Wie erfolgreich war der BeNeLux-Verbund?

Griffel

Mitglied
Da das Thema europäische Einigung bzw. europäische Zusammenarbeit ja immer aktuell ist, wollte ich doch mal eine seiner "Wurzeln" genauer beleuchten.

Die Benelux-Staaten. Man kann ja sagen, was man will, aber die Benelux-Länder, haben, was kooperative Zusammenarbeit angeht, echt eine Vorlage geliefert. Wobei man natürlich nicht unerwähnt lassen sollte, dass die Zusammenarbeit nur so gut läuft, weil, sie auf gemeinsamen ethnischen und kulturellen Wurzeln beruht. Das wird zwar in der heutigen Zeit, nicht mehr gerne gehört! Ist aber ein Faktum.

Das ganze fing zwar holperig an, hat sich aber positiv entwickelt. Und zumindest zwischen diesen Ländern, klappte schon früh Vieles, was in Europa auch heute nur schwer geht. Und darauf können die 3 Länder durchaus stolz sein.
 
Was sind denn die gemeinsamen "ethnischen und kulturellen Wurzeln" der BeNeLux-Länder?
Belgien und Luxemburg sind eher katholisch, die Niederlande eher protestantisch geprägt. Belgien ist dreisprachig (niederländisch, französisch, deutsch), die Niederlande mit Friesisch zweisprachig und in Luxemburg sind neben Lëtzebuergesch auch Deutsch und Französisch Amtssprache.
 
Nicht zu vergessen, dass Belgien seine Unabhängigkeit von den Niederlanden einst in einem (kurzen, aber doch) Unabhängigkeitskrieg erringen musste und Luxemburg zerstückelt wurde.

In den Niederlanden sind heute die Katholiken die stärkste Konfession.
 
In den Niederlanden sind heute die Katholiken die stärkste Konfession.
Ja, weil inzwischen etwas mehr als die Hälfte der Niederländer konfessionslos sind. Ich habe "protestantisch geprägt" geschrieben, weil der Protestantismus isb. der Calvinismus historisch eine bedeutende Rolle in den Niederlanden gespielt hat, der auch im 80jährigen Unabhängigkeitskampf gegen Spanien wichtig war, um sich von den südlicheren, katholischen Provinzen im heutigen Belgien abzugrenzen.
 
Wobei man natürlich nicht unerwähnt lassen sollte, dass die Zusammenarbeit nur so gut läuft, weil, sie auf gemeinsamen ethnischen und kulturellen Wurzeln beruht.

Ja, die waren so gemeinsam, dass es die Wallonen im von 1815 bis 1830 existierenden "Kgr. der Vereinigten Niederlande" nicht aushielten, sich qua Revolte selbstständig machten und die katholischen Flamen, die es auch nicht unbedingt mit dem protestantischen Norden hielten, sich da gleich anschlossen.

In dem Sinne von "gemeinsamen ethnischen und kulturellen Wurzeln" zu schwadronieren ist ein Beleg der Unkenntnis der regionalen Geschichte.

Vielleicht sollte man sich erst einmal ein wenig damit befassen, bevor man solche Postulate loslässt?
Sie vermitteln irgendwie nicht den Eindruck der Ernsthaftigkeit, was das Diskussionsanliegen betrifft.
 
In dem Sinne von "gemeinsamen ethnischen und kulturellen Wurzeln" zu schwadronieren ist ein Beleg der Unkenntnis der regionalen Geschichte.

jau...und zur Ergänzung des wohl etwas zu schlichten Eingangsbeitrages und Erinnerung: so regional ist die ja gar nicht.

Die Vereinigten Seerepubliken der Niederlande lösen sich in einen jahrzehntelangen Kampf im 16./17. von der spanisch-habsburgischen, katholischen wie zunehmend kolonialistisch gehändelten Imperiums-Herrschaft, südlich davon bleibt die spanisch-habsburgische Herrschaft über die mehrheitlich katholischen Österreichischen Niederlande, praktisch das Gebiet des späteren Belgien (u. Luxemburg), bestehen.

Der Wiener Kongress machts möglich, dass man einen größeren und gegen Frankreich stabileren wie stärkeren neuen Staat etabliert, der das Gebiet der gesamten alten spanisch-habsburgischen Territorial-Herrschaft namens Niederlande (was erkennbar vor allem eine geographisch-topographisch inspirierte Sammelbezeichnung gewesen war) , die protestantischen unabhängigen niederländischen Seerepubliken und jenes der Österreichischen Niederlande umfasst, unter Herrschaft der protestantischen nördlichen Niederlande. Luxemburg wird ja nur unter Personalunion der niederländischen Monarchen regiert.

Das Motive der gemeinsamen Stärke dieser Klein- und Kleinststaaten gegenüber den allzu mächtigen und sehr viel größeren Territorialstaaten in unmittelbarer Nachbarschaft, Frankreich, Deutschland, GB usw. wird nach staatspolitischen Auflösung der niederländischen Herrschaft über das nachfolgende Belgien und über Luxemburg aber nach den Erfahrungen von Weltkrieg I. + II. und der nachfolgenden europäischen Neuordnung wie Rekonstruktion wieder ein entscheidendes, sich mit Kooperationen europäisch mehr Gewicht, wirtschaftliche und politische Macht zu verschaffen.
 
Na ja, die Niederlande und das spätere Belgien haben sich schon sehr unterschiedlich entwickelt. Gemeinsame ethnische und kulturelle Wurzeln? Da müsste man schon sehr weit in der Geschichte zurückgehen, um die auszumachen, bis in die Zeit des Reiches von Burgund und die Zeit der ehemals 17 Provinzen der Niederlande.

Wirtschaftlich, Konfessionell und auch kulturell haben sich die NL, Belgien und Luxemburg sehr unterschiedlich entwickelt.
Auch Flandern und Wallonien haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Eigentlich ist Belgien heute ein Staat mit zwei (Flandern und Wallonien) oder drei (wenn man die deutsche Minderheit in Eupen-Malmedy mitrechnet) Gesellschaften und 3 Amtssprachen.

In Belgien ist seit einigen Jahrzehnten Nederlands auf dem Vormarsch. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Honoratioren frankophon oder mindestens zweisprachig. Flämisch galt als bäuerlich, als Sprache der Landbevölkerung, der Dienstboten. Niederländisch hatte eine große Tradition als Literatursprache seit dem Mittelalter. Im 19. Jahrhundert musste sich Niederländisch seinen Rang als Literatursprache erst wieder erobern. In diesem Zusammenhang muss der Roman "De Leeuw van Vlaanderen" von Hendrik Conscience erwähnt werden. Conscience war einer der ersten belgischen Autoren, der nicht Französisch, sondern Niederländisch schrieb.

Flandern war wirtschaftlich durch die Landwirtschaft und Wallonien durch den Bergbau geprägt. In früheren Zeiten war die Wallonie reich und Flandern arm. Durch die Entwicklung der Dienstleistungsgesellschaft, durch den Tourismus sieht es heute ganz anders aus. Heute ist Flandern reich und die Wallonie arm.
Seitdem ist Niederländisch auf dem Vormarsch.

Immerhin verbindet Niederländer und Belgier die gemeinsame Sprache. Es gibt kleine Unterschiede in Vokabular und Orthographie, ähnlich wie sich das in der BRD gesprochene Deutsch unterscheidet von dem in Österreich oder der Schweiz.
 
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