Revision (Linderung / Rückgängig-machen) des V.V. zu erreichen
- Dawes-Plan 1924: Neuregelung der Reparationszahlungen
- Vertrag von Locarno 1925 -> Dtl. wird 1926 in den Völkerbund aufgenommen

2) Verfassung
- zwar enthielt sie problematische Bestimmungen, die im Krisenfall das demokratische System schwächen konnten, ABER Verfassungsväter gingen bei der Gründung auch nicht davon aus, ob und wie die Politiker davon gebrauch machen würden.
-> 1. RK: Ebert war Demokrat; 2. RK Hindenburg war Ersatzkaiser (monarchistisch, antidemokratisch)

3) Wirtschaft
- nach den schweren Anfangsjahren und dem Höhepunkt 1923 mit der Besetzung des Ruhrgebiets und der Hyperinflation durch die Wirtschaftskrise stabilisierten sich die Verhältnisse wieder
-> es folgen die Goldenen Zwanziger
- selbst diese Krise überstand die Republik
- Nationalsozialisten damals noch geringe Stimmen
- schafften erst nach der WWK den Durchbruch
Vielleicht nur ein Missverständnis meinerseits: die "Goldenen Zwanziger" war keine Krise
==> Beweis dafür daß es auch eine Vielzahl von Chancen der ersten dt. Demokratie gab

- doch Bündel von Vielzahl von Faktoren un deren Verkettung untereinander führte letzen Endes zum Scheitern dem Demokratie durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten
- mit hinein spielte auch die Tatsache, daß die Politiker der demokratischen Parteien die Nationalsozialisten unterschätzten.
Die Kommunisten schätzten die Nazis auch falsch ein (Agententheorie).
 
Super :)
Danke für die ausführliche Antowort. Ich werd meine Sachen nochmal überarbeiten.

bei den Chancen hab ich das anders gemeint ;)
Es kam die Wirtschaftskrise '23, dann folgten die Goldenen Zwanziger.
Die Krise (also die Wirtschaftskrise) wurde überstanden ;). Der Beweis dafür sind die Goldenen Zwanziger^^.

addY
 
EINE LETZTE FRAGE (die vllt lächerlich sein könnte ;))

Wieso wurde nach dem verlorenen Krieg und der somitigen Abdankung des Kaisers überhaupt eine Demokratie eingeführt?

Beschlossen das die Parteien der Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, DDP)? Gab es nach der Abdankung anschließend Reichtagswahlen?

Wieso bestand die Monarchie nicht einfach fort (mit einem anderen Kaiser)?
 
Gast schrieb:
die Demokratie wollten doch die Siegermächte, oder?
Die Deutschen aber auch. Die Kriegsniederlage diskreditierte das Kaiserreich. Die "Novemberrevolution" war insofern die logische Konsequenz. Vielen Zeitgenossen war dieser Zusammenhang auch klar. So suchten viele Anhänger der Monarchie in den letzten Kriegswochen den Tod an der Front, weil sie den Zusammenbruch und den Systemwechsel nicht miterleben wollten.

Wilsons Forderungen nach einem Systemwechsel und die innerdeutschen Forderungen nach einem Systemwechsel überschnitten sich zeitlich. Über die Novemberrevolution erschrack Wilson dann auch, da er befürchten musste, dass die Revolution analog zu den Ereignissen in Rußland 1917 zu einem bolschewistischen Deutschland führen wird.

Die innerdeutschen Auseinandersetzungen waren also durchaus auf eine Abrechnung mit dem alten Systen gerichtet. Diese unterblieb allerdings, weil die Demokraten auf die alte Elite angewiesen war, um die drohende Bolschewisierung zu verhindern, und weil das rechte Lager mit der "Dolchstoßlegende" konterte.
 
ich sollte bei dem vortrag auch noch ne Quelle einbauen.

habt ihr nen vorschlag was ich da nehmen könnte?
und generell was für bilder ich auf folie drucken könnte für den tageslichtprojektor?
 
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