El Quijote

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Man hat sie vielfach verkitscht. Doch ihr Leben ist nach wie vor ein Lehrstück über den Mut zu Erkenntnis und Selbsterkenntnis.


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Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose": Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst (v.l.n.r.), Foto von 1942

Müssen wir noch einmal an Sophie Scholl erinnern? Die Widerstandskämpferin feiern? Die junge Frau, Erzieherin, Philosophiestudentin, die mit ihrem Bruder und anderen Studenten der Weißen Rose im München des Jahres 1943 Flugblätter gegen die Nazis verteilte. Die als 22-jährige Frau dafür zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Wie oft haben wir davon gehört! Und natürlich auch den Film gesehen, Sophie Scholl – Die letzten Tage, und uns über dieses weitere Denkmal gefreut. Und sie beweint.

Dennoch kann die Antwort nur lauten: »Ja.« Denn ihr Leben und ihre Tat fordern uns dazu heraus. Ihre Geschichte berührt uns immer wieder von Neuem. Wir bewundern sie, gerade weil wir wahrscheinlich nicht so gehandelt hätten wie sie.
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Aber es ist nicht nur das Heldenhafte, das an der Figur der Sophie Scholl so fasziniert – sie ist eine Heldin, das ist gewiss. Doch sie war keine Lichtgestalt, sondern eine junge Frau, die zunächst auf die Verführungen der Nazis hereinfiel. Dann kamen die Zweifel, die Fragen, dann begann sie die große Lüge zu durchschauen und zog die Konsequenz aus dieser Erkenntnis.
 
Facharbeit Sophie Scholl

Hallo alle zusammen!

Ich schreibe zur Zeit eine Facharbeit über Sophie Scholl. Die Gliederung steht und ein wenig Text ist auch schon geschrieben.
Allerdings habe ich 2 Fragen:
Zum einen komme ich bei meinem Unterpunkt "Politisches Bewusstsein" des Volkes nicht weiter und zum anderen finde ich im Internet oder auch Büchern keine Angaben darüber, wie die Leute darauf reagierten, wenn sie Flugblätter etc. fanden. Wisst ihr was??

Liebe Grüße
Stine
 
zum anderen finde ich im Internet oder auch Büchern keine Angaben darüber, wie die Leute darauf reagierten, wenn sie Flugblätter etc. fanden. Wisst ihr was??
Liebe Grüße
Stine

ja, der ordentliche Deutsche gab gefundenen Flugblätter bei der nächsten Polizeistation oder,
wenn sie in Wohnblocks gefunden wurden, beim Blockwart ab. (pers. Mitt. meiner Großmutter)
 
Danke :D
aber kann deine Oma dazu noch was sagen? Ich habe leider keine Bekannten mehr, die mir dazu was erzählen könnten...
 
Zum einen komme ich bei meinem Unterpunkt "Politisches Bewusstsein" des Volkes nicht weiter und zum anderen finde ich im Internet oder auch Büchern keine Angaben darüber, wie die Leute darauf reagierten, wenn sie Flugblätter etc. fanden. Wisst ihr was??
Ich bin mir sehr sicher, dass in der Literatur mehrfach erwähnt wird, dass die Flugblätter größtenteils abgegeben wurden. Habe aber gerade nicht die Gelegenheit nachzuschlagen. Die Anzahl der jeweiligen Flugblattkopien sowie der Verteilradius sind in jedem Fall Gegenstand des Verhörs der Geschwister Scholl durch Robert Mohr. Auszüge aus den Verhörprotokollen gibts hier: Die Verhöre - Sophie Scholl und Die Weiße Rose

Was meinst du mit dem politischem Bewusstsein des deutschen Volkes?
 
Ich bin mir sehr sicher, dass in der Literatur mehrfach erwähnt wird, dass die Flugblätter größtenteils abgegeben wurden.

Das ist sicher richtig, allerdings kam es wohl immer auch auf die Umstände des Flugblattfundes an. Auch bedeutet das Abgeben eines Flugblattes nicht, dass sein Inhalt nicht zur Kenntnis genommen worden wäre. Im Fall der Weißen Rose ist hierbei interessant, dass sie die Flugblätter größtenteils per Post verschickten. Ein taktisch kluges Vorgehen, denn so war für den Adressaten die Hemmschwelle geringer, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen, als wenn er das Flugblatt etwa in der Öffentlichkeit hätte vom Boden aufklauben müssen.

Näheres hierzu habe ich auf die Schnelle leider auch nicht gefunden.

Zu Flugblättern im Dritten Reich allgemein: Flugblaetter (knapper Infotext mit Literaturhinweisen)


Weitere Literaturhinweise und einige Infos zu den einzelnen Flugblatt-Aktionen gibt es bei Zankel:
Mit Flugblättern gegen Hitler: der ... - Google Bücher
 
Im Fall der Weißen Rose ist hierbei interessant, dass sie die Flugblätter größtenteils per Post verschickten. Ein taktisch kluges Vorgehen, denn so war für den Adressaten die Hemmschwelle geringer, sich mit dem Inhalt zu beschäftigen, als wenn er das Flugblatt etwa in der Öffentlichkeit hätte vom Boden aufklauben müssen.
Stimmt natürlich. Ergänzend: auch die Wahl der Empfänger war taktisch klug. Neben Akademikern adressierten sie ihre Flugblätter auch an Personen mit einem überdurchschnittlich großen sozialen Umfeld, also bspw. Gastwirte. So konnte auch trotz Abgeben des Flugblattes (zum Feststellen, dass der Inhalt "verwerflich" ist, muss man es ja erstmal gelesen haben) davon ausgegangen werden, dass die entsprechenden Inhalte weitererzählt wurden. Allerdings waren die Flugblätter inhaltlich sehr literarisch und daher eher zielgruppenaffin in Bezug auf den Adressatenkreis der Akademiker. Erst durch die Mitarbeit von Huber wurden die Formulierungen konkreter und damit auch allgemeinverständlicher.
 
Danke erstmal, ihr habt mir schon sehr weiter geholfen!

Ich bin mir sehr sicher, dass in der Literatur mehrfach erwähnt wird, dass die Flugblätter größtenteils abgegeben wurden.

Ja, du hast recht. Aber man weiß ja nie wie hoch der Wahrheitsgehalt solcher Aussagen ist. Alle schimpfen darüber und wenn du dann sagst: Ja, also ich war damals begeisterter Nazi... dann halten sie dich alle für dumm. Verständlich wäre es zu mindest, wenn sie es vermeiden wollen. Und neulich habe ich irgendwo gelesen, dass ein Mann meinte, er wäre froh gewesen, so was endlich mal bekommen zu haben.?!

Wegen dem "Politischen Bewusstsein des Volkes", meinte ich, wie Zeitungen reagiert haben, inwiefern sie etwas über Hitlers Macht und die militärische Situation gewusst haben etc. Oder auch: Wie haben die Leute auf Todesurteile reagiert?

Ich finde es sehr verwirrend, wenn man so viele widersprüchliche Sachen liest...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
aber kann deine Oma dazu noch was sagen? Ich habe leider keine Bekannten mehr, die mir dazu was erzählen könnten...

nun, sie ist verstorben und berichtete nie gerne darüber, vielleicht auch deshalb nicht, weil mein Opa schon sehr früh in die NSDAP eingetreten war, bis zum Abteilungsleiter bei den Junkerswerken aufstieg, und nach Kriegsende von den Russen erschossen wurde.

In ihrem Berliner Wohnblock hat sie beim Blockwart, mit dem sie gut auskam,
Flugblätter (aus ihrer Sicht "kommunistische Propaganda") liegen sehen. Am späteren Wohnort in der Provinz, in Halberstadt, kam sie mit Flugblättern nicht in Berührung, wohl aber gelegentlich mein Großvater in den Junkerswerken. Details und Inhalte sind mir leider nicht bekannt. Ich hätte gerne auch mehr darüber erfahren.
 
Ich finde es sehr verwirrend, wenn man so viele widersprüchliche Sachen liest...

Tja... aber so ist das, wenn man versucht, das "politische Bewusstsein" eines Volkes auf einen Nenner bringen zu wollen.

Es gibt offizielle Aussagen aus der Zeit, offiziöses sicher auch, dann Erinnerungen von Zeitzeugen, deren ausgemachte Gegner oft die Zeithistoriker sind, deren Worte man auch nicht unterschätzen sollte.

Und schließlich gibt´s ja auch noch das Geschichtsforum...
 
Wegen dem "Politischen Bewusstsein des Volkes", meinte ich, wie Zeitungen reagiert haben, inwiefern sie etwas über Hitlers Macht und die militärische Situation gewusst haben etc. Oder auch: Wie haben die Leute auf Todesurteile reagiert?

Du musst bei den Zeitungen beachten, dass es keine Pressefreiheit mehr gab. Die Inhalte der Medien wurden Gleichgeschaltet und sie wurden in den Dienst des NS-Staates gestellt.

Aus Wiki:

Im Jahr 1944 kontrollierte die NSDAP schließlich im deutschen Reich 36 Prozent aller Zeitungen, die allerdings insgesamt 82,5 Prozent der täglichen Auflage herausbrachten

Lies mal hier weiter: Pressegeschichte ? Wikipedia

und hier über die Frankfurter Zeitung:

Frankfurter Zeitung ? Wikipedia


Was für Literartur über die Weisse Rose hast du denn gelesen?

Hier findest du neben dem Todesurteil von Sophie Scholl noch andere Texte zur Weissen Rose:

http://www.georg-elser-arbeitskreis.de/texts/scholl-urteil.htm

http://www.georg-elser-arbeitskreis.de/texts/scholl-protokoll.htm
 
Zuletzt bearbeitet:
ich suche ein kommentar (text) mit dem thema: die weiße rose darf nicht vergessen werden.

Hallo Elli321

Was suchst du denn genau? Also es gibt Fluglätter, Zeitungsartikel, Bücher, Filme etc. über die Weisse Rose.

Wenn du von uns was haben möchtest dann wäre es nicht schlecht du würdest das einwenig ausführen. :winke:

Dann können wir dir sicher weiterhelfen.
 
Hier gibt es etwas neues zu Sophie Scholl:

Weiße Rose: Sophie Scholl wollte Hitler erschießen - WELT

Die Aussage, dass sie Hitler erschießen wolle, hat sie im Januar 1943 gemacht, d. h. wenige Wochen vor ihrer Verhaftung, anschließender Gerichtsverhandlung und Hinrichtung. Ich halte es aber für schwer vorstellbar, dass sie überhaupt irgendwie die Gelegenheit hätte haben können, ihre Absicht umzusetzen.
 
Habe schon vor längerer Zeit den „Aufruf der Münchener Studenten“ von 1943, Verfasser Hans und Sophie Scholl, gelesen.

Dieses Flugblatt ist in einer Original Abschrift in dem Buch „Deutsches Vermächtnis“ mit den Untertitel „Anthologie eines Jahrhunderts“ enthalten. Wurde 1953 vom Aufbau Verlag GmbH Berlin im Rahmen der „Bibliothek Fortschrittlicher Deutscher Schriftsteller“ herausgeben.

Darin liest man u.a.:

„... Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht, rächt und sühnt, zugleich ihre Peiniger zerschmettert und ein neues geistiges Europa aufrichtet...“.
 
Hier gibt es etwas neues zu Sophie Scholl:

Weiße Rose: Sophie Scholl wollte Hitler erschießen - WELT

Die Aussage, dass sie Hitler erschießen wolle, hat sie im Januar 1943 gemacht, d. h. wenige Wochen vor ihrer Verhaftung, anschließender Gerichtsverhandlung und Hinrichtung. Ich halte es aber für schwer vorstellbar, dass sie überhaupt irgendwie die Gelegenheit hätte haben können, ihre Absicht umzusetzen.

Soweit ich das im Moment in Erinnerung habe, war es schon für die Leute um von Stauffenberg schwer, eine Situation zu schaffen, wo man nahe genug an Hitler für ein Attentat heran kommen würde. Selbst der Berghof war weitläufig abgeriegelt, Wolfschanze sowieso.
Vielleicht ist dieser Ausspruch eine Art Satz in der aktuellen Verzweiflung. ("den Idiot bring ich um" - ist schnell mal in Wut oder Verzweiflung gesagt)
 
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