Weimarer Republik

Annetessa

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Könnte mir bitte jemand das deutsche Selbstverständnis im Bezug auf die Weimarer Republik erzählen? Außerdem Traumata und Konfliktlinien. Ein großes Trauma für die Weimarer Republik war auf jeden Fall der Versailler Vertrag und die damitverbundene Alleinschuld am ersten Weltkrieg. Gab es noch mehr Traumata?
Brauche schnelle gute Antworten, bin nämlich grad irgendwie am Verzeifeln.:weinen:
 
Der Versailler Vertrag setzte ja nicht nur die alleinschuld Deutschlands fest. Was waren denn weitere Bestimmungen?



(Außerdem: Warum pressiert's denn so?)
 
Mir ist auch klar was der Versailler Vertrag alles verlangte. Reperationszahlungen und Gebietsabtritte waren auch eine große Last. Aber gibt es noch weitere Traumata als den Versailler Vertrag?
 
Die Frage wäre: Traumata für wen?

Der verlorene Weltkrieg wäre ebenfalls zu nennen, dazu die Revolutionswirren 1918/19.
 
Aber gibt es noch weitere Traumata als den Versailler Vertrag?

Wie silesia schon sagte: Der 1. WK war kürzlich erst beendet worden - ein Krieg hinterlässt immer Traumata, bei Personengruppen jedweder Art, besonders natürlich bei heimgekehrten Soldaten.

Es wäre noch die Inflation zu nennen, und die (natürlich nicht nur deswegen) verbundenen schlechten Lebensumstände.

Zum Thema Konflikte: Wie wäre es hier mit politischen? Stichwort Straßenkämpfe, Rosa Luxemburg, etc...
 
Aber gibt es noch weitere Traumata als den Versailler Vertrag?

Na und ob es die gab. Schließlich sind ja viele Soldaten nicht zurückgekommen, oder sie sind nicht ganz zurückgekommen ...

Wenn's nicht ganz so eilig wäre, würde ich sagen, lies mal "Im Westen nichts Neues", dann bekommst du einen Eindruck, was diese Soldaten gesehen haben.

Ja, und wie schon gesagt, Versailler Vertrag und Dolchstoßlegende. Reicht das noch nicht? :grübel:

Na ja, was die Weimarer Republik angeht, fällt mir noch ein, dass die Demokratie in Deutschland noch ganz neu war. Deshalb traute man der Sache nicht ganz, und wenn es irgendwelche Probleme gab, suchten die Konservativen zuerst einmal die Ursache in der Demokratie. So ein neumodischer Kram kann ja nichts taugen! Unter Kaiser Wilhelm war sowieso alles besser. Damals hätte es so etwas nicht gegeben. :motz:

Schöne Grüße

Petra
 
Es wird immer wieder, durchaus zu Recht, gesagt, dass die weimarer Republik eine ohne Republikaner war. Die Hypothek eines verlorenen Krieges, die Entwurzelung der "lost Generation" war das eine, zur Hypothek des verlorenen Krieges, an dem man Deutschland die Alleinschuld gab, kamen nun auch noch die Kriegsschulden. Weite Teile des Mittelstandes hatten in Kriegsanleihen investiert und waren durch den Krieg und die enorme Inflation verarmt. Dass ein Großteil der Reperationen aus amerikanischen Krediten finanziert wurde, dass das Deutsche Reich zwar Gebiete verloren hatte, im Kern aber immer noch ein geschlossenes staatliches Gebilde war, dessen Einfluss in Europa durch die Auflösung der Donaumonarchie und Rußlands Wandlung zur Sowjetunion noch mächtiger werden mußte, sobald es sich von den Kriegsfolgen erholt hatte und Frankreich viel zu schwach war, die Einhaltung von Versailles zu erzwingen, gelangte nicht ins Bewußtsein weiter Teile des deutschen Bürgertums.

Im Grunde genommen waren die Deutschen 1945 ebenso unerfahren im Umgang mit der Demokratie, und die Gesellschaft der frühen Bundesrepublik war nur dem Namen nach demokratisch. Es herrschten bis weit in die 60er ausgesprochen restaurative, autoritäre Verhältnisse. Der stärkste Identitätsfaktor, der die Deutschen mit der Bonner Republik verband, war vermutlich die D- Mark, und das "Wirtschaftswunder" der 50er Jahre sorgte vor allem dafür, dass die Identifikation mit der Bundesrepublik deutlich besser gelang, als die mit der Weimarer Republik, die von den Konservativen als Instrument der "verzichtspolitiker" und "Novemberverbrecher" erschien, der Linken dagegen als Hort der Reaktion mit den alten neuen Eliten in fest verschanzten Bastionen innerhalb des Justiz- und Polizeiapparats.
 
Es wird immer wieder, durchaus zu Recht, gesagt, dass die weimarer Republik eine ohne Republikaner war. Die Hypothek eines verlorenen Krieges, die Entwurzelung der "lost Generation" war das eine, zur Hypothek des verlorenen Krieges, an dem man Deutschland die Alleinschuld gab, kamen nun auch noch die Kriegsschulden. Weite Teile des Mittelstandes hatten in Kriegsanleihen investiert und waren durch den Krieg und die enorme Inflation verarmt.

Mit ein Grund für das Scheitern war wohl, dass die Weimarer Republik einfach mit zuvielen negativen Attributen belegt und der Reichstag in zuviele Fraktionen zersplittert war, so dass es meist unmöglich war, eine Mehrheitsregierung zu bilden.

Auch denke ich, dass der Notstandsparagraph ein Schwachpunkt war, er gab dem Reichspräsidenten zuviel Macht und der Notstand war nicht genau definiert.

Der Friedensvertrag, der als Schmach angesehen wurde, und da vorallem die Kriegsschuldparagraphen und die Reparationszahlungen belasteten die Weimarer Republik schwer und wurden zu Schwerpunkten der Progaganda der NSDAP.

So kam eins zum anderen.

Gruß.....
 
...Im Grunde genommen waren die Deutschen 1945 ebenso unerfahren im Umgang mit der Demokratie, und die Gesellschaft der frühen Bundesrepublik war nur dem Namen nach demokratisch. Es herrschten bis weit in die 60er ausgesprochen restaurative, autoritäre Verhältnisse. Der stärkste Identitätsfaktor, der die Deutschen mit der Bonner Republik verband, war vermutlich die D- Mark, und das "Wirtschaftswunder" der 50er Jahre sorgte vor allem dafür, dass die Identifikation mit der Bundesrepublik deutlich besser gelang, als die mit der Weimarer Republik, die von den Konservativen als Instrument der "verzichtspolitiker" und "Novemberverbrecher" erschien, der Linken dagegen als Hort der Reaktion mit den alten neuen Eliten in fest verschanzten Bastionen innerhalb des Justiz- und Polizeiapparats.
Ein wichtiger Punkt fehlt hier aber noch, nämlich, daß die Alliierten - allen voran die USA - aktiv am Aufbau der Bundesrepublik mitwirkten - nicht zuletzt mit viel finanzieller Unterstützung z. B. für den Aufbau der Wirtschaft. Aber selbst die Abgeordneten des Bundestages konnten eine "finanzielle Unterstützung" beantragen und zwar beim CIA, wie ich letztens erst in einer Doku im Fernsehen gesehen habe.
 
Genau diese Sendung meinte ich - die habe ich gesehen.
Das war ganz sicher auch ein wichtiger Unterschied zur Weimarer Zeit. Ich denke, das beeinflußte ganz sicher auch die Gesinnung etlicher Politiker und zog sie auf die Seite der Westmächte - egal, ob sie vorher eher rechts- oder eher linksgerichtet waren. (Das einfache Volk wußte davon natürlich nichts.)
:grübel:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, das beeinflußte ganz sicher auch die Gesinnung etlicher Politiker und zog sie auf die Seite der Westmächte - egal, ob sie vorher eher rechts- oder eher linksgerichtet waren.

Fraglich wäre, welche Wirkung das tatsächlich entfaltete, auch wenn es ein 100-Mio-Programm der CIA gewesen sein sollte.

Die beste "Werbung" war doch möglicherweise die Sowjetunion im östlichen Teil Deutschlands, weniger die CIA-Gelder. Da würde ich dieses höher einschätzen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Marshallplan
mit den späteren KfW-Mitteln, die bis heute fortgeführt werden (soweit nicht durch IKB verbraten =) , aber das geht in Richtung Politik, was wir besser lassen)
 
Fraglich wäre, welche Wirkung das tatsächlich entfaltete, auch wenn es ein 100-Mio-Programm der CIA gewesen sein sollte.

Die beste "Werbung" war doch möglicherweise die Sowjetunion im östlichen Teil Deutschlands, weniger die CIA-Gelder. Da würde ich dieses höher einschätzen:
Marshallplan - Wikipedia
Der Marshallplan auch - ist klar.
Aber die USA wollten Westdeutschland zu einem festen Bündnispartner im westlichen Bündnis machen, auch wenn das die Teilung Deutschlands bedeutete und der eine oder andere Abgeordnete hätte ja weich werden können und dem Angebot Stalins folgen können, der ein einheitliches und neutrales Deutschland vorschlug. Sehr groß war die Mehrheit Adenauers in seiner ersten Regierungszeit nicht. Das CIA-Programm war in diesem Kontext natürlich für einzelne Abgeordnete gedacht, um sie "auf Linie" zu halten.
 
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