Wer hängt, kann nicht ersaufen, Räuber und Räuberbanden

Hallo,

ich habe das Buch auch und gelesen. Finde es sehr Interessant. Kann ich auch nur empfehlen.

Gesellschaftlich muss man erwähnen das es auch ein dunkles Kapitel war.
Denn keine Grafschaft oder Regierungsbezirk hatte sie gern.
Es sind Leute die man nicht haben wollte und vorallem nach aussenhin nicht mitgeteilt wurde. Schlussendlich muss man anbringen das es eigentlich nur die schlimmsten Räuber zu berühmtheit brachten oder eben solche die ein aussergewöhliches schicksal erleiden mussten wie der Schwarze Veri. Wahrscheinlich gab es viel mehr Räuberbanden die in den Wirren ihr unheil trieben. Auch hab ich mal gelesen das manche Grafen die Notizen über die fahrenden und jauner verbrannt haben damit sie sich durch eine möglichst saubere ortschaft brüsten konnten. Nur so schaffte es der Malefizschenk auch seine Institution so gross zu betreiben.

Gruss

Nach außen hin waren Leute wie von Hutten zu Stolzenberg natürlich im höchsten Maße empört über die zwielichtigen Machenschaften seines Amtmanns Kees- man hatte ja durchaus überhaupt keine Ahnung, was für Abgründe sich vor der eigenen Schlosstür auftaten.
In dieses Horn blies auch Carl Rüllmann, der Nachfolger von Kees wurde, der seine Beamtenlaufbahn offenbar unbeschadet in Gelnhausen fortsetzte, das einen fast ebenso finsteren Ruf wie der "Huttische Grund" hatte.

Im 2. Band der "Aktenmäßigen Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins lobt der Verfasser Rüllmann als energischen Beamten, der das Raubgesindel vertrieb, und er verteidigte energisch den Freiherrn von Hutten, der auf Druck der Franzosen und des Landgrafen die Gauner vertreiben und Anton Keil als Vertreter des Kriminalgerichts Köln unterstützen musste.
Ein glaubwürdiger Zeitzeuge, nämlich "Brabanter Claus", der in Eckardroth ansässig war und dessen Vater einer der wenigen namhaften Gauner war, der festgenommen wurde, sagte später in Marburg aus, dass der Wandel in Eckardroth sich kaum veränderte und Rüllmann sehr bald genauso korrupt wie sein Vorgänger Kees war, der den Räubern einschärfte:

"Wenn Ihr einen guten Coup landet, denkt auch an Euren Amtmann!"

Viele Kleinstterritorien waren viel zu arm und strukturschwach, um zahlungskräftige Ansiedler abweisen zu können, man brauchte einander, auch wenn man das nach außen hin niemals zugab.
 
Viele Kleinstterritorien waren viel zu arm und strukturschwach, um zahlungskräftige Ansiedler abweisen zu können, man brauchte einander, auch wenn man das nach außen hin niemals zugab.
Viele Kleinstterritorien, die mir begegnet sind, hatten im Grunde kein zusammenhängendes Gebiet. Sie hatten 5 Bauern in dem Dorf, ein paar Hauptrechte und Fälle im nächsten. Durch diverse Verträge, Erbschaften, seltener Ankäufe waren diese oder jene Besitzungen an die Herrschaft gekommen. Es fragt sich für mich also, was denn die Nachbarn da unternahmen?

Bei der Mainhardter Bande war es ja sicher auch so, dass sie von der Lage profitierte. Sie war im Gebiet bei Mainhardt beheimatet, wo es ganz unterschiedliche Grund- und Landesherren gab. Es gab da praktisch trotz der Heeg und der gewissen beanspruchten Gerichtsbarkeit innerhalb derselben durch Schwäbisch Hall, kein Dorf mit nur einem Herren. Hier wird die Zersplitterung dieser Gegend im Zusammenhang mit einer der wohl größten deutschen Räuberbanden dieser Zeit aufgezeigt: Räuber vom Mainhardter Wald ? Wikipedia
 
Hallo Scorpio,

bin gerade an der Vorbereitung zu einem Vortrag über das Alte Feld und den Karlshof in der Gemarkung Elmshausen Landkreis Marburg/Biedenkopf. Siehe:

http://www.geschichtsforum.de/f45/geschichte-der-regionen-heimatgeschichte-40924/index2.html
Nr. 23.
Der Pfarrer der Pfarrei Buchenau (1839) schreibt hierzu:
Der nahe an der kurhessischen Grenze ¼ Stunde von Elmshausen gelegene Karlshof, welchen gegenwärtig Pachter Schlappach besitzt, war von je her ein Ort, wo sich viel Ungesetzliches zu verbergen pflegte, was seine Lage ganz besonders begünstigte. Zu diesen Ungesetzlichkeiten kann man mit vollem Rechte die Versammlungen der ledigen Manns- und Weibspersonen aus den Orten.

Weiter fand ich dieses:
Überfall zwischen Elmshausen und Kernbach Anno 1827
Vielen Lesern wird der Überfall in der Subach vom 18. Mai 1822 bekannt sein. Über den die Hinterländer Geschichtsblätter in der 9-11 ihres 3. Jahresgang berichteten. --- Nur wenig Jahre später, nämlich am 6. Juni 1827, ereignete sich ein weiterer Raubüberfall, deren Opfer der aus Elmshausen gebürtige und in Kernbach als Knecht dienende Johannes Dember geworden ist. Nach der im Staatsarchiv Marburg auf bewahrten Akte (330/480) ist dieser nachmittags vier Uhr zwischen Elmshausen und Kernbach überfallen, beraubt und misshandelt worden. In der angegebenen Quelle befindet sich das Signalement der drei Räuber, welches hier im Wortlaut wiedergegeben werden soll. „1. Der eine dieser Kerle etwa 21 Jahre alt, 6 Fuß 8 Zoll groß, hat kurzgeschnittene kurze Haare, trägt eine schwarze tuchene Schildkappe, lange weise Hosen, eine blaue tuchene Kamisse mit runden Knöpfen, Schuh mit Riemen und einem weißen Halstuch. 2. Der 2te ähnlicher Größe und Alter, trägt einen schwarzen Schnurrbart und ist ebenso wie der vorige gekleidet. 3. Der 3te ungefähr 17 Jahre alt 6 Fuß 5 Zoll groß, trägt ein weißes wollenes Kamisse, lange weise Hose, schuh mit Riemen, hat rötliches Haar, führt bei der Tat ein scharfes Messer in der Hosentasche. Leider geht aus den vorliegenden Aufzeichnungen nicht hervor, ob die Täter schließlich noch gefasst und um wen es sich bei den drei Räubern überhaupt gehandelt hat. So kann dieses Dokument nur Zeugnis darüber abgeben dass auch zur damaligen Zeit Straftaten dieser Art vorkamen.
HStAM Bestand 330 Biedenkopf Nr. A 123, Titel Raubüberfall auf den Knecht Johannes Dember im Wald zwischen Kernbach und Elmshausen Laufzeit 1827, Enthält nur Steckbrief der drei Räuber.

Folgendes habe ich in den Hinterländer Geschichtsblättern Jahrgang 30., Biedenkopf, 25. Januar 1950, Nr. 1 unter Geschichte von Buchenau (Kreis Biedenkopf) gefunden:

In den Jahren 1750 bis 1757 lag all hier auf dem Hain eine Räuberbande, 12 Mann stark, ohne ihre Weiber und Kinder. Der damalige Amtmann Teuthorn (nachweißbar) in Biedenkopf schickte zwar oft wiederholte Streifzüge gegen sie aus, aber niemals werden sie erwischt, indem sie allemal von der Unternehmung Wind bekamen und sich beiseite machten. Sie kehrten immer wieder auf ihren Platz zurück, wo sie Zelte aufschlugen und mit Gewehr wohl versehen ihre Posten ausstellten. Sie taten in Buchenau und in der Nachbarschaft niemand etwas zu leid. Indessen waren sie doch mit ihrem Zuspruch der täglichen brutalen Bettelei den Einwohnern all hier und zu Elmshausen, bei denen sie sich auch im strengen Winter einquartierten, zur Last. Die Gemeinde Buchenau bekam einst Befehl, sie im Dorf zu arretieren; sie griffen nach ihren Gewehren, widersetzen sich entschlossen und man musste sie in Frieden gehen lassen. In dem hernach erfolgten Krieg verlor sich dieses Gesindel und ließ sich unter die Freipartien anwerben.

Meine Frage gibt es in deinem Buch über diesen Zeitraum Hinweise auf Banden im Raum Biedenkopf?

Für die Banden war dieser Raum Buchenau, Elmshausen, Kernbach und Brungershausen ideal, hier verlief die Grenze zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt. In Brungershausen wurden drei Dorfbewohner und ihre Eheweiber, im Prozess gegen die Lumpensammelerbande, mit angeklagt.
Zu Brungershausen und Elmshausen noch dies:
Actenmässige Geschichte der Vogelsberger und Wetterauer Räuberbanden und ...
von Friedrich Ludwig Adolf von Grolman
Seite 383
Sein Haupt-Aufenthalt war ehemals die Wetterau, besonders der berüchtigte Ort Beyernheim und die Haffel-Hecke. Späterhin, wie die Räuber in der Wetterau überall verfolgt und versprengt wurden, und er von Gießen aus, zwar nicht als Martin Knaus, jedoch als der s. g. Mühlarzt und Kartoffelmüller signalisiert war, zog er sich in das Werra Departement, Königreichs Westphalen. Dort fand er Zuflucht in Brungershausen. Dieser kleine Ort scheint aus lauter tochemer Einwohnern zu bestehen. Ludwig Fink und andere Räuber fanden dort häufig und lange eine sichere Retracte. Er liegt an der Grosherzogl. Hessischen Gränze, nach dem Hinterland zu, ohnweit Buchenau, gegenüber dem kleinen Ort Elmshausen, ebenfalls in den Polizey Notizen berüchtigt. Knaus wurde, nachdem er geraume Zeit zu Brungershausen sich zu verbergen gewusst, von der sehr thätigen König. Westphalischen Polizei daselbst eingezogen. Er saß zu Marburg ein Jahr weniger sechs Wochen. Die gegen ihn dort vorgelegene Indizien reichten nicht hin, ihn bei dem Mangel alles Geständnisses als peinlichen Verbrecher zu condemniren. Der K. Kriminalgerichtshof des Werra Departements verordnete daher gegen ihn, als ausländischen Vagabunden, hinsichtlich eines schon ausgestandenen Arrestes die Verweisung in den Geburtsort.
Seite 476
LXXVI. Eberhard (Carl) aus Fritzlar. Nennt sich auch Jacob. S. t. Er ist 18– 19 Jahre alt, Fuß groß, hat blond braune Haare, schwarzliche Augenbraunen, runde Sterne, blaue Augen, ordinare Nase und Mund," rundes Kinn, glattes Gesicht und frische Farbe. V. ch n, 1.) Koffer-Abschneidung ohnweit Staufenberg. L. 13. 2.) Beraubung einiger Fuhrmanns-Karren zu Laasphe. (Letztes Bekenntniss Barthels v. d. Velten no. 2) il eh mer. Barthel v. d. Velten, Johannes Muller von Birklar, zu Marburg vulgo Birklarer oder Graben- enthauptet. Schneider, Heinrich Fritz aus Lohra, vulgo Lohrer Fritz (LXXXL) Caspar Huthmann, Schwager des Vorigen (XCVII) Peter, Barthels Bruder (CXXII) Jºhannes Philipp Vogt, vulgo Bruchschnei ders Hannes. (Starb in den Eisen, nachdem er zum Tod verurtheilt und begnadigt worden.) Auch dieses Verbrechen, welches Anfangs Septembers 1810 verübt worden, gestand Barthel am 1ten April 1812, einige Tage vor seiner Hinrichtung. Er nannte, ausser den Vorie gen, Carl Eberhard als Theilnehmer. Die Spitzbuben kamen, nach der uns communicarten Auffage Barthels, von der Kaltmühle im Dillenburgischen, wo Caspar Huthmann seine Niederlage hatte. Sie fanden einen beladenen Fuhrmanns Karren im Hofe des Wirthshauses, welches vor dem Thor, wenn man von Biedenkopf kommt, rechter Hand liegt. Caspar Huthmann machte den Vorschlag zu den Diebstahl. Ein Faß mit Tabak wurde geöffnet, und jeder -- nahm sich eine Parthie heraus. Barthel, sein Bruder Peter, Earl Eberhard, Bruchschneiders Hannes und Birklarer Schnei der verliefen ihren Tabak angeblich nach Elmshausen, bei Kaldern, an einen Juden, welcher oben am Wege nach dem Jägerhause wohnt, und dessen Haus auf der rechten Seite das letzte ist. (*) Das Pfd. wurde mit Batzen bezahlt. Barthel, Graben-Schneider und Vogt waren in dem Haus und hatten den Handel abgeschlossen.

Aus den Hinterländer Geschichtsblättern, Jahrgang 31., Biedenkopf, 1. Oktober 1951, Nr. 1
Unruhige Zeiten im hessischen Hinterland
1827: Die Banden treiben sich besonders in der Gegend von Biedenkopf und Gladenbach bettelnd und stehlend herum. Die Kinder besuchten keine Schule und keinen Konfirmandenunterricht und wurden auch nicht konfirmiert. In weniger als einem Jahr wurden von 13 ganz heimatlosen Personen 20 Diebstähle verübt, wobei in Günterrod sogar mehrere Bienenstöcke geraubt wurden. Ein Johann Hutschler der in Damshausen unehelich geboren war, wurden 63 Diebstähle nachgewiesen, die er teilweise gemeinsam mit einem Bruder verübt hatte. Viele Diebstähle wurden sicher nicht angezeigt. Die Frechheit besonders der Weiber ging soweit, dass sie Lebensmittel förmlich requirierten und den Bauern das Kochgeschirr vom Feuer wegnahmen und dafür ihr eigenes hinstellten. Durch Drohungen und Hausanstecken wurden die Leute eingeschüchtert. Die Bandenstammten wohl zum Teil aus dem Sauerland, den der Landrat bezeichnete sie als auffällig, dass sich die Mitglieder als katholisch ausgäben und besonders in Marburg und Wetzlar nach acht tägigen Unterricht das hl. Abendmahl empfangen hätten.
Hier der Vorfall nochmal etwas anders: Als der Sohn Johannes des Beigeordneten Dember in Elmshausen, als Knecht in Kernbach diente und im Juni 1827 beim Hauen von Bohnenstangen im Wald überfallen, beraubt, schwer misshandelt, mit Halsschneiden und Verstümmlung bedroht und bewusstlos liegengelassen worden war, saß sich die Regierung in Gießen zur Verfügung scharfer Maßnahmen veranlasst. . Von Mitte Januar 1826 bis August 1827 wurden 61 Erwachsene und 6 Kinder festgenommen.
Auch hier der Hinweis: Der Dienst der Gendarmen war dadurch erschwert, dass das schmale Hinterland rings vom Ausland nämlich von Preußen, Kurhessen und Nassau umgeben war, wohin die Landstreicher leicht ausweichen konnten, die Gendarmen aber nicht folgen durften.

Das Buch ist bestellt und am Dienstag in Marburg.

Viele Grüße

En hesse
 
Zuletzt bearbeitet:
Morchen,

Zu dem oben Erwähnten habe ich folgendes gefunden und gleich noch eine Frage:
Ein Johann Hutschler der in Damshausen unehelich geboren war, wurden 63 Diebstähle nachgewiesen, die er teilweise gemeinsam mit einem Bruder verübt hatte. Wird zwar Hitschler geschreiben, aber gefunden.

Damshausen Hitschler
251. Plätscher, Johann Ludwig,

von der Kröge bei Battenberg. großh. heff. Landrathsbezirkes allda.
Signalement.
Alter: 23 Iahre. Größe: 5 Schuh 3 Zoll. Haare:schwarz.-auf der rechten Seite des Kopfes getheilt und in Locken die Schläfe bedeckend. Augenbraunen: schwarz. Augen: braun. Nase: gebogen und spitz. Mund: klein. Bart: wenig. Kinn: rund. Gesicht: rund. mit stark hervorstehenden Backenknochen. Gesichtsfarbe: bräunlich.besondere Zeichen: am linken Daumen eine Warze. Auch hat er Ohrlöcher, worin er gewöhnlich Ohrringe trägt.
Sein Vater heißt Johann Adam Plätscher und sitzt dermalen zu Rockenburg im Zuchthaus. seine Mutter ist eine geborne Leonore Klein. eine Tochter des Ludwig Klein. vulgo: alter Heidenludwig *). Er trieb früherhin einen Handel mit steinernem Geschirr. nachdem er aber ohngefähr im Jahr 1823 zu Cölln wegen Diebstahl sechs Monate eingesessen. Suchte er sich in der Gegend seiner Heimath mit Korbmachen. auch indem er Violine zum Tanz spielte, zu ernähren. Anfangs führte er eine Luise Lacheren als Zuhälterin mit sich. diese musste jedoch bald seiner jetzigen Maria Elisabetha Fritz (s.. Nr. 83) weichen. Mit dieser letzteren wurde er im Frühjahr 1826 zu Biedenkopf wegen Diebstahl in Untersuchung genommen z. beide mussten aber sammt noch anderen Complicen aus dem Arrest entkommen und begaben sich um die Zeit der Herbstmesse nach Frankfurt. Weil sich aber beide den Verdacht der Messdieberei zugezogen, wurden sie verhaftet und in Untersuchung genommen, wo Plätscher seinen wahren Namen verheimlichte und sich Conrad Magdalena Fritz nannte und seine Zuhälterin als seine Schwester ausgab. Acht Monate lang verheimlichte er auf die hartnäckige Weise seine Heimathverhältnisse. bis es endlich den fortgefetzten Bemühungen des Polizeiamtes gelang. seine wahren Verhältnisse zu erforschen, wo er dann mit feiner Zuhälterin nach zehnmonatlichem Arrest des Landes verwiesen und auf dem Schub an das großherzogliche hessische Landgericht Biedenkopf abgeliefert wurde. Am 20. August 1827 wusste er indessen mit noch einem anderen gefährlichen Diebe Johannes Hitschler von Damshausen seinen Wächtern in Gladenbach zu entspringen, von wo er jetzt mit Steckbriefen verfolgt wird.

*) f. Schwenkens actenmäßige Nachrichten S. 274.

HStAD Bestand R 21 D 5 Nr. NACHWEIS Beschreibung - Repräsentationen
Beschreibung Identifikation (Fallakte)

Laufzeit 1830-1833 / 1845-1846
Angaben zur Person : Personenname Hitschler, Johannes
Wohnort Damshausen
Biografische Angaben
23.03.1830 vom Hofgericht Gießen wegen Diebstählen zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt
29.10.1845 vom Hofgericht Gießen wegen Diebstahls zu 18 Monaten Korrektionshaus verurteilt, zeitweise verschärft durch Beschränkung der Kost auf Wasser und Brot
Quelle: Regierungsblatt 1830, Beilage 32, S. 178
Regierungsblatt 1846, Beilage 15, S. 148

HStAD Bestand R 21 B Nr. NACHWEIS Beschreibung - Repräsentationen
Beschreibung
Identifikation

Die Regierungsblätter sind klar, alle online, gib es eine Möglichkeit in die früheren Akten des Hofgerichtes Gießen Einsicht zunehmen? :confused:

en hesse
 
Kleiner Hinweis noch zum Postraub in der Subach, in neuer Buchform, 2015, vom Jonas Verlag rausgekommen. Der Post-Raub in der Subbach Nr.. 978-3-89445-510-1.

en hesse
 
Scheuzzzz, Antwort vom Staatsarchiv Darmstadt: Keine Akten von Johannes Hitschler mehr vorhanden. Das hab ich noch von Ihm gefunden:
Aus dem allgemeinen Polizeianzeiger 1851 erfahren wir:
Zigeuner
Klein, Henriette, vulgo Zigeuner- oder Heide-Jette, von der Kröge bei Battenberg, großh. Hess. Reg.-Bez. Biedenkopf. Alter: 38 Jahre; Statur: mittler; Haare: schwarz; Augen: braun; Nase: gewöhnlich; Gesicht: oval, schwarzbraun. Sie hat folgende Kinder: 1) Johann Georg Klein, 19 Jahre alt; 2) Dorothea Klein, 17 Jahre alt; 3) Lisette Klein, 16 Jahre alt; 4) Louis Klein, 12 Jahre alt; 5) Eva Klein, 7 Jahre alt; 6) Joh. Adam Klein, 5 Jahre alt (Vater dieser Kinder soll der vor 5 jahren nach Amerika ausgewanderte Johannes Hitschler von Damshausen bei Biedenkopf sein); 7) Johannes Klein, ½ Jahre alt (Vater dieses Kindes soll Hermann Christian aus Ilbenstadt sein). Diese zahlreiche Familie zieht – oft in Gesellschaft von Zuhältern und Zuhälterinnen und anderem Zigeunergesindel – außerhalb herum, angeblich um sich als Korbmacher Verdienste zu suchen; in der Tat aber leben sie meist vom Betteln und von anderen auf unerlaubte Weise erworbenen Mitteln, -- ganz nach der Art der Zigeuner.

Der Vater von 6 Kindern müsste diesen Angaben nach um 1846 den Weg in gelobte Land angetreten haben. Ich gehe davon aus dass er auch den Karlshof gekannt hat und hier den einen oder anderen Brandwein genossen hat.
Nachweis der Auswanderung: HStAD Bestand R 21 B Nr. NACHWEIS
Identifikation
Titel Hitschler, Johannes, Herkunft: Damshausen/Biedenkopf / Ziel: Amerika, USA. - Alter/geb.: (?)
Von seinem Sohn erfahren wir noch:
Gemeinschädliche Umtreiber.
Klein, Joh. Georg (auch Karl Klein und Karl Hitschler gen.),
Sohn der 38jährigen Henriette Klein, vulgo Zigeuner- oder Heidejette, von Kröge bei Battenberg, großh. hess. Reg.-Bez. Biedenkopf
Alter: 19 Jahre (geb. 1832); Statur: schlank; Haare: hellbraun; Stirn: niedrig; Augen: blau; Nase: mittel; Mund: klein; Kinn: breit; Gesicht: oval, gesund, sommerfleckig. Er zieht nach Art der Zigeuner als angeblicher. Korbmacher u. Topfhändler mit verdächtigem Gesindel umher und scheint hauptsächlich vom Betteln, Betrug u. Diebstahl zu leben. Er stand im Januar 1848 mit seiner Mutter, welche noch 3 jüngere Kinder hat, wegen Diebstahls bei dem großh. Landger. Biedenkopf in Untersuchung, Beide wurden jedoch von der Instanz entbunden. Klein, der sich jetzt zu der berüchtigten Anna Marg. Brandau (XXXII. S. 235.) hält, scheint es hauptsächlich auf das Stehlen der Betten in den Schäferhütten abgesehen zu haben. Zur Zeit der zuletzt verübten Bettendiebstähle befanden sich Karl Haßler vonBattenberg u. Magdal. Klein von Ilbenstadt in dessen Gesellschaft.
Der Aufenthalt im Galdenbacher Gefängnis muss zu dieser Zeit herlich gewesen sein:

Die Bandenmitglieder dürften das Gefängnis nicht allzu sehr gescheut haben, wenn es überall so war wie in Gladenbach, wo bei der Besichtigung festgestellt wurde, dass die Schlüssel zum Frauengefängnis, das mit 6 Insassen belegt war, nicht vom Landgerichtsdiener, sondern vom Hausbesitzer verwahrt wurden. Im Männergefängnis saßen die 6 Gefangenen mit der Sicherheitswache in gemütlicher Unterhaltung um den Ofen herum. Ein Gefangener half dem Hauseigentümer bei der Arbeit in der Wohnstube. Die anderen waren im Besitz eines Beiles und mehrerer Messer, die sie vom Hausbesitzer geliehen hatten. Es gab auch Gefangene, die sich im Frühjahr selbst „beurlaubten“ und im Herbst wieder einstellten, wenn der Aufenthalt im Freien ungemütlich wurde. Den damals in Gladenbach sitzenden Gefangenen konnten 53 Diebstähle, darunter mehrere Einbrüche nachgewiesen werden, die sie zu dreien oder vier gemeinschaftlich begangen hatten.

en hesse
 
So, bin ich wieder! Auch fündig in meinem heimischen Raum geworden:

geht um diese Bande:

[FONT=&quot]„Die, wie bereits erwähnt, vom Grh. Hessischen. Landgericht Gladenbach im Jahre 1827 eingeleitete Untersuchung, welche aber bald wegen ihres bedeutenden Umfanges an das Grh. Hessische Criminalgericht zu Gießen abgegeben worden war, hatte beinahe zweihundert einzelne Diebstähle zum Gegenstande. Von diesen verdient namentlich erwähnt zu werden, das Stehlen von Wolle durch Rupfen der Schafe bei lebendigem Leibe. Die meisten der oben genannten Gauner wurden nach beendigter Untersuchung durch Urteil des Grh. Hessischen Hofgerichts zu Gießen vom 28.03.30 und 04.10. 30 in mehrjährige Zuchthausstrafen. condemnirt. Mehrere derselben sind dann auch im Zuchthaus in Marienschloß gestorben, so namentlich die Elisabethe Fritz, Joh. Heinr. Herzog, Heinrich Freund.“[/FONT]


[FONT=&quot]und der Wahnsinn es gibt dazu eine Akte:[/FONT]




Titel
Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in den Landratsbezirken Gladenbach und Battenberg
Laufzeit
1827-1829


hiernach mehr.


en Hesse
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich beschäftige mich momentan mit einem Überfall in der Gegend von Schwäbisch Hall. Scheinbar waren die Personenbeschreibungen damals nicht so prall. Es scheint überdies, dass Kriegszeiten tatsächlich das Aufkommen von Räuberbanden begünstigten. Der Fall war 1757 gerade als das Kreiskontingent abgezogen war.
 
Vielen Dank, @letzter Gisone für deinen Literaturtipp, ich habe deine Email gestern erst gelesen!
 
Bei meiner Suche habe ich diese Bande diese Bande entdeckt:
Allgemeiner Polizeianzeiger
Nr. 46, Dresden, den 7. Dezember 1851, ab Seite 233
Gemeinschädliche Umtreiber.
Die Borgener-Pfeifer'sche Gaunerbande, auch die „Polengänger“, „Heidanns“ u. das „Weißbrods-Volk“ genannt.
Die unten bezeichnete Nachkommenschaft berüchtigter Räuber und Gauner, sowie die Zuhälter und Beischläferinnen der Glieder derselben, ziehen fortwährend in den beiden Hessen, vorzüglich am Vogelsberg, in der Wetterau u. im Fuldaischen, sodann in Nassau, Waldeck u. in den bayerischen Grenz-Bezirken umher, ausschließlich vom Diebstahl, Betrug (von der Wahrsagerei) u. frechen Betteln lebend. Die Mitglieder dieser Gaunerbanden erscheinen oft in Trupps von 15–25 Köpfen, – meist in kleinen Dörfern, – wo sie das furchtsame Landvolk bedrohen, wenn man ihnen das Geforderte nicht alsbald verabreicht. In den Sommer-Monaten lagern sie in den Waldungen u. Schluchten, zur Winterzeit aber dringen sie in die Scheuern u. Stallungen der Landleute, u. treiben ihr Unwesen oft Jahre lang ungestört fort. Sie vermehren sich wie Unkraut, und wissen nicht bloß alle Versuche, sie zu bessern oder in Dienste u. bei Handwerkern unterzubringen, zu vereiteln, sondern auch die wider sie eingeleiteten Untersuchungen durch Angabe falscher Namen u. Verheimlichung ihrer Orts-Angehörigkeit ungemein zu erschweren. Um die Sicherheits-Behörden auf dieses höchst gefährliche Gesindel aufmerksam machen zu können, habe ich die Akten vieler Polizei- und Gerichts-Behörden eingesehen; allein es ist mir nicht möglich gewesen, alle Namen u. Geburtsorte der Familienglieder zu ermitteln; unter ihnen haben Geburten u. Sterbefälle stattgefunden, die nirgends protokolliert sind; viele scheinen gar nicht getauft zu sein, u. bei mehreren mag der ursprünglich gegebene Vorname später wieder verändert worden zu sein.
Was ich bis jetzt mitteilen kann, ist Folgendes:
12463) Borgener, Anna Maria, aus Huckelheim, k. bayer. Landgericht Alzenau geb., auch Witwe Pfeiffer, Weissbrod u. Anna Maria Zimmermensch gen. *) Alter: geb. am 3/11. 1776; Haare: schwarz-grau; Augen: mattgrau; Nase dick; Mund: aufgeworfen; Gesicht: blass bräunlich; Gang: etwas gebückt. Sie ist seit dem Jahr 1816 wegen Landstreicherei und Bettelns oft bestraft und häufig auf den Schub gesetzt, sowie auch im Jahr 1823 acht Monate lang in dem Zwangs-Arbeitshaus detinigt worden. Mit ihrem, im Jahr 1813 zu Gießen zu lebenslänglicher Zuchthaus-Strafe verurteilten ersten Zuhälter Joh. Balthasar Pfeiffer, auch Weißbrods-Balser, schwarzer Balser-Taigmaul genannt, geb. aus Maar u. Glied der Vogelsberger Räuberbande **), hat sie folgende Kinder gezeugt, als:
*) Ihr Vater Wilhelm Borgener, a. Büdingen geb., ist um das I. 1800 als Landstreicher gestorben. Ihre Mutter Elisabetha, geb. Schneider, hatte 6 Kinder, als:
1) Johannes Borgener, vulgo Polengängers-Hannes, Mitglied der Vogelsberger Räuberbande, im März 1813 in Gießen zum Tode verurteilt:
2) J. Heinrich B. Kuhhirte zu Uſenborn;
3) Anna Maria;
4) Barbara, Zuhälterin des J. Georg Fischer aus Römhild;
5) Elisabeth, Zuhälterin des J. Leonhard. Lang aus Rixfeld, welcher im Jahr 1812 in Gießen zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt wurde;
6) Michael Borgener, vulgo Polengängers Michel, als Mitglied der Vogelsberger Räuberbande im I. 1812 in Gießen mit 20 Jahren Zuchthaus bestraft.
(cf. v; Grolmanns akten-. Räubergeschichte und Schwenkens aktenm-. Nachrichten über Vagabunden u. Raubgesindel).
**) Der Vater des Pfeiffer hieß Joh. Philipp, u. dessen Mutter Gertrud Brandeck; Letztere war aus Lingelbach u. unter dem Namen Weißbrods-Gertrud bekannt. Kinder: 1) J. Heinrich, 2) Johannes, 3) J. Georg u. 4) Balthasar. (cf. Schwenken Nr. 776 und von Grolmann Seite 519.)

1.
Borgener, J. Georg, auch Pfeiffer genannt, ungefähr 50 J. alt, in Huckelheim heimatberechtigt., – früher oft bestraft, – ist wahrscheinlich vor einiger Zeit gestorben;

2.
Borgener, Elis, auch Pfeiffer, u. Elis Roth oder Zimmermensch genannt, angeblich aus Völzberg in Kurhessen geb. u. in Lingenrod getauft, in Huckelheim ortsangehörig (cf. Bd. XVIII. S. 166.). Alter: 45 bis 46 J.; Haare: schwarz-braun; Stirn: nieder; Augen: blaugrau; Nase: dick; Gesicht: bräunlich-gelb, blatternarbig. Sie wurde wegen Fortsetzung ihrer vagantischen Lebensweise sehr oft gestraft u. in ihre Heimat transportiert; auch 2 Male, und zwar im J. 1843 vier Monate u. im J. 1847 acht Monate lang in Plassenburg detinirt. Zuerst hielt sich die selbe zu dem berüchtigt. Räuber Johannes Bär aus Oberkalbach (Bd. V. S. 78.), dann zu Adam Zeitz aus Hirzenhain, und zuletzt zu ihrem Stiefbruder, dem Zigeuner Joseph Schmidt aus Brauerschwend, mit dem sie folgende Kinder gezeugt hat, als:
a)
Pfeiffer, Friedrich., auch Borgener u. Schmidt gen. Alter: ungefähr 26 J. Haare: braun; Stirn: nieder; Augen: graublau; Mund: aufgeworfen;
b)
Karolina, geb. um das Jahr 1830, scheint nicht mehr zu leben;
c)
Henriette Louise, geb. am 16. Okt. 1833 zu Streithain, Pfarrei Wallernhauſen (Joseph Schmidt nennt sie im Kirchenbuche seine 3. Tochter). Sie wurde wegen Landstreicherei im J. 1846 u. 1847 mit 14täg. resp. 3wöch. Arrest u. jedes mal 5 Rutenstreichen bestraft;
d)
Gottlieb Schmidt, 15 J. Alt;
e)
Philipp, geb. am 8/6. 1838 zu Glashütten, Pfarrei Wallernhausen;
f)
Heinrich, geb. 1840.
g)
Karoline geb. 1842,
h)
Katharina, geb. 1845 zu Bermuthsheim bei Gelnhausen
Sämtliche Kinder der Elis. Borgener sind in Huckelheim heimatberechtigt.

3.
Borgener, Wilhelm, auch Pfeiffer u. Weißbrod gen, a. Mardorf, Kreis Kirchhain, geb. u. in Huckelheim heimatberechtigt (Bd.: VIII. S. 53. 54., XVIII. 166.), Zuhälter der Anna Mar. Luckhard. Alter: geb. im I. 1808; Haare: braun; Augen: graublau; Nase: dick, stark; Mund: aufgeworfen; bes. Kennzeichen: Kahlkopf, das l. Bein etwas zu kurz. Er hat von Kindheit an ein wildes, zügelloses Extravaganten geführt, ist nach vielfachen fruchtlosen Züchtigungen und Abschiebungen in seine Heimat im I. 1830 zu Hanau mit 3monat. Zuchthaus, in Nidda, Niedersteinbach u. Alzenau 4 Male mit Gefängnis, im J. 1843 zu Darmstadt mit 3monat. Korrektionshaus bestraft, u. außerdem im J. 1830 vier Monate, im Jahr 1834 acht Monate u. im Jahr. 1843 fünf Monate lang in das Zwangs-Arbeitshaus Plassenburg eingesperrt worden. Im April 1851 war er in Nidda wegen Verdachts des Schaf-Diebstahls in Untersuchung, konnte aber nicht überführt werden.

4.
Borgener, Barbara, angeblich aus Zell in Kurhessen geb. u. zu Mutschges (Motges?) getauft, in Huckelheim ortsangehörig (Bd. XVI. S.234.), zuletzt Zuhälterin des Erzgauners Heinr. Gundrum aus Ruhlkirchen, Kr. Kirchhain, Mutter einer 14jähr. Tochter Namens Katharina, angeblich. aus Uſenborn geb., welche sie mit Wilh. Brang (Braun) aus Altenschlirf gezeugt haben will. Alter: 38–39 J.; Haare: dunkelbraun; Stirn: nieder; Augen: blaugrau; Nase: stark; Mund: aufgew.; Gesicht: oval, gesund. Auch sie hat nach Verbüßung mehrerer Strafen 4 Male im Zwangsarbeitshaus Plassenburg kürzere und längere Zeit bis zum J. 1847 zugebracht, u. war im J. 1839 mit der Lustseuche behaftet.
Anm. Ein berüchtigter Gauner Joh. Gundrum a. Somplar in Hessen kommt vor Bd. VII. S. 272. u. XVI. S. 151.

5)
Borgen er, Johannes, Korbmacher und Musikant, aus Bankenau in Kurhessen geb., zuletzt Zuhälter der Vagantin Anna Marg. Brandau, auch Elis. Sippel aus Hersfeld gen. (XXXII. S. 235.), Vater eines 15jähr. Kindes, das er mit der Barb. Vielmetter aus Röhrigt/Röhricht ? bei Schlüchtern gezeugt hat. Alter: 37 Jahre; Statur: groß; Haare: schwarz-braun; Augen: grau; Nase: groß, spitz; Mund: aufgeworfen; Gesicht: bräunlich; bes. Kennzeichen.: epileptisch, Brandweinsäufer. Er ist wegen Landstreicherei vielmals körperlich gezüchtigt, auf den Schub gesetzt, u. in Fulda mit 6wöch. Gefängnis- u. später mit 3monat. Arbeitshaus-Strafe belegt worden; ferner hat der selbst in Niedersteinbach und Altenau 7 Gefängnis-Strafen, in Ziegenhain eine 6monat. u. in Hanau eine 1monat. Arbeitshaus-Strafe, in Folge seiner im J. 1849 von dem großh. hess. Landg. Ortenberg erfolgten Verurteilung eine 9monatige Korrektionshaus-Strafe u. eine 4wöch. Gefängnis-Strafe verbüßt; auch wurde er in Büdingen wegen Widersetzlichkeit und Misshandlung von Gendarmen mit 6wöchige Einsperrung bestraft, sowie außerdem im Jahr 1832 vier Monate, im J. 1836 acht Monate, u. im J. 1841 ein Jahr in Plassenburg detinirt, und im Feb. 1851 wiederholt auf unbestimmte Zeit in das dasselbe Zwangs-Arbeitshaus eingeliefert.

6)
Schmidt, Andreas, auch Borgener gen, aus Busendorf, Kr. Schotten, und in Huckelheim heimatberechtigt, unehelich. Sohn der Anna Maria Borgener u. des Zigeuners J. Michael Schmidt, früher Zuhälter der Elis. Zapf aus Rixfeld u. später der Sidonia Mohr aus Hartmannshain, Kreis Nidda. Alter: 31 J.; Statur: untersetzt; Haare: schwarz-braun; Stirn: hoch; Augen: hell, grünl. -grau; Nase: dick; Mund: groß, aufgeworfen; bes. Kennzeichen.: wahrscheinlich Schrotschußnarben in der l. Hand. Nachdem er mehrmals auf den Schub gesetzt und in Lauterbach u. Alzenau körperl. gezüchtigt, auch öfters eingesperrt worden war, wurde er in den Jahren 1843 u. 1844 sowohl in Ortenberg als in Schotten jedes mal mit 1jähr. Korrektionshaus-Strafe, und am 19/11.46. von dem großh. hess. Hof-Gericht in Gießen mit 2jähr, am 24/1. 50. hingegen mit 2/2jähr. Zuchthaus-Strafe, die er eben verbüßt, belegt. Eine Zeit lang befand sich Leonh. Lang aus Rixfeld in seiner Gesellschaft.

7)
Schmidt, Joseph, angebl. Musikant, Lumpensammler und Geschirrhändler aus Bauernschwend, Kreis Alsfeld, Sohn des Gauners J. Michael Schmidt*), 63 Jahre alt, hielt sich zuerst zu Elisabeth Rupprecht aus Eckhardroth in Kurhessen und zuletzt zu der sub 2) aufgeführten Elisabetha Borgener, und soll im Herbst 1850 in einem Dorfe am Vogelsberg beim Sturze von einem Gerüste den Hals gebrochen haben.
*) J. Michael Schmidt, vulgo Singmichel, auch Krämers- oder Krumm-Michel, aus Forstwollersdorf bei Gera, hielt sich zuerst zu der Marg. Schäfer aus Niederbieber - die wahrscheinlich. die Mutter des Joseph Schmidt ist, – u. später zu der unter 1) aufgeführten Anna Marg. Borgener. (cf. Schwenken, Nr. 929.)

8)
Luckhard, Anna Maria, vulgo Polengängers dicke Ammi, gewesene Zuhälterin des Wilhelm Pfeiffer (Borgener). Geburtsort: unbekannt; Alter: ungef. 50 Jahre. Sie ist am 7. Oktober 1839 von einem Förster bei Bermuthshausen erschossen worden.
Kinder derselben:
a)
Luckhard, Anna Marg, auch Pfeiffer od. Borgener gen., aus Usenborn geb., Zuhälterin des Aug. Mohr aus Kaulstoß, Mutter eines 6jähr. Kindes. Alter: 28 Jahre; Haare: blond; Augen: grau; Nase: stark; Gesicht: oval. Sie wurde wegen Landstreicherei oft gestraft u. im Dez. 1846 großh. hess. Landger. Schotten 6 Monate in's Korrektionshaus befördert.
b)
Luckhard, J. Heinr., aus Gunzenau, Kr. Altenschlirf, 22 J. alt, wurde nach dem Tode seiner Mutter in Gunzenau erzogen, u. wegen Vagirens am 23/4. 1849 von dem großh. hess. Landger. Büdingen zu 3monat. Korrektionshaus-Strafe verurteilt.
c)
Luckhard (gewöhnl. Pfeiffer gen), Wilhelm, vulgo Polengängers-Wilhelm, um das I. 1832 zu Bamerod, Kr. Lauterbach, geb. u. erzogen.
d)
Luckhard, Kath. Elis, im Feb. 1835 zu Grebenheim, Kreis Nidda, geboren u. erzogen.
e)
Ein Knabe, im Jul. 1839 zu Eichelhain, Kr. Lauterbach, geb.
Anmerkung: Die Anna Maria Luckhard soll noch mehrere Kinder gehabt haben, sie scheinen aber gestorben zu sein. Vor Gericht bezeichnete sie ein Mal den, im J. 1834 an den Blattern gestorbenen Andreas Dietz aus Oberbessingen als den Vater ihrer 3 ältesten (verstorbenen?) Kinder.

9)
Borgener, (Joh) Georg, aus Usenborn, Kr. Nidda, angebl. Verwandt mit der Huckelheimer Familie **). Alter: 37 J.; Größe: 66“; Haare: blond; Augen: grau; Nase: lang; Bart: blond; Gesicht: länglich. Er zieht oft mit den Polengängers umher, u. wurde im April 1843 von dem Landgericht Ortenberg wegen Misshandlung zu 9monat., und im J. 1851 wegen Diebstahls zu 6monat. Korrektionshaus-Strafe verurteilt. Er und Adam Bergheimer aus Usenborn sind auch verdächtig, im Dez. das Amtssiegel des Bürgermeisters in Gelnhaar gestohlen zu haben.
**) Vielleicht ist er ein Abkömmling des früheren Kuhhirten J. Heinr. Borgener

10)
Zapf, Maria Katharina, vulgo Singmanns-Kathrine, – heimatlos, - 60 J. alt, Stiefschwester des J. Michel Schmidt (cf. Schwenken Nr. 1176.). -
Kinder:
a) Zapf, Eliſabetha, aus Rirfeld geb.;
b) Schultheiß, Johann, 30 Jahre, und
c) Heinrich, 28 J. alt. Beide waren im I. 1833 zu Altenschlirf verhaftet.

11)

Zapf, Eliſabetha, auch Maria Kath. Roth gen., Tochter der oben erwähnten Mar. Kath. Zapf aus Rixfeld, Kr. Lauterbach. Alter: 37 J.; Haare: braun; Stirn: hoch; Augen: blaugrau; Nase: klein; Mund: dick; Gesicht: oval, gesund. Diese unverbesserliche, äußerst lüderliche Landstreicherin hielt sich erst zu J. Georg Strauch aus Breungesheim, und von 1843/9. zu Andreas Schmidt (Borgener). Mit Beiden hat sie 6 Kinder gezeugt, von denen aber nur noch 2 leben. Übrigens trieb sich dieselbe einige Zeit mit Katharina Eckhard aus Busenborn umher.

12)

Rupprecht, Elisabetha, aus Eckardroth in Kurhessen, Schwester der hingerichteten Gauner u. Räuber J. Martin u. Kaspar Rupprecht (cf. Schwenken (Nr. 861.), hielt sich erst zu dem Gauner Adam Deutscher, vulgo Husaren-Adam, aus Hundshauſen (Schwenken Nr. 170.), und später zu dem Zigeuner Joseph Schmidt aus Brauerschwend, mit dem sie folgende Kinder gezeugt hat, als:

a) Rupprecht (Schmidt), 42 J. alt;
b) Heinrich, 33 J.;
c) Elisab., 30 J.,
u. Karl, 29 J. Alt.

Anm. Joseph Schmidt hat sich nach seiner Trennung von der Rupprecht zu der Elis. Borgener gehalten.

13)

Hornischsegar, Balthas., aus Bobenhausen bei Nidda geb., Sohn der Gertrude Zapf aus Metzlos, Kreis Lauterbach, 32 J. alt, befand sich oft in Wilhelm Borgeners Gesellschaft, u. saß im J. 1839 in Altenschlirf.

Anm. Die Gertrude Zapf ist eine Schwester des Gauners Heinrich Zapf, vulgo Singmichels-Heinrich, u. der Maria Kath. Zapf (10), sowie eine Stiefschwester des J. Mich. Schmidt

14)

Kump, Christian, aus Hirzenhain (Kreis Nidda), ist ebenfalls Genosse des Wilhelm Borgener, und verdächtig, mit diesem einen Schaf-diebstahl verübt zu haben.

15)

Mohr, August, aus Kaulstoß, Kreis Nidda, 26 J. alt, Zuhälter der Anna Marg. Luckhard, wurde wegen Kartoffel-Entwendung von dem großh. Landg. Schotten 2 Male mit mehrtägigem Arrest bestraft.

16)
Roß, Peter, Sohn der Barb. Klein aus Rixfeld (die 6 Kinder hat), Genosse des Polengängers, wurde wegen Landstreicherei von dem großh. Hof- Gericht in Gießen am 7/4. 46. zu 6monat., u. von dem Landgericht Altenschlirf am 29/6. 47. zu 18monat. Korrektionshaus-Strafe verurteilt.

17)
Klein, Sophie, aus Rixfeld (wahrscheinlich Tochter der Barb. Klein), zog mit dem Polengänger umher, u. wurde wegen Landstreicherei, außer vielen anderen Strafen, am 7/4. 1846 von dem großherzogliche Hofgericht in Gießen mit 16monatlicher Korrektionshaus-Strafe belegt.

Gießen, im Nov. 1851. Der großherzogliche hessische Polizeikommissar Rover.

Die war mir auch neu.

en hesse
 
Bei meiner Suche habe ich diese Bande diese Bande entdeckt:
Allgemeiner Polizeianzeiger
Nr. 46, Dresden, den 7. Dezember 1851, ab Seite 233
Gemeinschädliche Umtreiber.
Die Borgener-Pfeifer'sche Gaunerbande, auch die „Polengänger“, „Heidanns“ u. das „Weißbrods-Volk“ genannt.
Die unten bezeichnete Nachkommenschaft berüchtigter Räuber und Gauner, sowie die Zuhälter und Beischläferinnen der Glieder derselben, ziehen fortwährend in den beiden Hessen, vorzüglich am Vogelsberg, in der Wetterau u. im Fuldaischen, sodann in Nassau, Waldeck u. in den bayerischen Grenz-Bezirken umher, ausschließlich vom Diebstahl, Betrug (von der Wahrsagerei) u. frechen Betteln lebend. Die Mitglieder dieser Gaunerbanden erscheinen oft in Trupps von 15–25 Köpfen, – meist in kleinen Dörfern, – wo sie das furchtsame Landvolk bedrohen, wenn man ihnen das Geforderte nicht alsbald verabreicht. In den Sommer-Monaten lagern sie in den Waldungen u. Schluchten, zur Winterzeit aber dringen sie in die Scheuern u. Stallungen der Landleute, u. treiben ihr Unwesen oft Jahre lang ungestört fort. Sie vermehren sich wie Unkraut, und wissen nicht bloß alle Versuche, sie zu bessern oder in Dienste u. bei Handwerkern unterzubringen, zu vereiteln, sondern auch die wider sie eingeleiteten Untersuchungen durch Angabe falscher Namen u. Verheimlichung ihrer Orts-Angehörigkeit ungemein zu erschweren. Um die Sicherheits-Behörden auf dieses höchst gefährliche Gesindel aufmerksam machen zu können, habe ich die Akten vieler Polizei- und Gerichts-Behörden eingesehen; allein es ist mir nicht möglich gewesen, alle Namen u. Geburtsorte der Familienglieder zu ermitteln; unter ihnen haben Geburten u. Sterbefälle stattgefunden, die nirgends protokolliert sind; viele scheinen gar nicht getauft zu sein, u. bei mehreren mag der ursprünglich gegebene Vorname später wieder verändert worden zu sein.
Was ich bis jetzt mitteilen kann, ist Folgendes:
12463) Borgener, Anna Maria, aus Huckelheim, k. bayer. Landgericht Alzenau geb., auch Witwe Pfeiffer, Weissbrod u. Anna Maria Zimmermensch gen. *) Alter: geb. am 3/11. 1776; Haare: schwarz-grau; Augen: mattgrau; Nase dick; Mund: aufgeworfen; Gesicht: blass bräunlich; Gang: etwas gebückt. Sie ist seit dem Jahr 1816 wegen Landstreicherei und Bettelns oft bestraft und häufig auf den Schub gesetzt, sowie auch im Jahr 1823 acht Monate lang in dem Zwangs-Arbeitshaus detinigt worden. Mit ihrem, im Jahr 1813 zu Gießen zu lebenslänglicher Zuchthaus-Strafe verurteilten ersten Zuhälter Joh. Balthasar Pfeiffer, auch Weißbrods-Balser, schwarzer Balser-Taigmaul genannt, geb. aus Maar u. Glied der Vogelsberger Räuberbande **), hat sie folgende Kinder gezeugt, als:
*) Ihr Vater Wilhelm Borgener, a. Büdingen geb., ist um das I. 1800 als Landstreicher gestorben. Ihre Mutter Elisabetha, geb. Schneider, hatte 6 Kinder, als:
1) Johannes Borgener, vulgo Polengängers-Hannes, Mitglied der Vogelsberger Räuberbande, im März 1813 in Gießen zum Tode verurteilt:
2) J. Heinrich B. Kuhhirte zu Uſenborn;
3) Anna Maria;
4) Barbara, Zuhälterin des J. Georg Fischer aus Römhild;
5) Elisabeth, Zuhälterin des J. Leonhard. Lang aus Rixfeld, welcher im Jahr 1812 in Gießen zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt wurde;
6) Michael Borgener, vulgo Polengängers Michel, als Mitglied der Vogelsberger Räuberbande im I. 1812 in Gießen mit 20 Jahren Zuchthaus bestraft.
(cf. v; Grolmanns akten-. Räubergeschichte und Schwenkens aktenm-. Nachrichten über Vagabunden u. Raubgesindel).
**) Der Vater des Pfeiffer hieß Joh. Philipp, u. dessen Mutter Gertrud Brandeck; Letztere war aus Lingelbach u. unter dem Namen Weißbrods-Gertrud bekannt. Kinder: 1) J. Heinrich, 2) Johannes, 3) J. Georg u. 4) Balthasar. (cf. Schwenken Nr. 776 und von Grolmann Seite 519.)

1.
Borgener, J. Georg, auch Pfeiffer genannt, ungefähr 50 J. alt, in Huckelheim heimatberechtigt., – früher oft bestraft, – ist wahrscheinlich vor einiger Zeit gestorben;

2.
Borgener, Elis, auch Pfeiffer, u. Elis Roth oder Zimmermensch genannt, angeblich aus Völzberg in Kurhessen geb. u. in Lingenrod getauft, in Huckelheim ortsangehörig (cf. Bd. XVIII. S. 166.). Alter: 45 bis 46 J.; Haare: schwarz-braun; Stirn: nieder; Augen: blaugrau; Nase: dick; Gesicht: bräunlich-gelb, blatternarbig. Sie wurde wegen Fortsetzung ihrer vagantischen Lebensweise sehr oft gestraft u. in ihre Heimat transportiert; auch 2 Male, und zwar im J. 1843 vier Monate u. im J. 1847 acht Monate lang in Plassenburg detinirt. Zuerst hielt sich die selbe zu dem berüchtigt. Räuber Johannes Bär aus Oberkalbach (Bd. V. S. 78.), dann zu Adam Zeitz aus Hirzenhain, und zuletzt zu ihrem Stiefbruder, dem Zigeuner Joseph Schmidt aus Brauerschwend, mit dem sie folgende Kinder gezeugt hat, als:
a)
Pfeiffer, Friedrich., auch Borgener u. Schmidt gen. Alter: ungefähr 26 J. Haare: braun; Stirn: nieder; Augen: graublau; Mund: aufgeworfen;
b)
Karolina, geb. um das Jahr 1830, scheint nicht mehr zu leben;
c)
Henriette Louise, geb. am 16. Okt. 1833 zu Streithain, Pfarrei Wallernhauſen (Joseph Schmidt nennt sie im Kirchenbuche seine 3. Tochter). Sie wurde wegen Landstreicherei im J. 1846 u. 1847 mit 14täg. resp. 3wöch. Arrest u. jedes mal 5 Rutenstreichen bestraft;
d)
Gottlieb Schmidt, 15 J. Alt;
e)
Philipp, geb. am 8/6. 1838 zu Glashütten, Pfarrei Wallernhausen;
f)
Heinrich, geb. 1840.
g)
Karoline geb. 1842,
h)
Katharina, geb. 1845 zu Bermuthsheim bei Gelnhausen
Sämtliche Kinder der Elis. Borgener sind in Huckelheim heimatberechtigt.

3.
Borgener, Wilhelm, auch Pfeiffer u. Weißbrod gen, a. Mardorf, Kreis Kirchhain, geb. u. in Huckelheim heimatberechtigt (Bd.: VIII. S. 53. 54., XVIII. 166.), Zuhälter der Anna Mar. Luckhard. Alter: geb. im I. 1808; Haare: braun; Augen: graublau; Nase: dick, stark; Mund: aufgeworfen; bes. Kennzeichen: Kahlkopf, das l. Bein etwas zu kurz. Er hat von Kindheit an ein wildes, zügelloses Extravaganten geführt, ist nach vielfachen fruchtlosen Züchtigungen und Abschiebungen in seine Heimat im I. 1830 zu Hanau mit 3monat. Zuchthaus, in Nidda, Niedersteinbach u. Alzenau 4 Male mit Gefängnis, im J. 1843 zu Darmstadt mit 3monat. Korrektionshaus bestraft, u. außerdem im J. 1830 vier Monate, im Jahr 1834 acht Monate u. im Jahr. 1843 fünf Monate lang in das Zwangs-Arbeitshaus Plassenburg eingesperrt worden. Im April 1851 war er in Nidda wegen Verdachts des Schafdiebstahls in Untersuchung, konnte aber nicht überführt werden.

4.
Borgener, Barbara, angeblich aus Zell in Kurhessen geb. u. zu Mutschges (Motges?) getauft, in Huckelheim ortsangehörig (Bd. XVI. S.234.), zuletzt Zuhälterin des Erzgauners Heinr. Gundrum aus Ruhlkirchen, Kr. Kirchhain, Mutter einer 14jähr. Tochter Namens Katharina, angeblich. aus Uſenborn geb., welche sie mit Wilh. Brang (Braun) aus Altenschlirf gezeugt haben will. Alter: 38–39 J.; Haare: dunkelbraun; Stirn: nieder; Augen: blaugrau; Nase: stark; Mund: aufgew.; Gesicht: oval, gesund. Auch sie hat nach Verbüßung mehrerer Strafen 4 Male im Zwangsarbeitshaus Plassenburg kürzere und längere Zeit bis zum J. 1847 zugebracht, u. war im J. 1839 mit der Lustseuche behaftet.
Anm. Ein berüchtigter Gauner Joh. Gundrum a. Somplar in Hessen kommt vor Bd. VII. S. 272. u. XVI. S. 151.

5)
Borgen er, Johannes, Korbmacher und Musikant, aus Bankenau in Kurhessen geb., zuletzt Zuhälter der Vagantin Anna Marg. Brandau, auch Elis. Sippel aus Hersfeld gen. (XXXII. S. 235.), Vater eines 15jähr. Kindes, das er mit der Barb. Vielmetter aus Röhrigt/Röhricht ? bei Schlüchtern gezeugt hat. Alter: 37 Jahre; Statur: groß; Haare: schwarz-braun; Augen: grau; Nase: groß, spitz; Mund: aufgeworfen; Gesicht: bräunlich; bes. Kennzeichen.: epileptisch, Brandweinsäufer. Er ist wegen Landstreicherei vielmals körperlich gezüchtigt, auf den Schub gesetzt, u. in Fulda mit 6wöch. Gefängnis- u. später mit 3monat. Arbeitshaus-Strafe belegt worden; ferner hat der selbst in Niedersteinbach und Altenau 7 Gefängnis-Strafen, in Ziegenhain eine 6monat. u. in Hanau eine 1monat. Arbeitshaus-Strafe, in Folge seiner im J. 1849 von dem großh. hess. Landg. Ortenberg erfolgten Verurteilung eine 9monatige Korrektionshaus-Strafe u. eine 4wöch. Gefängnis-Strafe verbüßt; auch wurde er in Büdingen wegen Widersetzlichkeit und Misshandlung von Gendarmen mit 6wöchige Einsperrung bestraft, sowie außerdem im Jahr 1832 vier Monate, im J. 1836 acht Monate, u. im J. 1841 ein Jahr in Plassenburg detinirt, und im Feb. 1851 wiederholt auf unbestimmte Zeit in das dasselbe Zwangs-Arbeitshaus eingeliefert.

6)
Schmidt, Andreas, auch Borgener gen, aus Busendorf, Kr. Schotten, und in Huckelheim heimatberechtigt, unehelich. Sohn der Anna Maria Borgener u. des Zigeuners J. Michael Schmidt, früher Zuhälter der Elis. Zapf aus Rixfeld u. später der Sidonia Mohr aus Hartmannshain, Kreis Nidda. Alter: 31 J.; Statur: untersetzt; Haare: schwarz-braun; Stirn: hoch; Augen: hell, grünl. -grau; Nase: dick; Mund: groß, aufgeworfen; bes. Kennzeichen.: wahrscheinlich Schrotschußnarben in der l. Hand. Nachdem er mehrmals auf den Schub gesetzt und in Lauterbach u. Alzenau körperl. gezüchtigt, auch öfters eingesperrt worden war, wurde er in den Jahren 1843 u. 1844 sowohl in Ortenberg als in Schotten jedes mal mit 1jähr. Korrektionshaus-Strafe, und am 19/11.46. von dem großh. hess. Hof-Gericht in Gießen mit 2jähr, am 24/1. 50. hingegen mit 2/2jähr. Zuchthaus-Strafe, die er eben verbüßt, belegt. Eine Zeit lang befand sich Leonh. Lang aus Rixfeld in seiner Gesellschaft.

7)
Schmidt, Joseph, angebl. Musikant, Lumpensammler und Geschirrhändler aus Bauernschwend, Kreis Alsfeld, Sohn des Gauners J. Michael Schmidt*), 63 Jahre alt, hielt sich zuerst zu Elisabeth Rupprecht aus Eckhardroth in Kurhessen und zuletzt zu der sub 2) aufgeführten Elisabetha Borgener, und soll im Herbst 1850 in einem Dorfe am Vogelsberg beim Sturze von einem Gerüste den Hals gebrochen haben.
*) J. Michael Schmidt, vulgo Singmichel, auch Krämers- oder Krumm-Michel, aus Forstwollersdorf bei Gera, hielt sich zuerst zu der Marg. Schäfer aus Niederbieber - die wahrscheinlich. die Mutter des Joseph Schmidt ist, – u. später zu der unter 1) aufgeführten Anna Marg. Borgener. (cf. Schwenken, Nr. 929.)

8)
Luckhard, Anna Maria, vulgo Polengängers dicke Ammi, gewesene Zuhälterin des Wilhelm Pfeiffer (Borgener). Geburtsort: unbekannt; Alter: ungef. 50 Jahre. Sie ist am 7. Oktober 1839 von einem Förster bei Bermuthshausen erschossen worden.
Kinder derselben:
a)
Luckhard, Anna Marg, auch Pfeiffer od. Borgener gen., aus Usenborn geb., Zuhälterin des Aug. Mohr aus Kaulstoß, Mutter eines 6jähr. Kindes. Alter: 28 Jahre; Haare: blond; Augen: grau; Nase: stark; Gesicht: oval. Sie wurde wegen Landstreicherei oft gestraft u. im Dez. 1846 großh. hess. Landger. Schotten 6 Monate in's Korrektionshaus befördert.
b)
Luckhard, J. Heinr., aus Gunzenau, Kr. Altenschlirf, 22 J. alt, wurde nach dem Tode seiner Mutter in Gunzenau erzogen, u. wegen Vagirens am 23/4. 1849 von dem großh. hess. Landger. Büdingen zu 3monat. Korrektionshaus-Strafe verurteilt.
c)
Luckhard (gewöhnl. Pfeiffer gen), Wilhelm, vulgo Polengängers-Wilhelm, um das I. 1832 zu Bamerod, Kr. Lauterbach, geb. u. erzogen.
d)
Luckhard, Kath. Elis, im Feb. 1835 zu Grebenheim, Kreis Nidda, geboren u. erzogen.
e)
Ein Knabe, im Jul. 1839 zu Eichelhain, Kr. Lauterbach, geb.
Anmerkung: Die Anna Maria Luckhard soll noch mehrere Kinder gehabt haben, sie scheinen aber gestorben zu sein. Vor Gericht bezeichnete sie ein Mal den, im J. 1834 an den Blattern gestorbenen Andreas Dietz aus Oberbessingen als den Vater ihrer 3 ältesten (verstorbenen?) Kinder.

9)
Borgener, (Joh) Georg, aus Usenborn, Kr. Nidda, angebl. Verwandt mit der Huckelheimer Familie **). Alter: 37 J.; Größe: 66“; Haare: blond; Augen: grau; Nase: lang; Bart: blond; Gesicht: länglich. Er zieht oft mit den Polengängers umher, u. wurde im April 1843 von dem Landgericht Ortenberg wegen Misshandlung zu 9monat., und im J. 1851 wegen Diebstahls zu 6monat. Korrektionshaus-Strafe verurteilt. Er und Adam Bergheimer aus Usenborn sind auch verdächtig, im Dez. das Amtssiegel des Bürgermeisters in Gelnhaar gestohlen zu haben.
**) Vielleicht ist er ein Abkömmling des früheren Kuhhirten J. Heinr. Borgener

10)
Zapf, Maria Katharina, vulgo Singmanns-Kathrine, – heimatlos, - 60 J. alt, Stiefschwester des J. Michel Schmidt (cf. Schwenken Nr. 1176.). -
Kinder:
a) Zapf, Eliſabetha, aus Rirfeld geb.;
b) Schultheiß, Johann, 30 Jahre, und
c) Heinrich, 28 J. alt. Beide waren im I. 1833 zu Altenschlirf verhaftet.

11)

Zapf, Eliſabetha, auch Maria Kath. Roth gen., Tochter der oben erwähnten Mar. Kath. Zapf aus Rixfeld, Kr. Lauterbach. Alter: 37 J.; Haare: braun; Stirn: hoch; Augen: blaugrau; Nase: klein; Mund: dick; Gesicht: oval, gesund. Diese unverbesserliche, äußerst lüderliche Landstreicherin hielt sich erst zu J. Georg Strauch aus Breungesheim, und von 1843/9. zu Andreas Schmidt (Borgener). Mit Beiden hat sie 6 Kinder gezeugt, von denen aber nur noch 2 leben. Übrigens trieb sich dieselbe einige Zeit mit Katharina Eckhard aus Busenborn umher.

12)

Rupprecht, Elisabetha, aus Eckardroth in Kurhessen, Schwester der hingerichteten Gauner u. Räuber J. Martin u. Kaspar Rupprecht (cf. Schwenken (Nr. 861.), hielt sich erst zu dem Gauner Adam Deutscher, vulgo Husaren-Adam, aus Hundshauſen (Schwenken Nr. 170.), und später zu dem Zigeuner Joseph Schmidt aus Brauerschwend, mit dem sie folgende Kinder gezeugt hat, als:

a) Rupprecht (Schmidt), 42 J. alt;
b) Heinrich, 33 J.;
c) Elisab., 30 J.,
u. Karl, 29 J. Alt.

Anm. Joseph Schmidt hat sich nach seiner Trennung von der Rupprecht zu der Elis. Borgener gehalten.

13)

Hornischsegar, Balthas., aus Bobenhausen bei Nidda geb., Sohn der Gertrude Zapf aus Metzlos, Kreis Lauterbach, 32 J. alt, befand sich oft in Wilhelm Borgeners Gesellschaft, u. saß im J. 1839 in Altenschlirf.

Anm. Die Gertrude Zapf ist eine Schwester des Gauners Heinrich Zapf, vulgo Singmichels-Heinrich, u. der Maria Kath. Zapf (10), sowie eine Stiefschwester des J. Mich. Schmidt

14)

Kump, Christian, aus Hirzenhain (Kreis Nidda), ist ebenfalls Genosse des Wilhelm Borgener, und verdächtig, mit diesem einen Schaf-diebstahl verübt zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
und der Rest:

15)

Mohr, August, aus Kaulstoß, Kreis Nidda, 26 J. alt, Zuhälter der Anna Marg. Luckhard, wurde wegen Kartoffel-Entwendung von dem großh. Landg. Schotten 2 Male mit mehrtägigem Arrest bestraft.

16)
Roß, Peter, Sohn der Barb. Klein aus Rixfeld (die 6 Kinder hat), Genosse des Polengängers, wurde wegen Landstreicherei von dem großh. Hof- Gericht in Gießen am 7/4. 46. zu 6monat., u. von dem Landgericht Altenschlirf am 29/6. 47. zu 18monat. Korrektionshaus-Strafe verurteilt.

17)
Klein, Sophie, aus Rixfeld (wahrscheinlich Tochter der Barb. Klein), zog mit dem Polengänger umher, u. wurde wegen Landstreicherei, außer vielen anderen Strafen, am 7/4. 1846 von dem großherzogliche Hofgericht in Gießen mit 16monatlicher Korrektionshaus-Strafe belegt.

Gießen, im Nov. 1851. Der großherzogliche hessische Polizeikommissar Rover.

Die war mir auch neu.

en hesse
 
Vielen Dank, @letzter Gisone für deinen Literaturtipp, ich habe deine Email gestern erst gelesen!

Gefunden das ist die Hauptsache, mal schauen was da kommt.
Aber wenn ich das alles so lese war das Bandenwesen nach 1820 noch lange nicht erloschen. Klar sind hier keine großen Brüche oder Überfälle mehr zu sehen, die Zeit des Umbruches (Marburger Studenten gen Gladenbach, in Biedenkopf Anzeigen gegen Aufwiegler, in Wetter (Wollenberg) die Zusammenkunft. Dies ist eine sehr interessant Epoche, nun ja ich suche weiter.

ne hesse
 
Namensauflistung aus der Akte, viel Arbeit!
 

Anhänge

  • Bande1.jpg
    Bande1.jpg
    99,4 KB · Aufrufe: 664
Gab es um 1800 eigentlich auch Räuber/innen, die das kriminelle Leben aufgaben und ihr Glück in einem ehrbaren Beruf machen konnten?
 
Gab es um 1800 eigentlich auch Räuber/innen, die das kriminelle Leben aufgaben und ihr Glück in einem ehrbaren Beruf machen konnten?

Hallo,

hab mit übers Wochenende mal verschiedene Lebensläufe angeschaut. Die Rückfallquote ist sehr hoch. Der Einzige bis jetzt war der Brandauer von den Vogelsberger, er kehrte der Bande den Rücken zu und arbeitete wieder als Maurer. Wie dann die gesamte Bande aufflog wurde auch er verurteilt. Das er dem Räuber- Diebesdasein abgeschworen hatte und wieder eine Arbeit nachging schmälerte die Haftstrafe.
 
Danke für die Mühe! Ich finde es interessant, dass es immerhin solche seltenen Fälle gibt. Resozialisierung war damals ja nicht unbedingt das Hauptziel des Strafrechtes...
 
Das kann man so generell nicht sagen.

Die ersten Zuchthäuser entstanden im 16. Jh. in England. Man verfolgte v.a. polizeilich-präventive Ziele: Die Insassen sollten durch Arbeit und Haft zu einem geordneten Leben erzogen werden; daher wurden auch Bettler und Vagabunden eingesperrt. Diese Einstellung kam auch dem in den Niederlanden vorherrschenden Calvinismus entgegen, der die Menschen ebenfalls durch Arbeit erziehen wollte; man übernahm daher das englische System. In beiden Staaten wurden die Zuchthäuser aber eher zur Wegsperrung von „Asozialen“ als zur Vollstreckung von Freiheitsstrafen verwendet.
Unter katholischem und protestantischem Einfluss entstanden die „Korrektionshäuser“: In ihnen sollten die Gefangenen durch Isolierung zur inneren Umkehr bewegt werden.
1776 entwickelten die Quäker in Philadelphia das „Pennsylvanische System“: Die Gefangenen sollten durch ihre Isolierung – wie in den Korrektionshäusern - zur inneren Umkehr bewegt werden. In Deutschland wurde dieser Ansatz v.a. vom Hamburger Arzt Nikolaus Heinrich Julius und dem Zuchthauspfarrer Heinrich Balthasar Wagnitz vertreten: Ersterer meinte, das Ziel der Haft solle die sittliche Besserung des Insassen sein, zweiterer forderte, auch Gefangene müssten als Menschen respektiert werden.
Einen pragmatischeren Zugang zum Thema hatten Immanuel Kant und der preußische Minister Albrecht Heinrich von Arnim: Ob sich die Gefangenen wirklich innerlich besserten, war zweitrangig, sie sollten v.a. dazu gebracht werden, sich gesellschafts- und rechtskonform zu verhalten. Diese Ansicht setzte sich in der Praxis durch. Karl von Rotteck und Carl Theodor Welcker forderten, daß die Gefangenen darüber hinaus die Haftstrafe als Übel empfinden und zu Ordnung, Reinlichkeit und Fleiß erzogen werden.
 
Nr. 21 hier von Scorpio:
Gefängnisse

Freiheitsstrafen wurden im 18. Jahrhundert häufiger, und unter dem Einfluß der Aufklärung forderte man die Bindung der Strafe an einen vernünftigen Zweck, und es entstand der Gedanke der Resozialisierung. Man wollte den Gefangenen nicht nur bestrafen, sondern ihn in den Gefängnissen und Arbeitshäusern auch bessern.
In der Realität ließen sich solche Vorstellungen allerdings kaum verwirklichen. Eine eigene Gefängnisarchitektur entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert. Die Gebäude, die als Gefängnisse benutzt wurden, waren oft improvisitär. Im Grunde handelte es sich um Untersuchungsgefängnisse. Die vielen Blockhäuser, Türme, Burgen und Mühlen, die man als Gefängnisse nutzte, waren meist in miserablem Zustand, und nicht selten führte das Personal ein brutales Regiment. Die hygienischen Bedingungen spotteten oft jeder Beschreibung, so daß die oft an Händen und Füßen gefesselten Gefangenen von Ungeziefer geplagt wurden. "Er müsse verderben vor lauter Sitzen und Ungeziefer. Er könne Tag und Nacht nicht schlafen," sagte ein Gefangener 1790. Der Bandit Krummfingers Balthasar machte ebenfalls schlechte Erfahrungen, wie sein Stiefsohn zu berichten wußte. Es hätten die Läuse und Maden seynem Vater große Löcher in die Seite gefressen." Kein Wunder, wenn Skrofeln, Krätze und der gefürchtete Flecktyphus krassierten. Suizid und Suizidversuche kamen häufig vor, und mancher Gefangene verlor in der Haft den Verstand.
Die Idee der Resozialisierung stieß mit handfesten wirtschaftlichen Interessen zusammen. Gefängnis war sowohl eine Leibes- wie eine Ehrenstrafe, und Gefangenen glaubte man extrem gesundheitsschädliche Arbeiten wie Brillenschleifen oder Süßholz raspeln zumuten zu können.
Das geplante Erziehungskonzept war in einer ganz anderen Weise erfolgreich. In allen europäischen Gaunersprachen finden sich ähnliche Begriffe für den Knast: Hochschule, Schule, ecole, boarding school. Nicht wenige prominente Ganoven bekamen dort erst den richtigen Schliff. "Ich betrat die Festung als ein Verirrter, und verließ sie als ein Lotterbube" räsoniert Schillers "Verbrecher aus verlorener Ehre" Christian Wolf. Auch der berüchtigte Räuber Jan Bosbeck machte ähnliche Erfahrungen. "Durch den Umgang mit jenem Salomon Haag und anderen habe er viel profitiert, und wenn er noch als Anfänger ins Gefängnis gekommen sey, so habe er es als erfahrener Räuber wieder verlassen. Wenigstens habe er dort seyn Diebesgenie ausbilden können."
Die Flucht aus diesen Gebäuden war sehr häufig. Erfahrene Ganoven legten richtige Depots an, indem sie Messer Uhrfedern und Geldstücke in den Zellen versteckten, für den Fall, daß sie dort mal wieder einsaßen. Viele versteckten solche Gegenstände in Pappmasche´ oder Kautschukbehältern und führten sie in den After ein. Oft genügten aber auch schon einfache Werkzeuge, eine Schere oder ein Stück Holz. Oft waren die Kachelöfen in den Zellen die Schwachstellen.
Es gab wohl Bestrebungen, in Gefängnissen und Arbeitshäusern schwerkriminelle Gefangene zu separieren, aber in der Praxis ließ sich das kaum bewerkstelligen.
 
Zurück
Oben