Werwolf - Mythos und Realität

nur sehr selektiv öffentlich zu machen, seien "Werwölfe" doch Geächtete, die aufgrund ihrer Taten aus der "Friedensgemeinschaft" verstoßen wurden und ihre Rechtsfähigkeit verloren.

Nur bei dem was mir erzählt wurde war es ja genau umgekehrt
sie solle ja als Kleinkinder der Familie weggenommen worden sein um wenn erwachsen unvoreingenohmen "höhere Aufgaben" zum wohl der Sippe auszuführen

Aber selektiv wäre das doch schon, oder?
 
@Floxx
selektiv wäre es wenn es
1. mehrere unterschiedliche Geschichten gab
2. es von den Nazis verbreitet worden wäre
da ich aber beides weder bejaen noch verneinen kann ist es mir unmöglich zusagen es ist selektiv:confused:
 
@Floxx
selektiv wäre es wenn es
1. mehrere unterschiedliche Geschichten gab
2. es von den Nazis verbreitet worden wäre
da ich aber beides weder bejaen noch verneinen kann ist es mir unmöglich zusagen es ist selektiv:confused:

Natürlich! Deswegen habe ich ja den Konjunktiv gewählt. Aber mal im Ernst: Weiß jemand Genaueres zur Werwolf-Mythologie bei den Germanen und darüber, wie diese in der NS-Zeit rezipiert worden ist?
 
Zur NS-Zeit weiß ich nur das, worauf ich anspielte und was ich für allgemein bekannt hielt: Als "Werwölfe" sollten Hitlerjungen die feindlichen Truppen guerillamäßig angreifen, gerade auch, nachdem die Front schon durchgezogen war. Und um die Verbindung von der Schauergestalt Werwolf zum Guerillakämpfer herzustellen, brauchte man geradezu Geschichten wie die von Guntbots Opa. (Würd mich jetzt doch mal interessieren: Welcher Jahrgang war er? Also, wann ist er zur Schule gegangen? - Ich hoffe, ich stresse deinen armen Opa nicht gar zu sehr...)

Zu den Germanen: In Grimms Deutscher Mytholgie sind ca. 4 Seiten dazu, also nicht wenig bei der kompakten Darstellung, aber alles im Rahmen der gängigen volkstümlichen Traditionen.
 
@Arne Alexander
mein Opa war Jahrgang 1894,er hat aber nur im 1WW gedient
mein Vater als jüngster Sohn ist Jahrgang 1931 und hat nie gedient er ist ein weiser Jahrgang
 
Um mal zum Ausgangspunkt zurückzukehren (und nach ein paar Monaten für mich auch wieder ins Geschichtsforum):

Viele werden das gleich als Unsinn abtun.

Wie war das? Hinter jedem universellen Aberglauben steht eine universelle Erfahrung?

Soweit ich mich erinnere, gibt / gab es im Baltikum die Vorstellung, Werwölfe wären die "Hunde Gottes", die nachts ausziehen um mit den Dienern des Teufels zu kämpfen. Dahinter könnte ein in seinen Wurzeln vielleicht paneuropäischer Fruchtbarkeitskult stehen. Werwölfe (ob real ober fiktiv) müssen also durchaus nicht immer negativ besetzt sein. Und es wäre zu klären, ob sie nicht in ihrem Ursprung sogar positive Funktionen hatten.

Dazu kann ich einen schon etwas älteren Titel empfehlen: Carlo Ginzburg; Die Benandanti. Feldkulte und Hexenwesen im 16. und 17.Jahrhundert.; 1980. In irgendeiner Fuß-(End)Note verweißt er soweit ich mich erinnere darauf.

Jetzt noch tiefer zu schauen, hieße zu klären, was eigentlich positiv oder negativ ist und genauer auf die Funktionen eines Schamanismus zu schauen.

Bye

Suedwester
 
@Suedwester
Unheil von der Sippe abhalten indem man ihre Teilung oder einen Kampf um die Vormachtstellung verhindert,wobei beides die Sippe schwächen würde,ist ja durchaus eine positive Angelegenheit.Wobei ich der Meinung bin , dass es kein Gut oder Böse gibt sondern eher ein Vorteilhaft oder Unvorteilhaft wobei es dann nur noch darauf ankommt ob der Vor(nach)teil taktischer oder stratekischer Natur ist
 
dass es kein Gut oder Böse gibt sondern eher ein Vorteilhaft oder Unvorteilhaft wobei es dann nur noch darauf ankommt ob der Vor(nach)teil taktischer oder stratekischer Natur ist

Und genau deswegen habe und würde ich das hier jetzt nicht breittreten wollen.
 
Werwölfe (ob real ober fiktiv) müssen also durchaus nicht immer negativ besetzt sein. Und es wäre zu klären, ob sie nicht in ihrem Ursprung sogar positive Funktionen hatten.

Das ist jetzt mal etwas offtopic, aber das ist das Thema ja sowieso.
Als ich letztens in der Klinik war hatte ich ja Zeit und habe die halbe Bibliothek geplündert.
Unter anderem habe ich da auch den kompletten "Harry Potter" gelesen.
Ich mus sagern, der Lupus war mir sympatisch.

Eine Frage noch an Suedwester.
Werwölfe (ob real ober fiktiv)
Was meinst du damit?
 
Eine Frage noch an Suedwester. Was meinst du damit?

Moin Florian,

es gibt da so ein schönes Zitat, von wem müsste ich nochmal versuchen rauszukriegen, welches da heisst: "Realität ist der Teil der Vorstellung, über den wir uns alle einig sind."

Im christlichen Europa vor Kopernikus war man sich wohl bis auf wenige Ausnahmen einig, daß die Erde eine Scheibe sei, die von Sonne etc. umkreist wurde. Das war die anerkannte Realität und jeder der davon abwich bekam schlimmstenfalls ein kostenloses Feuerchen und günstigstenfalls einen Platz im Irrenhaus.

Was ich damit sagen will ist, das "Realität" vom Stand der Wissenschaft / Philosophie / Religion etc zum gegebenen Zeitpunkt determiniert ist und sich über die Zeit ändert. Für die Leute, die, ob als Schamanen in polytheistischen Gesellschaften, Hexen in der FNZ oder heute nach der dritten Pille "Erfahrungen" welcher Art auch immer hatten und haben, sind diese durchaus "real". (Siehe Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen oder ähnliches)

Ich weiß, ich habe mich hier schon öfters mit dieser These unbeliebt gemacht, aber ich denke schon, daß Werwölfe, Hexenfahrten etc sowohl für einen Teil der "Beteiligten" als auch für deren Umwelt real waren, auch wenn sie nach unserem heutigen Verständnis nur psychologisch zu erklären sind. Wer sich heute mit aktuellem Wissen als Werwolf denunziert, oder Vampir, Batman ... den würde ich auch eher in eine der Ecken "Psychologischer Problemfall", "Besonders Geltungssüchtig" oder "Perfekter Marketingmanager" stecken. Was ja vielleicht auch alles nur ein Synonym für das Gleiche ist ;)

Ich hoffe, ich konnte ein klein wenig erklären, wie die im Beitrag weiter oben genannte "Realität" zu verstehen ist ...

LG

Suedwester
 
Moin Florian,

es gibt da so ein schönes Zitat, von wem müsste ich nochmal versuchen rauszukriegen, welches da heisst: "Realität ist der Teil der Vorstellung, über den wir uns alle einig sind."

Im christlichen Europa vor Kopernikus war man sich wohl bis auf wenige Ausnahmen einig, daß die Erde eine Scheibe sei

Und das ist ein ein schönes Beispiel für einen modernen Mythos, der zwar von vielen geglaubt wird, obwohl er nachweislich falsch ist. Die Kugelgestalt der Erde war auch vor Kopernikus so gut wie unumstritten.

http://www.geschichtsforum.de/f4/ist-die-erde-eine-scheibe-343/
 
Jetzt wirds ganz weit off topic:

Hyokkose: Von wem unumstritten? Von irgendwelchen "abgehobenen" Gelehrten wie Aristoteles, Isidor, Beda Venerabilis oder Thomas von Aquin die Nullkommekeineahnung Prozent der Bevölkerung ausmachten, oder vom "08-15"-Bauern, der sich sicher war, daß man von einer Kugel ja irgendwann mal runterfallen musste, weil es einfach zu steil würde ...? Und was würde der genannte Bauer eher verstehen - ein gelehrtes Traktat (auf Latein?) oder das, was ihm der "gesunde Menschenverstand" und die tagtägliche Erfahrung zeigt?
Wie Bücher interpretiert wurden bzw. werden konnten, dazu wieder: Ginzburg, Der Käse und die Würmer.

Auch die Werwölfe werden IMMER ihre Kritiker gehabt haben. Und es wird sicher auch Zeiten gegeben haben, in denen sie als Schauermärchen oder einfach Spinnerereien abgetan wurden. Wie ich das ansonsten sehe, habe ich schon weiter oben geschrieben.

Bye

Suedwester
 
Jetzt wirds ganz weit off topic:

Hyokkose: Von wem unumstritten?

Von jedem, der sich nachweislich mit der Sache befaßt hat.

Es geht schlicht darum, ob wir uns mit nachweisbaren Fakten befassen oder mit dem, was in Deiner oder in meiner Phantasie sich die Bauern gedacht haben.

In meiner Phantasie war das den Bauern schlicht wurscht. Und wenn's einen interessiert hat, dann hat er den Pfarrer gefragt, also einen Menschen, der lateinische Traktate lesen konnte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es gibt einen guten Realitätstest: "Zwick mich mal!"
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His ignorance was as remarkable as his knowledge. Of contemporary
literature, philosophy and politics he appeared to know next to nothing.
Upon my quoting Thomas Carlyle, he inquired in the naivest way who he
might be and what he had done. My surprise reached a climax, however,
when I found incidentally that he was ignorant of the Copernican Theory
and of the composition of the Solar System. That any civilized human
being in this nineteenth century should not be aware that the earth
travelled round the sun appeared to be to me such an extraordinary fact
that I could hardly realize it.

"You appear to be astonished," he said, smiling at my expression of
surprise. "Now that I do know it I shall do my best to forget it."

"To forget it!"

"You see," he explained, "I consider that a man's brain originally is
like a little empty attic, and you have to stock it with such furniture
as you choose. A fool takes in all the lumber of every sort that he
comes across, so that the knowledge which might be useful to him gets
crowded out, or at best is jumbled up with a lot of other things so that
he has a difficulty in laying his hands upon it. Now the skilful workman
is very careful indeed as to what he takes into his brain-attic. He will
have nothing but the tools which may help him in doing his work, but of
these he has a large assortment, and all in the most perfect order. It
is a mistake to think that that little room has elastic walls and can
distend to any extent. Depend upon it there comes a time when for every
addition of knowledge you forget something that you knew before. It is
of the highest importance, therefore, not to have useless facts elbowing
out the useful ones."

"But the Solar System!" I protested.

"What the deuce is it to me?" he interrupted impatiently; "you say
that we go round the sun. If we went round the moon it would not make a
pennyworth of difference to me or to my work."

I was on the point of asking him what that work might be, but something
in his manner showed me that the question would be an unwelcome one. I
pondered over our short conversation, however, and endeavoured to draw
my deductions from it. He said that he would acquire no knowledge which
did not bear upon his object. Therefore all the knowledge which he
possessed was such as would be useful to him. I enumerated in my own
mind all the various points upon which he had shown me that he was
exceptionally well-informed. I even took a pencil and jotted them down.
I could not help smiling at the document when I had completed it. It ran
in this way--


1. Knowledge of Literature.--Nil.
2. Philosophy.--Nil.
3. Astronomy.--Nil.
4. Politics.--Feeble.
5. Botany.--Variable. Well up in belladonna,
opium, and poisons generally.
Knows nothing of practical gardening.
6. Geology.--Practical, but limited.
Tells at a glance different soils
from each other. After walks has
shown me splashes upon his trousers,
and told me by their colour and
consistence in what part of London
he had received them.
7. Chemistry.--Profound.
8. Anatomy.--Accurate, but unsystematic.
9. Sensational Literature.--Immense. He appears
to know every detail of every horror
perpetrated in the century.
10. Plays the violin well.
11. Is an expert singlestick player, boxer, and swordsman.
12. Has a good practical knowledge of British law.


When I had got so far in my list I threw it into the fire in despair.
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Monty Python-Schwarzer Ritter kampf-Die Ritter der kokusnuss - Dominik-Boy - MyVideo
 
Auch die Werwölfe werden IMMER ihre Kritiker gehabt haben. Und es wird sicher auch Zeiten gegeben haben, in denen sie als Schauermärchen oder einfach Spinnerereien abgetan wurden.
Suedwester

Du verstehst mich nicht.
Es kann doch keinen Kritiker geben für etwas, das es nicht gibt.

Ich will jetzt endich mal wissen, was ein Werwolf ist? (aber so, dass ich es verstehe)
Ist es denn so schwer, mir das zu erklären?
 
Zuletzt bearbeitet:
den Pfarrer gefragt, also einen Menschen, der lateinische Traktate lesen konnte.

... womit jetzt erstmal geschaut werden müsste, in wie weit der Pfarrer (als Typus, nicht als Individuum)
1. Des Lateinischen mächtig und
2. religiös "linientreu"
war ... ;)

Bye

Suedwester

PS.: Funktionuckeln die Zitate bloss bei mir nicht oder ist das ein allgemeines Problem?
PPS.: Nur bei mir .. nach Neustart gehts wieder.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Florian:
Man kann - vermutlich - alles Denken. Und alles was man Denken kann, kann man auch kritisieren. Oder hat Spee die Idee der Existenz von Hexen nicht kritisiert?

Was ein Werwolf ist? Wie alles "Nichtmaterielle" wahrscheinlich für jeden etwas anderes. Eine "Definition" halte ich hier für sehr schwierig.

Bye

Suedwester
 
Was ein Werwolf ist? Wie alles "Nichtmaterielle" wahrscheinlich für jeden etwas anderes. Eine "Definition" halte ich hier für sehr schwierig.



Ja, und worüber wird hier seit 51 Beiträgen gestritten?

Das Thema war mir von Anfang an suspekt, nur wollte ich es etwas hochtreiben.
Aber ich sehe, dass das nichts nützt. Hier sind immer noch Märchenerzähler am Werke.
 
Streite ich mich gerade? *grübelz*

Werwölfe sind ein Topos wie Hexen (die bzw. deren Verfolgung hier im Forum sogar einen eigenen Thread haben), Gilgamesch (der hier im Forum auch immer mal wieder auftaucht) die Sintflut oder Jesus (dessen historische Realität ich zwar ganz persönlich annehme auch wenn ich kein Christ bin, die meiner Meinung nach aber keinesfalls bewiesen ist). Werwölfe sind also - für mich - thematisch ähnlich einzuordnen bzw haben genau das gleiche Recht hier diskutiert zu werden wie Hexen etc ...

Bye

Suedwester
 
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