Westliche Oasen - Karawanen

Wsjr

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Moin
Da ich Februar/März vermutlich unten sein werde um von Bahariyya nach Farafra zu wandern beschäftige ich mich gerade etwas intensiver mit den westliche Oasen, soweit mir mein Studium Zeit dafür lässt.
Zwar sitze ich praktisch an der Quelle, aber die Ägyptologie, zumindest in Bonn ist mehr eine Sprachwissenschaft, die spezielleren Themen kommen da leider etwas zu kurz. Speziell das "wie" wird mal schnell übergangen.
Zwar wird in vielen Berichten erwähnt das diese Expeditionen stattfanden aber von den einzelnen Schwirigkeiten der Reisen habe ich zumindest noch nichts finden können.

Zu Pharaonischer Zeit war der Esel das einzige Transporttier und dies war kein wirklich an die Wüste angepasstes Tier. Ihm fehlen im Vergleich zum Kamel die breiten Fußpolster die auch auf weichem Sand tragen und die verschließbaren Nüstern gegen Sandstürme. Von der Fähigkeit extrem lange Durststrecken zu überstehen ganz zu schweigen.

Schaut man sich mal die Strecken an die zwischen den einzelnen Oasen liegen sind das gewaltige Strecken.
Von der am nächsten liegenden Stelle am Nil bis nach Bahariyya sind es knapp 170km Luftlinie. vom Fayyum sogar 190.
Von Bahariyya bis nach nach Farafra 170km.
Von Farafra nach Dhakla 180 km
Von Dhakla nach Charga 150km
Von Charga ins Niltal 160 km
Von Bahariya nach Siwa sogar 380 km.

Und das sind alles ungefähre Abmessungen via GoogleEarth und bezieht sich nur auf die Strecke via Luftlinie. Die echten Strecken müssen noch deutlich länger sein da man um Abbruchkanten und unpassierbares Gelände navigieren muss. Nicht alles ist Hamada. Ich frage mich wie Esel in Sandwüsten zurechtkommen.
Die Truppen müssen mehrere Tage unterwegs gewesen sein und ungeheure Mengen Wasser für die Esel und die Menschen mit sich geschleppt haben.
Wenn man heutzutage mit dem Sulky von Bahariyya nach Farafra wandert baraucht man so ca. 8 Tage und mindestens 60 Liter pro Person. Und das für Leute die nicht unter Umständen noch Handelsgüter schleppen und mit modernen Wägelchen in Leichtbauweise, Funktionskleidung und GPs ausgestattet sind.
Die Expeditionen in die libyische Wüste muss zweifellos extreme Herausforderungen in den damaligen Zeiten gewesen sein.

Bisher ist mir nicht bekannt das irgendwelche experimentalarchäologischen Experimente gemacht wurden um so eine Route mal nachzugehen.

Ich finde dieses Thema jedenfalls sehr spannend und werde schön fleißig in der Bibliothel weitersuchen. Vielleicht hat heir jemand ja auch einige weitere Infos und Hintergrundwissen und kennt sogar irgendwelche Literatur.
 
Ich kann nur sagen, was ich im Fernsehen zu diesem Problem gesehen habe und das dürfte allgemein bekannt sein. Es wurden auf der Strecke zu den Oasen Trinkwasserdepots in Tonkrügen angelegt, abhängig von der Tagesleistung einer Eselkarawane. Scherbenhaufen dieser Depots befinden sich an den Wegen. Da die Tagesleistung von Eseln geringer ist als die von Kamelen, wurde eine hohe Anzahl an Depots benötigt und es bedurfte einer ständigen Nachschublieferung. Wahrscheinlich ist das Klima damals regenreicher gewesen. Der Siegeszug der Kamele trat wohl erst ein, als die Esel wegen fortschreitender "Verwüstung" die Strecke nicht mehr gehen konnten oder die Wasserdepots wegen zu hoher Kosten nicht mehr vorgehalten werden konnten.
 
@Ursus

Ja der beredte Bauer. Da errinere ich mich noch viel zu gut dran. Kam vor kurzem in unserer Klausur vor:cry:=)

@Brahmenauer
Das ist interessant. So eine dauerhafte Versorgung der Karawanenwege muss ja eine logistische Megaaufgabe gewesen sein.
Mal sehen was ich noch dazu finde.
Die heutigen Beduinen kenne ja ihre Kniffs und Tricks wo Wasser zu finden ist wo wir nur Sand und Fels sehen würden.
Ich frage mich ob die Ägypter Libyische Scouts benutzt haben, bei der Durchquerung der Wüsten.
 
Stellt sich die Frage, wie die mit Wasser gefüllten Tonkrüge in die Wüste kamen. Oder wurde das Wasser aus Schläuchen umgefüllt?
 
Ist es denn sicher, dass die heutigen Oasen mit den damaligen übereinstimmen? Evtl. gab es ja noch Orte, die heute versandet sind und aufgegeben wurden, damals jedoch noch Wasser führten.
 
Ist es denn sicher, dass die heutigen Oasen mit den damaligen übereinstimmen? Evtl. gab es ja noch Orte, die heute versandet sind und aufgegeben wurden, damals jedoch noch Wasser führten.

Zumindest die Großoasen welche von mir auch im ersten Post genannt wurden sind zum großen Teil bereits seit dem neolithikum besiedelt gewesen und auch aus den verschiedensten dynastien hat man Funde gefunden.
Aber es könnte natürlich sein dass kleinere Wasserlöcher und Oasen seitdem tatsächlich versandet sind und dementsprechend nicht mehr in der Karte auftauchen.

Da gäbs jetzt wohl Zwei Möglichkeiten. Die alten Schriften zu durchstöbern und nach Oasen zu suchen die Heute nicht mehr zu identifizieren sind und geologische Untersuchungen durchzuführen
 
Hoi zäme

Entlang der alten Handelsrouten in der Sahara wurden in der Vergangenheit Wasserdepots aus allen möglichen Epochen gefunden: Strausseneier, Tontöpfe, Guerbas, Flaschen, Kanister, usw.
Im Gilf Kebir gibt (und gab) es kaum Wasserstellen oder Gueltas. Und es gibt keine Siedlungsfunde, ausser aus dem Neolithikum. Hier musste man sich wohl schon immer mit solchen Versorgungsdepots behelfen. Dazu waren eigens Wasserkarawanen (meist Esel) unterwegs. Aber neben dem fehlenden Trinkwasser war der Mangel an Tierfutter ein mindestens so grosses Problem. Die meisten Wadis sind fast vegetationslos. Und es gibt auch kaum Jagdwild.
Die libysche Wüste ist daher vergleichbar mit der Ténéré oder der Tanezrouft.

Gruss Pelzer

.
 
Zumindest muß es in der westlichen Wüste damals noch erhöhte Wasservorkommen gegeben haben.
Der Tschadsee war früher erheblich größer und auch Fayyum , bis heute das einzige Malariagebiet in Ägypten ,war wohl wasserreicher.
In römischer Zeit wird in dieser Wüstenregion außerdem das Volk der Garamanten erwähnt, das dort sein Zentrum gehabt haben und ein ausgedehntes Handelsnetz unterhalten haben solll.Das alles setzt aber ein dichteres Netz an Wasserstellen voraus.


aufkommen g
 
Leider kann ich zum Thema selbst nichts Nennenswertes beitragen. Kürzlich erschien allerdings im Verlag Philip von Zabern eines der reich bebilderten Hefte der Reihe „Antike Welt“ mit dem relativen Schwerpunktthema „Ägyptische Oasen“, bei dem es um die westlichen Oasen Ägyptens in der libyschen Wüste geht. In 5 groben Artikeln werden einige Punkte im Sauseschritt angesprochen. Die Literaturhinweise dort könnten allerdings interessant sein. Aus dem Inhalt:
Verlag schrieb:
Das ganze Panorama archäologischer Forschung in den Oasen im ägyptischen Teil der libyschen Wüste entwerfen unsere Autoren Christian E. Loeben (Die Oasen in der libyschen Wüste), Frank Bliss (Die ägyptischen Oasen Bahariya und Farafra) und speziell zu den Heiligtümern Olaf E. Kaper (Die Tempel in der Kultlandschaft des Westens der Oase Dachla). Ein Interview mit dem aus der Oase Dachla stammenden Ägyptologen Youssef Mohamed erlaubt einen Einblick in die kulturelle Vergangenheit ägyptischer Oasen, zeigt ihren ungebrochenen Reiz auf und wagt einen Ausblick in die Zukunft.
Es gibt ein Survey-Projekt mit Namen „Dakhleh Oasis Project“ (DOP), über das in der Oase Dachla über 400 Fundplätze verzeichnet werden konnten und drei „vorägyptische“ Kulturen, da dort menschliche Aktivitäten seit über 500000 Jahren gefunden werden konnten und die Oase seit dem Neolithikum besiedelt ist. Die Oasenbewohner seien, so weit geschichtlich noch nachzuvollziehen, in der Regel noch bis vor kurzem eher den Berbern- & Beduinen zuzurechnen gewesen. Die ägyptische Oberherrschaft traf also auf eher fremde Kulturen. So spreche man noch heute etwa in der Oase Siwa eher Berberdialekte denn Arabisch – mit rapidem Verfall dieser Tradition! Handelsexpeditionen seien sowohl nach Libyen als auch in den Sudan über Jahrtausende durchgeführt worden. Die Ägypter hätten diese wichtigen Stützpunkte teils auch mit Tempelfestungen gesichert, so lautet etwa eine Überschrift „Charga – Oase der >Festungs-Tempel<“ mit Bedeutung bis weit in römische Zeiten hinein. Die Handelsaktivitäten scheinen auch einigen Reichtum zu verschiedenen Zeiten in die Oasen gespült zu haben, so sei es erst 1996 durch Zufall geschehen, dass bei Bahriya eine Nekropole gefunden wurde, die das „Tal der goldenen Mumien“ genannt werde ( – ein starkes Wort für) „Hunderte von Mumien, darunter 8 mit vergoldeten Totenmasken“. Leider wird auf die Frage der Wasserversorgung der Handelskarawanen nicht eingegangen.
Die Erhaltungsbedingungen in den Oasen seien sehr gut, nicht zuletzt durch Versandung, da durch Wanderdünen immer wieder Teile der Oasen verschüttet werden. Andere Bereiche dafür wieder freigelegt, bestens konserviert über Jahrtausende. Für die Nilbewohner seien die Oasen wohl wenig attraktiv gewesen, so seien sie auch als Verbannungsorte genutzt worden. Die wirtschaftlichen Grundlagen in der Antike seien Handel, Subsistenzwirtschaft (Getreideanbau) und vor allem Weinanbau gewesen. Wein für die Tempel und den Königshof! Neben dem bereits genannten „Geschichte des beredten Bauern aus Wadi Natrum“ sei schriftlich noch eine Stele aus der 25. Dynastie zu erwähnen, die von einem Streit um einen Brunnen und einen Aufstand berichten. „Solche Streitigkeiten gehören bis jetzt fast zum Alltag der Oasenbewohner“. Pharao Thutmosis III: (18. Dynastie) war ein großer Förderer des Weinanbaus in den Oasen und ließ diesen Wirtschaftszweig erweitern. Ab der 26. Dynastie belebte der Handel mit den Griechen die Oasen, weshalb die Herrscher vom Nil in den Oasen verstärkte Präsenz gegen die Griechen der Kyrenaika zeigten.

Gerade Weinanbau ist sehr Wasserintensiv. Die Oasen der westlichen Wüste befinden sich in einem erhöhten Plateau aus teils weichem Sandstein. Durch Oberflächenerosion sind Kessel entstanden, die z.T. über 400 m tief sind und dann nahe an das darunter liegende Grundwasser herankommen. In diesen Kesseln (ägyptisch Wehat – Grundwort für unser Wort Oase) mit ihren schroffen Nordrändern konnte sich so menschliches Leben in der Wüste behaupten. Nur dieses Grundwasser speist die Oasen, wobei das Wasser wegen der tiefen Kessel nicht abfließen kann und häufig unter dem Niveau des Meeres liegt. Siwa liegt im Schnitt 18 m unter dem Meeresspiegel. Lebensgrundlagen sind die Brunnen, die bis in die 1980er Jahre noch oft in einer Weise errichtet wurden, die an antike Praxis anknüpft und ohne mechanische Förderung das Wasser an die Oberfläche brachte. Im Neolithikum habe es zumindest in Charga und Dachla natürliche Quellen gegeben, alle heute bekannten Brunnen in Farafa und Bahriya sind von der Bevölkerung gebohrt worden. Ziel der oft sehr aufwändigen Bohrungen traditioneller Weise sind die unter Druck stehenden Aquifer, Wasserader mit natürlichem Druck, die durch eine wasserundurchlässige Sandsteinschicht nach oben natürlich abgeschlossen sind. In Charga hat man Akazienholz gefunden, das als Brunnenverrohrung für einen antiken Brunnen verwendet worden war, das eine ähnliche Bohrtechnik aufwies wie die noch vor kurzem gebräuchlichen traditionell gebohrten „artesische“ Brunnen. Letztere Brunnen wurden bis zu 100 m tief gebohrt!
„Hibis liegt ganz im Norden der … Oase Charga. In ihrer kompletten Länge ist sie Teil des berühmten Darb el-Arbain, dem `Weg der 40 Tage‘. Auf ihm wurden innerafrikanische Handelsgüter, Kamele und später auch Sklaven aus dem westlichen Sudan nach Assiut… und von dort aus in die gesamte Mittelmeerwelt transportiert. Um den Weg zu überwachen wurde eine Reihe von mit Festungsmauern umgebenen Tempelkomplexen errichtet…“
….
Sicherlich ist das Handelsgut (Kamele) deutlich jünger als zu Zeiten der Eselskarawanen in klassisch-pharaonischer Zeit. Interessant finde ich besonders die anscheinend sehr alte Methode des Brunnenbaus. Entlang der langgestreckten Oasensenken. Vielleicht wurden solche Brunnen auch für frühe Versorgung von Handelskarawanen verwendet und sind später verschüttet worden? Auch modernen Brunnen bleibt dieses Schicksal nicht erspart. Dass Wein ein frühes und wichtiges Handelsgut der Oasen war, zeigt wohl auch, dass Wasser in den Oasen selbst entsprechend vorhanden gewesen sein muss.

Vielleicht ein netter Link?
Plan der Oasen
 
Na das ist doch mal ne schöne Antwort.

Nach dem Heft werd ich mich mal umsehen. Hoffe es ist nicht vergriffen.
 
Na das ist doch mal ne schöne Antwort.

Nach dem Heft werd ich mich mal umsehen. Hoffe es ist nicht vergriffen.

Gern geschehen!

Ich denke die Literaturangaben dürften wohl am interessantesten sein. Zum Thema selbst wirst du nur noch wenig zusätzliches finden können, dazu sind die Artikel zu weit gefächert und recht kurz. Erhältlich ist es bestimmt noch.
 
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