Wer hatte mehr Macht in der DDR, das ZK oder das Politbüro?

Griffel

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In den Ostblockstaaten war ja alles auf den Kommunismus ausgerichtet. Zu den Einrichtungen der kommunistischen Staaten gehörte ja auch eine gewisse "Ausgewogenheit". Also ein Machtgleichgewicht, zwischen Staatsführung, Parteiführung und Armee. Um es mal grob zu vereinfachen.

In der DDR, gab es zwei starke Männer, Walter Ulbricht, und Erich Honecker. Beide waren qua Amt, der erste Mann im Staate. Um den Vorsitzenden und Parteichef nicht zu mächtig werden zu lassen, gab es ja noch das Zentralkomitee und das Politbüro. Und eigentlich konnte es sich kein kommunistischer Staatslenker leisten, eine der beiden Organisationen zu verprellen.

So wurde ja Walter Ulbricht von Erich Honecker in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Wenn, auch nicht ganz freiwillig. Daher würde mich interessieren, welches dieser beiden Organe mehr Einfluss hatte. Es gab ja auch die Möglichkeit, einen Parteichef abzusetzen. Ein besonders krasser Fall, war ja Herr Dubcek, welchen man mit militärischen Mitteln aus seinem Amt entfernt hat, weil, er die offizielle Linie verlassen hatte.
 
das Politbüro bildete natürlich den innersten Führungszirkel = mehr Macht.

Außerdem war Honecķer der neue Wunschkandidat Breshnews, der den etwas überheblich gewordenen u. Breshnews neuen Kurs zu wenig unterstützenden und folgenden Ulbricht mit Honeckers Hilfe los werden wollte.
 
Bei "starken Männern" verhält es sich wie beim Highlander-es kann/darf nur einen geben.

Ulbricht hatte einen sehr autoritären Führungsstil, und im inneren Zirkel wurde seine Dominanz zunehmend als drückend empfunden. Honecker war ein treuer Parteisoldat, und er hatte im Laufe der Zeit Allianzen geknüpft.

Das Walter Ulbricht in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde und dem geschätzten Genossen Honecker die Bahn freimachte- war offizielle Lesart.

Es verlief die "Wachablösung" in zivilisierteren Formen, als etwa Stalin sie bevorzugte, der Konkurrenten liquidieren oder in Schauprozessen demontieren ließ.

Tatsächlich wurden dem "Alten" ziemlich rabiat die Koffer vor die Tür gestellt, und bei offiziellen Fotos wurde Ulbricht regelrecht demontiert, etwa bei einem Foto, das ihn in Pantoffeln zeigt wie er seinem Nachfolger gratulierte.

Ulbricht war im Politbüro angeeckt, als er bereit war, im Rahmen der Entspannungspoliktik Willy Brandts Verhandlungen wegen der staatlichen Anerkennung zurückzustellen, da er sich von der Ostpolitik Brandts wirtschaftliche und politische Vorteile erhoffte. Vor allem aber war Ulbrichts Draht zur SU nicht besonders. Er hatte als glühender Stalin-Verehrer hatte schon mit Chrustschow seine Probleme gehabt, der sein Idol und dessen Linie angriff. Ulbricht war als ziemlich stur und rechthaberisch bekannt, und im Laufe der Zeit war er zur Überzeugung gelangt, dass die DDR den Westen überholen, und eigentlich die SU am besten anfängt, von der DDR siegen zu lernen.

Breschnew war nicht der Mann, sich so etwas von Ulbricht sagen zu lassen, und er befürchtete, dass die DDR möglicherweise einen eigenständigen Kurs einschlägt etwa wie Jugoslawien oder Rumänien oder auch die CSSR. Ulbricht verlor so schon um 1967 das Vertrauen und die Unterstützung von Breschnew. Zu diesem wiederum hatte Honecker einen sehr guten Kontakt entwickelt. Breschnew war leidenschaftlicher Jäger, während Ulbricht mit der Jagd nichts am Hut hatte. Ulbricht hatte keine Lust, mit Breschnew auf die Pirsch zu gehen, und er schickte ihm Honecker als Begleitung, der ebenfalls passionierter Jäger war.

Honecker sorgte dafür, dass Breschnew sich wohlfühlte, und dabei kam man sich auch sonst näher. Honecker sprach Russisch, er und Breschnew waren Brüder im Geiste.

Ulbricht versuchte, Honecker kalt zu stellen, indem er ihn bei einer Politbürositzung vor dem VIII. Parteitag am 1. Juli 1970 überraschend von der Funktion eines inoffiziellen Leiters des ZK-Sekretariats suspendieren. Dieser Beschluss war nicht mit Breschnew abgestimmt, der diesen Beschluss umgehend -/ Tage später-rückgängig machen ließ.

Honecker reiste nach Moskau, und bei Gesprächen mit Breschnew wurde man sich einig, dass Ulbricht abdanken sollte. Bei der 14. Tagung des SED-Zentralkomitees im Dezember 1970 wurde Ulbrichts Sturz eingeleitet. Es wurde die Wirtschaftspolitik und Versorgungslage und Ulbrichts Führungsstil und seine Alleingänge heftig kritisiert und ihm die Hauptschuld an der Misere zugeschrieben.

Anfang 1971 schrieben 13 der 20 Mitglieder des Politbüros einen geheimen Brief an Breschnew, in dem sie klarmachten, dass Ulbricht seinen Ämtern nicht mehr gewachsen sei und die Unterstützung des Politbüros verloren habe. Iniatoren waren Willi Stoph, Günter Mittag und Honecker. Sie schlugen vor, Ulbricht abzusägen und zwar so, wie Honecker und Breschnew bereits besprochen hatten.

Ulbricht sollte ein letztes Mal mit dem Politbüro zum XXIV. Parteitag der KPDSU fahren und dabei wollte ihm Breschnew den Rücktritt nahelegen. Ulbrichts Rede wurde mit Verärgerung aufgenommen, und wie besprochen legte ihm Breschnew den Rücktritt nah.

Ulbricht weigerte sich aber, und daraufhin putschte sich Honecker mit Breschnews Unterstützung an die Macht. Am 26. April 1971 fuhr Honecker mit zwei mit Maschinenpistolen bewaffneten Beamten des Staatsschutz zu Ulbrichts Anwesen. Es wurden alle Aus- und Eingänge abgeriegelt, die Telefonleitungen gekappt, und Honecker forderte ihn buchstäblich mit vorgehaltener MP zum Rücktritt. Am 3. Mai erklärte Ulbricht öffentlich seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen von fast allen Ämtern.

Ulbricht eignete sich so gar nicht, als charismatischer Führer, er war klein, hatte eine Fistelstimme mit urgewaltigem sächsischen Akzent, und sehr bescheiden waren auch seine rhetorischen Fähigkeiten. Dennoch wurde um Ulbricht ein grotesker Personenkult betrieben. In der Bevölkerung war Ulbricht nie beliebt.
Nach seiner Absetzung wurde er subtil demontiert. Im Neuen Deutschland wurde er abgebildet wie er in Bademantel und Schlappen Honecker gratuliert. Eine Briefmarkenserie "Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht wurde 1971 eingestellt. Aus der Akademie der Staats und Rechtswissenschaft in Potsdam wurde sein Name aus der Mitgliederliste gestrichen, und auch zahlreiche Betriebe, Einrichtungen und Institutionen, die nachj Ulbricht benannt waren, änderten ihre Namen.

Ulbricht behielt nur das Amt des Vorsitzenden des Staatsrates, ein Posten mit wenig Einfluss, und er musste dazu Befugnisse an den Ministerrat unter Stoph abtreten. Außerdem behielt er geschaffen war das Amt des Ehrenvorsitzenden der SED. Ulbricht starb während der X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten in Ost-Berlin. Die Spiele nahmen ihren Fortgang, das Stadion, das nach Ulbricht benannt wurde, hieß bereits Stadion der Weltjugend.
Er wurde mit einem pompösen Staatsbegräbnis und zahlreichen Ehrungen geehrt. Ulbricht war u. a. Held der Arbeit, Held der Sowjetunion, Träger des Leninordens und Ehrenbürger zahlreicher Städte.

Verglichen mit den Methoden Stalins erscheint Ulbrichts Sturz vergleichsweise zivilisiert- Ulbrich erhielt ein Staatsbegräbnis, blieb Ehrenvorsitzender der SED und Vorsitzender des Staatsrats. Seine Abdankung war aber knallhart forciert. Ulbricht dankte alles andere als freiwillig ab. De facto wurde er von Honecker mit Breschnews Billigung mit vorgehaltener MP dazu motiviert.
Wer zwischen den Zeilen lesen und die Zeichen der Zeit deuten konnte, der begriff, dass Ulbricht durchaus knallhart kalt gestellt wurde. Aus verschiedenen Gründen konnte man keinen völligen Bruch mit der Vergangenheit riskieren, die Einstellung der Briefmarkenserie, die Umbenennung von Stadien, Schulen und Betrieben, die Ullbrichts Namen getragen hatten, Ullbrichts "Demontage" als der "Genius der Arbeiter-Klasse" im Bademantel und Schlappen fotografiert wurde wie er Honecker gratuliert- Darin lag durchaus so etwas wie eine Damnatio memoriae. Keiner weinte Ullbricht eine Träne nach.
 
Ulbricht hatte einen sehr autoritären Führungsstil, und im inneren Zirkel wurde seine Dominanz zunehmend als drückend empfunden. Honecker war ein treuer Parteisoldat, und er hatte im Laufe der Zeit Allianzen geknüpft.

Zur Ergänzung:
Honecker war von Anfang an ein politischer Ziehsohn Ulbrichts (politische Feuertaufe mit dem Berliner Mauerbau). Und eindeutig fotogener, geschmeidiger und ideologisch flexibler bei beträchtlichem Organisationstalent, dem wichtigsten Talent im sozialistischen Lager.

Der gute Ulbricht, ein von der Vorbildfähigkeit der DDR-Wirtschaft und der DDR wie auch von sich selbst überzeugter Solist, konnte sich u.a. nicht für den neuartigen Kurs des Konsum- und Sozialleistungs-Sozialismus ala Breshnew mangels realistischer Finanzierungsaussichten erwärmen - bis Honecker galt stets die Devise der sozialistischen Sparsamkeit = man sollte sich nur leisten, was zuvor erwirtschaftet worden war.

Sowohl Honecker wie Breshnew waren damals fotogene Jungs, gut gekleidet, wirkten keinesfalls wie Apparatschiks, waren durchaus einer jüngeren und offeneren Kultur, nicht primär 'sozialistischen Parteikultur' zugetan.
 
Ein paar Gedanken zum Thema dazu von mir:

Die Macht im Staat lag in den Händen der SED. (Diktatur der AKL unter Führung einer M-L-Partei).
Und das sah wie folgt aus:

1. Auf den Parteitagen der SED (es gab insgesamt incl. Sonderparteitag 8./9. und 16./17.12 1989) 12 solcher Parteitage.

2. Auf den Parteitagen wurde das ZK (Zentralkomitee) gewählt als oberstes Gremium der Partei.
Es gab Mitglieder und Kanditen, aber nur die Mitglieder waren stimmberechtigt
Das ZK der SED traf sich regelmäßig zu einer Tagung bzw. Plenum.
In der Regel erstattete da das Politbüro Bericht.
Im Mittelpunkt solcher Tagungen stand der Stand der Erfüllung der Beschlüsse des Parteitages auf denen man ja gewählt war.
Einen breiten Raum nahm auch die aktuelle politische, wirtschaftliche und kulturelle Lage in der DDR ein sowie auch die Lage bei den Brudervölkern mit Schwerpunkt UdSSR.
Wenn notwendig wurde auch über die Blockfreie – und auch über die imperialistische Welt, mit Schwerpunkt Klassengegner BRD diskutiert und ggf. Beschlüsse gefasst.

3. Die Mitgliederanzahl war zwischen den Parteitagen unterschiedlich.
Diese Leute waren entweder:
· hauptamtliche Parteikader (z.B. Erich Honecker usw.)
· Oder waren hauptamtlich in der Wirtschaft (z.B. Bauminister Wolfgang Junker usw.), Kultur (z.B. Schriftsteller Herman Kant usw.), Wissenschaft (z.B. Otto Reinhold usw.), gesellschaftlichen Organisationen (z.B. Hela Labs usw.), Gesundheitswesen (Ludwig Mecklinger) usw. tätig.
· Oder waren Arbeiter, Genossenschaftsbauer wie z.B. Hugo Baumgart usw.

4. Vom ZK der SED wurde das Sekretariat und aus diesem wiederum das Politbüro gewählt.

Politbüro i.R. 15.-20 Mitglieder und ca. 10 nicht stimmberechtigte Kandidaten.
Das Politbüro berichtete an des ZK. Das waren dann in der Regel die ZK Tagungen deren Beschlüsse (redaktionell bearbeitet) veröffentlicht worden.
Hans Modrow schrieb in „Das große Haus“ 1994:

Da es im ZK keine Diskussionen über den Vorschlag für die Zusammensetzung des Politbüros, sondern nur eine Abstimmung darüber gab, die stets Einmütigkeit und nie Gegenstimmen brachte, konnte sich der Generalsekretär seine Mannschaft praktisch nach seinen persönlichen Sympathien und Wünschen zusammenstellen“.

5. Zur Macht des ZK.

Die Sekretäre des ZK waren gegenüber den Ministern weisungsbefugt und durften diesem Befehle erteilen.

Die SED kontrollierte sich mittels der ZPKK (Zentrale Parteikontrollkommission).
Wer diese waren, was die taten, wem die unterstellt waren usw. bitte hier -> https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_Parteikontrollkommission

Die Zeitung des ZK der SED war das „ND“ (Neues Deutschland). Darüber hinaus gab es viele weitere Publikationen wie z.B. „Neuer Weg“ (ich glaube A5 Format) und es gab von Zeit zu Zeit aus aktuellen Anlässen schriftlich „interne Parteiinformationen“ an die Mitglieder der SED.
Die SED hatte auch einen eigenen Verlag, den „Dietz-Verlag“. Dietz-Verlag gegründet 1881/1882 von Johann Heinrich Wilhelm Dietz/SPD.

Der Sitz des ZK der SED war das Gebäude am "Werderschen Markt"/Berlin.
Ein Gebäude - die Reichsbank - das 1931 geplant wurde. Grunsteinlegung war 1934 persönlich von Adolf Hitler .

Das ZK der SED betrieb eine Parteihochschule mit Namen >Karl Marx<. Der Sitz dieser >PHS< war in Liebenwalde/Oderhavel/ Land BB, dann in Kleinmachnow bei Berlin und zu letzt in Berlin – Mitte in der Rungestraße.
 
Danke! Das ist mal wieder sehr interessant. Dass man mit Ulbricht am Ende nicht gerade nett umgesprungen ist, weiß ich natürlich! Aus Dokumentationen usw. Ich wollte mich nur höflich ausdrücken.;) Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, erging es ja ähnlich. Ihm folgte Breschnew. Also war meine Vermutung, doch richtig! Das auch Männer wie Honecker nicht allmächtig waren. Und gegebenenfalls "ausgetauscht" werden konnten.

Ähnlich dürfte es sich ja in allen Ländern, des Ostblocks verhalten haben. Und wer noch Zweifel hatte, dem wurden diese mit der Verkündung der Breschnew-Doktrin genommen! Spätestens mit dem Sommer 68, war jedem im Ostblock klar, dass wer aus Sicht von Moskau aus der Reihe tanzt, rausgeschmissen wird.
 
Spätestens mit dem Sommer 68, war jedem im Ostblock klar, dass wer aus Sicht von Moskau aus der Reihe tanzt, rausgeschmissen wird.

Das traf nicht zu. Siehe beispielsweise Nicolae Ceaușescu/Rumänien oder Enver Hoxha/Albanien. Siehe Honecker in der Phase Gorbatschows.
Es ging Moskau vor allem um die beiden 'Frontstaaten' mit Grenze zum NATO-Gebiet, die DDR und die Tschechoslowakei.
Speziell die DDR war der wichtigste, bedeutendste MilitärStützpunkt für das sowjetische Militär samt Atomwaffen.
 
Das heißt also, dass die manchmal vertretene These, die BRD, hätte der SU die DDR "abkaufen" können, reiner Blödsinn ist.:cool::p Was eigentlich logisch ist! Da hätte es in der UdSSR, schon zu einer Katastrophe von biblischem Ausmaß kommen müssen, dass sich die Führung darauf eingelassen hätte! Und wenn, es so gekommen wäre, :rolleyes: was höchst unwahrscheinlich ist, dann hätte die BRD ordentlich in die Brieftasche greifen müssen.
 
Nicht so ganz richtig.

Dazu könnte ich Dir einen Beitrag anbieten der im Netz steht mit der Überschrift: „Sowjetische Geheimpolitik in Deutschland“ mit den Untertitel: „Chruschtschow und die Adschubej-Mission 1964“.

Ich persönliche bin davon überzeugt, 1964 war eine Situation entstanden wo ein Verkauf der DDR an die BRD fast greifbar war.

Die „Prawda“ (Parteizeitung, vergleichbar mit dem "ND" in der DDR) und die „„Iswestija" (Organ der sowjetischen Regierung) teilten folgendes mit:

„Am 14.10. d.J. (1964) fand ein Plenum des ZK der KPdSU statt. Das Plenum erfüllte die Bitte des Genossen N.S. Chruschtschow, ihn von den Pflichten als 1. Sekretär des ZK der KPdSU, als Mitglied des Präsidiums des ZK der KPdSU und als Vorsitzender des Ministerrates der UdSSR in
Verbindung mit seinem fortgeschrittenen Alter und der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes zu entbinden. Das Plenum des ZK der KPdSU wählte den Genossen L.I. Breschnew zum 1. Sekretär des ZK der KPdSU."

Ich war damals 23. Jahre alt und über die Nachrichten im Radio war mir der Schwiegersohn von Nikita kein unbekannter.

Aber hier lese selbst was der Journalist D. Kosthorst im Heft 2/1996 des „ifz – münchen“ schreibt:

https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1996_2_4_kosthorst.pdf
 
Na, das ist ja mal interessant. Aber ich glaube kaum, dass man damals die DDR verkauft hätte. Für mich hört sich das eher so an, als ob Chruschtschow, so eine Art von neuer Ostpolitik machen wollte. Nur unter sowjetischen Vorzeichen. Darauf konnte sich Erhard nicht einlassen. Die CDU hätte ihn gesteinigt. Und die Erläuterungen, man wäre in Westdeutschland bereit, auf die Ostgebiete zu verzichten, inklusive Ostpreußens, können nur von einem Besoffenen sein! Wäre so etwas an die Öffentlichkeit gelangt, hätten sich die Unionsparteien begraben können! Nicht nur, dass die Vertriebenenverbände, ihnen die Hölle heiß gemacht hätten, nein! Auch der Rest der Einwohner wäre Amok gelaufen. Das hätte bedeutet, ein Drittel des infrage stehenden deutschen Territoriums, vorzeitig preiszugeben. Und das vor offiziellen Verhandlungen? Dafür wäre Erhard aus dem Amt geflogen.

Dazu kommt noch, dass über einen Friedensvertrag alle 4 Mächte zu verhandeln gehabt hätten. Und das wäre 1964 sehr unwahrscheinlich gewesen. Und warum bitteschön, hätte die junge BRD, welche sich schon mit der Aufstellung der Bundeswehr schwergetan hat, sich der VRC anlegen? Deutschland, hatte noch nie in seiner Geschichte, eine gemeinsame Grenze mit China!

Außerdem, war China viel zu groß. Alleine, hätte die BRD nichts ausrichten können. Und wer wäre damals bereit gewesen, gegen China Krieg zu führen. Frankreich hat China ja sogar beim Aufbau seines Atomprogramms geholfen. Die Bürger der Bundesrepublik waren damals eher am Verarbeiten und Vergessen des letzten Krieges interessiert. Nicht zur reden vom wirtschaftlichen Wiederaufbau Westdeutschlands. Und selbst wenn, die SU bereit gewesen wäre, gegen entsprechende wirtschaftliche Zugeständnisse der BRD, die DDR samt den Ostgebieten zu verkaufen, so hätte dies Jahre bedeutet. Man darf nicht vergessen, was im Krieg alles Materiell zerstört wurde! Von den immateriellen, also menschlichen Schäden gar nicht zu reden! Wäre es dazu gekommen, dass man sich auf ein entsprechendes Abkommen geeinigt hätte, so hätte dies wahrscheinlich bedeutet, jahrzehntelang Vorzugsleistungen an die UdSSR zu geben. Und das hätte sicherlich auch Ärger mit dem Westen bedeutet. Denn, auch wenn man damals an Entspannung interessiert war, die Aussicht, jahrelang bei wirtschaftlichen Kontakten, abgehängt zu werden, fanden die Alliierten sicherlich nicht so toll. Mal abgesehen davon, dass ihnen an einer dauerhaften Stärkung der UdSSR, nicht wirklich gelegen sein konnte.

Eine westdeutsche Regierung, welche auch nur etwas Ähnliches wie Rapallo versucht hätte, wäre klein gemacht worden. Die UdSSR hatte natürlich bei sich mehr Spielraum! Aber eine Revisionspolitik, auf Kosten der Ostblockstaaten, ohne diese auch nur anzuhören, das hätte den Ostblock gesprengt. Und ich glaube kaum, dass sich irgendjemand bereitgefunden hätte, sich mit der Volksrepublik China anzulegen. Zumal dazu nicht der geringste Grund bestanden hat.
 
Na, das ist ja mal interessant. Aber ich glaube kaum, dass man damals die DDR verkauft hätte. Für mich hört sich das eher so an, als ob Chruschtschow, so eine Art von neuer Ostpolitik machen wollte. Nur unter sowjetischen Vorzeichen. Darauf konnte sich Erhard nicht einlassen. Die CDU hätte ihn gesteinigt. Und die Erläuterungen, man wäre in Westdeutschland bereit, auf die Ostgebiete zu verzichten, inklusive Ostpreußens, können nur von einem Besoffenen sein! Wäre so etwas an die Öffentlichkeit gelangt, hätten sich die Unionsparteien begraben können! Nicht nur, dass die Vertriebenenverbände, ihnen die Hölle heiß gemacht hätten, nein! Auch der Rest der Einwohner wäre Amok gelaufen. Das hätte bedeutet, ein Drittel des infrage stehenden deutschen Territoriums, vorzeitig preiszugeben. Und das vor offiziellen Verhandlungen? Dafür wäre Erhard aus dem Amt geflogen.

Dazu kommt noch, dass über einen Friedensvertrag alle 4 Mächte zu verhandeln gehabt hätten. Und das wäre 1964 sehr unwahrscheinlich gewesen. Und warum bitteschön, hätte die junge BRD, welche sich schon mit der Aufstellung der Bundeswehr schwergetan hat, sich der VRC anlegen? Deutschland, hatte noch nie in seiner Geschichte, eine gemeinsame Grenze mit China!

Außerdem, war China viel zu groß. Alleine, hätte die BRD nichts ausrichten können. Und wer wäre damals bereit gewesen, gegen China Krieg zu führen. Frankreich hat China ja sogar beim Aufbau seines Atomprogramms geholfen. Die Bürger der Bundesrepublik waren damals eher am Verarbeiten und Vergessen des letzten Krieges interessiert. Nicht zur reden vom wirtschaftlichen Wiederaufbau Westdeutschlands. Und selbst wenn, die SU bereit gewesen wäre, gegen entsprechende wirtschaftliche Zugeständnisse der BRD, die DDR samt den Ostgebieten zu verkaufen, so hätte dies Jahre bedeutet. Man darf nicht vergessen, was im Krieg alles Materiell zerstört wurde! Von den immateriellen, also menschlichen Schäden gar nicht zu reden! Wäre es dazu gekommen, dass man sich auf ein entsprechendes Abkommen geeinigt hätte, so hätte dies wahrscheinlich bedeutet, jahrzehntelang Vorzugsleistungen an die UdSSR zu geben. Und das hätte sicherlich auch Ärger mit dem Westen bedeutet. Denn, auch wenn man damals an Entspannung interessiert war, die Aussicht, jahrelang bei wirtschaftlichen Kontakten, abgehängt zu werden, fanden die Alliierten sicherlich nicht so toll. Mal abgesehen davon, dass ihnen an einer dauerhaften Stärkung der UdSSR, nicht wirklich gelegen sein konnte.

Eine westdeutsche Regierung, welche auch nur etwas Ähnliches wie Rapallo versucht hätte, wäre klein gemacht worden. Die UdSSR hatte natürlich bei sich mehr Spielraum! Aber eine Revisionspolitik, auf Kosten der Ostblockstaaten, ohne diese auch nur anzuhören, das hätte den Ostblock gesprengt. Und ich glaube kaum, dass sich irgendjemand bereitgefunden hätte, sich mit der Volksrepublik China anzulegen. Zumal dazu nicht der geringste Grund bestanden hat.

Müssen wir wirklich jedes noch so absurde kontrafaktische Szenario ausdiskutieren? Man sollte sich ja auch zumindest über bestimmte Grundzüge der Politik und des Völkerrechts bewusst sein. Die DDR war ein souveräner Staat, von den meisten Staaten der Staatengemeinschaft anerkannt, keine Bananenrepublik und auch keine Sowjetprovinz, die die SU mal eben unter Missachtung internationaler Verträge so mal eben en passant an die BRD verkaufen konnte wie das Zarenreich 1867 Alaska an die USA abtrat.

Nach 1945 waren in Ost-Mitteleuropa neue Fakten geschaffen worden. Polen verlor die Gebiete, die es 1921 nach dem Polnisch-Sowjetischen Krieg annektiert hatte. Es wurde dafür mit Schlesien und Pommern entschädigt, Territorien, die vor 1945 mehrheitlich deutsch waren. Der dabei geschehene Bevölkerungsaustausch war mit zahllosen Grausamkeiten verbunden. Um 1964 lebten kaum noch Deutsche in den Ostgebieten. Die Oder-Neiße Grenze war Fakt, sie war ein Resultat des von Deutschland angezettelten Rasse- und Vernichtungskrieges. Es ließ sich so ein barbarisches Experiment einer ethnischen Säuberung nicht wiederholen. Die Restitution von Deutschland in den Grenzen von 1937 war einfach nur Bullshit, Es hätte die Rückgabe von Pommern Schlesien und Ostpreußen für Polen die Annexion der wirtschaftlich bedeutendsten Landesteile bedeutet. Polen wäre als souveräner Staat kaum noch lebensfähig gewesen. Wie wollte man das den Polen zumuten, nachdem, was Polen im 2. Weltkrieg alles erlebt hatte!

Man sollte auch den Einfluss der Vertriebenenverbände nicht überschätzen. Sicher die CDU biederte sich bei denen an, faselte davon, dass Schlesien oder Ostpreußen Deutsch bleibe. Inzwischen lebten Polen dort. Die Flüchtlinge waren inzwischen in der BRD gut integriert. Jedem halbwegs realistisch denkenden Menschen musste klar sein, dass die Oder-Neiße nicht zur Disposition stand oder stehen konnte. Die Mehrzahl der Bevölkerung der BRD hatte ganz andere Sorgen, als die Ostgebiete.
 
Sicher die CDU biederte sich bei denen an, faselte davon, dass Schlesien oder Ostpreußen Deutsch bleibe.

Ja, die Adenauer CDU hatte sogar extra ein Ministerium für die Vertriebenen eingerichtet. Minister war Theodor Oberländer, ehemals Mitglieder der NSDAP und Obersturmführer der SA. Auch die Funktionäre des Verbandes der Vertriebenen war mit ehemaligen Nazis durchsetzt.
 
Ja, die Adenauer CDU hatte sogar extra ein Ministerium für die Vertriebenen eingerichtet. Minister war Theodor Oberländer, ehemals Mitglieder der NSDAP und Obersturmführer der SA. Auch die Funktionäre des Verbandes der Vertriebenen war mit ehemaligen Nazis durchsetzt.

Solche Namen wie der in Thüringen geborene Theodor Oberländer erinnern mich immer an den „Kaderleiter“ der Regierung in Bonn.
Ich meine den Oberschlesier Albert Norden der ab 1955 Sekretär des ZK der SED – verantwortlich für Agitation und Propaganda – wurde.
Er leitete u.a. eine Kommission die zuständig war für die Aufarbeitung für Kriegs- und Naziverbrechen.
Albert Norden war dann ab 1965 der Herausgeber eines „Braunbuch“.
Es enthielt anfangs 1.800 Namen von Nationalsozialisten und Kriegsverbrechern die in Führungspositionen der Regierung der BRD waren. In der 3. Auflage waren es dann sogar 2.300 Namen.

Den Ruf als >Kaderleiter< erhielt er in der DDR in den späten 50iger Jahren als er Pressekonferenz zur faschistischen Vergangenheit einiger Mitglieder der Adenauer-Ära abhielt.

In der ARD Mediathek gibt es auch ein Video (Dauer 17 min) mit den Titel: „Pressekonferenz Ausschuss für Deutsche Einheit Berlin“.
 
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