Wie effektiv war die Balliste?

Hallo, Bdaian

ich bin eigentlich vollkommen bei dir. Mir stellt es nur jedes Mal die Nackenhaare, wenn ich "Hochrasanz" höre. Der Begriff wird inflationär und unscharf verwendet, da wirst du mir recht geben.

Das ist richtig.


Ich bin gestern noch über den Wikibeitrag zur Kleinkaliberpatrone 22 lfb gestolpert. Da beginnt "High Velocity" bei einer V0 von 400 m/s. Ladungen, die eine V0 von 510m/s und mehr bringen, werden dort mit "Hyper Velocity" ausgezeichnet. Das zeigt die Absurdität des Begriffes Hochrasanz (m. E.)

Ich habe früher mit einer Brno-Büchse im Kaliber 22 lfb solche so genannten Hyper-Velocity-Patronen verschossen, Marke Stinger und Copperhead (wenn ich mich nicht falsch erinnere). Die waren schon spürbar rasanter als die übliche Munition, aber Du hast schon vollkommen recht, der Name war reine Werbung.


Ich schieße jagdlich ab und an auch eine klassische Winchester 94 in 30.30: das Kaliber hat zwar eine gewöhnungsbedürftige Flugbahn. Wenn man trifft, funzt das Ding aber genau so gut wie eine .308.
Meine .222, die ja der militärischen .223 (der M16-Patrone) sehr stark ähnelt, verwende ich vor allem, wenn ich einen Schweisshund einarbeiten will. Von sofortiger Tötungswirkung kann bei dem Spielzeug auf keinen Fall die Rede sein. Da hilft auch die Vo von über 900 m/s nichts.

Ich bin mal auf eine Jagdpartie in die Anden mitgenommen worden. Dabei waren ein Savage 30-30 und eine Winchester 44-40. Der 30-30 war wirklich angenehm zu schiessen, deutlich stressfreier als das Mausergewehr und doch relativ rasant und zielgenau.

Der Winchester, ein klappriger alter Veteran, hat einen lauten dumpfen Knall von sich gegeben, man spürte einen sehr geringen Rückstoß und die Flugbahn des Geschosses glich der eines Granatwerfers. Es war fast unmöglich etwas zu treffen, was aber auch mit dem Zustand der Waffe zu tun hatte. Spaß hat es gemacht, für die Jagd war es jedoch praktisch unbrauchbar. Höchstens für Wildschweine im Unterholz.


Guter Hinweis übrigens auf die taumelnde M16-Ursprungslaborierung, die viel zum Mythos der Killerpatrone .223 beigetragen hat. (ich hatte allerdings den falschen Drall auf Schlampigkeit, nicht auf Vorsatz zurückgeführt)

Das war tatsächlich ein gesuchter Effekt. Es wurde im Vorfeld bei der US-Army sogar darüber diskutiert, ob diese Waffe deshalb nicht gegen die Genfer Konvention verstossen würde.
Die USAF wollte dieses Gewehr jedoch auch einführen, verlangte aber strengere Anforderungen bei der Genauigkeit auf etwas größerer Entfernung, vor allem in arktischen Umfeld. Dazu musste der Drall verkürzt werden und das Geschoss wurde dadurch stabiler in seiner Flugbahn. Die ersten Kugeln waren auch Hecklastig wie seinerzeit die .303 Mark VII, das wurde bei der SS109 aber auch geändert, um eine größere Durchschlagskraft zu erzielen.
 
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Ich habe allmählich das Gefühl, dass die Debatte ein wenig auszuufern droht ;)

Am Harzhorn z.B. wären gemäß des Szenarios "die Germanen haben den Tross erobert und halten ihn" die Römer, tief im feindlichen Land, zunächst in Zugzwang gewesen.
Gegen einen Gegner der sich hinter den römischen Trosswagen verschanzt, dabei auf der römischen Verpflegung sitzt und in aller Ruhe auf Verstärkungen oder freien Abzug warten kann, wäre die Balliste wohl wirklich das ideale Mittel gewesen. Unter deren Beschuss (aus sicherer Entfernung) wären plötzlich die Germanen gezwungen gewesen, sich zu rühren.
 
Ich habe allmählich das Gefühl, dass die Debatte ein wenig auszuufern droht ;)

Wir sind etwas über das Ziel hinausgeschossen :pfeif:

Vielleicht kann einer der geneigten Moderatoren die entsprechenden Passagen auslagern und ein entsprechenden Faden im Bereich Technikgeschichte eröffnen. Z.B. Entwicklung moderner Militärmunition o.Ä.
 
Ich habe eine interessante Graphik gefunden, die den Unterschied zwischen der Munition der Waffen um 1870 und den rasanten Spitzgeschosspatronen zeigt. Hier die 45-70 Government (11.25 mm) des 1873 Springfield und die 7,62 x 51 bzw. 308 Winchester, der zwar zu Beginn der 50.er erschien, jedoch in Leistung vergleichbar mit den Kalibern um 1912 war.
 

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Ehe die Dikussion bei den Bunkerbrechern der Gegenwart ankommt ,möchte ich noch einmal zur Balliste zurückkommen.
Ihr Einsatz als Schiffsgeschütz kam hier noch gar nicht zur Sprache. Als besonders wirkungsvoll galt der von M. Agrippa eingeführte Schleuderenterhaken(Harpax), der mit einer Balliste verschossen und auf längere Distanzen auf Schiffe abgeschossen wurde. Leider sind die Beschreibungen des Harpax sehr ungenau, sodass er verschieden gedeutet werden kann. Es handelte sich zweifellos um einen langen Pfahl ,an dessen Enden sich entweder Widerhaken oder ein mehrzinkiger Draggen(Anker) befand. Am hinteren Ende waren Seile befestigt ,mit denen das gegnerische Schiff herangezogen wurde. War er harpunenartig so musste er die äußeren Schiffsplanken durchschlagen können, um sich mir seinen Widerhaken zu verfangen und eine unlösbare Verbindung mit dem Gegner herzustellen. Fall sich an seinem Ende ein Draggen befand, musste der Harpax im hohen Bogen auf ein Schiff niedergehen um sich an Bord zu verhaken.
Auch Brandgeschosse wurden von Schleudern abgeschossen. Der Einsatz bei der Marine verbietet eigentlich eine zu große Feuchtigkeitsempfindlichkeit der Sehnenbündel.
 
Ehe die Dikussion bei den Bunkerbrechern der Gegenwart ankommt ,möchte ich noch einmal zur Balliste zurückkommen.
Ihr Einsatz als Schiffsgeschütz kam hier noch gar nicht zur Sprache. Als besonders wirkungsvoll galt der von M. Agrippa eingeführte Schleuderenterhaken(Harpax), der mit einer Balliste verschossen und auf längere Distanzen auf Schiffe abgeschossen wurde. Leider sind die Beschreibungen des Harpax sehr ungenau, sodass er verschieden gedeutet werden kann. Es handelte sich zweifellos um einen langen Pfahl ,an dessen Enden sich entweder Widerhaken oder ein mehrzinkiger Draggen(Anker) befand. Am hinteren Ende waren Seile befestigt ,mit denen das gegnerische Schiff herangezogen wurde. War er harpunenartig so musste er die äußeren Schiffsplanken durchschlagen können, um sich mir seinen Widerhaken zu verfangen und eine unlösbare Verbindung mit dem Gegner herzustellen. Fall sich an seinem Ende ein Draggen befand, musste der Harpax im hohen Bogen auf ein Schiff niedergehen um sich an Bord zu verhaken.
Auch Brandgeschosse wurden von Schleudern abgeschossen. Der Einsatz bei der Marine verbietet eigentlich eine zu große Feuchtigkeitsempfindlichkeit der Sehnenbündel.

Ich hatte die weiter oben kurz erwähnt. Ich denke jedoch, dass Sehnen ordentliche eingewachst und z.B. mit einer Hülle aus eingeölten oder gewachsten Tuch versehen, relativ widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit sein dürften. Die Osmanen haben ihre Kompositbögen ja später auch nicht an Land gelassen und Schiesspulver war auch nicht feuchteunempfindlich.
 
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