**Wie beeinflussten die politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts die Gesellschaft in Europa?**.

K

Karinlwew

Gast
Im 20. Jahrhundert erlebte Europa zahlreiche politische Veränderungen, darunter Weltkriege, Revolutionen und den Kalten Krieg. Welche sozialen und kulturellen Auswirkungen hatten diese Ereignisse auf die europäische Gesellschaft? Welche langfristigen Veränderungen sind bis heute spürbar?",
"refusal
 
Du stellst mit Leichtigkeit eine schwere Frage. Ich will ein Bsp. bringen: Es gibt eindeutig Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, medial werden diese oft mit den 40 Jahren Trennung von Ost- und Westdeutschland erklärt. Es gibt aber Soziologen und Historiker, die durchaus der Meinung sind, dass die mentalen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gar nicht so sehr mit den 40 Jahren Trennung (die ja nun auch schon seit 35 Jahren überwunden sind) verbunden sind, also vielmehr tiefer in der Geschichte wurzeln. Andere hingegen sagen, zu den 40 Jahren Trennung kommt bei Ostdeutschen ein Biographiebruch, den Westdeutsche so kollektiv nie erlebt haben und, dass der Osten zudem kollektiv eine Abwanderung nach Westen erlebt habe.
 
Ein paar kurze Splitter.
In Ostdeutschland wurde das Berufsbeamtentum abgeschafft. Im Westen wurde dieses mit Zähnen und Klauen erfolgreich verteidigt.
Treu ergebene Vasallen der SED hatten die alten Führungseliten durch Liquidierung, Entnazifizierung und Internierung beseitigte Vorgänger ersetzt.
Weite Teile des Besitz- und Großbürgertums waren enteignet und entmachtet worden. Nicht wenige flohen vor dem Aufbau der stalinistischen Volksgesellschaft in dem Westen. In Ostdeutschland hatte ein radikaler "Elitenwechsel" stattgefunden. Dieser zielbewußte Umbau von Staat und Gesellschaft enthielt Tendenzen für eine künftige Zweistaatlichkeit Deutschlands.
In diese Richtung wirkte beispielsweise der nur Westdeutschland zugute kommende Marschallplan; Moskau hatte für seinen Machtbereicht "dankend" abgelehnt. 1948 förderte die Blockade Berlins den Antikommunismus im Westen und legte damit auch das Fundament für die Legitimierung der Staatsgründung der Bundesrepublik.
 
Ein großes und vielschichtiges Problem ...

Das 20. Jahrhundert war m.E. in der Geschichte der Menschheit das Jahrhundert, wo sich erstmalig neben der vorherrschenden kapitalistischen Gesellschaft eine sozialistische Gesellschaft in einigen Länder etablierte.
Eines der Ergebnisse war in Europa nach dem I. WK die Entstehung der Sowjetunion. Sie umfasste Teile von Europa und Asien. Die politischen Führer waren in der politischen Diskssion immer Stolze, wenn sie sagen konnten, auf 1/6 der Erde (Landmasse) hat diese neue Gesellschaftsordnung Fuß gefasst.
Ein weiteres Ergebnis war das sich diese gesellschaftliche Art im Ergebniss eines weiteren WK, den II. WK in Europa und Asien ausbreitete.
In einigen europäischen Lädern geschah dies militärisch durch den Siegeszug der Russen im Ausgang des II. WK.
In einigen wenigen Länderen Europas versuchte man allerdings selbständig die kapitalistische Geselllschaft zu überwinden. Versuche in Spanien und Griechenland schlugen fehl; Versuche in Jugoslawien waren anfänglich erfolgreich, aber nicht von Dauer.

Die neue Gesellschaftsordnung basierte auf der theoretischen Lehre des Marxismus. In einem Satz ausgedrückt: „Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist ...“
Quelle: „Drei Quellen und drei Bestanteile des Marxismus“ W.I.Lenin Band 19, Seite 3 -9.

Das Ganze mit der:
  • Diktatur des Proletariats,
  • unter der Führung einer marxistisch-leninistischen Partei
  • auf der Basis eines Volkseigentum
hat nicht funktioniert und damit ist dies zum Ende des 20. Jahrhunderts untergegangen.
Solche Länder wie Nordkorea halten sich nur durch Unterdrückung der eigenen Bevölkerung und Abschirmung gegen äußere Einflüsse. Das wird aber auf Dauer nicht funktionieren.
Ähnlich sieht es in Kuba aus.
In China gibt es nur Formal den Führungsanspruch einer Kommunistischen Partei. In China herrscht bekannterweise ja ein autokratisches Einparteiensystem.
Und in Vietnam haben wir ebenfalls eine autoritäre Regierung. Es kommt da regelmäßig zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte.
 
Die neue Gesellschaftsordnung basierte auf der theoretischen Lehre des Marxismus. In einem Satz ausgedrückt: „Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist ...“
Quelle: „Drei Quellen und drei Bestanteile des Marxismus“ W.I.Lenin Band 19, Seite 3 -9.
Allein dieser Satz von Wladimir Iljitsch müsste Marx - "Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur - blabla. Sie ist Opium für's Volk" - im Grabe rotieren lassen.

Das Ganze mit der:
  • Diktatur des Proletariats,
  • unter der Führung einer marxistisch-leninistischen Partei
  • auf der Basis eines Volkseigentum
hat nicht funktioniert und damit ist dies zum Ende des 20. Jahrhunderts untergegangen.
Solche Länder wie Nordkorea halten sich nur durch Unterdrückung der eigenen Bevölkerung und Abschirmung gegen äußere Einflüsse. Das wird aber auf Dauer nicht funktionieren.
Ähnlich sieht es in Kuba aus.
In China gibt es nur Formal den Führungsanspruch einer Kommunistischen Partei. In China herrscht bekannterweise ja ein autokratisches Einparteiensystem.
Und in Vietnam haben wir ebenfalls eine autoritäre Regierung. Es kommt da regelmäßig zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte.
Ich wage zu behaupten - unabhängig von der Frage, ob Sozialismus funktionieren könnte, wenn man ihn ließe - es niemals ein auf gesamtstaatlicher Ebene eine über pure Floskeln hinausgehende Realisierung von Sozialismus gegeben hat.

Ich glaube aber, dass nach dem Zusammenbruch des Ostblocks die Furcht vor dem Konkurrenzmodell verloren gegangen ist und daher auch ein Gutteil des Sozialen an der Sozialen Marktwirtschaft.
 
An erster Stelle muss man das Wahlrecht für Frauen nennen – ohne des I. Weltkriegs hätte das wesentlich länger gedauert. Sie konnten auch die Korsetts und die langen Röcke ablegen – sie verschwanden und kamen nie wieder. Und weil sie während der beiden Kriege in den Fabriken vielfach aus Sicherheitsgründen Hosen tragen mussten, konnte man sie danach auch nicht mehr verweigern – die Kirchen konnten dieses jahrhundertealte christliche Verbot nicht mehr aufrechterhalten, sondern nur die neue Mode etwas verzögern. Auch die Zahlen der Zulassung zum Studium von Frauen stieg seit dem I. Weltkrieg kontinuierlich, bis die Nazis kamen und Frauen wieder heim zum Kinderkriegen schickten – von 21.000 im Jahr 1931 fiel die Zahl auf 6.000 im Jahr 1939.

Generell kann man sagen, dass die Demokratie es ohne die beiden Kriege schwerer hätte, hierzulande fußzufassen - die erste, also die Weimarer-Version, konnte sich nur 15 Jahre halten, aber nach dem II. Weltkrieg gab es keine Alternative mehr – selbst die Diktatur in der DDR nannte sich demokratisch.
 
Generell kann man sagen, dass die Demokratie es ohne die beiden Kriege schwerer hätte, hierzulande fußzufassen - die erste, also die Weimarer-Version, konnte sich nur 15 Jahre halten, aber nach dem II. Weltkrieg gab es keine Alternative mehr
Ich weiß nicht, ob man das so allgemein sagen. Immerhin gab es auch im Kaiserreich durchaus schon demokratische Elemente. Gesetze und der Haushalt benötigten die Zustimmung des Reichstags und dieser wurde nach allgemeinem, gleichen und direkten Männerwahlrecht gewählt. In Großbritannien konnte zur selben Zeit nur ungefähr die Hälfte der männlichen Erwachsenen wählen (Einwohner der Kolonien nicht mitgerechnet).

Früher oder später wäre sicher auch der Reichskanzler von der Reichstagsmehrheit abhängig geworden.

Ohne die Kriege wäre die mehr oder weniger vollständige Demokratisierung wie in der Weimarer Republik wohl später gekommen (wobei ja auch die Weimarer Verfassung noch das Potential für autoritäre Regierungsformen bot, siehe die Präsidialkabinette gegen Ende der Republik), aber dafür wäre uns der Rückschlag mit dem Dritten Reich erspart geblieben und der Osten Deutschland wäre keine kommunistische Diktatur geworden.

Wahrscheinlich wären wir heute eine parlamentarische Monarchie wie im UK oder in der skandinavischen Ländern.

– selbst die Diktatur in der DDR nannte sich demokratisch.
In der Praxis war die DDR ungefähr so demokratisch wie die Nazi-Diktatur sozialistisch.
 
Allein dieser Satz von Wladimir Iljitsch müsste Marx - "Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur - blabla. Sie ist Opium für's Volk" - im Grabe rotieren lassen.
Religion als „das Opium des Volkes“ ist eine Aussage von Karl Marx. Das Zitat stammt aus der um die Jahreswende 1843/44 verfassten Einleitung zu seiner Schrift Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Diese Einleitung veröffentlichte er 1844 in der zusammen mit Arnold Ruge herausgegebenen Zeitschrift Deutsch-Französische Jahrbücher. Der Führer der russischen Bolschewisten, Wladimir Lenin, wandelte das Zitat zu „Religion ist Opium für das Volk“ um: Damit veränderte er das Zitat zu einer Anschuldigung gegen die Kirche, die – so Lenin – das Volk einlulle.[1
 
In China herrscht bekannterweise ja ein autokratisches Einparteiensystem.
Formal nicht. Rein formal sind in der Volksrepublik China neben der Kommunistischen Partei noch acht weitere Parteien zugelassen, darunter sogar ein Ableger des ehemaligen Bürgerkriegsgegners Kuomintang. Vor einigen Jahren durfte eine dieser anderen Parteien sogar einen Minister stellen. Mangels freier Wahlen ist dieser Scheinpluralismus freilich wertlos.
Sogar in Nordkorea gibt es neben der Partei der Arbeit noch zwei weitere zugelassene Parteien.
 
M.W. Hinterbänkler die nichts, aber auch gar nichts zu sagen haben, außer die weisen Beschlüsse des jeweiligen Regierungschef (China, Nordkorea) zu beklatschen.
Deswegen habe ich die weggelassen.
 
An erster Stelle muss man das Wahlrecht für Frauen nennen – ohne des I. Weltkriegs hätte das wesentlich länger gedauert.
Da wäre ich mir, was Deutschland betrifft gar nicht sicher. In der Sozialdemokratie war das ja durchaus schon läger ein Thema und die schaffte es 1912 bekanntlich stärkste Kraft im Reichstag zu werden (trotz Benachteeiligung durch die Wahlkreiseinteilung), wärend das antiquierte Zensus-Wahlrecht in Preußen noch aus anderen Gründen unter Beschuss stand, es also durchaus Anlass zur Debatte hinsichtlich Wahlrechtsreformen gab.

Generell kann man sagen, dass die Demokratie es ohne die beiden Kriege schwerer hätte, hierzulande fußzufassen - die erste, also die Weimarer-Version, konnte sich nur 15 Jahre halten, aber nach dem II. Weltkrieg gab es keine Alternative mehr – selbst die Diktatur in der DDR nannte sich demokratisch.
Halte ich für eine etwas schwierige These.
Du kannst den Umstand, dass sich die Weimarer Demokratie nach dem 1. Weltkrieg nur 15 Jahre halten konnte, nicht als Nachweis dafür bemühen, dass es die Demokratie ohne Kriege schwerer gehabt haben würde.
Wahrscheinlich hätte es ohne Kriege länger gedauert ein voll parlamentarisiertes System herauszubilden, die Briten hatten bewiesen, dass das auf dem Reformweg prinzipiell möglich war (allerdings war in GB das Wahlrecht auf der Ebene Großbritanniens insgesamt ähnlich antiquiert, wie das Zensuswahlrecht in Preußen).
Es hätte wahrscheinlich länger gedauert dazu überzugehen, vermutlich wäre ohne die Hypothek eines verlorenen Weltkrieges das System aber stabiler gewesen.

Mal abgsehen von der Frage, ob das Scheitern der Weimarer Republik unabhängig davon, dass es historisch stattand eine deterinierte Notwendigkeit gewesen wäre.
Ich würde das eher verneinen wollen.
 
Die neue Gesellschaftsordnung basierte auf der theoretischen Lehre des Marxismus.
Unabhängig von der Frage, ob das, was es da im Ostblock gab sinnvoll als "Sozialismus" bezeichnet werden kann oder nicht (ich würde das unter Einschränkung bejahen, dass man den Begriff dazu sehr weit fassen müsste), wo hat Marx jemals präzise eine theoretische Lehre für eine postkapitalistische Gesellschaft formuliert?
Mir wäre keine bekannt.

Die Gesellschaftsordnung, die in Osturopa unter Sowjetherrschaft installiert wurde, basierte auf Doktrinen, die vor allem Stalin mit einigen Anleihen bei Lenin, wo es ihm gerade in den Kram passte entworfen hatte und das hatte mehr pragmatischen als theoretischen Charakter.
Marx hatte eigentlich hauptsächlich eine Kapitalismus-Analyse betrieben und postuliert, dass der Kapitalismus überwunden werden müsse, allerdings kaum irgendetwas verwertbares darüber formuliert, was genau danach hätte kommen sollen/können.
 
Ich sehe das mit der Entwicklung der Demokratie ebenso. Man muss sich nur in Europa umsehen: Alle noch bestehenden Monarchien (Spanien ist ein Sonderfall, weil dort die Monarchie wiedereingeführt wurde) haben sich im Laufe des 19. und 20. Jhdts. auch ganz ohne verlorene Kriege zu parlamentarischen Monarchien weiterentwickelt. Ich sehe keinen triftigen Grund, wieso sich das im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn (falls es nicht irgendwann auch ohne Krieg zerfallen wäre, wovon ich allerdings eher ausgehe) anders entwickeln hätte sollen. In Österreich-Ungarn gab es immerhin während seines Bestehens bereits bedeutende Fortschritte. Kaiser Franz Joseph begann mit dem Neoabsolutismus und endete mit dem allgemeinen gleichen Wahlrecht (wenngleich nur für Männer). Natürlich wurde diese Entwicklung entscheidend durch die Niederlage gegen Preußen 1866 angestoßen, aber auch danach tat sich (ohne weitere Niederlagen) viel: Das Wahlrecht entwickelte sich von einem Zensuswahlrecht mit einem sehr überschaubaren Kreis an Wahlberechtigten zu einem allgemeinen gleichen Wahlrecht. Die Einführung des Frauenwahlrechts hätte ohne Krieg wohl noch etwas länger gedauert, wäre irgendwann aber höchstwahrscheinlich auch noch gekommen. Die Macht der Monarchen wurde auch in den anderen europäischen Monarchien immer weiter eingeschränkt. Ob es heute in Deutschland und Österreich noch Monarchen geben würde, wage ich nicht abzuschätzen, aber wenn, sehe ich keinen triftigen Grund anzunehmen, dass sie (abgesehen von der Mitwirkung an der Regierungsbildung) noch mehr tun als bloß repräsentieren würden, wie es auch in den skandinavischen und Benelux-Monarchien der Fall ist.
 
Aber ein kirchliches Hosentrageverbot für Frauen - gar ein jahrhundertealtes - finde ich nicht.
Das Verbot wurde mit dem

5Mo 22,5 Eine Frau soll nicht Männersachen tragen und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel.”

begründet. Siehe dazu auch Jeanne d’Arc, die offiziell wegen des wiederholten Tragens der Männerkleidung verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.


Immerhin gab es auch im Kaiserreich durchaus schon demokratische Elemente.
Demokratische Elemente hatte schon die sog. Adelsrepublik im 17. Jahrhundert. Das ist aber nicht das gleiche, was es in der Weimarer Republik gab und inzwischen wir haben.


Wahrscheinlich hätte es ohne Kriege länger gedauert ein voll parlamentarisiertes System herauszubilden ...
Genau das habe ich gesagt, deswegen verstehe ich deine Gegenrede vor und nach diesem Satz nicht.


Alle noch bestehenden Monarchien (Spanien ist ein Sonderfall, weil dort die Monarchie wiedereingeführt wurde) haben sich im Laufe des 19. und 20. Jhdts. auch ganz ohne verlorene Kriege zu parlamentarischen Monarchien weiterentwickelt. Ich sehe keinen triftigen Grund, wieso sich das im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn (falls es nicht irgendwann auch ohne Krieg zerfallen wäre, wovon ich allerdings eher ausgehe) anders entwickeln hätte sollen.
Ganz ohne Kriege? Welche Staaten waren das?

Abgesehen davon: Österreich-Ungarn, Russland oder das Deutsche Reich (samt Kolonien) wären sicher Kaiserreiche geblieben. Und ohne des I. Weltkriegs würde das Deutsche Reich aufgrund seiner wirtschaftlichen Macht wirklich zu einem Hegemon in Europa werden – der I. Weltkrieg fand ja zum Teil deswegen statt, weil man sich vor der ständig wachsenden Macht des Reiches fürchtete.
 
Marx hatte eigentlich hauptsächlich eine Kapitalismus-Analyse betrieben und postuliert, dass der Kapitalismus überwunden werden müsse, allerdings kaum irgendetwas verwertbares darüber formuliert, was genau danach hätte kommen sollen/können.
Richtig!
Die einzigsten (nebulösen) Äußerungen von K. Marx zum Sozialismus findet man in seiner Schrift „Kritik des Gothaer Programms“.
Das ist eine Schrift die 1875 verfasste und 1891 postum veröffentlichte wurde.

Das Gothaer Parteiprogramm wurde bei der Vereinigung der (SDAP) unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht mit dem (ADAV) unter dessen letztem Präsidenten W. Hasenclever auf dem Gothaer Kongress vom 22. Mai bis 27. Mai 1875 vereinbart.

Wie man den Sozialismus aufbauen sollte, das findet man dann bei Lenin.
In der DDR wurde vom Berliner Dietz-Verlag dazu 40 Bände herausgegeben.
Die 13 Bände von J. W. Stalin sagen dazu auch einiges aus, sind aber nicht grundsätzlicher Natur wie bei Lenin.
 
Religion als „das Opium des Volkes“ ist eine Aussage von Karl Marx. Das Zitat stammt aus der um die Jahreswende 1843/44 verfassten Einleitung zu seiner Schrift Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Diese Einleitung veröffentlichte er 1844 in der zusammen mit Arnold Ruge herausgegebenen Zeitschrift Deutsch-Französische Jahrbücher. Der Führer der russischen Bolschewisten, Wladimir Lenin, wandelte das Zitat zu „Religion ist Opium für das Volk“ um: Damit veränderte er das Zitat zu einer Anschuldigung gegen die Kirche, die – so Lenin – das Volk einlulle.[1
Darum ging es nicht.
Es ging um Lenins Satz „Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist ...“
Das ist eine religiöse Aussage.

Ob Marx nun geschrieben hat "Opium des Volkes" oder "Opium für das Volk", ist relativ egal und es besteht auch kein bedeutsamer Unterschied in "Opium des Volkes" und "Opium für das Volk", den der Wikipedia-Autor oder womöglich seine Gewährsperson (Andreas Anton) da sieht. Nur weil etwas in einem Wikipedia-Artikel behauptet wird, muss man ja nciht das Denken aufgeben.

Ich nehme an, dass Lenin diesen Satz nicht auf Deutsch, sondern auf Russisch wiedergeben hat, aus der Rückübersetzung eines aus dem Deutschen oder Englischen ins Russische übersetzen Satzes ins Deutsche nun eine Manipulation herbeizaubern zu wollen, halte ich für grundfalsch.

Nur mal ein kleiner Test:
DeepL: Religion ist das Opium des Volkes - Религия - это опиум для народа.
Gemini: Религия — опиум для народа
Google Translate: Религия – опиум для народа
ChatGPT: Религия — это опиум для народа.

для ist das slawische Wort für 'für'.

Ich würde sagen: Die Behauptung, Lenin habe Marx' Satz verändert - gut ein bisschen traduttore traditore ist immer - ist Unsinn. Aber wie gesagt du kannst mir den Unterschied zwischen Religion ist Opium des Volkes und Religion ist Opium für das Volk gerne erklären.
 
5Mo 22,5 Eine Frau soll nicht Männersachen tragen und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Gräuel.”

Nun ist das alledings antike Überlieferung und Hosen gehörten nicht unbedingt zu dem, was im Mittelmeer bevorzugt getragen wurde, weder bei Männern noch bei Frauen.

Ob die Hose an und für sich als Männerkleidung zu betrachten wäre, oder einfach als Arbeitskleidung, die durchaus im Mittelalter und der FNZ auch von Frauen bei bestimmten Tätigkeiten getragen worden sein dürfte, wäre hier zu hinterfragen.
Nur weil das in Teilen des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mal so betrachtet wurde, ist duchaus nicht gesagt, dass diese Vorstellung auch davor umfassende Gültigkeit hatte.

begründet. Siehe dazu auch Jeanne d’Arc, die offiziell wegen des wiederholten Tragens der Männerkleidung verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
Unabhängig davon, dass Jeanne d' Arc bereits wenige Jahre nach ihrer Hinrichtung in einem posthumen, neuen Prozess rehabilitiert wurde, lag das bei Jeanne d'Arc an den Hosen oder vielleicht doch eher am Harnisch, dass sie zunächst auf englisches Betreiben verurteilt wurde?

Ganz ohne Kriege? Welche Staaten waren das?
Z.B. Schweden, dass in keinem der beiden Weltkriege in das Kriegsgeschehen in größerem Stil involviert war.
Dänemark und Norwegen, waren so weit mit bekannt auch bereits vor dem 2. Weltkrieg parlamentarisiert, Großbritannien ging diesen Schritt 1911, da war die Parlamentarisierung, sprich die weitgehende zurückdrängung des königlichen Einflusses auf die Tagespolitik bereits vor dem 1. Weltkrieg abgeschlossen. Was noch nicht da war, war die Ausweitung des Wahlrechts auf tatsächlich alle Einwohner des Vereinigten Königreichs, aber das war mehr ein quantitativer als ein qualitativer Schritt.

Abgesehen davon: Österreich-Ungarn, Russland oder das Deutsche Reich (samt Kolonien) wären sicher Kaiserreiche geblieben.
Denkbar, aber wenn das eine voll parlamentarisierte Monarchie, sage wir mal nach britischem Vorbild geworden wäre, hätte das ja einer Demokratie durchaus nicht unbedingt im Weg gestanden.

Die Kolonien sind ein schwieriges Feld, weil mit Ausnahme Frankreichs kein europäisischer Staat seine außereuropäischen Besitzungen als Teile des "Mutterlandes" definierte.
Auf staatsrechtlicher Ebene waren das zumeist Protektorate, die unter dem Einfluss und der Machtausübung der Kolonisatoren standen, gehörten aber nicht zum Staatsgebiet der jeweiligen europäischen Länder, sondern stellen eigenständige Enthitäten dar.
Ansonsten wäre nämlich auch nicht möglich gewesen, diese Gebiete in einer weise zu beherrschen, wie es in Europa selbst krass rechtswidrig gewesen wäre.

Man kann diesen Umstand mit Recht für eine gewaltige Schweinerei halten.
Ob das aber auf die Dauer so haltbar gewesen wäre, da habe ich Zweifel drann.
Nicht das ich davon ausgehen würde, dass sich binnen kurzer Zeit die Weltsicht der Leute radikal geändert hätte, aber früher oder später wären die völlig unproduktiven Ausgaben für den Unterhalt dieser Gebiete und das Militär dort zum Streitthema geworden, weil das natürlich Investitionen in andere Dinge, wie den Wohlfahrtsstaat verhinderte.
Mit einer Sozialdemokratie als stärkster politischer Strömung wäre da wahrscheinlich von diesem Standpunkt her irgendwann Bewegung herein gekommen.

Und ohne des I. Weltkriegs würde das Deutsche Reich aufgrund seiner wirtschaftlichen Macht wirklich zu einem Hegemon in Europa werden
Denk ich nicht, weil die weitere wirtschaftliche Entwicklung eher gegen Deutschland gelaufen wäre.

Deutschland verdankte einen erheblichen Teil seines Wohlstands noch den alten Industrien, namentlich Textil und Eisen&Stahlerzeugung, so wie dem Umstand, dass es so lange Kohle Hauptenergieträger war, dank der reichen Vorkommen von Steinkohle energietechnisch autark war und darüber hinaus fossile Energieträger gewinnbringend exportieren konnte.

Bei den damals neuen Industrien, wie der Elektrotechnik und der Chemischen Industrie hatte Deutschland einige gute, innovative Unternehmen und auch durch durch die "Kaiser-Wilhelm-Institute" eine recht innovative Wissenschaftsförderung.

In der Breite hatte Deutschland allerdings ein zunehmend modernisierungsbedürftiges Bildungssystem und es fehlte der unmittelbare Zugriff auf Schlüsselrohstoffe für die neueren Industrien, da war Deutschland eher schwach auf der Brust.

Und je mehr es daran ging, dass Verbrennungsmotoren und Ölprodukte die Dampfkraft als wichtigste Energiequelle ablöste, desto abhängiger wurde Deutschland auch im Energiesektor und desto weiter mussten auch seine Profite aus Energieexporten dahinschmelzen.

Der Prozess ist durch die Kriege und die damit verbundene Massenmotorisierung bei den Streitkräften sicherlich beschleunigt worden, die Anfänge der Umstellung von Kohle auf Öl, waren allerdings bereits vor dem Krieg in einigen Branchen, z.B. im Schiffsbau bereits sichtbar.

Deutschland hätte sicherlich weiterhin eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen können, aber das es unter diesen Umständen so weiter gewachsen wäre wie bisher und das restliche Europa damit ohne weiteres hätte abhängen können, halte ich für unwahrscheinlich.
Die Entwicklung war, denke ich eher an einem Wendepunkt.
 
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