Weimarer Republik - Entstehungsgründe

michelnoe

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Hallo,

ich interessiere mich für die Weimarer Republik und dessen Entstehungsgründe, um daraus zu schließen, wieso die Weimarer Republik Ausgangspunkt für das NS-Regime war. In der Literatur wird aber nicht ganz klar, ob die Weimarer Republik eher "ein Kind" der Niederlage des 1. Weltkrieges oder "ein Kind" des Verlangens des Volkes nach Demokratie und Freiheit ist.

In diesem Zusammenhang habe ich jeweils einige Argument in den Büchern "Aufstieg und Untergang der Republik von Weimar" von Hans Mommsen und "Die Weimarer Republik" aus der Oldenbourg Reihe für die einzelnen Behauptungen gefunden. Jedoch kratzen diese Bücher nur an der Oberfläche des, wie ich finde, hochkomplexen Entstehungsprozesses der Weimarer Republik und gehen nicht detailiert auf diese Fragestellung ein.

Während die Oldenbourg Reihe in ihrem Werk am Anfang kurz den Begriff der "improvisierten Demokratie" nennt und danach kurz eine Bewertung dieses Begriffes, für die Weimarer Republik, abgibt, fehlt für mich noch der Bezug auf die Niederlage des 1. Weltkrieges.

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung zu diesem Thema, wenn möglich begründet, abgebt, um mir weiterzuhelfen :)

Mit freundlichen Grüßen Michel Nöding
 
In der Literatur wird aber nicht ganz klar, ob die Weimarer Republik eher "ein Kind" der Niederlage des 1. Weltkrieges oder "ein Kind" des Verlangens des Volkes nach Demokratie und Freiheit ist.

Verstehe ich nicht das Problem. Wieso das "oder". Historische Prozesse sind grundsätzlich sehr vielschichtig und es ist eher wichtig, das Geflecht und die Interaktionen zu identifizieren. Auch um die Überlagerung von Prozessen und somit ihre Verstärkung und die Neutralisierung durch rivalisierende Ereignisse zu erkennen.

Erschwerend kommt noch die Intervention von "Wilson" hinzu, der als "externer Geburtshelfer" für die WR angesehen werden kann durch seine Positionen zum autokratischen politischen System des Kaiserreichs.

Und die Revolution in Russland ist ebenfalls eine Größe, die das Agieren der politischen Akteure mit beeinflußt hat. Sowohl innerhalb der WR, aber auch in Westeuropa.

In diesem Sinne ist es wohl zunächst wichtig, die zentralen politischen Akteure und ihre Position zum Kaiserreich und zur WR zu identifizeren.

Auch, um die schwierige Ausgangslage für die WR zu erkennen und die streckenweise sehr erfolgreiche Innen- und Außenpolitik der demokratischen Politiker von Weimar, wie beispielsweise Stresemann etc.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Aufhänger habe ich den Begriff der "improviesierten Demokratie" gesehen. Ich finde der Begriff trägt in gewissen Weise diese Fragestellung in sich.

Dafür hab ich folgende Gründe für die Rechtfertigung eines solchen Begriffes gefunden:

- Die Demokratie wurde von keiner politischen Bevölkerungsschicht planvoll und langfristig gewollt
- Weimarer Republik ist eher als eine Notlösung entstanden (auch aus dem außenpolitschen Druck nach der Niederlage des WK durch Wilson, wie du eben geschrieben hast)
-Weimarer Republik war von anfang an "instabil", weil die OHL eine Demokratie akzeptierte, um die Schuld am 1. Weltkrieg auf den Interfraktionellen Ausschuss abzulenken und somit ein Misstrauen im Volk auszulösen und sich eine Möglichkeit offen zu halten, ihre Monarchie wiederzuerlangen (Versailler-Vertrag als Instrument für diese Strategie?!)

An dieser Begründung habe ich einige richtige Tatsachen herausgearbeitet:

- Die Tagespolitik des endenden Kaiserreiches enthielt keine! Pläne für eine solche Staatsform (sogar bürgel. Linksliberalisten akzeptierten Monarchie in gewisser Weise)
-Sozialdemokraten empfanden den Zeitgeist als noch nicht bereit für eine republikanische Demokratie -> geringe Priorität

Widerrum gegen diese Argumentierung spricht:
-Interfraktioneller Ausschuss ( Mehrheitsozialdemokraten, Zentrum, Fortschrittspartei) forderte eine Parlamentarisierung der Reichregierung schon vor der Bekanntgabe der drohenden Niederlage des 1. WK
-Die WR wurde nicht aus dem affekt gestaltet. Sie wurde im Laufe der Revolutionsmonate gestaltet
-Stabilität der Weimarer Republik kann nicht durch die Entstehungsumstände definiert werden ( Gegenbeispiel: Republik in FR, die nach einem verlorenen Krieg entstanden ist und bis heute besteht)


In meiner Ausarbeitung, die ich im Rahmen einer Präsentationsprüfung im ABITUR halten muss, fehlt mir nun der rote Faden bzw. die Gliederung dieser ganzen Gründe, die ich, zusammen mit Medien, präsentieren soll.
 
- Die Demokratie wurde von keiner politischen Bevölkerungsschicht planvoll und langfristig gewollt

Diese Aussage verwundert mich schon sehr. Im Rahmen des Burgfriedens hielten vor allem die SPD ihre Forderungen nach einer "echten" politischen Teilhabe der Mehrheit der Bevölkerung an der Macht relativ lange zurück.

Burgfriedenspolitik ? Wikipedia

Nach dem Zusammenbruch zeigte sich beispielsweise die MSPD als eine zentrale Stütze des Parlamentarismus in der WR. Auch in deutlicher Abgrenzung zum "Rätesystem" der USPD.

Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands ? Wikipedia
 
Der Begriff "Burgfrieden" hatte ich noch gar nicht geklärt. Es ist allerdings sehr intressant, das würde bedeuten, dass die Sozialdemokraten als eindeutig für eine solche Demokratie waren und sie demzufolge auch vertraten. - Danke!

Wieso liest man dann in der Literatur immer wieder von einem so großen "Erstaunen" über den plötzlichen Systemwechsel? - Gilt dies nur für das Volk?

Habt ihr einen Literaturtipp, der sich spezifischer mit dem Thema auseinandersetzt als die beiden Bücher die ich erwähnt habe?

Hat der Matrosenaufstand, den ich als Ausgangspunkt der Novemberrevolution ansehe auch etwas mit der Frage zutun?

Stimmen meine restlichen Annahmen?
 
Während die Oldenbourg Reihe in ihrem Werk am Anfang kurz den Begriff der "improvisierten Demokratie" nennt und danach kurz eine Bewertung dieses Begriffes, für die Weimarer Republik, abgibt, fehlt für mich noch der Bezug auf die Niederlage des 1. Weltkrieges.

Vermutlich ist die Einführung / Lehrbuch von Kolb gemeint.

Die Weimarer Republik - Eberhard Kolb - Google Books

Ansonsten ist dieser Begriff der "improvisierten Demokratie" für Kolb nur ein Einstieg und er widerspricht dieser Ausdeutung bereits auf der nächsten Seite und verweist darauf, das bereits vor dem Eingeständnis der Niederlage durch die OHL eine "Parlamentarisierung der Reichsregierung" in die Wege geleitet wurde. Es gab somit eine beginnende demokratische Kultur bereits im Kaissereich.

Und er stellt auch den direkten Bezug her vom Versagen der OHL (Hindenburg und Ludendorff) und ihrem hinterhältigen Agieren zu dem verantwortungsvollen Handeln der zivilen Politiker, die das militärische Erbe abwickeln mußten (z.B. Erzberger).

Und die OHL sich stattdessen feige aus der Verantwortung rausgeschlichen hat, allerdings um dann eifrig sich selber im Rahmen der "Dolchstoßlegende" die politische Absolution zu erteilen.

Und gleichzeitig die zivilen Politiker, die den Job der OHL erledigten im Rahmen der Waffenstillstandsverhandlungen, dann um so massiver des Verrats am Vaterland zu bezichten. Weil sie den "Schandfrieden" von Versailles unterzeichneten, den Hindenburg und Ludendorff (OHL) eigentlich militärisch und politisch zu verantworten hatten.

Das ist die eigentlich "Gründungslüge", die dazu führte dass vor allem die monarchistischen und die deutschnationalen Kräfte von Anfang an in einer tiefen Abneigung zur WR standen. Eine Lüge, die dann auch massiv von Hitler aufgegriffen wurde und auch erklärt, warum die WR durch die sie tragenden Beamten, die monarchistisch dachten, in ihrer demokratischen Substanz unterhöhlt wurde und durch Hitler zum Einsturz gebracht wurde.
 
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danke für die Hilfe bis jetzt...

wie würdet ihr es am besten präsentieren? Ich habe an eine Power-Point-Präsentation gedacht, an deren Ende ich ein Schaubild visualisiere, die alle Gründe und deren Beziehung zueinander darstellt.
 
In den letzten Tagen habe ich mich weiter mit der Thematik befasst und mein bisheriges Verständnis aufgeschrieben....

Die Antwort auf die oben genannte Frage ist eine Relation aus den beiden Antwortmöglichkeiten, denn ohne den 1. Weltkrieg wäre es nicht zu dem Matrosenaufstand gekommen, der daraufhin einen Aufstand in ganz Deutschland auslöste, denn durch den 1. Weltkrieg wurde das Volk ausgenutzt und hatte unter Hungersnöten, Armut und Massensterben (Soldaten, Kinder) zu leiden. Erst nach einer Weile erkannte das Volk, dass der Krieg mehr Leid als Nutzen für sie brachte und somit kam es immer mehr zu eine "Anti-Kriegsstimmung".


Der Wille des Volkes, der sich in dem revolutionären Verlangen nach Demokratie und Freiheit bemerkbar machte, betraf meines Erachtens nur die "Linksliberalen", die zu Beginn der Revolution nur aus ein paar Tausenden bestand. Die Massenbewegung die dieser Aufstand auslöste ist für mich vielmehr auf dem Willen nach Frieden zu begründen als auf dem Willen nach Demokratie und Freiheit. Das Volk sah die Demokratie nicht als richtig an, sondern vielmehr als einzige Möglichkeit den Frieden herzustellen. Dies wird davon unterstützt, dass die 3/4 Mehrheit des Interfraktionellen Ausschusses von 1919 bereits 1920 nichtmehr erreicht worden ist. Das Volk arrangierte sich mit der neuen Verfassung und projiezierte seine Sehnsüchte nach Monarchie auf den Reichspräsidenten, der schon damals als "Ersatzkaiser" galt.


Im Gegensatz dazu erkennt man viele Punkte in der Weimarer Verfassung, die die Novemberrevolution durchsetzen konnte:
- Sturz der Monarchie
-allgemeines, geheimes, gleiches Wahlrecht für Männer und Frauen
-parlamentarische Demokratie
-Erarbeitung einer in vieler Hinsicht vorbildlichen Verfassung
-Einführung des 8-Stunden-Tages
-Weiterentwicklung des Sozialstaates
-Erhaltung des Reichsstaates


Die Frage die auf die Punkte für mich folgt ist, ob die Novemberrevolution diese Punkte forderte oder ob diese Punkte vielmehr als Kompromiss zwischen Linksliberalen und Sozialdemokraten entstanden sind. Denn die führenden Sozialdemokraten Scheidemann und Ebert waren es, die sich an die Spitze der Aufstände setzen wollten, um diese zu beenden.

Mein vorzeitiges Fazit ist, dass die Revolution eine unvollendete war, die eine dauerhafte Demokratie nicht sichern konnte.

Außer Frage steht für mich die Tatsache, dass das Volk immer mehr demokratische Ansichten hat, denn im Kaiserreich nahm die Beteiligung an den Wahlen zu und die Sozialdemokraten nahmen an Stimmen zu und wurden von einer kleinen Partei zu stärksten Fraktion mit 34,8% in 1912. Möglicherweise ist die Schnelligkeit, mit der der politische Umsturz von einer Monarchie auf eine parlamentarische Demokratie passiert ist darauf zurückzuführen, dass der Burgfrieden während des 1. Weltkrieges verhinderte, dass das Volk sich langsam zu einer demokratischen Politik hinbewegte.

Gegen die Weimarer Republik als Kind des revolutionären Verlangens des Volkes nach Demokratie und Freiheit spricht es, dass die Ämter weiterhin durch Personen aus dem konservativen Kaiserreich besetzt wurden sind.



Ich würde mich sehr über ein paar Gedankenanstöße freuen!

Mit freundlichen Grüßen Michel Nöding
 
Gegen die Weimarer Republik als Kind des revolutionären Verlangens des Volkes nach Demokratie und Freiheit spricht es, dass die Ämter weiterhin durch Personen aus dem konservativen Kaiserreich besetzt wurden sind.

Diese Einschätzung ist so, sicherlich nicht richtig!

Diese These zieht die Frage nach sich, welche "Personen" Du meinst und wie die Legitimation dieser Gruppen im einzelnen aussahen.

Zutreffen könnte diese Aussage lediglich für das Beamtentum des Kaiserreichs. Es gab eine Persistenz auf der Ebene des Beamtentums des Kaiserreichs nach 1918 mit verheerenden Konsequenzen für die politische Kultur der Weimarer Republik.

Diese Personen waren in ihrem Handeln nicht politisch legitimiert, obwohl sie indirekt politische Macht ausgeübt haben.

Besonders deutlich wirkte sich das im Bereich der Justiz, dem Polizeiapparat und nicht zuletzt bei der Reichswehr aus.

Bereits auf der Ebene der Justiz war man vor allem auf dem "rechten Auge" blind und Morde und Fememorde gegen Personen aus dem demokratischen Umfeld wurden oft sehr halbherzig verfolgt.

Insofern trifft die Aussage zu, dass diese Gruppe, ohne demokratisch legitimiert gewesen zu sein, tendenziell eher gegen die Weimarer Republik gearbeitet haben mit dem Ziel der Restauration der Monarchie.

Ansonsten wurde primär von der Arbeiterschaft und von Teilen des Bürgertums, als dem überwiegenden Teil des Volkes, die demokratische Alternative zum Kaiserreich begrüßt. Und in diesem Spektrum war auch eine demokratische Legitimierung des staatlichen Handelns im Rahmen der jeweiligen Regierungen vorhanden. Und bis zur Weltwirtschaftkrise konnten durchaus auch innen- und außenpolitsiche Erfolge vorgezeigt werden.

Allerdings war man sich im Kries der politsichen Parteien nach 1918 nicht einig, was denn nun konkret unter einer demokratischen Alternative zu verstehen sei.

Die prekäre Situation der WR in der Anfangszeit (1918-1923) wurde zusätzlich durch die Freikorps von rechts und durch Umsturzversuche der KP von links verschärft. Und verhindert somit nachhaltige, eine auf Gewaltfreiheit basierende Demokratisierung der politischen Kultur der WR.

Nebenbei gab es auch nach dem Zusammenbruch des 3. Reichs eine hohe Kontinuität im Bereich der funktionellen Eliten, trotz Entnazifizierung. Der Hinweis ist deswegen relevant, da natürlich die Staatsfunktionen aufrechterhalten bleiben sollen, um Anarchie zu vermeiden.

Und diese funktionellen Anforderungen haben den ex-kaiserlichen Beamtenapparat begünstigt in seinen Aktionen im Rahmen der Weimarer Republik.

Vermutlich wäre es besser gewesen, mindestens im Rahmen der Reichswehr, alle Offiziere komplett rauszuwerfen und einen völligen Neuanfang mit jungen Offizieren zu wagen, die eindeutig hinter der Verfassung der WR standen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Ergänzungen möchte ich mich anschließen.

Unscharf ist daneben die Entstehung der Hyperinflation, die auf
1. Kriegsbedingte, gewaltige Staatsschulden
2. Abwertung der Mark aufgrund der Reparationsfrage
3. Kriegsbedingte Schädigung des Produktionspotenzials
4. abnehmendes binnenwirtschaftliches Vertrauen in die Währung

zurückzuführen ist. Um die Publikation der Bundesbank zum Thema zu zitieren: die Ereignisse Anfang 1923 waren nur der "Gnadenstoß" für die Währung, letzter Impuls gegen die bereits völlig zerrütteten Staatsfinanzen.
 
Ich glaube dass die Hyperinflation nicht mehr relevant ist für die Aufgabenstellung. Ich hab eher an die Entstehungszeit der Weimarer Republik gedacht und weiß jetzt nicht mehr, wo ich zeitlich gesehen eine Grenze ziehen soll.

Ist der Rest der Annahmen richtig?
 
In den letzten Tagen habe ich mich damit beschäftigt die Thematik in eine Powerpoint Präsentation umzusetzten. Ich würde mich freuen, wenn ihr diese anschauen würdet und, wenn es keine Umstände macht, Fehlerbemerkungen oder Anregungen machen würdet. Kann ich die Powerpoint Präsentation irgendwo hochladen?
 
Meine Ausgearbeitete Lösung zur Frage:



Die Weimarer Republik – Ein Kind der Niederlage des 1. Weltkrieges oder ein Kind des revolutionären Verlangen des Volkes nach Demokratie und Freiheit?


Die Weimarer Republik war die erste deutsche Demokratie - wird aber oft auf als unvollendet und improvisiert bezeichnet. Diese Äußerungen stützen sich auf die Instabilität während den 14 Jahren der Republik, die in der Machtergreifung des NS-Regimes unter Führung Adolf Hitlers mündete. Die Republik musste von Anfang an die Schuld des 1. Weltkrieges durch den Versailler Vertrag tragen, was dazu führte das die Bedingungen für die erste Demokratie sehr bedrückend für die Bevölkerung war. Die Verfassung der Weimarer Republik besaß außerdem einige Verfassungsschwächen. Nicht zuletzt die fast monarchische Stellung des Reichspräsidenten, der die Macht über wichtige politische Organe und über das Militär besaß. In diesem Zusammenhang stellt man sich unter anderem die Frage, ob die Weimarer Republik ein Kind der Niederlage des 1. Weltkrieges oder des revolutionären Verlangens nach Demokratie und Freiheit ist. Dies würden Kenntnisse über die Möglichkeiten der ersten deutschen Demokratie sein.
Die Frage, ob das Verlangen des Volkes nicht bereits vor dem Ende des 1. Weltkrieges entstanden ist, lässt sich durch Wahlergebnisse zwischen 1893 und 1912 untersuchen, da man während des 1. Weltkrieges (1914-1918) keine Wahlen durchführte.
Im Jahre 1893 sind Konservative, Zentrum und Sozialdemokraten relativ ausgeglichen. Dies änderte sich bereit 1898 als die SPD 4% zulegte (27,2) und die Konservativen ungefähr diese Wähleranzahl verlor (-3,8). Bis zum Jahre 1912 legte die SPD insgesamt rund 11% zu, was den Eindruck eines politischen Wandels macht. In dieser Zeit zeigt sich folglich auch ein Abfall der Konservativen Wählerstimmen um rund 8%. Unter anderem um diese Entwicklung nicht bestimmend für die Kriegspolitik zu machen, führte Kaiser Wilhelm II. die Politik des Burgfriedens ein, indem er sagte, dass er keine Parteien mehr kenne, nur noch Deutsche. Die Tagespolitik war folglich nur noch mit der Kriegspolitik und der Bewilligung sogenannter Kriegskredite beschäftigt.
Die Entwicklung der Wahlergebnisse in diesen Jahren, ist ein Indiz dafür, dass das spätere Verlangen nach Demokratie nicht vollkommen revolutionär war, sondern auf einer Parlamentisierung des Kaiserreichs basierte.
Doch wie sahen die innenpolitischen Voraussetzungen für die neue Staatsform aus? Die Militärische Lage Deutschlands war spätestens 1918 aussichtslos. Das Volk litt immer mehr unter den enorm hohen Opferzahlen und die Angst über bevorstehende Hungersnöte waren groß. Man sehnte sich also nach Frieden und einem möglichst schnellen Ende des Krieges. Mit dieser Sehnsucht lehnte man sich gegen die Politik der Monarchie und des Militarismus, dass zunehmend die Gunst des Volkes verlor. Die überlegenen Gegner Deutschlands, angeführt vom US-Präsidenten Wilson verfolgten eine eindeutige Politik, die sich unter anderem auf dem 14-Punkte-Programm von Wilson stützte. Dieses Programm bestand unter anderem aus der Forderung, dass Deutschland seine autokratische Staatsform ablegen soll, um Friedensverhandlungen zu ermöglichen. Eine eindeutige Forderung, die den Grundsatz des außenpolitischen Drucks auf Deutschland bildete und somit ist es ein Argument für die Weimarer Republik als Kind der Niederlage im 1. Weltkrieg. Diese Politik begrüßte die innenpolitischen Entwicklungen in Deutschland in Hinsicht auf die Forderungen des Volkes. Nach dem 1. Weltkrieg war die Politik des Burgfriedens beendet, was den, an Stärke gewonnen, politischen Parteien (SPD), ermöglichte die neue Regierung zu bilden. Die bevorstehende Niederlage Deutschlands sah die OHL als Grund dafür an, eine „Revolution von Oben“ durchzuführen, um ihr militärisches Ansehen zu bewahren. Diese Revolution von Oben drängte auf die Demokratisierung der Verfassung und ermöglichte somit die Machtübernahme der SPD. Der Plan der OHL war es, die demokratische Staatsform zu destabilisieren, um so, an einem späteren Zeitpunkt, wieder an die Macht zu kommen. Die SPD als demokratische Partei erlangte die Macht als nicht durch das revolutionäre Verlangen des Volkes, sondern durch die Bedingungen der militärischen Lage.
Betrachtet man die Entwicklungen bis zu diesem Zeitpunkt, fragt man sich, ob ein revolutionäres Verlangen des Volkes überhaupt nötig war, um eine Demokratie zu erlangen. Weiter fragt man sich, ob eine Art Revolution überhaupt durchgeführt wurde.
Als die OHL einen letzten Vergeltungsschlag gegen die englische Flotte befahl, meuterten Hunderte von Matrosen in Kiel, dem Standort der deutschen Flotte, da die Admirale einen besonderen Ehrencodex besaßen. Sie wollten lieber das Leben der Matrosen opfern als die Waffenstillstandsbedingungen des amerikanischen Präsidenten Wilson zu akzeptieren. Die Meuterei der Matrosen ging so weit, dass die Aufstände innerhalb weniger Tage ganz Deutschland durchzogen. Diese wurden nun von der breiten Bevölkerung unterstützt und von Soldaten- und Arbeiterräten angeführt, die die regionalen Monarchen teilweise gewaltsam stürzten. Als die revolutionäre Bewegung am 9. November 1918 Berlin erreichte, versuchten gleich zwei politische Akteure, sich an die Spitze der Revolution zu stellen und somit die Bevölkerung zu beruhigen. Philipp Scheidemann (MSPD) und Karl Liebknecht (USPD) riefen, unabhängig voneinander, eine Republik aus. Scheidemann rief eine parlamentarische Demokratie, Liebknecht eine sozialistische Demokratie aus. Die Entscheidung der politischen Akteure macht es deutlich, dass die Novemberrevolution dazu führte, dass das Volk indirekt beteiligt war an dem Gestaltungsprozess der neuen Weimarer Republik.

Das revolutionäre Verlangen des Volkes nach Demokratie war also eindeutig vorhanden, jedoch entstand es erst aus der Niederlage im 1. Weltkrieg. Die Niederlage des 1. Weltkrieges und die daraus resultierenden Bedingungen der „Wilsonschen Politik“ bilden die Basis des politischen Schaffungsprozesses der neuen Staatsform. Jedoch bestimmte erst der innenpolitische Druck des Volkes das Ausmaß des Umsturzes von der autokratischen Monarchie zur parlamentarischen Demokratie.
 
Weimarer Republik

Hey was haltet ihr von diesem Text:

Die Weimarer Republik – Ein Kind der Niederlage des 1. Weltkrieges oder ein Kind des revolutionären Verlangen des Volkes nach Demokratie und Freiheit?


Die Weimarer Republik war die erste deutsche Demokratie - wird aber oft auf als unvollendet und improvisiert bezeichnet. Diese Äußerungen stützen sich auf die Instabilität während den 14 Jahren der Republik, die in der Machtergreifung des NS-Regimes unter Führung Adolf Hitlers mündete. Die Republik musste von Anfang an die Schuld des 1. Weltkrieges durch den Versailler Vertrag tragen, was dazu führte das die Bedingungen für die erste Demokratie sehr bedrückend für die Bevölkerung war. Die Verfassung der Weimarer Republik besaß außerdem einige Verfassungsschwächen. Nicht zuletzt die fast monarchische Stellung des Reichspräsidenten, der die Macht über wichtige politische Organe und über das Militär besaß. In diesem Zusammenhang stellt man sich unter anderem die Frage, ob die Weimarer Republik ein Kind der Niederlage des 1. Weltkrieges oder des revolutionären Verlangens nach Demokratie und Freiheit ist. Dies würden Kenntnisse über die Möglichkeiten der ersten deutschen Demokratie sein.
Die Frage, ob das Verlangen des Volkes nicht bereits vor dem Ende des 1. Weltkrieges entstanden ist, lässt sich durch Wahlergebnisse zwischen 1893 und 1912 untersuchen, da man während des 1. Weltkrieges (1914-1918) keine Wahlen durchführte.
Im Jahre 1893 sind Konservative, Zentrum und Sozialdemokraten relativ ausgeglichen. Dies änderte sich bereit 1898 als die SPD 4% zulegte (27,2) und die Konservativen ungefähr diese Wähleranzahl verlor (-3,8). Bis zum Jahre 1912 legte die SPD insgesamt rund 11% zu, was den Eindruck eines politischen Wandels macht. In dieser Zeit zeigt sich folglich auch ein Abfall der Konservativen Wählerstimmen um rund 8%. Unter anderem um diese Entwicklung nicht bestimmend für die Kriegspolitik zu machen, führte Kaiser Wilhelm II. die Politik des Burgfriedens ein, indem er sagte, dass er keine Parteien mehr kenne, nur noch Deutsche. Die Tagespolitik war folglich nur noch mit der Kriegspolitik und der Bewilligung sogenannter Kriegskredite beschäftigt.
Die Entwicklung der Wahlergebnisse in diesen Jahren, ist ein Indiz dafür, dass das spätere Verlangen nach Demokratie nicht vollkommen revolutionär war, sondern auf einer Parlamentisierung des Kaiserreichs basierte.
Doch wie sahen die innenpolitischen Voraussetzungen für die neue Staatsform aus? Die Militärische Lage Deutschlands war spätestens 1918 aussichtslos. Das Volk litt immer mehr unter den enorm hohen Opferzahlen und die Angst über bevorstehende Hungersnöte waren groß. Man sehnte sich also nach Frieden und einem möglichst schnellen Ende des Krieges. Mit dieser Sehnsucht lehnte man sich gegen die Politik der Monarchie und des Militarismus, dass zunehmend die Gunst des Volkes verlor. Die überlegenen Gegner Deutschlands, angeführt vom US-Präsidenten Wilson verfolgten eine eindeutige Politik, die sich unter anderem auf dem 14-Punkte-Programm von Wilson stützte. Dieses Programm bestand unter anderem aus der Forderung, dass Deutschland seine autokratische Staatsform ablegen soll, um Friedensverhandlungen zu ermöglichen. Eine eindeutige Forderung, die den Grundsatz des außenpolitischen Drucks auf Deutschland bildete und somit ist es ein Argument für die Weimarer Republik als Kind der Niederlage im 1. Weltkrieg. Diese Politik begrüßte die innenpolitischen Entwicklungen in Deutschland in Hinsicht auf die Forderungen des Volkes. Nach dem 1. Weltkrieg war die Politik des Burgfriedens beendet, was den, an Stärke gewonnen, politischen Parteien (SPD), ermöglichte die neue Regierung zu bilden. Die bevorstehende Niederlage Deutschlands sah die OHL als Grund dafür an, eine „Revolution von Oben“ durchzuführen, um ihr militärisches Ansehen zu bewahren. Diese Revolution von Oben drängte auf die Demokratisierung der Verfassung und ermöglichte somit die Machtübernahme der SPD. Der Plan der OHL war es, die demokratische Staatsform zu destabilisieren, um so, an einem späteren Zeitpunkt, wieder an die Macht zu kommen. Die SPD als demokratische Partei erlangte die Macht als nicht durch das revolutionäre Verlangen des Volkes, sondern durch die Bedingungen der militärischen Lage.
Betrachtet man die Entwicklungen bis zu diesem Zeitpunkt, fragt man sich, ob ein revolutionäres Verlangen des Volkes überhaupt nötig war, um eine Demokratie zu erlangen. Weiter fragt man sich, ob eine Art Revolution überhaupt durchgeführt wurde.
Als die OHL einen letzten Vergeltungsschlag gegen die englische Flotte befahl, meuterten Hunderte von Matrosen in Kiel, dem Standort der deutschen Flotte, da die Admirale einen besonderen Ehrencodex besaßen. Sie wollten lieber das Leben der Matrosen opfern als die Waffenstillstandsbedingungen des amerikanischen Präsidenten Wilson zu akzeptieren. Die Meuterei der Matrosen ging so weit, dass die Aufstände innerhalb weniger Tage ganz Deutschland durchzogen. Diese wurden nun von der breiten Bevölkerung unterstützt und von Soldaten- und Arbeiterräten angeführt, die die regionalen Monarchen teilweise gewaltsam stürzten. Als die revolutionäre Bewegung am 9. November 1918 Berlin erreichte, versuchten gleich zwei politische Akteure, sich an die Spitze der Revolution zu stellen und somit die Bevölkerung zu beruhigen. Philipp Scheidemann (MSPD) und Karl Liebknecht (USPD) riefen, unabhängig voneinander, eine Republik aus. Scheidemann rief eine parlamentarische Demokratie, Liebknecht eine sozialistische Demokratie aus. Die Entscheidung der politischen Akteure macht es deutlich, dass die Novemberrevolution dazu führte, dass das Volk indirekt beteiligt war an dem Gestaltungsprozess der neuen Weimarer Republik.

Das revolutionäre Verlangen des Volkes nach Demokratie war also eindeutig vorhanden, jedoch entstand es erst aus der Niederlage im 1. Weltkrieg. Die Niederlage des 1. Weltkrieges und die daraus resultierenden Bedingungen der „Wilsonschen Politik“ bilden die Basis des politischen Schaffungsprozesses der neuen Staatsform. Jedoch bestimmte erst der innenpolitische Druck des Volkes das Ausmaß des Umsturzes von der autokratischen Monarchie zur parlamentarischen Demokratie.
 
Die Frage, ob das Verlangen des Volkes nicht bereits vor dem Ende des 1. Weltkrieges entstanden ist, lässt sich durch Wahlergebnisse zwischen 1893 und 1912 untersuchen, da man während des 1. Weltkrieges (1914-1918) keine Wahlen durchführte.

Es bleibt völlig unklar, warum Wahlergebnisse aus dem Kaiserreich Aufschluss über evtl. vorhandene revolutionäre Einstellungen geben sollen. Tatsächlich stimmte die SPD ja den sog. Kriegskrediten zu, wie Du selbst andeutest:

Die Tagespolitik war folglich nur noch mit der Kriegspolitik und der Bewilligung sogenannter Kriegskredite beschäftigt.

Die Schlussfolgerung, dass die
Entwicklung der Wahlergebnisse in diesen Jahren,...ein Indiz dafür [war], dass das spätere Verlangen nach Demokratie nicht vollkommen revolutionär war, sondern auf einer Parlamentisierung des Kaiserreichs basierte


halte ich daher für nur unzureichend begründet, zumal Du später schreibst, dass die

SPD als demokratische Partei ... die Macht als nicht durch das revolutionäre Verlangen des Volkes [erlangte], sondern durch die Bedingungen der militärischen Lage.

Die Darstellung der Politik der OHL scheint mir ebenfalls recht verkürzt, darauf, dass in den letzten Kriegsjahren die Macht vom Kaiser nahezu völlig auf die Militärs übergegangen war, gehst Du z. B. nicht ein.

Unklar bleibt auch dies:

Philipp Scheidemann (MSPD) und Karl Liebknecht (USPD) riefen, unabhängig voneinander, eine Republik aus.... Die Entscheidung der politischen Akteure macht es deutlich, dass die Novemberrevolution dazu führte, dass das Volk indirekt beteiligt war an dem Gestaltungsprozess der neuen Weimarer Republik.
Wieso macht die Ausrufung der Republik deutlich, dass das Volk indirekt am Gestaltungsprozess der Weimarer Republik beteiligt war?

Aufgrund der argumentativen Schwächen halte ich auch das Fazit für unzureichend begründet. Zudem enthält es eine missverständliche Formulierung:

Das revolutionäre Verlangen des Volkes nach Demokratie war also eindeutig vorhanden, jedoch entstand es erst aus der Niederlage im 1. Weltkrieg. ... Jedoch bestimmte erst der innenpolitische Druck des Volkes das Ausmaß des Umsturzes von der autokratischen Monarchie zur parlamentarischen Demokratie.

Es bleibt offen, was mit Niederlage gemeint ist. Die Kieler Meuterei hatte sich z. B. schon vor der Kapitulation zu einem allgemeinen Aufstand ausgebreitet. Es würde wohl mehr Sinn machen, von der aussichtslosen militärischen Lage als entscheidendem Faktor für den Beginn der Revolution zu sprechen.

Dass innenpolitischer Druck das Ausmaß politischer Veränderungen bestimmt, ist im Übrigen trivial.
 
Hey was haltet ihr von diesem Text:
Die Weimarer Republik – Ein Kind der Niederlage des 1. Weltkrieges oder ein Kind des revolutionären Verlangen des Volkes nach Demokratie und Freiheit?

Das revolutionäre Verlangen des Volkes nach Demokratie war also eindeutig vorhanden, jedoch entstand es erst aus der Niederlage im 1. Weltkrieg. Die Niederlage des 1. Weltkrieges und die daraus resultierenden Bedingungen der „Wilsonschen Politik“ bilden die Basis des politischen Schaffungsprozesses der neuen Staatsform. Jedoch bestimmte erst der innenpolitische Druck des Volkes das Ausmaß des Umsturzes von der autokratischen Monarchie zur parlamentarischen Demokratie.

Das eine ist vom anderen nicht zu trennen: Ohne den Ersten Weltkrieg hätte es keine Weimarer Republik gegeben, denn erst die nahende Niederlage, die ungeheuren Opfer an Menschen und die Notlage der zivilen Bevölkerung führten zur Novemberrevolution 1918, die den Zusammenbruch des Kaiserreichs nach sich zog. Alle weiteren Ereignisse wie die Aufstände im Dezember 1918, das Schwanken zwischen Räterepublik und demokratischer Staatsform und schließlich die Einberufung der Nationalversammlung leiten sich davon ab.
 
Vorne weg: Ganz großen Dank für diese Kritik!
zu floxx78:
1. Soll ich die Wahlergebnisse der Kaisserreichs also mangels aussagekraft gänzlich streichen? oder fehlt es nur an einer ausführlichen Argumentation?
2.Soll ich die Machtverteilung die während des 1. Weltkrieges vom Kaiser zur OHL übergehen darstellen und als Folge aus der nicht eindeutigen Politik des Kaisers darstellen? Oder gibt es darüber hinaus noch Gründe für diese Machtverschiebung?
3. Wie sieht es mit der ingesamten Vorgehensweise aus? Siehst du Verbesserungsvorschläge im Ablauf?
zu Dieter:
1. Eigentlich habe ich es so darstellen wollen, dass die Frage mit beiden Antwortmöglichkeiten beantwortet werden muss, was aber scheinbar nicht zum vorschein kam. :(
 
zu Dieter:
1. Eigentlich habe ich es so darstellen wollen, dass die Frage mit beiden Antwortmöglichkeiten beantwortet werden muss, was aber scheinbar nicht zum vorschein kam. :(

Das von dir zitierte "revolutionäre Verlangen" hätte es ohne die Katastrophe des Ersten Weltkriegs nicht gegeben. Schaut man sich die Zeit vor Ausbruch des Krieges an, so deutet nicht das mindeste auf revolutionäre Umtriebe hin. Es gab eine kaisertreue Anhängerschaft von Groß- und Kleinbürgern, ferner eine wachsende Anhängerschaft von Arbeitern der SPD, die allerdings nicht die Mehrheit des Reichstags stellte.

Der Umbruch erfolgte also allein durch den schmerzlichen Prozess des Krieges und auch die "Revolution" wurde ja rasch und umgehend in bürgerliche Bahnen geleitet. Kein Vergleich mit der Französischen oder der Oktoberrevolution.
 
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