Welche Vorteile bot die Christianisierung?

Ashigaru

Premiummitglied
Nun ja, wie man vielleicht gemerkt hat, beschäftige ich mich zurzeit recht intensiv mit dem Frühmittelalter, dabei auch mit der Christianisierung, und im speziellen mit der des Bonifatius. Die ereignete sich ja bekanntlich v.a. in Thüringen und Nordhessen, wobei letzteres wohl eine diffuse Grenzzone mit hessischer, brukterischer und sächsischer Bevölkerung bildet.
Der Vorteil für die Franken durch die Mission liegt auf der Hand: ohnehin errichteten sie dort große Burgen, die Christianisierung bot eine engere Anbindung der Bevölkerung an das Reich und eine Abgrenzung gegenüber den heidnischen Sachsen.
Auch der Vorteile für die meist angelsächsischen Mönche ist klar: sie hatten gute Möglichkeiten, ihre Christianisierung gut geschützt durch fränkisches Militär voranzutreiben, und sich gleichzeitig Besitz von Kirchensprengeln bis hin zu Klostern und Bistümern zu verschaffen, wobei auch der Punkt nicht unterschätzt werden darf, dass sie ihre Vorstellungen vom idealen Christentum umsetzen konnten.
Aber wo war der Vorteil für die einheimische Bevölkerung?
Anders als später unter Karl d. Großen bei den Sachsen, gibt es keine Hinweise darauf, dass sich Hessen und Thüringer besonders gegen die Christianisierung aufbegehrt oder sich daran gestört hätten. Daraus schließe ich, dass auch sie davon profitierten, denn es wäre zu diesem Zeitpunkt zwischen 700 und 750 noch relativ leicht gewesen, sich den Sachsen anzuschließen. Auf diese Frage finde ich keine Antwort.
Ich freue mich über Ideen, gerne können wir das Thema auf die Christianisierung der germanischen Völkerschaften allgemein ausdehnen.
 
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Oberösterreichische Christianisierung

Hallo Ashigaru,

trifft sich gut, habe gerade gestern einen Text durchgeackert zur Christianisierung Oberösterreichs (Noricom). A bisserl christlich, aber keine üble Quelle für`s erste, will mir scheinen: http://www.religionen.at/iraustrelichristiani.htm

Es geht sehr wohl auch um agrarisch-technologische Entwicklung. Logistik, Verwaltung, Steuern respektive Nahrungsmittelabgaben zur Armenspeisung ecetera...

Hast Du schon im Forum threads gefunden?
Allemal ein gutes Thema. Für mich vorallem für den o.g. Untersuchungsraum. Aber im Grundsatz müsste es Parallelen geben...:)

Gruß, Martin
 
Welche Vorteile bat die Christianisierung

Ashigaru schrieb:
... Der Vorteil für die Franken durch die Mission liegt auf der Hand: ohnehin errichteten sie dort große Burgen, die Christianisierung bot eine engere Anbindung der Bevölkerung an das Reich und eine Abgrenzung gegenüber den heidnischen Sachsen.
Auch der Vorteile für die meist angelsächsischen Mönche ist klar: sie hatten gute Möglichkeiten, ihre Christianisierung gut geschützt durch fränkisches Militär voranzutreiben, und sich gleichzeitig Besitz von Kirchensprengeln bis hin zu Klostern und Bistümern zu verschaffen, wobei auch der Punkt nicht unterschätzt werden darf, dass sie ihre Vorstellungen vom idealen Christentum umsetzen konnten.
Aber wo war der Vorteil für die einheimische Bevölkerung?
Anders als später unter Karl d. Großen bei den Sachsen, gibt es keine Hinweise darauf, dass sich Hessen und Thüringer besonders gegen die Christianisierung aufbegehrt oder sich daran gestört hätten. Daraus schließe ich, dass auch sie davon profitierten, denn es wäre zu diesem Zeitpunkt zwischen 700 und 750 noch relativ leicht gewesen, sich den Sachsen anzuschließen. ....

Na ja zumindest war er fest im Glauben, hatte er die Unterstützung der damaligen Herrschaft. und war ein guter Organisator. Vielleicht hat er die Hessen damit ja auch überzeugt.

Wikipedia:
Bedeutung

[URL="http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/54/Bonifazius.jpg/180px-Bonifazius.jpg"]http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/54/Bonifazius.jpg/180px-Bonifazius.jpg[/URL] Denkmal des heiligen Bonifazius vor dem Mainzer Dom


Bonifatius war kein bedeutender Theologe, aber er verband missionarischen Eifer mit einer seltenen Begabung für Organisation und Administration.
Seine besondere geschichtliche Bedeutung liegt in der zielgerichteten Ausrichtung der von ihm geschaffenen Kirchenstrukturen auf das Zentrum Rom und das Papsttum, ganz so wie er sie aus der englischen Kirche kannte und wie er sie im Gegensatz zu seinen iroschottischen Vorgängern auf dem Kontinent vertrat.
Indem er sich nach einem zunächst etwas missglückten Beginn seiner Missionstätigkeit ausdrücklich durch den Papst beauftragen ließ, gelang es Bonifatius schrittweise, die notwendige Anerkennung und Unterstützung durch den fränkischen Adel zu erringen und gleichzeitig das Papsttum in die Entwicklungen in West- und Mitteleuropa einzubinden. Damit legte er einerseits den Grundstein für seine erfolgreiche Missionstätigkeit, andererseits konnte er die Anfänge einer in ihren Informations- und Entscheidungswegen von der weltlichen Herrschaft unabhängigen Kirchenorganisation mit Zentrum in Rom entwickeln. Es gelang ihm zwar nicht, den Strukturwandel hin zu einer von Adelsinteressen freien Kirchenhierarchie im vollem Umfang durchzusetzen, dazu fehlte ihm nicht zuletzt auch die Unterstützung der weltlichen Herrscher, aber er ist derjenige, der mit der Neudefinition Roms als Mittelpunkt kirchlicher Organisation in Europa einen wichtigen Grundstein zur Werdung des christlichen Abendlandes legte...
 
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Vielleicht hat er die Hessen damit ja auch überzeugt.

Es gibt ja auch einige Anzeichen, dass es auch in Nordhessen schon in vorbonifatianischer Zeit eine - wenn auch sehr spärlich belegte und vereinzelte - Hinwendung zum Christentum gab. Einen vielleicht wichtigen Punkt nennt Schwind, nämlich, dass die christianisierten Brukterer vertrieben wurden, als die Sachsen deren Gebiet irgendwann im 7. Jahrhundert besetzten. Vielleicht spielte dann der Einfluss dieser Neusiedler in Verbindung mit den ohne Zweifel christlichen Vertretern des fränkischen Reiches eine Rolle.

gelang es Bonifatius schrittweise, die notwendige Anerkennung und Unterstützung durch den fränkischen Adel zu erringen und gleichzeitig das Papsttum in die Entwicklungen in West- und Mitteleuropa einzubinden.

Wobei Bonifatius wohl schon Unterstützung durch die "höchste Stelle", nämlich die karolingische Familie genoss. Karl Martell zählt dazu, am bedeutendsten war aber wohl Karlmann (d. Ältere).
Interessant finde ich, dass die Gründungen, die Bonifatius in Hessen selbst tätigte (Klöster in Amöneburg und Fritzlar, sowie das kurzlebige Bistum Büraburg) viel weniger erfolgreich waren als jene seiner Schüler Lull (Hersfeld) und Sturmi (Fulda) und auch die des Klosters Lorsch. Auch dafür habe ich noch keine richtige Erklärung.

Zwei Punkte sind meiner Meinung nach ziemlich klar:
- die Christianisierung des Bonifatius war erfolgreich
- sie ging zu Beginn Hand in Hand mit der fränkischen Reichsgewalt, die ersten hessischen Klöster und bedeutenden Kirchen entstanden in (Christenberg, Büraburg, Amöneburg) oder bei (Fritzlar) den den bedeutenden Burgen.

Ich weiß aber noch nicht, wie ich letzteren Punkt interpretieren soll:
- wurde das Christentum doch mehr durch die militärische Gewalt "verordnet" oder ging es nur um organisatorische Vorteile?
- und es bleibt die Frage, wieso die hessische Bevölkerung sich so rasch und schnell christianisieren ließ, ebenso die Frage nach den Vorteilen.

@ Martin 69: bin den Text noch nicht ganz durchgegangen, er bietet aber interessante Ansätze (Vorteil der Kirche durch Bildung etc.). Ich hoffe, dass ich noch Anzeichen finde, ob und wie sich die Erkenntnisse aus Noricum in "meinen" Raum übertragen lassen. Das Beispiel des Severin zeigt auch wie das seines Zeitgenossen Sidonius Appolinaris, dass ein Bischof in der Völkerwanderungszeit vielmehr als nur ein geistlicher Führer war.
 
Ashigaru schrieb:
Die ereignete sich ja bekanntlich v.a. in Thüringen und Nordhessen, wobei letzteres wohl eine diffuse Grenzzone mit hessischer, brukterischer und sächsischer Bevölkerung bildet.
Aber wo war der Vorteil für die einheimische Bevölkerung?
Anders als später unter Karl d. Großen bei den Sachsen, gibt es keine Hinweise darauf, dass sich Hessen und Thüringer besonders gegen die Christianisierung aufbegehrt oder sich daran gestört hätten. Daraus schließe ich, dass auch sie davon profitierten, denn es wäre zu diesem Zeitpunkt zwischen 700 und 750 noch relativ leicht gewesen, sich den Sachsen anzuschließen. Auf diese Frage finde ich keine Antwort.
Ich freue mich über Ideen, gerne können wir das Thema auf die Christianisierung der germanischen Völkerschaften allgemein ausdehnen.

Lieber Ashingaru,
Fritzlar war im Stammesgebiet der Chatten (Hessen). Da sie zum Frankenreich gehörten, wäre ihnen jede offene Rebellion nicht gut bekommen.
Für Thüringen, dass in weiten Teilen auch schon zum Frankenreich gehörte, gilt dasselbe.:grübel:
 
Nur mal als gedankengeber da ich mich in der Zeit nicht sonderlich auskenne bzw mich nicht wirklich damit beschäftigt habe:

fränkisches Recht war schon lange tradiert und es gab wohl geregelte Rechtsnormen die am römischen Recht angelehnt waren.

Das fränkische Reich war durchaus ein mächtiges Gebilde, und nimmt man den spätantiken Königsheilgedanken mit in die Betrachtung dürfte der "christliche" Frankenherrscher mehr Anziehungskraft haben als ein Sachenherrscher.

vllt war es auch einfach eine Mischung aus politischer und religiöser Neigung.
 
Was war die pure Notwendigkeit. Wenn man einem Reich angehörte, dessen Herrscher christlich ist, ist es nicht unbedingt bekömmlich, sich mit dem Abkömmlinhgen dieser Religion anzulegen. :grübel:
 
ACHTUNG: LANGER TEXT!
Chlodwig, der Merowinger der für sein fränkisches Volk die katholische Konfession des Christentums übernahm hatte sich einige Bedingungen ausgehandelt: Es war eine fränkische Reichskirche ohne allzu enge Bindung an den Papst. Die obersten Kirchenämter wurden von gallorömischen Patriziern besetzt und boten dem Frankenreich einen großen organisatorischen Rückhalt und die Loyalität der gallorömischen Bevölkerung im Westen. Diese Entscheidung fällte der Gründer des Frankenreichs um das Jahr 500 herum. Ich habe bereits etwas dazu im anderen Zusammenhang geschrieben, wobei man die Vorgehensweise Theoderichs als Alternative sehen kann:
http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=160194&postcount=109

Die fränkische Reichskirche hatte eine besondere Organisation erhalten. Ihre Führer waren allesammt Adelige. 200 Jahre später hatte sich die gallorömische Oberschicht längst mit dem fränkischen Adel verbunden. Die Kirchen waren Eigenkirchen von Adelsgeschlechtern und dienten als Stütze des Reiches. Verständlicherweise ist in einer solchen Kirche von besonderem missionarischen Eifer wenig zu spüren. Besonders die Verhältnisse im wenig lukrativen Austrien (Osten/Deutschland) interessierte die Reichskirche wenig, die sich auf die herrschenden Geschlechter stützte. Hier gab es weiterhin arianische Gemeinden und eine eifrige Missionstätigkeit iroschottischer Wandermönche, die sich aber beide meist nicht im Rahmen der Reichskirche bewegten. Chlodwigs Taufe wird im Zusammenhang mit seinem endgültigen Sieg über die Alamannen gesehen, doch obwohl fränkische Adelige dort Güter erhielten (Königstreue wohl - und damit Christen...) und auch alamannische Edle in der Gunst der austrasischen Merowinger aufstiegen, blieben die Alamannen noch recht lange von der Christianisierung durch die Reichskirche verschont. Ähnlich war es wohl im inneren Germaniens wie Hessen oder Thüringen aber auch bei den Friesen. Es schien zu reichen, wenn die höchsten Adeligen christlich waren und ihr Volk ihnen in weltlichen Dingen folgte.

Die Verkrustung der Reichskirche und der Verfall der Königsherrschaft der Merowinger mit dem Aufstieg gewisser Familien innerhalb des Reiches, boten romtreuen Missionaren neue Chancen. Deren Gewinn wäre nicht von den Merowingern abhängig, sondern ihren Förderern verpflichtet. Die Wandermönche missionierten die Bevölkerung, ihnen lag nicht daran die Herrschenden zu bekehren. Die späteren Karolinger als zunehmend mächtigstes Haus innerhalb des Frankenreiches dachten anders. Ihr Schulterschluß mit dem römischen Papst würde bald die Legitimation bieten die Merowinger mit ihrem verblassten Königsheil abzulösen.

Das Wirken des Benediktiners Bonifatius ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Er verband missionarischen Eifer mit tragfähigen organisatorischen Strukturen und richtete die Kirche im späteren Deutschland von Anfang an auf den Papst in Rom aus. Das hat vielleicht weniger mit einer romzentrischen Einstellung zu tun als es den Anschein hat. Die Ausbildung der Priester innerhalb der fränkischen Reichskirche war sehr ungleichmäßig und auf einem allgemein schlechten Niveau. Nur die römischen Zentren und die Papsttreuen angelsächsischen Kirchen boten hervorragend ausgebildete und eifrige Priester in ausreichender Zahl für sein Unternehmen. Die von Bonifatius gegründeten Klöster erreichten vor allem die Oberschicht. Im Kloster Fulda etwa war es Jahrehundertelang lang nur Adeligen erlaubt vollwertige Mönche zu werden. Hier wurde in altrömischer Tradition eine Menge Bildung vermittelt. Die streng auf Rom ausgerichteten Benediktiner vermittelten neben dem Glaubenseifer zusätzlich persönliche Disziplin, eine festgefügte Gemeinschaft und das antike Wissen. Das Beispiel der Mönche wirkte ansteckend auch auf gewöhnliche Leute, denen sie neben religiöser Zuwendung auch ärztliche Hilfe, Schutz vor Willkür und durchdachte moderne Ackerbaumethoden anbieten konnten. Dieses Bild mag in gewissem Umfang etwas romantisch klingen. Es sind aber nicht immer allein die Fakten, sondern auch der Eindruck der eine Entscheidung bewirkt.
Zu Bonifatius:
http://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Bonifatius_Winfried.htm

Die Ordensgemeinschaften der Mönche mit ihrer eigenständigen Organisation und Eigendynamik haben also die christianisierung Deutschlands verankert, indem sie ihre Ansiedlung durch die Mächtigen absegnen ließen.
 
@ tejason: das ist schon ziemlich klasse und nachvollziehbar, dein Text. Kannst du mir auch Autoren nennen, worauf du dich stützt?

Hier noch einige Nachfragen und Bemerkungen:

Hier gab es weiterhin arianische Gemeinden und eine eifrige Missionstätigkeit iroschottischer Wandermönche, die sich aber beide meist nicht im Rahmen der Reichskirche bewegten.
Wo und wie sind arianische Gemeinden in Austrien belegt? Aufgrund der archäologischen Fundlage gehe ich eher mal davon aus, dass zumindest in Hessen eine heidnische Bevölkerung war, darauf deutet das Fundgut und die Ausgestaltung von Gräbern sowie das völlige Fehlen von Kirchenbauten vor dem 8. Jhdt. hin. Was die iro-schottische Mission betrifft: Schwind geht für Hessen von einer späten iro-schottischen Mission aus, weil es für das 7. Jahrhundert in der Region an Indizien fehlt.

Das hat vielleicht weniger mit einer romzentrischen Einstellung zu tun als es den Anschein hat.
Ja, das glaube ich auch, zumal das Gebiet in dem er hauptsächlich tätig war, noch am Beginn der infrastrukturellen Erschließung und des Landesausbaus stand.

Die Ausbildung der Priester innerhalb der fränkischen Reichskirche war sehr ungleichmäßig und auf einem allgemein schlechten Niveau.
Genau, darüber beklagt er sich auch in seinen Briefen.

Das Beispiel der Mönche wirkte ansteckend auch auf gewöhnliche Leute, denen sie neben religiöser Zuwendung auch ärztliche Hilfe, Schutz vor Willkür und durchdachte moderne Ackerbaumethoden anbieten konnten.

Das ist eine mögliche Erklärung, der ich mich anschließen würde. Allerdings fehlt mir völlig die Idee, mit Hilfe welcher Indizien/Arbeiten ich das belegen kann. Vielleicht noch Ideen?
 
Ashigaru schrieb:
Vielleicht noch Ideen?

Da gibt es doch noch eine Legende:
Demnach wurde Bonifatius am 30.11.722 in Rom zum Missionsbischof ohne festen Wohnsitz ernannt. Er erhält von Karl Martell einen Schutzbrief und reist dann nach Hessen, um dort den christlichen Glauben zu verbreiten bzw. ihn wieder aufzurichten.
Dagegen war bei den Hessen der heidnische Glaube noch sehr verbreitet, sodaß Bonifatius eine demonstrative Tat plant, in der er Werbung für den christlichen Glauben machen will.
In Geismar (in der Nähe von Fritzlar) soll eine dem Donar geweihte Eiche gestanden haben.:devil:
Diese hat er gefällt, obwohl die große Menge der Heiden ihn verwünscht und ihn als Feind ihrer Götter ausgewiesen hat. :motz:
Als jedoch der Baum fällt, ohne daß Donar den Bonifatius bestraft, preisen die Heiden Christus und treten zum Christentum über.:scheinheilig: Bonifatius gründet daraufhin das Kloster Fritzlar (angeblich erbaut aus dem Holz der Donarseiche). So einfach war das....:D :yes:

P.S.
Bei den Friesen hat das aber nicht funktioniert. :nono: Die haben ihn einfach umgebracht (5.6.754)....:weinen:
 
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Sorry, etwas unstrukturiert:

Ashigaru schrieb:
@ tejason: das ist schon ziemlich klasse und nachvollziehbar, dein Text. Kannst du mir auch Autoren nennen, worauf du dich stützt?
Danke. Fast alle Quellen aus dieser Zeit stützen sich auf Berichte von 'römischen' Kirchendienern, was man nicht vergessen sollte. Der Aufstieg der Karolinger ist eng mit ihrem Bündnis zu Papst und Mönchen verbunden. Das Buch "Die Karolinger" von Pierre Riche um den Aufstieg dieses Hauses in Franken hat einzelne Kapitel zu diesem Problemen. Die krichlichen Veröffentlichungen sind am Ergebnis interessiert, weniger an dem Wie!
Gregor von Tours mit seiner "Historia Francorum" ist die Hauptquelle für das frühe fränkische Merowingerreich bist 591. Es gibt eine Reihe von Büchern zu seinem Werk.
Chlodwig (der Franke) und Theoderich (der Gote) sind zwei Schlüsselfiguren des frühen Mittelalters/Spätantike. Ein sehr interessantes Thema, womit ich mich aber eher aus gotischer Sicht befasst habe. Der Gegensatz Arianer-Katholik durchzieht die Völkerwanderungszeit und die Geschichte des ostgotischen Italienreiches. Die Querelen des Brudervolkes in Spanien (Westgoten) bis sie zum Katholizismus konvertieren spricht einige Probleme an. Über die Arianer und die Erfolge der Arianer in Innerdeutschland gibt es keine Literatur, da sie die ewige, göttliche Natur Jesus Christus leugnen, gelten sie als Ketzer. Da die Goten strenge Christen waren, die Gebiete südlich der Donau hatten und das arianische Thüringerreich stützen, sowie diesen theologisch unter die Arme griffen ist es klar das es arianische Christen in Innerdeutschland gegeben haben muss. Flächendeckend waren die Erfolge aber ebenso wenig wie jene der fränkischen Reichskirche...

Bonifatius ist das nächste Thema über das es eine Unzahl an Literatur gibt.
http://www.bautz.de/bbkl/b/bonifatius_w.shtml (mit Literaturhinweisen)
http://www.heiliger-bonifatius.de/home/html/leben___werk.html#300
Wenn in der Lebensbeschreibung dieses Mannes von arianischen Kleingemeinden gesprochen wird, kann man sicher sein das es die Häretiker auch gab! Bei der schlechten Ausbildung der fränkischen Priester, die der Angelsachse immer beklagt wäre es auch verwunderlich wenn diese den Unterschied zwischen Arianern und Katholiken immer erkannt hätten.

721 zog Bonifatius nach Hessen. Dieses Gebiet gehörte politisch zum Frankenreich, war aber stark von Einfällen heidnischer Stämme, allen voran durch Sachsen, bedroht. Die fränkische Kirche, bestand schon länger als die englische, kümmerte sich aber kaum um die Missionierung, und die Völker der Hessen und Thüringer waren nicht interessiert, den Glauben der Besatzer näher kennenzulernen. Es gab hier auch keine Bistümer und keine Bischöfe....

Bonifatius hatte auch persönliche Feinde, weniger unter den Heiden, als vielmehr beim fränkischen Klerus. So machte ihm Gerold von Mainz die missionierten Gebiete streitig. Bonifatius wandte sich daraufhin an den Papst, der wiederum setzte sich mit Karl Martell in Verbindung, der den fränkischen Bischof dann wohl zur Ordnung rief. Jedenfalls wird von weiteren Auseinandersetzungen mit ihm nichts mehr berichtet. 725 wandte sich Bonifatius der Mission in Thüringen zu, das in Rom als schon missioniert galt. Aber nach dem Martyrium von Kilian, Kolonat und Totnan im Jahre 689 war, aufgrund fehlender Kirchenstrukturen, das Christentum vielfach wieder von heidnischen Gebräuchen überwuchert. Es wird von Priestern berichtet, die sowohl die hl. Messe feierten als auch Donar opferten. Ebenso wird von Priestern erzählt, die in Unzucht lebten und das Volk gegen den Bischof aufhetzten. Es kam sogar soweit, dass sie einen Aufstand gegen Bonifatius anzettelten, den Bonifatius aber überwinden konnte. Die Anführer wurden vor Gericht gestellt. Ein anderes Problem war politischer Art. Die äußerlich christlichen Frankenherzöge Theobald und Heden hatten ein drückendes Willkür-Regiment geführt und so das thüringische Volk gegen sich aufgebracht....
Ein anderes Beispiel ist Bischof Clemens, der mit seiner Frau und zwei Kindern zusammenlebte, alle möglichen Irrlehren verbreitete und, da er mächtige Beschützer hatte, Bonifatius lange Zeit zu schaffen machte. Die Bischöfe Milo von Trier und Reims und Gewilip von Mainz hatten ihre Bistümer von ihren Vätern geerbt, und während Gewilip durch einen Synodenbeschluss abgesetzt werden konnte, blieb Milo noch über die Lebzeiten des Bonifatius hinaus im Amt. Er starb auf einer Eberjagd vermutlich im Jahre 757.
Man muss sich überlegen das die Alamannia bereits seit Chlodwig zum fränkischen Reich gehörte, die heidnischen Relikte aber bis ins 7.Jahrhundert unübersehbar sind. Der Synkretismus dauerte noch länger! Der Friesenherzog Radbod etwa fragte einen Missionar ob denn auch seine heidnischen Vorfahren im Himmel seien. Auf die Antwort, das diese wohl verdammt seien, er selbst aber die Erlösung erreichen könne gab er brüsk zurück: ~Dann gehe ich lieber dahin wo meine ehrwürdigen Vorfahren sind als mit geringen Menschen zusammen im christlichen Himmel zu wohnen.

Zum Mönchstum und ihre Bindung an den Papst im Westen sind allen voran die Benediktiner interessant. Hier vom SWR, Schulfernsehen ein paar Schlagworte:
http://www.kath.ch/orden/geschichtederorden.htm
Zu iroschottischen Traditionen findest du hier etwas:
Link gelöscht

Ein echter Hinweis ist der Begleitkatalog zur Ausstellung von 1997 "Die Alamannen". Lesenswert die Beiträge von Dieter Quast "Opferplätze und Heidnische Götter", sowie "Missionierung, Krisen und Reformen" von Sönke Lorenz.

Ashigaru schrieb:
Wo und wie sind arianische Gemeinden in Austrien belegt? Aufgrund der archäologischen Fundlage gehe ich eher mal davon aus, dass zumindest in Hessen eine heidnische Bevölkerung war, darauf deutet das Fundgut und die Ausgestaltung von Gräbern sowie das völlige Fehlen von Kirchenbauten vor dem 8. Jhdt. hin. Was die iro-schottische Mission betrifft: Schwind geht für Hessen von einer späten iro-schottischen Mission aus, weil es für das 7. Jahrhundert in der Region an Indizien fehlt.
Arianische Fundplätze werden sich kaum von katholischen Fundplätzen unterscheiden. Baptisterien wurden von beiden Glaubensrichtungen gebaut. Viele Arianer hat es wohl sowieso nicht gegeben. Die werden sich gehütet haben sich offen als Arianer zu outen. 'Ein Heide kann gerettet werden, ein Ketzer aber muss brennen!' - Ähnlich haben Rechtgläubige oft gedacht. Kirchenbauten erfordern eine Organisation und einen Geldgeber. Das kann nur der Adel sein. Schwind hat sicher recht das die Hessen überwiegend Heidnisch waren. Wandermönche hinterlassen selten große, gut organisierte Gemeinden. Außer Steinkreuzen hinterlassen sie selten etwas sichtbares. Die ernsthaften Versuche wie jener des Frankenapostels (der Landschaft Franken) Kilian fanden ja auch nur im Süden statt. Ohne ständige Klöster ist ihre Wirkung doch nicht sonderlich tief gehend. Im Vergleich damit zeigt sich ja der Erfolg der Klöster.

Erst indem die Klöster erscheinen gibt es eine anhaltende Missionierung, die den Adel zwar bevorzugt, die 'Gemeinen' aber nicht ausschließt. Erst indem Klöster zu Grundherren werden missionieren sie nicht nur, sondern organisieren die Kirchengemeinden und arbeiten gegen das Heidentum. Dazu müssen sie ausser Grundherrschaft auch eine gewisse Attraktivität haben. Sie kennen bereits die 3-Felder-Wirtschaft. Sie bringen moderne Anbaumethoden, vielleicht gar neue Nutzpflanzen mit sich. In ihren Bibliotheken stapelt sich das überlieferte Wissen. Kräutergärten kommen auch den Umwohnern zugute. Seele und Körper bilden eine Einheit, die beide behandelt werden wollen. Die großartigen Bauten und Kirchen beeindrucken die Umwohner. Das mithilfe von Frondienst gebaut und gewirtschaftet wird wird Beispielgebend für den örtlichen Adel. Im Gegensatz zum Adel wirtschaften die ersten Mönchsgenerationen aber selbst! Die Klöster als Reichsklöster, wohin die Abgaben ihres reich gegliederten Streubesitzes fließen geben auch Impulse für Stadtgründungen. In Hessen sind das Hersfeld und Fulda. Ein Roman in dem von diesen Wechselwirkungen auch die Rede ist, ist Ken Follets "Die Säulen der Erde".
Rezension: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,2189843,00.html

Ashigaru schrieb:
Das ist eine mögliche Erklärung, der ich mich anschließen würde. Allerdings fehlt mir völlig die Idee, mit Hilfe welcher Indizien/Arbeiten ich das belegen kann. Vielleicht noch Ideen?
Die Wirkung der Klöster kann bei den mittelalterlichen Chronisten nachgelesen werden. Sie betonen die Heiligenverehrung und die entsprechenden Wunder. Jeder Gründungsbericht zu einem Kloster strotzt nur so von Berichten über erfolgreichen Ausbau des Klosters und die Missionserfolge. Hier kannst du beliebig zugreifen. Heiligenlegenden zum Gründer sind auch Quellen dazu, etwa über Bonifatius und Sturmi. Zum Thema passt vermutlich das Buch "Die Benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster Hessens" von Schwertfeger. Später auch in Sachsen das berühmte Kloster Corvey. Die Sachsengeschichte des Widukind von Corvey handelt natürlich auch von deren Missionierung.

Von tiefgreifender Wirkung für das Reich wie das Christentum sind die Klosterbibliotheken und Adelsklöster. Sturmi, der Gründer des Klosters Fulda etwa starb an den Folgen einer Erkrankung die er sich bei einem Feldzug gegen die Sachsen an der Seite Karls des Großen zuzog. Das war im Jahre 779, wo er vermutlich bereits 74 Jahre alt war! Freiwillig hat er das sicher nicht gemacht.
 
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Üble Quelle, aua. Da hätte ich genauer lesen sollen! Die übrigen Links sind überwiegend katholisch. Wandermönche haben keine Lobby :rotwerd:

Im Zusammenhang mit Iroschotten und Arianern von Urchristen zu reden ist auch nicht passend. I mea culpa.
 
@ Tejason:
Da die Goten strenge Christen waren, die Gebiete südlich der Donau hatten und das arianische Thüringerreich stützen, sowie diesen theologisch unter die Arme griffen ist es klar das es arianische Christen in Innerdeutschland gegeben haben muss.

Bei den Thüringern könnte der Punkt dafür sprechen, dass sie trotz eines christlichen Herrschaftshauses (eindeutig belegt) noch mal unter Bonifatius christianisiert wurden. Ich halte es aber für eher unwahrscheinlich, dass es während des 7./8. Jhdt. arische Gemeinschaften gab. Was klar ist, ist allerdings, dass Bonifatius unzufrieden war mit dem Christentum, wie es in seinen Missionsgebieten verschiedentlich vor seiner Ankunft praktiziert wurde. Das hängt m.E. aber eher mit den von dir bereits angesprochenen gesellschaftlichen Problemen (Priesterausbildung, Rolle der Bischöfe im Merowingerreich) und den eigenen strengen Vorstellungen der angelssächsichen Mönche als arianischer Gemeinschaften zusammen.

Kirchenbauten erfordern eine Organisation und einen Geldgeber. Das kann nur der Adel sein.

Gerade für das Frühmittelalter bin ich nicht sicher, ob es nicht vielfach die Bewohner von Gemeinden selbst waren, die Kirchen bauten. Es ist doch eine Reihe sehr kleiner, ärmlicher Dorfkirchen aus Wüstungen etc. bekannt.
 
@Mercy: Ich würde den beanstandeten Link gerne löschen, geht aber nimmer zu Editieren :(

[Mod]Schon erledigt.[/Mod]

@Ashigaru: Ich denke nicht das Arianer irgendeine nennenswerte Rolle gespielt haben, wo sie denn noch vorhanden waren. Ihre Gestaltungskraft war vorbei. Ich vermute eher das sie unter dem allgemeinen christlichen Deckmantel noch existierten, oder einfach aus Unwissenheit der angeblich bereits überwundenen Häresie angehörten. Ganz sicher haben sie keine aktive Rolle mehr gespielt! Den gestrengen Augen der eifrigen und geschulten angelsächsichen Mönchen werden aber arianische Details nicht entgangen sein wenn sie auf sie getroffen sind.

Meines Erachtens sind zu all diesen Themen das Leben des Bonifatius der beste Schlüssel. Als eigentlicher Heidenmissionar war er nicht sonderlich erfolgreich, aber als Organisator und Reformator ist sein Leistung kaum Überzubewerten. Er reformierte die fränkische Reichskirche von Kopf bis zu den Gliedern grundlegend. In der Folge verschand die Ausprägung merowingischer Art völlig von der Bildfläche. Die Gründung von Klöstern ermöglichte eine Missionierung auch der normalen Bevölkerung mit enormer Breitenwirkung. Sie war so erfolgreich und passte in die Politik der realen fränkischen Machthaber (Der Karolinger) so vorzüglich, das ihre Ausbreitung mehr als Wünschenswert war.

Mit dem Ende der auf die Merowinger ausgerichteten fränkischen Reichskirche erlosch wohl eines der letzten Hindernisse für die offenen Übernahme der fränkischen Krone. Die Aufwertung des Papstes in Rom gegenüber Byzanz ergab es einen vollkommenen Dreiklang des Erfolges: Reale und gesicherte Christianisierung, politische Stärkung der Karolinger im Frankenreich gekoppelt mit infrastrukturellem Landesausbau und eigenständige Stellung des römischen Papstes gegen die byzantinischen Ansprüche. Als die Karolinger die (west)römische Kaiserkrone (die seit dem Jahre 475/476 vakant war) im Jahre 800 errangen, erhielt das scheinbar ideale Bündnis seinen sichtbaren Ausdruck. Uns Heutigen sind die Soll-Bruchstellen dieser Zweckgemeinschaft bekannt, einem Bonifatius konnte das nicht klar sein. Seine Klöster sah er auch weniger als künftige politische Stützen des Reiches neben dem Adel, denn als Bollwerke echter Christianisierung. Höchstens auch als Bildungsstätten des Adels für eine effizientere und christlichere Regierung.

Ashigaru schrieb:
Gerade für das Frühmittelalter bin ich nicht sicher, ob es nicht vielfach die Bewohner von Gemeinden selbst waren, die Kirchen bauten. Es ist doch eine Reihe sehr kleiner, ärmlicher Dorfkirchen aus Wüstungen etc. bekannt.
Das mag es gegeben haben. Im Zuge der Bestrebungen des Bonifatius glaube ich das aber weniger als geplante Vorgehensweise. Kennzeichnend war damals der Priestermangel! Wie hätte jede Gemeinde zwar eine eigene Kirche haben können ohne Priester? Das wäre bestenfalls ein Bethaus gewesen ohne sakrale Weihe. Ich frage mich ob sich dann die Überreste des Bethauses als solches identifizieren lässt? Es gibt eine bessere Antwort auf diese Frage. Bonifatius und seine zahlreichen Mitstreiter gingen anders vor. Insbesondere stammten sie aus den angelsächsichen Reichen! Ihr Einfluss war so prägend, das einige seiner Klostergründungen noch 100 Jahre später angelsächsische Texte verfassten oder noch länger in angelsächsichen Minuskeln schrieben, statt mit den seit Karl dem Großen geförderten karolingischen Minuskeln [Carolina ~ Antiqua - Schriftsymbole].

Die Mönche suchten den Kontakt zum einheimischen Adel und förderten ihn, begleitet von Empfehlungsschreiben des Hofes banden sie ihn in ihre Ausbauarbeit ein. Die Bevölkerung war überwiegend Heidnisch, wie die Legende um die Donareiche eindringlich beweist. Aus ihrem Holz soll die erste Kirche in Fritzlar gebaut worden sein (wohl auch schlecht archäologisch zu beweisen, wenn man sie findet?). Ähnliche Legenden gibt es viele und zeigt das zweite Standbein auf, wie Kirchen errichtet wurden. Die alten Heiden kannten heilige Haine, Quellheiligtümer und Bergheiligtümer. Sie wurden ähnlich 'getauft' wie die Donareiche. Im Taubertal bei Rotenburg wurde (ohne Bonifatius) ein ehemaliges Quellheiligtum als Bapisterium ausgebaut. Heilige Haine gefällt (?), wie die Donareiche. Auf den Bergheiligtümern wurden Kirchen errichtet, zahlreich in Osthessen anzutreffen. Heidnische 'Gemeinden' hatten auch nicht in jedem Dorf ein Heiligtum, sondern zentrale Heiligtümer für mehrere Niederlassungen, die nun durch Kirchen ersetzt wurden. Beispiele sind Kirchen auf der Milseburg, Florenberg oder Volkersberg. In die Kirche auf den Florenberg wurde ein Stein eingearbeitet der inzwischen im Museum steht Er zeigt nach Ansicht einiger Forscher eine heidnische Darstellung, womit er genau in den von mir vertretenen Vorgang passt. Lange vor Bonifatius war einst in einer trierer Kirche die geköpfte Statue der Venus in Ketten gelegt eingebaut mit einer Inschrift die sie als Abgöttin ausweist. Das ist also ein typischer Vorgang in der Christianisierung germanischer Völker. Auch moderne Missionare interpretieren oft regionale, heidnische Erzählungen und heilige Stätten in christlichem Sinne um.

Diese zentralen Kirchen wurden von den Klöstern aus religiös betreut. Solche Bauten wurden durch adelige Landschenkungen vorbereitet und es gibt Urkunden davon. Die Karolinger scheuten sich nicht unwillige Adelige zu Schenkungen zu drängen, worauf die Gründungslegende des Klosters Fulda indirekte Hinweise gibt. Zurück zu den Zentralkirchen: Ausgrabungen sind selten möglich, weil die Kirchen zwar oft umgebaut wurden, aber noch immer im Gebrauch sind. Bei Renovierungsarbeiten finden sich noch oft frühe Bemalungen und Ähnliches. In Hessen fielen viele Kirchen während der lutherischen Reformation dem Bildersturm zum Opfer, in katholischen Gegenden wurden sie teils noch gründlicher in unserem Sinne 'zerstört', als sie in der Ausdrucksform der Gegenreformation vollkommen überarbeitet und Barockisiert wurden.

Nun greife ich noch einmal weiter aus und skizziere sehr grob die weitere Entwicklung im wenig erschlossenen 'Austrasien' und die Christianisierung...

Die Methoden des Bonifatius wurden über Jahrhunderte angewandt, auch später im unterworfenen Sachsenland und den westslawischen Gebieten im Zuge der Ostkolonisation. Durch die zweifache Sprachbariere (Lateinisch/Deutsch) war man in slawischen Gebieten weniger Erfolgreich. Gekoppelt mit Siederbewegung und Fernhandelsgründungen brachten die strebsameren Zisterziensermönche den Durchbruch im Osten. Auch Polen wurde durch ihren Herzog aus dem Geschlecht der Piasten christianisiert indem er die Kombination von Klöstern und deutschen Fernhandelsstützpunkten (als Keimzellen für Städte) anwandte. Weiter nach Osten aber siedelten im Wesentlichen die Völker, die bereits die orthodoxe Mission für sich gewonnen hatten. Das ist nicht primär das Verdienst des Bonifatius, aber er wendete vergleichbare Methoden an. Als das Netz der Klöster während der Ungarngefahren 100 Jahre nach Karl in Deutschland durch Burgen ergänzt wurde, entstanden die Keimzellen der Städte für den mittelalterlichen Fernhandel. Das zweite Standbein um die Christianisierung weiter im Osten voran zu treiben. Die Christianisierung war also mit der Intensivierung von Landesherrschaft und wirtschaftlicher Entwicklung verbunden. Statt wie später nur auf Bibel und Schwert zu setzen, wurde zu Anfang des Mittelalters auch dem Pflug und dem Handel begleitend zur Christianisierung ehemals 'barbarischer' Gebiete eine Rolle zugedacht.
 
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Cherusker schrieb:
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In Geismar (in der Nähe von Fritzlar) soll eine dem Donar geweihte Eiche gestanden haben.:devil:
Diese hat er gefällt, obwohl die große Menge der Heiden ihn verwünscht und ihn als Feind ihrer Götter ausgewiesen hat. :motz:
Als jedoch der Baum fällt, ohne daß Donar den Bonifatius bestraft, preisen die Heiden Christus und treten zum Christentum über.:scheinheilig: Bonifatius gründet daraufhin das Kloster Fritzlar (angeblich erbaut aus dem Holz der Donarseiche). So einfach war das....:D :yes:

P.S.
Bei den Friesen hat das aber nicht funktioniert. :nono: Die haben ihn einfach umgebracht (5.6.754)....:weinen:

Da hat er versucht, einen dem Gott Pinkellus geweihten Kohlstrunk zu fällen.
 
@Aragorn:
Sehr interessante Links. Bezüglich des Grabfeld-Gaus wird deutlich das es einst eine größere und mehr übergeordnete Rolle im frühen Frankenreich gespielt hat. Ansonsten untermauert es viel von dem Gesagten.
 
Bis jetzt ist immer von den Herren Missionaren die Rede; Frauen kommen mal wieder zu kurz :pfeif:
Es hat aber offensichtlich einige gegeben, die im Rahmen der Missionierung aus England herüber kamen. Namentlich wird dabei eine Lioba genannt. Es entstanden mit Tauberbischofsheim, Kitzingen und Ochsenfurt 3 Frauenklöster. Damit erschöpft sich aber auch schon die Aussage. Kennt jemand mehr Details dazu?
 
Bis jetzt ist immer von den Herren Missionaren die Rede; Frauen kommen mal wieder zu kurz

@ Ostrogotha: tja, die tauchen für diese Zeit auch so selten in den Quellen auf, dass man sich manchmal fragt, ob es im 7. und 8. Jahrhundert überhaupt Frauen in Deutschland gab (ganz im Gegensatz zu den "Femme fatales", die im 9. Jhdt. die Päpste und Könige in Italien becircten und auch die Phantaise kirchlicher Schreiber wie Liudprand von Cremona anregten).

Eine bedeutende Frauenpersönlichkeit gibt es in diesem Zusammenhang aber doch.
Das war Plektrud (oder Plektrudis), die Fraue Pippins des Mittleren. Ihre Mutter und ihre Tochter gründeten bedeutende Klöster in Echternach und Pfalzel bei Trier. Plektrud übernahm kurz vor Pippins Tod 714 anscheinend sogar teilweise die Geschäfte für den schwerkranken Mann. Nach dessen Tod versuchte sie einen ihrer Söhne als Hausmeier durchzurbringen, konnte sich aber nicht gegen Karl Martell durchsetzen, der sie sogleich, so wörtlich Rudolf Schieffer als "böse Stiefmutter" darstellte.
 
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