Wer weiß es besser/genauer?

Ralf.M

Aktives Mitglied
Es geht um den Ort des Osterspaziergangs „Von dem Tore...“.

Genaues weiß man wohl nicht. Man vermutet der Geheimrat war zu dieser Zeit wieder einmal in den Erfurter Geraauen.
Da war er ja oft.
Belegt sind aber wohl nur seine Spaziergänge mit Karl Friedrich von Dachröden und den damaligen Stadthalter, Karl Theodor Dalberg.
 
Ob es die Auen der Gera* waren? Ich befürchte, wenn nicht überliefert ist (in Briefen oder Eckermanns Erinnerungen), in welchem Zusammenhang Goethe diesen Teil des Faust verfasst hat, dass das nicht zu klären sein wird. Allenfalls Lokalpatrioten werden einen spezifischen Ort "wiedererkennen". Manch einer meint ja, dass Goethe hier Remineszenzen an seine Kindheit verwoben hat, dann wären wir in Frankfurt/Main.

Mein damals, im ersten oder zweiten Semester, noch für 99 DM erworbener Regalmeter Goethe-Gesamtausgabe steht bei meinem Vater im Keller und der will seine Kinder vernünftigerweise nicht sehen, bevor er keinen Impfschutz hat.


*Sorry, aber ich stand erst auf dem Schlauch: "Was sind Gera(a)uen?"
 
Die Geraaue (Gera - Aue) ist ein Gebiet nördlich von Erfurt.

Namen hat sie von der aus südlicher Richtung kommend und Stadt durchfließenden Fluss namens >Gera<.
Hat nichts mit der thüringischen Stadt Gera zu tun.

Die Gera entsteht im thüringische Plaue. In Plaue ist der Zusammenfluss „Wilder Gera“ mit „Zahmer Gera“.

Ankommend im Süden von Erfurt fließt sie durch die Stadt, auch unter der Krämerbrücke (einzige Holzbrücke in Deutschland auf der bewohnte Wohnhäuser mit Boutiquen stehen.).
Sie durchquert das „Große Rieth“ am nördlichen Stadtende, fließt durch den Ort Gispersleben, den Ort Kühnhausen und weitere Orte. Im Ort Gebesee mündet sie dann in die Unstrut.
Das Gebiet wo die Gera die Stadt verlässt bis zur Einmündung in die Unstrut trägt den Namen „Gera – Aue“.

Ein beliebtest Wanderziel der Erfurter. Hervorragend geeignet für Training des Hirns.

Und da Goethe sich viel in Erfurt aufhielt, meint man – ohne es Belegen zu können – es könnte sich hier um diese Aue handeln.

Im Osterspaziergang sind einige Sätze die man fast zweifelsfrei der mittelalterlichen Stadt Erfurt zuordnen könnte.
Aber es gibt auch Sätze wo man seine Zweifel hat.
Z.B.: „Und bis zum Sinken überladen, entfernt sich dieser letzter Kahn...“. Kähne auf diesen Teilstück der Gera? Da ist wohl dieser Fluss weder von der Breite noch Tiefe geeignet.
Von einem Berg ist auch die Rede. Berge findet man aber dort keine. Südlich beim Eintritt in die Stadt ja.

Das Tor allerdings, da könnte das Johannestor, eines der ehemaligen 11 Stadt - Tore von Erfurt, gemeint sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
In Jena ist man überzeugt, dass Goethe das damalige Städtchen Jena vor Augen hatte. Dort gibt es ein hohles, finstres Tor, aus dem die Menschen heraus in die grünende Frühlingslandschaft mit Gärten, Bächen und einer sich durchs Tal schlängelnden Saale unterhalb der umgebenden Berge strömen konnten. Also topographisch passt Jena besser als das flache Erfurt mit seinem Flüsschen ;-)
 
Jena...
Diese Aussage halte ich eher für möglich.
Der Geheimrat war ja oft in Jena. In der Summe sollen es > 5 Jahre gewesen sein.
Als Tor käme da für mich das Löbtertor in Frage. Von da dann ins mittlere Saaltal.
Berge gibt es auch und mit dem Kahn kann man ja auch auf der Saale fahren.

Und in Jenna näherte sich auch Goethe an Schiller (1794). Der Xenienkrieg begann dann wohl auch in Jena.
Goethe schrieb dort auch „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, das Epos „Herrmann und Dorothea“, er wurde auch in Jena inspiriert zu seiner Ballade „Erlkönig“ u.v.a.m.

Also Jena erscheint mir glaubwürdig.
 
Es gibt eine analoge Diskussion zu Müllers: "Brunnen vor dem Tore". Nachdem sich einige Städte damit schmücken wollten und man sich angeblich einigte, fand ich eine interessante alte Veröffentlichung im "Dessauer Kulturspiegel".
Wonach es sich nicht um einen konkreten Ort, sondern um einen fiktiven gehandelt haben könnte, wo der Dichter auf Reisen gesammelte Eindrucke vereinigte. Ähnliches wäre bei Goethe denkbar.
 
Zurück
Oben