Welchen Einfluss, wenn überhaupt hatten die deutschen Emigranten?

Griffel

Mitglied
Und hier habe ich mal wieder eine Frage, betreffend den 2. WK und die Zeit davor, über die es mir zu viele widersprüchliche Informationen gibt! Und ich hoffe, diese einigermaßen klären zu können.:cool:

Es ist ja allgemein bekannt, dass viele Menschen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und insbesondere in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg aus Deutschland ausgewandert sind! Neben sozialer Not waren auch die politischen Zustände oft ausschlaggebend.

Diese Tendenz, steigerte sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten noch einmal. Da vielen Menschen Internierung und Tod drohte. Zu diesen Flüchtlingen gehörten ja auch Menschen wie Thomas Mann und Marlene Dietrich.:eek: Was mich nun besonders interessiert ist Folgendes:
Es wird gemeinhin behauptet, dass diese Exilanten, eine mehr oder minder wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Hitler-Regimes hatten! Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Die Regierungen der Alliierten, dürften Wichtigeres zu tun gehabt haben, als sich die "Sorgen" oder Vorschläge von Emigranten anzuhören. Immerhin, wurden mit Beginn des Krieges, fast ausnahmslos alle Angehörigen von Völkern der Achse überwacht unter interniert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann
https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich

Der Beitrag dieser Enemy Aliens, dürfte allenfalls gering gewesen sein! Und speziell Frau Dietrich, wurde ja in ihrer Heimatstadt, auch nach dem Krieg alles andere als freundlich empfangen. Auch wenn diese Reaktionen der Bevölkerung eher aus einer Position von Trotz oder beleidigt sein, heraus erfolgte.

Soviel von mir! Jetzt sind wieder andere dran.
 
Respekt, von gewohnt polemischer Qualität. Ansonsten,

Söllner, Alfons (1986): Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland. Analysen politischer Emigranten im amerikanischen Geheimdienst 1943-1945. Band 1. 2 Bände. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag
Söllner, Alfons (1986): Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland. Analysen politischer Emigranten im amerikanischen Geheimdienst 1946. Band 2. Ungekürzte Ausg. 2 Bände. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag
 
Und hier habe ich mal wieder eine Frage, betreffend den 2. WK und die Zeit davor, über die es mir zu viele widersprüchliche Informationen gibt! Und ich hoffe, diese einigermaßen klären zu können.:cool:

Es ist ja allgemein bekannt, dass viele Menschen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und insbesondere in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg aus Deutschland ausgewandert sind! Neben sozialer Not waren auch die politischen Zustände oft ausschlaggebend.

Diese Tendenz, steigerte sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten noch einmal. Da vielen Menschen Internierung und Tod drohte. Zu diesen Flüchtlingen gehörten ja auch Menschen wie Thomas Mann und Marlene Dietrich.:eek: Was mich nun besonders interessiert ist Folgendes:
Es wird gemeinhin behauptet, dass diese Exilanten, eine mehr oder minder wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Hitler-Regimes hatten! Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Die Regierungen der Alliierten, dürften Wichtigeres zu tun gehabt haben, als sich die "Sorgen" oder Vorschläge von Emigranten anzuhören. Immerhin, wurden mit Beginn des Krieges, fast ausnahmslos alle Angehörigen von Völkern der Achse überwacht unter interniert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann
https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich

Der Beitrag dieser Enemy Aliens, dürfte allenfalls gering gewesen sein! Und speziell Frau Dietrich, wurde ja in ihrer Heimatstadt, auch nach dem Krieg alles andere als freundlich empfangen. Auch wenn diese Reaktionen der Bevölkerung eher aus einer Position von Trotz oder beleidigt sein, heraus erfolgte.

Soviel von mir! Jetzt sind wieder andere dran.

Weder Thomas Mann, noch Marlene Dietrich konnten das Nazireich in die Knie zwingen, auch nicht Otto von Habsburg, Albert Einstein, Fritz Haber, Peter Lorre, Billy Wilder, Ernst Lubitsch, Carl Zuckmayer, Erich M. Remarque und Friedelind Wagner unzählige andere deutsche und deutschsprachige Emigranten.

Die genannten und unzählige andere deutsche Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler waren aber schon vor dem Krieg weit über die Grenzen Deutschlands und Europas bekannt, und es interessierte natürlich schon, was die zur Situation in Deutschland zu sagen hatten.

Als Friedelind Wagner sich über Radioansprache an deutsche Hörer wandte, und sagte dass sie Deutschland nicht leichten Herzens verlassen habe, erst als die Verbrechen der NS-Regierung unerträglich wurden, erregte das natürlich schon Aufsehen, auch und vor allem in Deutschland.

Militärisch mögen solche Appelle dem Nazi-Reich nicht viel Abbruch getan haben, die Nazis selbst müssen die Opposition im Exil jedenfalls schon ernst genommen haben, sonst hätten sie wohl auch kaum so viele "Volksgenossen" ins KZ geschickt oder vom Volksgerichtshof exekutieren lassen, weil sie die falsche Radiosendung gehört hatten.

Das Zentrum der internationalen Kern-Forschung befand sich vor 1933 in Göttingen. Ohne die erzwungene Vertreibung namhafter Wissenschaftler wäre, selbst wenn man sich das kaum vorstellen kann oder gar nicht vorstellen will, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Deutschland das erste Land gewesen, das eine Atombombe hätte bauen können.

Otto von Habsburg war während des Krieges Berater von Präsident Franklin D. Roosevelt, was er zu sagen hatte, interessierte schon, der Otto hat sich später selbst viel zugute gehalten, dass Österreich nicht so gnadenlos bombardiert wurde, wie Deutschland.
 
Respekt, von gewohnt polemischer Qualität. Ansonsten,

Söllner, Alfons (1986): Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland. Analysen politischer Emigranten im amerikanischen Geheimdienst 1943-1945. Band 1. 2 Bände. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag
Söllner, Alfons (1986): Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland. Analysen politischer Emigranten im amerikanischen Geheimdienst 1946. Band 2. Ungekürzte Ausg. 2 Bände. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag

Von Geheimdiensten habe ich nicht viel Ahnung. Könntest du vielleicht in ein paar Sätzen ausführen, wie die Arbeit deutscher Emigranten im US-Geheimdienst aussah, mit was für Projekten sie beschäftigt waren, welche Auswirkungen die Tätigkeit hatte, ob bekannt ist, wie die Nazis die Arbeit deutscher Emigranten beurteilten?
 
Eine pauschale Beurteilung kann ich nicht leisten und Söllner wollte es mit der Dokumentation auch nicht leisten. Eine breitere Übersicht bieten Borsdorf und Niethammer (habe ich nicht gelesen).

Dabei stand in der Frühphase, nach der "Stunde Null", im Zentrum der Diskussion wie stark die Neugründung des politiischen Deutschlands von außen gelenkt worden ist bzw. in welchem Umfang es durch einen "inneren" Input sich neu formierte (vgl. beispielsweise Pirker).

Teilen des in Frankfurt ansässigen Instituts für Sozialforschung war die rechtzeitige Flucht in das Ausland gelungen. Sie hatten dem "Research & Analysis Branch des Office of Strategic Services (OSS) angeboten, "Einsichten" in die Politik und Ziele des NS-Systems zu bieten. Zu diesem Kreis gehörten Neumann, Kirchheimer und Marcuse (Söllner, Bd. 1, S. 7)

Mit seinem bereits in einer frühen Fassung 1942 vorgelgten Arbeit "Behemoth" hatte Neumann einen relativ umfassenden Entwurf vorgelegt, der 1944 stark erweitert wurde.

"In Kirchheimer and Marcuse’s explanation, the Nazis’ rise to power was neither the result of a social revolution that qualitatively changed the relationships of production in capitalist society, nor a simple restoration of the status quo ante the Weimar Republic. It was, rather, the expression of a shift in the “political compromise” upon which modern German society had up until then been founded. The compromise was no longer between members of parliament and the government, as in classical liberalism, or through agreements between opposed voluntary associations, as in the era of mass democracy (Weimar). German society was now founded upon “pacts” between the heads of dominant groups (big industry, the Nazi Party, and the army), who were united only by the common interest of keeping the regime alive, and whose conflicts were reconciled in the figure of the Führer, “the locus of final compromise,” and in his policy of imperialist expansion. The Nazi invective against the “spirit of capitalism” was thus anything but anticapitalist; it was, rather, the expression of the growing obsolescence of competitive capitalism based on individual effort and the rise of an economic power now concentrated in the hands of a few large trusts." (Neumann, Kirchheimer, Marcuse, S. 5)

Die Analysen sollten helfen, im Rahmen der Besatzung durch ein "richtiges Verständnis" von Deutschland, das richtige zu tun. Die Analysen lieferten Verständnishilfen zur Politik des NS-Regime und verwiesen frühzeitig auf die Ausrottungsstrategie des NS-Regimes im Rahmen des doktrinären Antisemitismus.

Daneben lieferten sie "Handlungsanleitungen" wie während der Phase der Besetzung von Deutschland die Entnazifizierung und die Demokratisierung vorangebracht werden kann. In diesem Kontext spielten die "OMGUS-Reports" eine wichtige Rolle.

Für Neumann und die anderen ergab sich aber auch die Herausforderung im Kontext einer marxistischen Analyse des NS-Regimes eine liberal-demokratische Antwort zu formulieren, um überhaupt ein entsprechendes Gehör bei ihren Vorgesetzten zu finden.

Insgesamt wird man ihre realpolitische Bedeutung für die Praxis der US-Armee in ihrer Besatzungszone nicht hoch ansetzen können.

Borsdorf, Ulrich; Niethammer, Lutz (Hg.) (1995): Zwischen Befreiung und Besatzung. Analysen des US-Geheimdienstes über Positionen und Strukturen deutscher Politik 1945. Neuausg. 2. Aufl.. Weinheim: Beltz Athenäum.
Pirker, Theo (1977): Die verordnete Demokratie. Grundlagen und Erscheinungen der "Restauration". Berlin: Olle & Wolt
Neumann, Franz (2004): Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944. Ungekürzte Ausg., 5. Aufl. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag
Neumann, Franz Leopold; Marcuse, Herbert; Kirchheimer, Otto; Laudani, Raffaele (Hg.) (2013): Secret reports on Nazi Germany. The Frankfurt School contribution to the war effort. United States. Princeton: Princeton University Press.
Söllner, Alfons (1986): Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland. Analysen politischer Emigranten im amerikanischen Geheimdienst 1943-1945. Band 1. 2 Bände. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag
Söllner, Alfons (1986): Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland. Analysen politischer Emigranten im amerikanischen Geheimdienst 1946. Band 2. Ungekürzte Ausg. 2 Bände. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag
 
Und hier habe ich mal wieder eine Frage, betreffend den 2. WK und die Zeit davor, über die es mir zu viele widersprüchliche Informationen gibt! Und ich hoffe, diese einigermaßen klären zu können.:cool:

Es ist ja allgemein bekannt, dass viele Menschen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und insbesondere in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg aus Deutschland ausgewandert sind! Neben sozialer Not waren auch die politischen Zustände oft ausschlaggebend.

Diese Tendenz, steigerte sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten noch einmal. Da vielen Menschen Internierung und Tod drohte. Zu diesen Flüchtlingen gehörten ja auch Menschen wie Thomas Mann und Marlene Dietrich.:eek: Was mich nun besonders interessiert ist Folgendes:
Es wird gemeinhin behauptet, dass diese Exilanten, eine mehr oder minder wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Hitler-Regimes hatten! Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Die Regierungen der Alliierten, dürften Wichtigeres zu tun gehabt haben, als sich die "Sorgen" oder Vorschläge von Emigranten anzuhören. Immerhin, wurden mit Beginn des Krieges, fast ausnahmslos alle Angehörigen von Völkern der Achse überwacht unter interniert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann
https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich

Der Beitrag dieser Enemy Aliens, dürfte allenfalls gering gewesen sein! Und speziell Frau Dietrich, wurde ja in ihrer Heimatstadt, auch nach dem Krieg alles andere als freundlich empfangen. Auch wenn diese Reaktionen der Bevölkerung eher aus einer Position von Trotz oder beleidigt sein, heraus erfolgte.

Soviel von mir! Jetzt sind wieder andere dran.
Und hier habe ich mal wieder eine Frage, betreffend den 2. WK und die Zeit davor, über die es mir zu viele widersprüchliche Informationen gibt! Und ich hoffe, diese einigermaßen klären zu können.:cool:

Es ist ja allgemein bekannt, dass viele Menschen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und insbesondere in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg aus Deutschland ausgewandert sind! Neben sozialer Not waren auch die politischen Zustände oft ausschlaggebend.

Diese Tendenz, steigerte sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten noch einmal. Da vielen Menschen Internierung und Tod drohte. Zu diesen Flüchtlingen gehörten ja auch Menschen wie Thomas Mann und Marlene Dietrich.:eek: Was mich nun besonders interessiert ist Folgendes:
Es wird gemeinhin behauptet, dass diese Exilanten, eine mehr oder minder wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Hitler-Regimes hatten! Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Die Regierungen der Alliierten, dürften Wichtigeres zu tun gehabt haben, als sich die "Sorgen" oder Vorschläge von Emigranten anzuhören. Immerhin, wurden mit Beginn des Krieges, fast ausnahmslos alle Angehörigen von Völkern der Achse überwacht unter interniert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann
https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich

Der Beitrag dieser Enemy Aliens, dürfte allenfalls gering gewesen sein! Und speziell Frau Dietrich, wurde ja in ihrer Heimatstadt, auch nach dem Krieg alles andere als freundlich empfangen. Auch wenn diese Reaktionen der Bevölkerung eher aus einer Position von Trotz oder beleidigt sein, heraus erfolgte.

Soviel von mir! Jetzt sind wieder andere dran.

Es soll Stalin mal spöttisch die Frage gestellt haben "Wie viele Bataillone hat der Papst?" Die Ausgangsfrage dieses Threads geht in eine ähnliche Richtung- Man hätte auch fragen können, welche Einflussmöglichkeiten Künstler und Intellektuelle im Exil auf die öffentliche Meinung Deutschlands in einer Diktatur ausübten oder ausüben konnten.

Exakt beantworten lässt sich diese Frage kaum. Es gab im 3. Reich keine Umfragen, es gibt keine Möglichkeit so etwas wie "Einschaltquoten" aus dem 3. Reich zu rekonstruieren, man kann allenfalls schätzen, wie viele Deutsche sich Programme der BBC angehört haben wie "Deutsche Hörer", das von Thomas Mann gestaltet wurde, es gibt keine Anhaltspunkte dafür, welche Resonanz Friedelind Wagner mit ihrem Aufruf an "deutsche Hörer" erreichte. Wer sich in Deutschland solche Sendungen anhörte, der sprach bestenfalls mit vertrauten Freunden darüber. Allenfalls können SD- und Gestapoberichte etwas darüber aussagen, wie die Stimmung der Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt gewesen ist. Natürlich steht auch in SD- und Gestapoberichten nicht drin, wie viele Leute sich BBC-Sendungen angehört haben und erst recht nicht wird man darin eine Einschätzung finden, ob und wie viele Hörer durch das hören solcher Programme oppositionell geworden sind.
Auch die Gestapo hätte nicht die Frage beantworten können, "wie viele Bataillone hat Thomas Mann". Niemand kann das beantworten, es ist im Grunde genommen die Frage nach der Macht des gesprochenen oder geschriebenen Wortes. Eine exakte Antwort lässt sich auf diese Frage nicht geben. Wer an die Macht des gesprochenen oder geschriebenen Wortes glaubt oder glauben will, wer davon überzeugt ist, dass Euripides recht hatte, als er sagte: die Feder ist mächtiger als das Schwert, wird dazu tendieren zu sagen "unendlich groß", wer Intellektuelle verachtet, wird dazu tendieren, zu sagen: "ein Dreck!"

Goebbels und Hitler verachteten im Grunde das Volk, und hielten es für leicht manipulierbar und dumm. Immer wieder machte Goebbels sich über Künstler und Intellektuelle im Exil lustig, versuchte, Leute wie Thomas Mann ins Lächerliche zu ziehen. Hätte man ihn oder Hitler danach gefragt, wie hoch sie die Macht geistiger Waffen einschätzen, sie hätten geantwortet: "ein Dreck!"

Wenn sie aber so dachten, wenn das stimmte, so fragt man sich, weshalb sie so ängstlich darauf bedacht waren, dem deutschen Volk das Maul und die Ohren zu verstopfen, weshalb dann immer härtere Strafen her mussten, um das Volk bei der Stange zu halten, warum man so viel an Personal aufwendete, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die Propaganda war im 3. Reich so wichtig, dass man dafür ein eigenes Ministerium benötigte, mit einem der begabtesten Propagandisten, einem der brillantesten Hetzer, die die Welt je gesehen hat.

Was Hitler groß machte, das war seine Rednergabe, seine Fähigkeit, eine Ansammlung von Menschen in eine konforme Masse zu verwandeln. Am Anfang sprach er vor wenigen Zuschauern. Als V-Mann sollte er eine obskure Partei auskundschaften. Einer der Redner forderte die Sezession Bayerns vom Reich, und Hitler griff ihn vehement verbal an: "Mei hoat der a Goschen, den könnt ma brauche! sagte Alfred Drexler, und Hitler füllte Bierkeller, dann bekam er den Zirkus Krone voll. Die Leute zahlten Eintritt, um ihn zu sehen, manche Zuhörer wie Ernst "Putzi Hanfstengl wurden Gefolgsleute. Es war seine Qualität als Redner und Agitator, die Hitlers Aufstieg ermöglichte, ihm die Massen zugetrieben hat, und die Massen waren es, denen er die Macht verdankte. Die Reden waren meist nicht logisch aufgebaut, der Stil schauderhaft, aber Hitler war authentisch, die Reaktionen des Publikums, oder besser gesagt eines Teils des Publikums erinnern an Massenpsychosen, an die frühen Auftritte der Beatles oder Stones. Solchen Leuten konnte man jeden, aber wirklich jeden Bären aufbinden. Hitler schrieb in "Mein Kampf", dass Propaganda leicht verständlich sein müsste und abgestimmt sein müsste, auf den letzten Vollpfosten. Das sei das Geheimnis der Propaganda.

Das Volk hat sich viele Bären aufbinden lassen, aber es war nicht so dumm, wie Hitler und Goebbels glaubten, und die, denen man keinen Bären aufbinden konnte, die kritisch waren, hat das Regime bis zuletzt gefürchtet. Die Nazis wollten ja das Volk glauben machen, dass sie die Guten sind.

Wenn einige der Besten im Bereich des Geistes, anerkannte Größen dem Deutschen Volk erzählten, dass es von einer Bande von Verbrechern regiert wird, wenn explizit auf Verbrechen wie den Holocaust Bezug genommen wurde, wenn ein Mitglied der Familie Wagner im Radio sagte, dass "Onkel Wolf", der Winni mal einen Heiratsantrag gemacht hatte, der bekanntermaßen ein großer Fan von Richard Wagner war, dass das ein Verbrecher war, dass Richard Wagner von solchen Fans nichts hätte wissen wollen- dann wird das auch Wirkung auf die "deutschen Hörer" gemacht haben.

Die Sendungen der BBC wurden auch von einer Menge Leuten gehört, die keine Oppositionellen waren, keine Helden waren, ansonsten loyal zum Regime standen, eben weil die Meldungen der BBC genauer waren, als das, was die Bevölkerung vom Reichsrundfunk erfahren konnte.

Meine Oma hat immer heimlich den "Soldatensender West" von der BBC gehört, weil sie da noch am ehesten erfuhr, was an der Ostfront passierte, wo der Mann stationiert war.

Das Radiohören hätte den Nazis gar nicht so viel ausgemacht, was es so schlimm machte, das war die Tatsache, dass die große Mehrheit des deutschen Volks, den Nazis nicht mehr glaubte, dass sie die Nachrichten der BBC vorzog, weil sie überzeugender waren.
 
Und hier habe ich mal wieder eine Frage, betreffend den 2. WK und die Zeit davor, über die es mir zu viele widersprüchliche Informationen gibt! Und ich hoffe, diese einigermaßen klären zu können.:cool:

Es ist ja allgemein bekannt, dass viele Menschen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und insbesondere in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg aus Deutschland ausgewandert sind! Neben sozialer Not waren auch die politischen Zustände oft ausschlaggebend.

Diese Tendenz, steigerte sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten noch einmal. Da vielen Menschen Internierung und Tod drohte. Zu diesen Flüchtlingen gehörten ja auch Menschen wie Thomas Mann und Marlene Dietrich.:eek: Was mich nun besonders interessiert ist Folgendes:
Es wird gemeinhin behauptet, dass diese Exilanten, eine mehr oder minder wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Hitler-Regimes hatten! Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Die Regierungen der Alliierten, dürften Wichtigeres zu tun gehabt haben, als sich die "Sorgen" oder Vorschläge von Emigranten anzuhören. Immerhin, wurden mit Beginn des Krieges, fast ausnahmslos alle Angehörigen von Völkern der Achse überwacht unter interniert.



Der Beitrag dieser Enemy Aliens, dürfte allenfalls gering gewesen sein! Und speziell Frau Dietrich, wurde ja in ihrer Heimatstadt, auch nach dem Krieg alles andere als freundlich empfangen. Auch wenn diese Reaktionen der Bevölkerung eher aus einer Position von Trotz oder beleidigt sein, heraus erfolgte.

Soviel von mir! Jetzt sind wieder andere dran.

Zur Auswanderungsbewegung aus Deutschland, bzw. den deutschen Ländern:

Es gab es seit dem 17. Jahrhundert Auswanderungsbewegungen nach Amerika. Die Hutterer, Mennoniten, Amish People, Pennsylvania-Deutschen, Salzburger Emigranten, die vom 17. bis ins 18. Jahrhundert nach Amerika auswanderten, waren die größte nicht angelsächsische Einwanderungsbewegung im 17. und 18. Jahrhundert. Die Unabhängigkeitserklärung wurde in Pennsylvania auch ins Deutsche übersetzt. Auswanderung war in den meisten Territorien nur mit Erlaubnis des Landesherren möglich. Eine zweite größere Auswanderungsbewegung geschah in den 1820er Jahren während des Pauperismus. Viele Gemeinden zahlten lieber einmal die Überfahrt, als Arme länger unterstützen zu müssen. Ein weiterer Auswander-Boom erfolgte im Vormärz und kurz danach und hielt an, bis 1880-1890. Seit der Reichsgründung 1871 nahm die Auswanderung aus Deutschland stark ab. Im Zeitraum von 1900-1933 war die Auswanderung extrem rückläufig. Die Mehrheit der deutschen Auswanderer würde man heute je nach politischer Couleur Wirtschaftsflüchtlinge oder Armutsflüchtlinge nennen. Etliche Auswanderer im 17. und etliche 1848er würde man wohl politisch Verfolgte nennen können.

Die Auswanderungszahlen schnellten allerdings 1933 in die Höhe. Die meisten Auswanderer entschlossen sich nur sehr zögerlich, Auswanderung war mit erheblichen Risiken und Vermögensverlusten verbunden. Die meisten, die Deutschland nach 1933 verließen, taten das, weil sie 1) als politische Gegner in Deutschland ihres Lebens nicht mehr sicher waren. 2) weil sie als Juden aus Deutschland hinausgeekelt wurden, bis keiner mehr raus durfte, 3) aus Solidarität mit verfolgten Kollegen Deutschland verließen oder 4) aus Deutschland emigrierten, weil eine künstlerische oder wissenschaftliche Tätigkeit für etliche unmöglich geworden war.


So vielfältig die Motive waren, die Deutsche in den Jahren nach 1933 zur Emigration trieb waren vielfältig. Aus freien Stücken gingen die wenigsten, es waren bekannte Namen darunter: Thomas Mann, Ernst Lubitsch, Peter Lorre, Marlene Dietrich, Billy Wilder, Erich Mühsam, Stefan Zweig, Anna Seghers, Carl Zuckmayer, Bert Brecht, Kurt Tucholsky, und v. a. Eigentlich muss man sagen, es gingen die Besten aus Literatur, Kultur und Wissenschaft, und die die blieben, die es nicht mehr geschafft haben, die es sich nicht leisten konnten, Erich Kästner, Werner Fink, Gerhard Hauptmann, Gustav Gründgens, Carl Orff, Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Heinz Rühmann, Hans Albers u. v. a. mussten sich arrangieren, das gelang den einen gut, anderen gerade so, manchen gar nicht.

Manche Intendanten, Regisseure hatten enorme Möglichkeiten, aber auch deutsche Klassiker, arische Künstler wurden zensiert, verschwanden von den Bühnen: Schillers Wilhelm Tell und Don Karlos, Lessings Nathan der Weise.

Vielen deutschen und deutschsprachigen Emigranten fiel es schwer, im Exil Fuß zu fassen. Für manche Autoren war die eigentliche Heimat die deutsche Sprache, viele beherrschten Fremdsprachen, die Fremdsprachen aber nicht so virtuos wie die Muttersprache. Klaus Mann fiel es viel schwerer, im Exil in den USA Fuß zu fassen, als seinem Bruder. Die meisten Emigranten waren eben nicht berühmt.

Nebenbei es waren nicht immer die USA und GB Auswandererziele. Schweden, die Schweiz, Frankreich, die Niederlande, die CSR waren primäre Ziele. Viele Emigranten wollten nicht zu weit weg von Deutschland, hofften, dass "der Spuk bald vorbei ist". Sebastian Haffner war Jurist, er emigrierte nach GB und wurde Journalist, sein Wissen über Deutschland war geschätzt, er erhielt die britische Staatsangehörigkeit besaß beide Staatsangehörigkeiten. Wie gut letztlich die Integration gelang, hing davon ab, wie gut sie die englische Sprache beherrschten oder sich aneigneten.

Mit Kriegsausbruch wuchs auf Seiten der Briten und Amerikaner das Interesse, an Leuten, die nicht nur Deutsch konnten, sondern die deutsche Sprache beherrschten. Jeder moderne Krieg ist auch ein Krieg der Medien. Besonders die BBC hat während des 2. Weltkriegs ausgezeichnete Rundfunk-Sendungen in deutscher Sprache produziert, die sich vor allem an deutsche Hörer richteten, die perfekt auf die Bedürfnisse und Interessen von Deutschen abgestimmt waren. Der Soldatensender West zeichnete sich durch objektive, sachliche und detaillierte Meldungen aus.

Meine Oma erzählte immer, dass sie beim Soldatensender West Meldungen über den Verlauf der Sommeroffensive 1944 an der Ostfront genauestens informiert wurde. Als Titellied wurde immer Lilli Marlen gespielt. Um solche Programme zu gestalten und zu moderieren, um sie attraktiv für deutsche Hörer zu machen, braucht es Leute, die nicht nur Deutsch können, sondern die deutsche Sprache beherrschen, die Land und Leute kennen.
Es gab eine Reihe von Programmen der Alliierten, die deutschsprachige Meldungen brachten. Die Meldungen wurden in akzentfreiem Deutsch verlesen. Natürlich war nicht jeder so bekannt wie Thomas Mann, Marlene Dietrich oder Otto von Habsburg. Im Bereich Medien," irgendwas mit Medien" bestand während des Krieges schon Nachfrage, und eine ganze Reihe von Emigranten hat im Bereich des Militärs, der Geheimdienste, im Bereich Medien, Medizin, Kultur und Wissenschaft sich gegen den NS engagiert.

Es setzt ja auch eine gewisse Stärke des Charakters und des Intellekts, eine gewisse Reife und Integrität voraus, sich dem herrschenden Ungeist zu verweigern, nicht gegen den Strom zu schwimmen. Manche Emigranten hatten nichts, als das nackte Leben retten können, andere nicht mal das. Es waren die Emigranten aber in der Regel Leute, die eine abgeschlossene Berufsausbildung hatten, und natürlich waren Fachkräfte während des Krieges gesucht. Etliche taten etwas, was sie vorher nicht gelernt hatten, aber es macht Not auch erfinderisch.

Der Krieg riss überall Lücken, Fachkräfte wurden gebraucht.
 
Welche Dimensionen der kulturelle Aderlass hatte, kann man exemplarisch an den Kleist-Preisträgern nachvollziehen - der Kleist-Preis war vor 1933 der bedeutendste deutschsprachige Literaturpreis.

Von den 1933 noch lebenden 31 Preisträgern emigrierten 15 (darunter Bert Brecht, Robert Musil, Carl Zuckmayer, Anna Seghers, Ödön von Horváth, Else Lasker-Schüler)
 
Eigentlich muss man sagen, es gingen die Besten aus Literatur, Kultur und Wissenschaft, und die die blieben, die es nicht mehr geschafft haben, die es sich nicht leisten konnten, Erich Kästner, Werner Fink, Gerhard Hauptmann, Gustav Gründgens, Carl Orff, Wilhelm Furtwängler, Herbert von Karajan, Heinz Rühmann, Hans Albers u. v. a. mussten sich arrangieren, das gelang den einen gut, anderen gerade so, manchen gar nicht.
hierbei sollte nicht übersehen oder gar vergessen werden, dass unter diesen "Besten", also unter den Kulturschaffenden, die nicht emigrierten, auch einige waren, die sich entweder nicht mit den Verhältnissen ab 1933 arrangieren mussten oder sich sozusagen gerne bis begeistert damit arrangierten. Carl Orff arrangierte sich gern. Gottfried Benn ebenso, aber die neuen Machthaber waren ihm gegenüber zunehmend ablehnend.
Gottbegnadeten-Liste – Wikipedia
Aufruf der Kulturschaffenden – Wikipedia
Gelöbnis treuester Gefolgschaft – Wikipedia
...so ganz klein ist die Liste derer, die nolens-volens mitliefen bis sich gerne und gar begeistert arrangierten, ja engagierten, nun nicht gerade; im Bereich der Musik finden sich da ein paar sehr prominente Namen: Richard Strauss, Hans Pfitzner, Werner Eck, Carl Orff...
(dass sich dieses arrangieren bis engagieren nicht immer unproblematisch gestaltete, muss natürlich auch erwähnt werden: es mag das Beispiel des Expressionisten Benn genügen, dessen Expressionismus eher nicht wohlgelitten war in der Kulturpolitik des Naziregimes)

Daraus resultiert:
1. die Kulturszene war und ist nie einheitlich gewesen. Es ist romantisierender Glaube, in die Kulturszene immer und überall Progressivität hinein zu dichten.*)
2. die Kulturszene war und ist überall der politischen Vereinnahmung ausgesetzt gewesen, mit Folgen zwischen protegiert und verfemt werden .**)

Um es provokant zu formulieren: wer heutzutage mit Wohlgefallen Carmina Burana anhört, während er zugleich einer Netrebko Sanktionen gönnt, der wird es nicht leicht haben, seine Haltung argumentativ unanfechtbar zu stützen.

_______
*) man erinnere sich an den Wutaufschrei, als der als "links" und "progressiv" und "modern" bezeichnete Arno Schmidt in einer Preisrede seine Verachtung der 68er und Jugend formulierte
**) die Katzenkrimis und ihr Verfasser als besonders kurioses Exempel aus heutigen Tagen
 
hierbei sollte nicht übersehen oder gar vergessen werden, dass unter diesen "Besten", also unter den Kulturschaffenden, die nicht emigrierten, auch einige waren, die sich entweder nicht mit den Verhältnissen ab 1933 arrangieren mussten oder sich sozusagen gerne bis begeistert damit arrangierten. Carl Orff arrangierte sich gern. Gottfried Benn ebenso, aber die neuen Machthaber waren ihm gegenüber zunehmend ablehnend.
Gottbegnadeten-Liste – Wikipedia
Aufruf der Kulturschaffenden – Wikipedia
Gelöbnis treuester Gefolgschaft – Wikipedia
...so ganz klein ist die Liste derer, die nolens-volens mitliefen bis sich gerne und gar begeistert arrangierten, ja engagierten, nun nicht gerade; im Bereich der Musik finden sich da ein paar sehr prominente Namen: Richard Strauss, Hans Pfitzner, Werner Eck, Carl Orff...
(dass sich dieses arrangieren bis engagieren nicht immer unproblematisch gestaltete, muss natürlich auch erwähnt werden: es mag das Beispiel des Expressionisten Benn genügen, dessen Expressionismus eher nicht wohlgelitten war in der Kulturpolitik des Naziregimes)

Daraus resultiert:
1. die Kulturszene war und ist nie einheitlich gewesen. Es ist romantisierender Glaube, in die Kulturszene immer und überall Progressivität hinein zu dichten.*)
2. die Kulturszene war und ist überall der politischen Vereinnahmung ausgesetzt gewesen, mit Folgen zwischen protegiert und verfemt werden .**)

Um es provokant zu formulieren: wer heutzutage mit Wohlgefallen Carmina Burana anhört, während er zugleich einer Netrebko Sanktionen gönnt, der wird es nicht leicht haben, seine Haltung argumentativ unanfechtbar zu stützen.

_______
*) man erinnere sich an den Wutaufschrei, als der als "links" und "progressiv" und "modern" bezeichnete Arno Schmidt in einer Preisrede seine Verachtung der 68er und Jugend formulierte
**) die Katzenkrimis und ihr Verfasser als besonders kurioses Exempel aus heutigen Tagen

Auch von den Wissenschaftlern, die in Deutschland blieben, passte sich die überwältigende Mehrheit an, wenn sie sich nicht den Nazis andienten. Die Studentenschaft war in den 1930ern eher rechts orientiert, so wie sie heute eher links ist. Auch bei den Professoren ließen es viele an Solidarität gegenüber Kollegen mangeln.

Sicher, in manchen Fachbereichen konnte man mehr oder weniger das machen, was man vorher tat. Manche Fächer wie Europäische Ethnologie/Volkskunde wurden derartig pseudowissenschaftlich-rassenkundlich korrumpiert, dass man nach dem Krieg bei der Konferenz von Falkenberg diskutierte, ob das Fach nicht aufzulösen ist. Nur wenige Volkskundler wie Peuckert waren unbelastet, und auch in der Jurisprudenz und Medizin, wurde (Un)-Recht, was dem Volke nutzt, und der Eid galt nicht mehr Hippokrates, sondern dem "Führer".
 
Und hier habe ich mal wieder eine Frage, betreffend den 2. WK und die Zeit davor, über die es mir zu viele widersprüchliche Informationen gibt! Und ich hoffe, diese einigermaßen klären zu können.:cool:

Es ist ja allgemein bekannt, dass viele Menschen in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und insbesondere in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg aus Deutschland ausgewandert sind! Neben sozialer Not waren auch die politischen Zustände oft ausschlaggebend.

Diese Tendenz, steigerte sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten noch einmal. Da vielen Menschen Internierung und Tod drohte. Zu diesen Flüchtlingen gehörten ja auch Menschen wie Thomas Mann und Marlene Dietrich.:eek: Was mich nun besonders interessiert ist Folgendes:
Es wird gemeinhin behauptet, dass diese Exilanten, eine mehr oder minder wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Hitler-Regimes hatten! Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Die Regierungen der Alliierten, dürften Wichtigeres zu tun gehabt haben, als sich die "Sorgen" oder Vorschläge von Emigranten anzuhören. Immerhin, wurden mit Beginn des Krieges, fast ausnahmslos alle Angehörigen von Völkern der Achse überwacht unter interniert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann
https://de.wikipedia.org/wiki/Marlene_Dietrich

Der Beitrag dieser Enemy Aliens, dürfte allenfalls gering gewesen sein! Und speziell Frau Dietrich, wurde ja in ihrer Heimatstadt, auch nach dem Krieg alles andere als freundlich empfangen. Auch wenn diese Reaktionen der Bevölkerung eher aus einer Position von Trotz oder beleidigt sein, heraus erfolgte.

Soviel von mir! Jetzt sind wieder andere dran.

Das Thema ist, meiner Meinung nach, wirklich hochinteressant. Interessant sind auch die Biographien vieler Exilanten. Das waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten: Juden, Sozialdemokraten, Kommunisten, Katholiken, Protestanten, Sinti und Roma, Homosexuelle, Wissenschaftler, Journalisten, Literaten, Bankiers. So unterschiedlich wie die Emigranten, so unterschiedlich ihre politischer Haltung, waren auch die Motive, die sie letztlich ins Exil trieben-sie waren in der Regel politischer Natur.

Auch die anderen Threads, die du eröffnet hast, sind überaus interessant. Kontroverse Themen wie sowjetische Kriegsgefangene, die Schweiz im 2. Weltkrieg, Emigration nach 1933 u. a. verdienen es aber auch, dass man sie aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.

Man möchte meinen, wenn man sich wirklich für etwas interessiert, worüber man noch keine umfassenden Kenntnisse hat, dass man sich nicht mit Behauptungen, Meinungen Pauschalurteilen zufrieden gibt und dass man falsche Prämissen oder auch vorgefertigte Meinungen revidiert, wenn sie offenkundig unhaltbar sind. Das man offen ist für Informationen.

So wie du formulierst, wirkt es schon so, als ob du bereits eine vorgefertigte Meinung hast, die aber wie eine Tatsache felsenfest steht, obwohl sie nur auf Behauptungen und Vermutungen basiert.

Es wird gemeinhin behauptet
, aber du kannst es dir beim
beim besten Willen nicht vorstellen
, dass "die paar Hanseln" viel oder überhaupt etwas im Widerstand gegen Nazi-Deutschland ausrichten konnten.

Die Alliierten dürften kein Interesse gehabt haben, sich die Sorgen oder Vorschläge von Emigranten anzuhören, und im übrigen seinen die meisten als alien enemies, interniert und überwacht worden, und Marlene Dietrich wollte nach ihrer Rückkehr in Berlin auch kaum jemand haben. das klingt schon etwas abfällig oder polemisch.

Das haben auch andere Forianer schon kritisiert.

In dem von dir verlinkten Wiki-Artikel zu Thomas Mann steht, dass er in den USA einen Lehrstuhl hatte, dass er die Sendung "Deutsche Hörer" der BBC gegründet hat. Was der Literatur-Nobelpreis-Träger Thomas Mann zu sagen hatte, interessierte also schon!

Marlene Dietrich war ein UFA-Star spätestens seit dem Blauen Engel. Die UFA war damals fast so bedeutend wie Hollywood. Sie hätte auch bei der UFA weiter Karriere machen können, sie ging aber nach Hollywood und setzte ihre Karriere dort fort.

Diese beiden wurden nicht interniert, auch nicht Remarque, Zuckmayer, Otto von Habsburg u. a. Habsburg war Berater des Präsidenten.

All die aufgezählten Prominenten waren natürlich nicht repräsentativ, die meisten Emigranten waren nicht weltberühmt, und es waren auch nicht alle aktiv im Widerstand. Von denen aber, die sich im Widerstand engagierten, schafften es doch die meisten sich eine neue Existenz aufzubauen, und wenn auch nicht die Regierung sich deren Sorgen und Nöte anhörte, schaffte es doch so mancher von ihnen, die (damals noch) nicht berühmt waren, den Nazis ein paar Sorgen und Nöte zu bereiten. Es bestand durchaus Bedarf und Interesse an Leuten, die sich am Kampf gegen Nazi-Deutschland beteiligen wollten, ob sie das nun in der Rüstungsindustrie, in der Wissenschaft, Kriegsbetreuung, im Kriegseinsatz, im Geheimdienst, in der Atomphysik oder wo auch immer taten.

Das war natürlich nicht alles wirklich kriegsentscheidend, es waren aber alles Leute, die dem deutschen Kulturbetrieb, der deutschen Wissenschaft, der deutschen Kriegsindustrie nicht zur Verfügung standen.

Dieser Herr nahm als Mitglied der Jewish Brigade am 2. Weltkrieg teil:

https://de.wikipedia.org.wiki/Hans_Jonas
 
Die Regierungen der Alliierten, dürften Wichtigeres zu tun gehabt haben, als sich die "Sorgen" oder Vorschläge von Emigranten anzuhören.
Rudolf Peierls und Otto Robert Frisch stoßen im UK den Maud-Report an. Dieser wird der Auftakt zum Atombomben-Programm der USA sein. Dessen Leiter der theoretischen Physik wird Hans Bethe.
 
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