Weisungsbefugnis der deutschen Kaiser?

1. Fall: Habsburg führte Krieg gegen der Kurfürsten von Bayern, der ab 1742 auch Kaiser war. Übrigens griff der Bayer zuerst Habsburg an, als er noch nicht Kaiser war und ließ sich sogar als König von Böhmen huldigen. Erst nach 1742 schlug Habsburg zurück und besetzte nun im Gegenzug Bayern. Der Kaiser mußte nach Frankfurt/Main flüchten und 1745 starb er.

2. Fall: Preußen griff 1756 das Kurfürstentum Sachsen an und behandelte es wie eine preußische Provinz. Allein dieser Sachverhalt hätte schon für einen Reichskrieg gegen Preußen ausgereicht.
Aber nun griff er er auch das kaiserlich-habsburgischen Böhmen an. Der Siebenjährige Krieg hatte begonnen.

Wo ist da jetzt der Unterschied?

Zu den Habsburgern muß man noch folgendes dazu sagen: Von 1438 - 1806 hatten die Habsburger die Kaiserkrone ununterbrochen getragen, die einzige Ausnahme war die kurze Zeit von 1740-1745. Das führte dazu, daß sie die Krone tatsächlich als ihr Eigentum betrachteten.

im unterschied zu den wittelsbachen hatte friedrich keine ambitionen auf die kaiserkrone, er wollte allein die stellung preussens ausbauen, in dem er schlesien schluckte. ob preussen ambitionen hatte ganz sachsen zu schlucken, weiss ich nicht.

österreich besetzte bayern, weil es um seine ansprüche auf die kaiserwürde fürchtete. dieser "erbanspruch" war ein habsburgisches konstrukt und durch nichts legitimiert, auch nicht durch zeitablauf. das das auf habsburger seite nach 3 jahrhunderten anders gesehen wurde, ist klar. andere, eben die wittelsbacher als zweite katholische macht im reich, sahen diesen anspruch eben nicht als gegeben an, wie auch die mehrheit der kurfürsten 1742.

preussen wollte seine stellung ausbauen, durchaus gegen die stärkste macht im hrr, aber nicht mit dem ziel, die kaiserkrone zu erringen.

österreich hingegen führte als stärkste macht im hrr krieg gegen den schwachen bayrischen kaiser, um diesen weiter zu schwächen und die kaiserkrone wieder in die eigenen hände zu bekommen.

wenn also jemals ein krieg gegen die institution kaiser des hrr geführt wurde, dann genau dieser.
 
Das ist nicht ganz richtig, da muß ich leider nochmals widersprechen, denn die beiden ersten schlesischen Kriege (1740-1742 u. 1744/45) waren Bestandteil des sogenannten "Österreichischen Erbfolgekrieges" (1740-1748). In diesem Krieg versuchten Preußen, Bayern und Sachsen das habsburgische Erbe, entgegen der "prakmatischen Sanktion", untereinander aufzuteilen, indem sie die Nachfolge Maria Theresias nicht anerkannten und Ansprüche auf dieses Land anmeldeten. Es ging den Habsburgern in dieser Zeit nicht um die Krone, sondern um den Erhalt der habsburgischen Ländereien.
 
Eine Anmerkung:
Der letzte Krieg in dem die Reichsarmee aufgeboten wurde, war der 1. Koalitionskrieg gegen Frankreich.
Der militärische Wert wurde aber nicht hoch eingeschätzt. Gegen Ende (1796) des Krieges wurden die schwäbischen Kreistruppen bei Biberach entwaffnet.

Grüße Repo
 
im unterschied zu den wittelsbachen hatte friedrich keine ambitionen auf die kaiserkrone, er wollte allein die stellung preussens ausbauen, in dem er schlesien schluckte. ob preussen ambitionen hatte ganz sachsen zu schlucken, weiss ich nicht.
Friedrich hatte diese Ambitionen und formulierte sie auch als politische Ziele Preußens. (die 1815 ja auch zumindest teilweise verwirklicht wurden.
Das Zitat reiche ich morgen nach.
 
Zu Beitrag 24

Aus dem politischen Testament Friedrich II. in Preußen 1752:
Von allen Provinzen in Europa gibt es keine, die besser in unseren Staat passen würde als Sachsen, Polnisch-Preußen und Schwedisch-Pommern, denn alle drei runden ihn ab. Sachsen jedoch wäre die nützlichste; es würde die Grenze am weitesten hinausschieben und Berlin abschirmen, die Hauptstadt, die zu weiträumig ist, um verteidigt zu werden ... Man muß seine Absicht geheimhalten und verbergen, die Lage zu nutzen wissen, die uns günstigen Umstände geduldig abwarten und, sobald sie da sind, aus voller Kraft handeln. Diese Eroberungen würden erleichtert, wenn Sachsen mit der Königin von Ungarn verbündet wäre und die Fürstin oder ihre Nachkommen mit Preußen gebrochen hätten. Das ergäbe einen Vorwand, in Sachsen einzumarschieren, die Truppen zu entwaffnen und sich im Land festzusetzen.
Ganz ähnlich kam es dann ja auch bis hin zur Kapitulation der sächsischen Armee bei Pirna 1756.
:fs:
 
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