Welche entscheidenen Fehler hatte Deutschland im Ersten Weltkrieg begangen?

Turgot

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Welche entscheidenden Fehler hatte Deutschland im Ersten Weltkrieg begangen?


Der Schlieffenplan und seine Folgen

Der Schlieffenplan sah vor, Frankreich in eine Art Super-Cannae in einer einzigen Schlacht entscheidend zu schlagen und zu besiegen. Anschließend sollte dann Russland besiegt werden.

Der Schöpfer dieses Plans, der deutsche Generalstabschef Alfred Graf von Schlieffen, hatte aber ganz offenkundig nicht die politischen Folgen seiner militärischen Pläne ausreichend berücksichtigt. Na ja, der Generalstabschef brauchte ganz offenkundig keine Rücksichten auf die außenpolitischen Belange zu nehmen, denn er hatte ja gemäß einer Kabinettsordre vom 1883 direkten Zugang zum Kaiser, was u.a. auch bedeutete, das er direkt dem Kaiser unterstellt war. Das Primat der Politik, wie einst bei Scharnhorst, war nicht gegeben.

Denn die vorsätzliche Verletzung der belgischen Neutralität, war ein klarer Verstoß gegen das Vertragswerk von 1831, welches die belgische Neutralität garantiert. Im Artikel 9 heißt es:“ Belgien wird innerhalb seiner zukünftigen Grenzen [……..] , eine dauerhaften neutralen Staat bilden. Die fünf Großmächte garantieren Belgien diese ewige Neutralität sowie Integrität und die Unverletzlichkeit seines Staatsgebietes […….], ohne sich in die innere Ordnung Belgiens einmischen zu wollen.

Eine der fünf Großmächte war Preußen (Deutschland), eine andere war Großbritannien.

Des Weiteren sah die Haager Landkriegsordnung von 1907 vor, dass das Territorium eines neutralen Staates unverletzlich sei und der Durchmarsch fremder Truppen der Genehmigung bedürfe.

Am 29.Juli 1914 sprach Reichskanzler Bethmann-Hollweg gegenüber den britischen Botschafter ganz offen von seiner Hoffnung, das Großbritannien neutral bleiben würde. Bethmann beeilte sich dann noch ein paar Zusicherungen dahingehend zu machen, dass man nicht beabsichtige französisches, belgisches oder niederländisches Territorium zu annektieren.

Der britische Außenminister Sir Edward Grey machte gegenüber dem deutschen Botschafter in London umgehend klar, auch wenn er sich dabei sehr weit aus dem Fenster lehnte, denn die Haltung des britischen Kabinetts war zu diesem Zeitpunkt noch gespalten, wenn Frankreich durch Deutschland bedroht werden würde, das Großbritannien nicht neutral bleiben werde.

Um eine Großmacht im Krieg vielleicht zu besiegen, war angesichts der beschriebenen Ausgangsituation eigentlich mehr oder weniger klar, dass die Weltmacht Großbritannien in dem Krieg gegen Deutschland eintreten würde. Großbritannien ist dann ja auch am 04.August 1914 in dem Krieg eingetreten, nach dem Deutschland die belgische Neutralität verletzt hatte, in dem deutsche Armeen in dessen Territorium eingedrungen waren.

Diese Neutralitätsverletzung hatte sicher ganz bestimmt auch keine positiven Rückwirkungen auf die Haltung anderer neutraler Staaten gegenüber Deutschland gehabt. Und dann hat der Schlieffenplan auch nicht einmal den erhofften Sieg gegen Frankreich gebracht, ganz im Gegenteil, der Krieg im Westen wurde nach anfänglichen Erfolgen der deutschen Armeen zu einem grauenhaften Stellungskrieg.

 
Abbruch der Marneschlacht und der Rückzug hinter der Asine

Der Schlieffenplan sah vor, dass eine große Schwenkbewegung der Flügelarmeen über Lüttich, Brüssel und Lille ins Werk gesetzt wird. Das Ziel war die Umfassung des französischen Feldheeres. Die ganze Operation folgte einen ganz exakten Zeitplan, denn schließlich sollte zu einem festgelegten Zeitpunkt der Feldzug im Westen beendet sein, weil dann der Osten Deutschlands durch die Russen bedroht werden würde. Bekanntermaßen tauchten die Russen viel schneller an den Grenzen von Ost-Preußen auf, als allgemein erwartet worden war.

Die Operation im Westen klappte aber nicht ganz so wie vorgesehen, denn die 3.Armee unter von Hausen und die 4.Armee unter Albrecht von Württemberg machten fälschlicherweise die ersten Schwenkbewegungen mit. Dadurch hing die rechte Flanke ein wenig in der Luft.

Bereits am 02.September verließ bereits die französische Regierung Paris.

Am 04.September stand die 1.Armee von Kluck nur noch ca. 60 Kilometer von Paris entfernt. Die Lage begann sich für Frankreich kritisch zu entwickeln.

Am 05.September hatten bereits drei deutsche Armeen, die 1., 2. und 3., die Marne überschritten. Die 4. und 5. Armee waren bis vor Bar-de-Duc bzw. vor Verdun gekommen.

Bei den Franzosen verlief ebenfalls nicht alles nach Plan, sie hatten wohl nicht so eine umfassende Offensive der Deutschen erwartet gehabt. Joffre hatte bis zum 06.September immerhin schon über 50 Generäle entlassen gehabt.

Joffres Plan sah nun vor, die Deutschen Flanken von Paris bzw. Verdun aus anzugreifen und in der Mitte zu halten. Ein Angriff auf breiter Front, um die drohende Niederlage abzuwehren.

Am 06.September traten die Alliierten zum Gegenangriff an. Klucks 1.Armee geriet in heftige Kämpfe mit der französischen 6.Armee unter Maunourys. Klucks Armee wurde des weiteren durch eine Schwenkbewegung Bülows 2.Armee gefährdet, da Bülow nur die Bedrohung seiner rechte Flanke durch die Briten sah und die 1.Armee in seinen Dispositionen ganz offenkundig nicht weiter berücksichtigt hatte. Dadurch wurde aber die Lücke zwischen der 1.Armee und 2.Armee auf ca. 40 bis 50 Kilometer vergrößert. Erschwerend kam hinzu, dass zwischen den beiden Befehlshabern der 1. und 2.Armee aber auch zum Generalstabschef Moltke zu diesem Zeitpunkt kein direkter Kommunikationdraht bestand. Moltke befürchtete, das es den Alliierten gelängen könnte, die gesamte deutsche Front aufzureißen, in dem sie in die Lücke zwischen der 1. und 2.Armee hineinstießen.

Trotz personeller und materieller Überlegenheit der Franzosen und Engländer, gelang es aber den deutschen Armeen die Alliierten immer wieder zurückzuschlagen. Die Offensive hatte am 08.September ihren Höhepunkt überschritten gehabt und stand vor dem Scheitern.

Aber an diesem 08.September entsandte Moltke nun den Leiter der ausländischen Nachrichtenabteilung des Generalstabes Oberstleutnant Richard Hentsch zu den Armeechefs von Kluck und von Bülow. Das war keine gute Wahl, denn Hentsch hatte ähnliche pessimistische Eindrücke von der Lage an der Westfront wie Moltke. Hentsch erhielt die Befugnis den Rückzug zu einzuleiten, falls der rechte Flügel schon damit begonnen hätte. Hentsch wurde von Bülow in seiner pessimistischen Einstellung nur bestätigt, so dass Hentsch der 2.Armee, in Übereinstimmung mit Bülow, den Befehl erteilte, sich bis hinter die Asine zurückzuziehen.

Als Hentsch nun bei der 1.Armee ankam, traf er von Kluck gar nicht an, da dieser seine Truppen gegen die französische 6.Armee führte. Hentsch und von Klucks Stabschef befahlen dann den Rückzug.

Von Kluck hatte die Lage entschieden günstiger beurteilt und sich schließlich nur widerwillig den Befehl von Hentsch gebeugt und sich von Bülow angeschlossen.

Moltke befahl dann schließlich am 11.September auch den Rückzug der 3., 4. und 5.Armee hinter der Marne. So zogen sich die deutschen Armeen auf einer Front von über 400 km zurück.

Moltke, völlig am Ende, trat wenige Tage später von seinen Posten zurück. Nachfolger wurde Erich von Falkenhayn.

Was folgte war dann ein Wettlauf zum Meer, in dem das deutsche und französische Heer versuchten sich gegenseitig zu überflügeln. Der Bewegungskrieg im Westen war nun für Jahre beendet und das Konzept des Schlieffenplan gescheitert. Es war nun klar dass die große Masse des deutschen Heeres im Westen für längere Zeit gebunden sein würde. Es konnten nicht wie vorgesehen, die große Masse des Feldheeres nach Osten verlegt werden, um dort sich den Russen zu stellen. Eigentlich war der Weltkrieg zu diesem Zeitpunkt schon fast verloren.


Quellen:

Keegan, Der Erste Weltkrieg, Reinbeck 2000
Strachan, Der Erste Weltkrieg, München 2003
Stevenson, Der Erste Weltkrieg, Düsseldorf 2006
Salewski, Der Erste Weltkrieg, Paderborn 2004
 
Zuletzt bearbeitet:
Und als Herr General Kluck sah..........Bülow seine rechte Flanke........Hentsch einen direkten Angriff.....

Ich denke es waren (kurz gesagt) die Abweichungen vom Schlieffenplan und übereifrige Aktionen, Überreaktionen (zu weite Vorstöße...), die den Schlieffenplan scheitern ließen. Und einmal festgefahren konnnten die Fronten kaum mehr durchbrochen werden. Den Rest kennnen wir.
 
Na, Chulasamumsd, so einfach war das nun wieder auch nicht. Für Deutschland gab es während des Ersten Weltkriegs durchaus einige Lichtblicke! Den letzten, beispielsweise, 1918: Durch den genialen Strategen und eigentlichen Macher im Schatten Hindenburgs, Generalquartiermeister Erich Ludendorff, und seiner geradezu meisterhaften Rückzugsstrategie von 1916/17, welche den Offensivplänen der Entente den Wind aus den Segeln nahm und geradezu verpuffen ließ, und seinen enormen Anstrengungen zur Forcierung der deutschen Rüstungsindustrie 1916/17, wäre 1918 ein für Deutschland günstiger Friedensschluß möglich gewesen - wenn nicht eben jener geniale Stratege Ludendorff in seiner lange vorbereiteten letzten Offensive alles verpatzt hätte!

Weil er keine politischen Ziele verfolgte, sondern rein militärische! Denn hätte er klare politische Ziele gehabt, oder hätte ihm eine starke politische Kraft (die der dtsch. Kaiser zu dieser Zeit hätte sein müssen, aber nicht mehr war!) solche politischen Ziele vorgegeben, wäre er von seinem ursprünglichen Plan, mit der "Michael"-Offensive Franzosen und Briten zu trennen und die Engländer Richtung Kanal zu drängen, niemals auch nur einen Deut abgewichen!
Stattdessen änderte er während der (bisdahin erfolgreichen!) Offensive immer wieder seine Befehle und Ziele, so dass seine Untergebenen keine klaren und gemeinsamen operativen Absichten mehr erkennen konnten.

Erst durch diese Ziellosigkeit und der damit einhergehenden Zersplitterung der deutschen Kräfte verlor Ludendorff seine Michaeloffensive - und damit in letzter Konsequenz den Krieg!

So gesehen war 1918 für Deutschland zwar kein Sieg, aber ein Friede in Würde und ohne einen "Schandvertrag" durchaus möglich gewesen...



Saludos!
 
Dies habe ich vor kurzem erst gelesen:

Als das Deutsche Reich kurz vor Ausbruch des Krieges durch einige Erfolge an der Westfront kurz vor Paris stand floh die französische Regierung aus der Stadt...
Das Problem der Franzosen war, dass sie nichteinmal selbst wussten, wo ihre Armeen waren...
Doch ein Deutsches Kavallerieregiment sendete vor Paris einen unverschlüsselten Funkspruch nach Berlin, dass sie fesstsäßen und nach Westen bewegungsunfähig seien...
Leichtes Spiel nun für die Franzosen, da sie nun ihre verlohrenen Armeen gefunden hatten...


Ich weiß auch nicht, ob es stimmt, denn allerlei Quellenangaben haben gefehlt
 
Die Fehler waren naturbedingt,einen Krieg hätte man nach kurzer Zeit für sich entscheiden müssen dieses war aber nach scheitern des Umfassungsplanes in Frankreich nicht mehr möglich der Kreig endete im aufreibenden Grabenkrieg.Für weitere Erfolge und für wieteres Vordringen fehlte dem Kaiserreich jedoch das notwendige Potential an Menschen und Material besonders da Deutschland einen Krieg an mehreren Fronten führte.Mit Eintritt der USA 1917 verschärte sich diese Lage noch besonders und es war abzusehen ,das Deutschland nicht mehr siegreich sein konnte.Alle Erfolge die man auf militärischem Gebiet erzielte ,waren Teilerfolge die man mangels Kapazität und fehlender Reserven nicht weiter ausnutzen konnte.Selbst ein uneingeschränkter U-Bootkreig konnte der Überlegenheit der Kriegsgegner wie England ,Frankreich und USA zwar Schwierigkeiten bereiten,waren aber letzten Endes nur Nadelstiche.Deutschland war 1918 am Ende personell wie materiell ,das Volk war müde die Moral am Boden auch wenn einige kaisertreue und Nationalisten dieses anders sahen.
 
Und als Herr General Kluck sah..........Bülow seine rechte Flanke........Hentsch einen direkten Angriff.....

Ich denke es waren (kurz gesagt) die Abweichungen vom Schlieffenplan und übereifrige Aktionen, Überreaktionen (zu weite Vorstöße...), die den Schlieffenplan scheitern ließen. Und einmal festgefahren konnnten die Fronten kaum mehr durchbrochen werden. Den Rest kennnen wir.
Der Schlieffen-Plan war meiner Meinung ein Kardinalfehler der deutschen mit seinem Erfolg wäre vielleicht der Sieg über Frankreich geglückt aber mit seinem Scheitern war der Stillstand und eine Erfolglosigkeit vorprogrammiert da im Vorfeld dieses Feldzuges keine anderen Alternativen wie auch immer in Erwägung gezogen wurden. Man war einfach von diesem Plan überzeugt.Hier gibt es durchaus Parallelen zum Feldzug Hitlers in Russland der ebenfalls überzeugt war, mit der Einnahme Moskaus Russland besiegt zu haben.Ein Scheitern war nicht einkalkuliert genau wie bei den Generalen des ersten Weltkrieges.
 
Die Fehler waren naturbedingt,einen Krieg hätte man nach kurzer Zeit für sich entscheiden müssen dieses war aber nach scheitern des Umfassungsplanes in Frankreich nicht mehr möglich der Kreig endete im aufreibenden Grabenkrieg.Für weitere Erfolge und für wieteres Vordringen fehlte dem Kaiserreich jedoch das notwendige Potential an Menschen und Material besonders da Deutschland einen Krieg an mehreren Fronten führte.Mit Eintritt der USA 1917 verschärte sich diese Lage noch besonders und es war abzusehen ,das Deutschland nicht mehr siegreich sein konnte.Alle Erfolge die man auf militärischem Gebiet erzielte ,waren Teilerfolge die man mangels Kapazität und fehlender Reserven nicht weiter ausnutzen konnte.Selbst ein uneingeschränkter U-Bootkreig konnte der Überlegenheit der Kriegsgegner wie England ,Frankreich und USA zwar Schwierigkeiten bereiten,waren aber letzten Endes nur Nadelstiche.Deutschland war 1918 am Ende personell wie materiell ,das Volk war müde die Moral am Boden auch wenn einige kaisertreue und Nationalisten dieses anders sahen.


Zum Thema uneingeschränkter U-Bootkrieg habe ich einen meiner Beiträge aus einen anderen Thread kopiert:

Bemerkenswert ist doch eigentlich die Tatsache, dass der sogenannte uneingeschränkte U-Bootkrieg eigentlich wohl nicht nötig war. Die deutschen U-Boote haben auch unter Beachtung des internationalen Rechts, hier eben der Prisenordnung, überaus erfolgreich operiert. Schauen wir uns doch nur einmal die Zahlen der „dritten Offensive“ an:

Oktober 1916: 182 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 334.472 BRT
November 1916: 179 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 326.533 BRT
Dezember 1916: 193 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 302.858 BRT
Januar 1917: 202 versenkte Handelsschiffe mit insgesamt 335.106 BRT

Dann mit Beginn des uneingeschränkten U-Bootkrieges steigerte sich die Quote der Versenkungen von Februar bis einschließlich August, also nur für sieben Monate! Dafür sind aber die USA aber mit ihren gewaltigen wirtschaftlichen und militärischen Potenzial auf Seiten der Alliierten in dem Krieg eingetreten. Das war auf deutscher Seite den Verantwortlichen auch durchaus klar gewesen, so das man mit Fug und Recht hinterfragen muß, ob die Reichsleitung ihrer hohen Verantwortung eigentlich gerecht geworden war? Die deutschen Berechungen, das Großbritannien bei einer fünfmonatigen Versenkungsquote von je 600.000.BRT am Rande einer Hungeratastrophe stehen würde, haben sich jedenfalls als fehlerhaft erwiesen.


Die Frage die sich aber stellt ist, ob die erhöhten Versenkungserfolge ausschließlich auf die erhöhte Handlungsfreiheit der U-Boote zurückzuführen ist? Ein Blick auf die Zahlen der deutschen Boote an der Front gibt vielleicht einen Hinweis:

Januar 1916: 41
Februar 1916: 41
März 1916: 47
April 1916: 52
Mai 1916: 58
Juni 1916: 65
Juli 1916: 72
August 1916: 74
September 1916: 80
Oktober 1916: 87
November 1916: 93
Dezember 1916: 97


Januar 1917: 103
Februar 1917: 111
März 1917: 128
April 1917: 127
Mai 1917: 130
Juni 1917: 132
Juli 1917: 130
August 1917: 128
September 1917: 139
Oktober 1917: 140
November 1917: 137
Dezember 1917: 134

Es wurden also kontinuierlich immer mehr Boote eingesetzt. Außerdem ist festzuhalten, das sich die Qualität der deutschen Boote ebenfalls verbessert hatten. So waren die neueren Boote alle hochseetauglich.

Die Frage die offen im Raum steht, ob das einzige sehr erfolgreiche Abwehrmittel gegen den U-Bootkrieg, die Konvoibildung, alleine durch Großbritannien hätte realisiert werden können. Reichten die vorhandenen Kräfte der Royal Navy dafür eigentlich noch aus?

Interessant wäre auch zu wissen, ob sich die kurzfristige Steigerung der Versenkungsquote nicht auch ohne den uneingeschränkten U-Bootkrieg ergeben hätte?


Als Grundlage für das Zahlenmaterial: Marinearchiv, Handelskrieg Band II, Seite 12-13, Michelsen, Der U-Bootkrieg, Seite 182 bis 185, Herzog, Deutsche U-Boote, Seite 110 -111, Seite 114 bis 115, Seite 144 -145, Marinearchiv Band V Seite 341 alle zitiert nach Schröder, Die U-Boote des Kaisers
 
Der Schlieffen-Plan war meiner Meinung ein Kardinalfehler der deutschen mit seinem Erfolg wäre vielleicht der Sieg über Frankreich geglückt aber mit seinem Scheitern war der Stillstand und eine Erfolglosigkeit vorprogrammiert da im Vorfeld dieses Feldzuges keine anderen Alternativen wie auch immer in Erwägung gezogen wurden. Man war einfach von diesem Plan überzeugt.Hier gibt es durchaus Parallelen zum Feldzug Hitlers in Russland der ebenfalls überzeugt war, mit der Einnahme Moskaus Russland besiegt zu haben.Ein Scheitern war nicht einkalkuliert genau wie bei den Generalen des ersten Weltkrieges.


Der Schlieffenplan hat m.E. noch einen anderen "Schönheitsfehler" gehabt. Er hat nämlich den Primat der Politik überhaupt nicht in Rechung gestellt. Er war von seinem Schöpfer vollkommen losgelöst von den jeweilig möglichen außenpolitischen Rahmenbedingungen geschaffen worden. Der Schlieffenplan ging grundsätzlich davon aus aus, das Deutschland krieg an zwei Fronten führen müsse, nämlich gegen Russland und Frankreich. Natürlich muss man auch fragen, weshalb die Reichsleitung dies hingenommen hat?
 
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@Turgot: Die deutschen U-Boote haben auch unter Beachtung des internationalen Rechts, hier eben der Prisenordnung, überaus erfolgreich operiert.

Die Kommandanten der Eskortschiffe im Konvoi oder der Q-ships (U-Boots-Fallen) hätten ihr Glück gar nicht fassen können, wäre ein U-Boot-Kapitän so dämlich gewesen, unter diesen Umständen nach Prisenordnung vorzugehen. Auch war inzwischen die Bewaffnung der britischen Handelsschiffe Usus. Das Völkerrecht war von der Entwicklung überholt worden und man kann nicht einmal einer Seite die Schuld anrechnen.
 
Der Schlieffenplan beruhte doch meines Wissens darauf, dass zwei neutrale Länder einfach überfallen wurden, nämlich Belgien und die Niederlande. Übersehen wurde dabei, dass diese Verletzung der Neutralität unweigerlich zum Kriegseintritt Großbritanníens führen würde.
S.M. hoffte wohl irrtümlicherweise darauf, dass Großbritannien stillhalten und nicht wegen dieser beiden kleinen Länder in den Krieg eintreten werde.

Gruß....
 
Der Schlieffenplan beruhte doch meines Wissens darauf, dass zwei neutrale Länder einfach überfallen wurden, nämlich Belgien und die Niederlande.
Belgien und Luxemburg, dabei ging es primär um das Durchmarschrecht. Holland blieb neutral und Wilhelm II. ging bekanntlich 1918 zum Holzhacken nach Doorn.
 
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Die Kommandanten der Eskortschiffe im Konvoi oder der Q-ships (U-Boots-Fallen) hätten ihr Glück gar nicht fassen können, wäre ein U-Boot-Kapitän so dämlich gewesen, unter diesen Umständen nach Prisenordnung vorzugehen. Auch war inzwischen die Bewaffnung der britischen Handelsschiffe Usus. Das Völkerrecht war von der Entwicklung überholt worden und man kann nicht einmal einer Seite die Schuld anrechnen.


Die Bildung von Konvois wurde doch erst relativ spät eingeführt, nämlich im Jahre 1917. Und dazu musste die britische Regierung erst einmal den Widerstand der eigenen Royal Navy, hier in Person von Admiral Jellicoe, überwinden (1). Lediglich die Transporte im Kanal fuhren in größeren Verbänden.

U38 hat in der Zeit von 04.08.1915 bis 28.08.1915 27 feindliche Schiffe nach Prisenordnung versenkt. U 39 in der Zeit 23.06. bis 10.07.1915 11 Schiffe, ebenfalls nach Prisenordnung, versenkt gehabt. U 28 hat von hat vom 24.07.1915 bis 11.08.1915 ebenfalls 10 feindliche Schiffe versenkt gehabt etc.etc.. Natürlich wurde auch Schiffe ohne Vorwarnung versenkt, das war aber die absolute Minderheit der versenkten Einheiten. Es wurde sich grundsätzlich an die Prisenordnung gehalten.

Die U-Boote operierten sehr effektiv mit dem Bordgeschütz. Außerdem konnten erheblich mehr Granaten mitgeführt werden, als Torpedos.

Die deutsche U-Bootführung stand in der Frage des Angriffs ohne jegliche Warnung im Gegensatz zu ihren eigenen U-Bootkommandanten, die den Krieg aufgrund der bgemachten positiven Erfahrungen nach der Prisenordnung führen wollten. Kapitänleutnant Kophamel verweist darauf, das mit einem Torpedo nur ein Schiff versenkt werden könne aber mit 50 bis 100 Schuß Artillerie besser verteilt werden könnten. (2)


Die Briten verwendeten ihreseits die Q-Ships, also U-Boot-Fallen. Wenn sich das deutsche Boot nah genug gewesen war, wurde die Tarnung entfernt und mit entsprechenden Geschützen das Feuer eröffnet. Diese Fallen wurden dann auch schon gerne mit der US-Flagge beflaggt.

Im weiteren Verlauf des Krieges ist es aber den deutschen U-Boot-Kommandanten immer besser gelungen, sich auf diese Fallen einzustellen und die Erfolge der Q-Ships gingen immer stärker zurück.

Auch im Jahre 1916 arbeiten die deutschen U-Bootkommandaten primär mit dem Bordgeschütz, weil sie damit mehr Erfolg hatten. U44, U66, U 69, U 20 und U 19 haben so insgesamt 23 feindlich Schiffe nach Prisenordnung versenkt gehabt. Ohne Warnung wurden 5 feindliche Schiffe versenkt. (3)


Als Quelle fand Schröder, Des Kaiser U-Boote erschiienen in Bernard & Graefe Verlag, Verwendung.

(1) Jellicoe, Der u-Bootkrieg, Englands schwerste Stunde, S. 105 - 229
(2) Marinearchiv, Handelskrieg Bd. II, S. 81f
(3) Marinearchiv, Handelskrieg Bd. II, S.105 bis 120
Quellen wurden hier nach Schröder, Die U-Boote des Kaisers, zitiert.
 
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@Turgot, du sagst es - ab 1917. Ab dann war die Prisenordnung passe und der uneingeschränkte U-Boot-Krieg die einzige Chance, weiter Versenkungen im britischen Seeraum zu erzielen.
 
Der Schlieffenplan beruhte doch meines Wissens darauf, dass zwei neutrale Länder einfach überfallen wurden, nämlich Belgien und die Niederlande. Übersehen wurde dabei, dass diese Verletzung der Neutralität unweigerlich zum Kriegseintritt Großbritanníens führen würde.
S.M. hoffte wohl irrtümlicherweise darauf, dass Großbritannien stillhalten und nicht wegen dieser beiden kleinen Länder in den Krieg eintreten werde.

Gruß....
Ja man nam einfach billigend in Kauf, die Neutralität zweier Länder zu verletzen.Nach heutiger Sicht fragt man sich ,war die Reichsleitung damals so blauäugig oder dachte man ,man könne England nicht provozieren diese Verletzung der Neutralität und dessen Folgen hätte auch den Verantwortlichen des Kaiserreiches bewusst sein müssen.
 
Ein Blick auf die Zahlen der deutschen Boote an der Front gibt vielleicht einen Hinweis:

Januar 1916: 41
Februar 1916: 41
März 1916: 47
April 1916: 52
Mai 1916: 58
Juni 1916: 65
Juli 1916: 72
Es wurden also kontinuierlich immer mehr Boote eingesetzt. Außerdem ist festzuhalten, das sich die Qualität der deutschen Boote ebenfalls verbessert hatten. So waren die neueren Boote alle hochseetauglich.

Lieber Turgot,

ich habe hier eine Austellung der UI (Ubootinspektion) von April 1915, die die Entwicklung des Sollbestandes an großen Ubooten darstellt, mit der Berücksichtigung von 1 Boot pro Monat Verlust. Daraus ergibt sich:

01.04.1915 27 Uboote
01.07.1915 27 Uboote
01.10.1915 28 Uboote
01.01.1916 30 Uboote
01.04.1916 36 Uboote
01.07.1916 40 Uboote

Damit fehlen am 1.Juli 1916 an dem schon vor dem Krieg gesetzmäßig festgelegten Sollbestand von 72 Ubooten noch immer 32 Boote.
Es gab bei der Lieferung der Uboote von fast allen beteiligten Werften immer wieder schwierigkeiten die Liefertermine einzuhalten.

Quelle: Geschichte des deutschen U-Bootbaus von E.Rössler Band 1, 1996

Hallo Turgot,
die Angaben zu den eingesetzten Ubooten der deutschen Flotte, beziehen sich auf den Sollbestand, nicht aber auf den Istzustand. Denn die geforderten Zahlen der abzuliefernden Ubooten konnte bei weiten nicht eingehalten werden, da die Werften überstrapaziert waren, Materialknappheit und Arbeitskräftemangel herrschte.
Dies führte u.a. auch zum Abbruch aller Baubrojekte ab 1916 der großen Schiffe, so wie z.B. die beiden Linienschiffe Württemberg und Sachsen, sowie den Schlachtkreuzerprojekten Mackensen-Klasse und Ersatz-York-Klasse.
Lediglich kleine Kreuzer wurden noch gebaut, um gerade diesen enormen Bedarf an neuen Ubooten gerecht zu werden. Im Verlauf des Krieges wurden die Zahlen immer utopischer und fanden keine relation mehr zu den Bedingungen der Baumöglichkeiten. Angetrieben wure dieses massive Bauen von Ubooten vor allem von Admiral Scheer, was auch zu Spannungen innerhalb der Seekriegsleitung ab 1916 führte, die in dem Zerbrechen des Offizierkorps 1918 endete.
 
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Ich bin der Meinung, dass die Reichsleitung das schon wusste, nur sie es billigend in den Kauf nahm bzw. damit rechneten das sich Großbritanien raushalten würde.

Die Thematik ist in meinen Augen etwas unglücklich formuliert, weil "Welche entscheidenen Fehler hatte Deutschland im Ersten Weltkrieg begangen?" klingt nach eine Fehlersuche wieso Deutschland den Ersten Weltkrieg verloren hat und ich denke Deutschlands Siegchancen waren sowieso sehr gering.

In der Bekämpfung der feindlichen Spionage wurden auch einige Fehler gemacht. Es wurde nicht energisch genug gegen feindliche Spionage agiert und die schlechte Kommunikation zwischen den einzelnen Abteilungen, die Korruption einger Deutscher und der Einsatz von "feindlichen" Bürgermeistern und ähnliche Positionen behinderte die Ermittlungen stark.

Grüße
 
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