Wie forscht man wissenschaftlich?

Nimrud

Gesperrt
Hallo,

wollte mal fragen wie man strukturiert vorgeht um etwas zu forschen. Gibt es so etwas wie Pflichtlektüre?

Ich habe keine Geschichte studiert aber ich möchte den Sachen mehr auf den Grund gehen. Die Bibel zum Beispiel. Wie kann man die wissenschaftlich auseinander nehmen?
 
Da gibt es ein Schlagwort: Quellen
Ob schriftliche oder archäologische Quellen, beides ist wichtig um wissenschaftlich zu forschen. Hinzu kommen Regelwerke wie man zum Beispiel publiziert (z.B. die der Römisch-Germanischen Kommission (RGK)).

Pflichtlektüre kenn ich jetzt nicht, aber es gibt viele Werke die sich mit Regeln auseinander setzen. Kenne jetzt aber leider keins auf Anhieb.
 
Hallo,

wollte mal fragen wie man strukturiert vorgeht um etwas zu forschen. Gibt es so etwas wie Pflichtlektüre?

Ich habe keine Geschichte studiert aber ich möchte den Sachen mehr auf den Grund gehen. Die Bibel zum Beispiel. Wie kann man die wissenschaftlich auseinander nehmen?
Hallo,
wenn du dich mit der Historie der Bibel beschäftigen möchtest, dann kann ich dir folgende Lektüre empfehlen, die andeutet, wie kompliziert dieses Thema ist (mit weiterführenden links):
PM
PM

Viel Spaß beim Lesen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wichtig ist der Dreischritt Heuristik - Kritik - Interpretation.
Heuristik ist die Kunst, Quellen ausfindig zu machen (mit Quellen sind nicht "Wissensquellen" á la Wikipedia gemeint, wie der Quellenbegriff hier im Forum leider häufig verwendet wird, sondern echte historische Quellen, wie etwa der Codex Hammurabi). Die Kritik ist die Quellenkritik: was kann die Quelle aussagen, wozu wurde sie geschaffen, wie ist ihr Verhältnis zu anderen Quellen etc. Der letzte Schritt ist dann die Interpretation. Das ist natürlich eine äußerst wage Beschreibung geschichtswissenschaftlichen Forschens, weiteres hängt von der Quellengattung und dem Erkenntnisziel ab.
 
lesen: erst einmal quellen finden oder erarbeiten
bewerten: so objektiv wie möglich, kritisch betrachten
abwägen: die interpretation ist der schwierigste und heikelste part der ganzen sache. eine so aufgestellte these (oder ein modell) wird oft auch wieder umgestossen.
hilfreich sind übrigens auch gespräche mit anderen leuten, die sich damit befassen
 
okay danke mark.

gracias a ti sancho pancho :) geändert :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
1. link (artikel 972) ist ein dead link.

danke an alle.
Oh, ja bei mir jetzt seltsamerweise auch. Ist aber kein Problem, denn du kannst auch bei dem Magazin bei suchen einfach das Stichwort Bibel eingeben und dann erscheinen eine ganze Reihe von Artikeln. Solltest du dann einen Artikel nicht vollständig lesen können, kannst du dich unter der Nr. 201713504990 einwählen.

Edit: Bei P.M. wird einem die Arbeit mit "Lesen - Bewerten - Abwägen" natürlich schon weitgehend abgenommen und man braucht nur noch zu lesen. :D

Aber beim Lesen wird einem klar, daß sich daran schon ganz andere Leute die Zähne ausgebissen haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
kann mir jemand sagen wie man neutrale quellen von nicht neutralen quellen unterscheiden kann?

Was verstehst du unter neutrale Quellen? Oder anders gefragt, was sind für dich Quellen und wie ordnest du sie ein?

Hilfreich dazu sind folgende Bücher:


http://www.geschichtsforum.de/f211/werkzeuge-des-historikers-2433/

http://www.geschichtsforum.de/f215/einfuehrung-die-geschichtswissenschaft-i-2432/

Klaus Meister
Die Interpretation historischer Quellen, Schwerpunkt Antike Bd. 1 und Band 2 Mittelalter:

http://www.geschichtsforum.de/f215/...rischer-quellen-schwerpunkt-mittelalter-2434/
 
kann mir jemand sagen wie man neutrale quellen von nicht neutralen quellen unterscheiden kann?

Es gibt keine neutralen Quellen, genauso wenig es neutrale Fussballschiedsrichter gibt. (Gerechtigkeit gibt es schon gleich gar nicht. Mein Nachbar fände es gerecht, wenn ich die Finger von seiner Frau ließe und ich es gerecht finde, wenn sie der Meinung ist, ihr Nachbar soll auch was von ihr haben)

Jeder Mensch hat eigene Vorstellungen und Sichtweisen von Raum, Zeit und dem lieben Gott. Daraus formt er sich ein Bild seiner Umgebung, seines Seins, seiner Träume und seiner Vergangenheit.
Wenn du es schaffst deine sorgfältig präparierten Dogmen abzulegen und Veränderung deiner Sicht und deines Wissens zulässt - also Irrtum zulässt und zugibst - kannst du Quellen in ihrem historischen Kontext bewerten.
Bewerten heisst aber nicht, dass eine Bewertung die universal richtige Bewertung sei (ich hab mal in Deutsch eine 3 erhalten, ich fand aber meinen Aufsatz 1 würdig). Heisst eben auch nicht, dass meine Bewertung die Richtige sein muss.
Streiten ja, aber nicht bis aufs Messer und wenns nicht weitergeht Pause. Und will einer partout ohne mir schlüssige Hintergründe zu offerieren Threads und seine verschrobene Meinung bis zum Erbrechen aufrecht erhalten, schweige ich - nichts ist wichtiger als die eigene Gesundheit.
 
ja aber es gibt doch in fachkreisen die gespräche dass man den und den autor lassen sollte weil er "spinnt".
manche autoren haben auch den ruf dass sie etwas falsches verbreiten wollen, weil politische, finanzielle, religiöse interessen dahinterstecken.

wie kann man solche schwindler entlarven?

wie ist das im geschichte studium? sagen die : "lesen sie irgendein buch über untergang roms" oder was bestimmtes?
 
Der Historiker versteht unter Quelle ein Zeugnis aus der Vergangenheit, den Codex des Hammurabi, eine römische Münze, Tacitus, der Roman Berlin Alexanderplatz, ein aztekisches Obsidianschwert, eine Mauer... Historische Bearbeitungen nennt man Literatur.
Neutrale Quellen sind alle die Quellen, die nicht für die Nachwelt bestimmt wurden, sondern einen konkreten Zweck hatten: Waffen und Werkzeuge, eine zufällig erhaltene Rechnung... Fachsprachlich spricht man von Überrestquellen. Münzen und Texte dagegen sind Traditionsquellen. Sie sind für die Nachwelt bestimmt bzw. transportieren Nachrichten: IVDEA CAPTA wäre etwa eine Münzinschrift nach dem Sieg Vespasians/Trajans über Jerusalem, welche die Nachricht vom Sieg durch das ganze Reich trägt. Der Kaisername auf Münzen teilt den Leuten mit, wer gerade regiert. Diese Quellen sind nicht neutral, weil sie ein Mitteilungsinteresse haben. Siehe Hurvineks Beitrag.
Kommen wir zur Literatur. Wie erkennt man gute Literatur? Zunächst einmal daran, dass der Verfasser die bearbeiteten Quellen vorstellt und der Quellenkritik unterzieht. Wer war der Verfasser, wann lebte er, was war sein Mitteilungsinteresse, was verschweigt er, wie stand er zu seinem Sujet, war er Augenzeuge oder berichtet er aus zweiter (dritter/xter) Hand?
Zum Bsp. ist Plinius der Jüngere Augenzeuge für den Ausbruch des Vesuvs, den er aus einigen km Entfernung beobachtete. Sein Onkel, Plinius der Ältere, fuhr während des Ausbruchs nach Pompeji und starb dort. Auch das wird durch Plinius den Jüngeren berichtet, aber durch Vermittlung eines der Begleiter des Onkels. Plinius ist also in dieser einen Quelle einmal Augenzeuge, zum anderen nur indirekter Berichterstatter.
Nach erfolgter Quellenkritik werden die Quellen zu einem Thema miteinander abgeglichen, es werden Abhängigkeiten voneinander ausgeschlossen und abgewägt, welche der Versionen die stimmigste ist, oder ob überhaupt eine Version stimmig ist, oder ob man ein Gesamtbild nur aus der Zusammenschau entgegengesetzter Quellen erreichen kann. Ob die betreffende Literatur nun gut ist, oder nicht, das muss anhand der Argumentation des Verfassers entschieden werden. Ist sie logisch, stringent, quellenbasiert...? Oder werden wichtige Quellen einfach unterdrückt, weil sie nicht das aussagen, was der Verfasser sich wünschen würde? Fehlt es an Logik in der Argumentation...? Kann der Verfasser seine Thesen verteidigen? (<-- dies gehört zur Promotion) Hilfe in der Beurteilung findet man in Rezensionen, etwa bei http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/ oder in Fachpublikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften. Auch hier gilt wieder das gleiche, was für die Literatur selber gilt: Ist die Argumentation schlüssig? Herausragende Werke finden auf diese Weise in der Fachwelt Verbreitung und ihrer Verfasser erlangen einen gewissen Bekanntheitsgrad, was im sogenannten 'Standardwerk' gipfelt. Das 'Standardwerk' ist ein Werk, welches grundlegende Fragen überzeugend klärt und neue Forschungsimpulse setzt.
 
Fehlt es an Logik in der Argumentation...?

Nu erschlag ihn mal nicht.
Mein Dozent für Betriebswirtschaft verzweifelte an mir, weil ich ihm erklärte, seine Logik ist genausowenig schlüssig wie meine, weil jeder Logik individuell interpretiert.
Wenn ich meinen Faden weiterspinne bin ich letztendlich beim Glauben. Und vernünftige Wissenschaft kommt letztendlich immer zu Gott und Glauben - oder wie man ES bezeichnet.
 
Wissenschaftlichkeit

Wie Wissenschaftlich ist eigentlich die Geschichtswissenschaft?

Erst vor gar nicht so langer Zeit habe ich wieder mit Staunen einem Archäologen zugehört, der aus seinen spärlichen funden die erstaunlichsten Dinge abzuleiten verstand. Meine Gegenfragen wie er denn zu solch weitreichenden Schlußfolgerungen komme machten ihn rasch ärgerlich.

Egal wo man in der Geschichtswissenschaft hinblickt, sehr oft wird sehr viel behauptet als tatsächlich gesichert ist. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie weit nicht persönliche Motive, sei es das Verdienen von Geld, sei es der persönliche Ruhm, oder noch einfacher die persönlichen Ansichten und Vorlieben in das vorgeblich objektive einfließen.

Diese Vorgänge beschränken sich ja nicht auf die Geschichtswissenschaft, in anderen Wissenschaften ist der Umstand, das viel gefälscht wird, viel abgeschrieben wird und das unwissenschaftliche Methoden angewendet werden bekannt und wird diskutiert.

Ich meine jetzt in Bezug auf die Geschichtswissenschaften explizit nicht Exzentrische Meinungen, Außenseiter oder stark abweichende Ansichten, sondern ich meine explizit die Vertreter der vorherrschenden Lehrmeinung. Ich sehe hier viel Anspruch, viel mit entschiedenheit vorgetragene Aussagen und wenig Hinterfragung des eigenen Anspruch. Und dies meiner Ansicht nach mehr als in anderen Wissenschaften.

Wie stark prägt zum Beispiel die eigene Kultur die Ansichten über frühere vergangene Kulturen ?

Bei sehr renommierten und bekannten Vertretern der Geschichtswissenschaften läßt sich immer wieder klar aufzeigen, wie sehr ihre Meinung durch die derzeitige Kultur oder ihre persönlichen Ansichten geprägt wird.

Ich will als nur ein Beispiel von Dutzenden auf Herrn Huß und Herrn Ameling hinweisen und ihre sehr differierenden ansichten über Karthago. Ich nenne dieses Beispiel vor allem deswegen um noch einmal zu betonen das es mir nicht um exzentrische oder stark abweichende Ansichten geht, sondern sozusagen um die gemäßigte Mitte und Lehrmeinung.

Wie Wissenschaftlich ist eigentlich eine Wissenschaft die sehr viel mehr als Gewißheit behauptet als sie tatsächlich weiß ? Bei der Pfostenlöcher sogleich Aussehen und Form von Gebäuden festlegen ? Bei der aus einer Vielzahl persönlicher Gründe Aussagen getätigt werden, die eigentlich immer mit dem Zusatz: Kann vielleicht sein, aber eigentlich wissen wir es nicht versehen sein müssten?

Besonders faszinierend finde ich immer ableitungen und aussagen, die aufgrund der Logik und logischer Überlegungen erfolgen. Der Mensch ist nun mal nicht ein rein logisch agierendes Wesen und ich finde es schlicht und einfach gewagt was oft einfach als Gewißheit behauptet wird.
 
Diese Kritik an der Geschichtswissenschaft finde ich etwas unfair, denn die Geschichtswissenschaft, die Pädagogik und die Soziologie sind die Wissenschaften, wo die Wissenschaftler sich selbst und ihre Forschungen zum Forschungsthema machen und somit auch die Ideologiekritik fördern.

Edit: Zumal ja gerade die Geisteswissenschaften davon leben, dass Thesen und Antithesen ausgetauscht und zu neuer Erkenntnis gegeneinander abgewogen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ave Zusammen,

el Quijote schrieb:
..Diese Kritik an der Geschichtswissenschaft finde ich etwas unfair, denn ...., wo die Wissenschaftler sich selbst und ihre Forschungen zum Forschungsthema machen und somit auch die Ideologiekritik fördern.......

Yep, jede Wissenschaft hat Licht und Schatten. Die Beschäftigung mit sich selbst gibt es aber auch bei anderen Wissenschaften, imho sehr stark bei Juristen und „naturgemäss“ weniger bei den Naturwissenschaften.

Quintus Fabius schrieb:
....Erst vor gar nicht so langer Zeit habe ich wieder mit Staunen einem Archäologen zugehört, der aus seinen spärlichen funden die erstaunlichsten Dinge abzuleiten verstand. .....Egal wo man in der Geschichtswissenschaft hinblickt, sehr oft wird sehr viel behauptet als tatsächlich gesichert ist. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie weit nicht persönliche Motive, .... das vorgeblich objektive einfließen.....Wie Wissenschaftlich ist eigentlich eine Wissenschaft die sehr viel mehr als Gewißheit behauptet als sie tatsächlich weiß ? Bei der Pfostenlöcher sogleich Aussehen und Form von Gebäuden festlegen ? ....Besonders faszinierend finde ich immer ableitungen und aussagen, die aufgrund der Logik und logischer Überlegungen erfolgen.....ich finde es schlicht und einfach gewagt was oft einfach als Gewißheit behauptet wird....

Q.Fab. spricht hier ein Element aller Wissenschaft an: Was ist eigentlich Realität, sprich Wahrheit oder Wissen? Die Frage ist nämlich gar nicht so einfach zu beantworten. Es gibt gute Gründe an der Existenz einer naiv objektiven Realität zu zweifeln. Realität oder Wahrheit ist letzlich das, worauf sich eine Mehrzahl der Beteiligten einigen kann. Wissenschaft ist dabei die Kunst, Wissen zu schaffen, d.h. Methoden zu entwickeln und zu beherzigen, um eine möglichst breit vertretbare Annäherung an eine scheinbar objektive, aber immer subjektiv wahrgenommene, Realität/Wahrheit heranzukommen.

Um von betont subjektiven Wahrnehmungen, d.h. Theoriebildungen, wegzukommen, ist das Wechselspiel zwischen Experiment und Theorie notwendig. In der Naturwissenschaft, vor allem der Physik, ist dies eine recht klare Vorgehensweise zwischen Theoretikern und Experimentatoren; aus Experimenten entstehen Theorien und Theorien die nicht durch Experiment verifiziert werden können, gelten als nichtig.

In der Geschichtswissenschaft ist dies das Wechselspiel zwischen Historikern und Archäologen, die die Rolle der Theoretiker und Experimentatoren übernehmen. Der Haken liegt aber darin begründet, dass der Einfluss auf die Gestaltung der Experimente äusserst begrenzt ist. Man muss halt nehmen was zufällig da ist.

Eine Hilfskonstruktion der Archäologie ist daher der sogenannte Fundzusammenhang: Datierungen und Interpretationen von Funden erschliessen sich selten aus den einzelnen Funden selbst, sondern fast immer aus einem festgestellten bzw. vermuteten Fundzusammenhang. Letzterer kann dabei sehr weitreichend gestaltet sein.

Beispiel Pfostenlöcher: Das Loch an und für sich kann beliebigen Ursprungs sein, aber eine ganze Reihe von ähnlicher Löcher in der Nähe lassen z.B. ein Langhaus erkennen. Beifunde, z.B. Fibeln, Kämme, Scherben, lassen aufgrund statistischer Vergesellschaftungsanalysen anderweitig datierter Fundstellen eine ungefähre zeitliche Datierung zu (in seltenen Fällen gibt es ergänzend verlässlichere Zeitbestimmungen, z.B. durch Numismatik oder Dendrochronologie, C14, Thermolumineszens, Stratigraphie oder DNA). Aus dieser Datierung, der Örtlichkeit und anderen Ereignissen der Gegend und Zeit lassen sich dann von Historikern Zusammenhänge mit Stämmen, Personen und konkreten historischen Ereignissen konstruieren.

Das ganze ist natürlich ein langwieriger und fehleranfälliger Prozess der Abwägung unterschiedlichster Argumente. Die „Wahrheit“ ist schliesslich dass, worauf sich die Mehrzahl der beteiligten kompetenten Wissenschaftler einigen können. Ob diese Wahrheit mit einer objektiven Realität identisch ist, ist nicht nur eine philosophische Frage.


Quintus Fabius schrieb:
....Diese Vorgänge beschränken sich ja nicht auf die Geschichtswissenschaft, in anderen Wissenschaften ist der Umstand, das viel gefälscht wird, viel abgeschrieben wird und das unwissenschaftliche Methoden angewendet werden bekannt und wird diskutiert. .....

Yep, unwissenschaftliche Methoden, abschreiben ohne korrektes zitieren, und sogar bewusste Fälschungen gibt es überall. In den Naturwissenschaften fliegen solche Schwindel allerdings wegen der starken Kopplung von Theorie und Experiment vergleichsweise schnell auf, in den Geisteswissenschaften können sie sich dagegen unheimlich lange halten.

Ein Problem sind mit Sicherheit auch unwissenschaftliche Methoden, die oft gerade von Quereinsteigern verwendet werden. Und davon gibt es in den Geschichtswissenschaften erfahrungsgemäss auch mehr als in den Naturwissenschaften. Der Grund dafür ist wohl, dass die Hürden für den Einstieg in historische Forschungen nicht so hoch liegen wie bei den Naturwissenschaften (wer kann sich denn schon ein eigenes Hochsicherheits-Viren-Labor leisten?).



Nimrud schrieb:
....wollte mal fragen wie man strukturiert vorgeht um etwas zu forschen. .....

Nun ja, das ist in allen Wissenschaften eigentlich gleich:


(i) Mache dich mit der typischen Arbeitsweise, den Methoden und Werkzeugen deiner Wissenschaft bekannt.
(ii) Suche dir dein Lieblingsthema
(iii) Bevor Du selbst forschst, mache dich mit aller relevanten bereits veröffentlichter Literatur zu diesem Thema bekannt. Dieser Punkt ist wirklich wichtig und äusserst Zeit aufwendig. Ohne Zugriff auf eine Unibibliothek und die Hilfe der Bibliothekare und Datenbanken auch nicht zu stemmen. Eine gut gefüllte Kopierkasse brauchst du auch.
(iv) Nachdem du dich wirklich tiefgehend informiert hast, beginne deine eigenen Ideen zu entwickeln
(v) diskuttiere darüber mit anderen Wissenschaftlern, das kannst du auch hier ein wenig tun.
(vi) Nun kannst du daran denken, selbst eine Veröffentlichung zum Thema zu machen (Artikel, Buch, Webseite). Aber bedenke: Irren ist menschlich. Von deinen anfänglichen fünf besten Ideen zum Thema hast Du mindestens schon vier bei deiner Literaturrecherche unter [iii] gefunden und mindestens zehn, welche du anfangs gar nicht wahrgenommen hattest.

Deshalb baut man eine Veröffentlichung etwa wie folgt auf:

(a) Je nach Zielgruppe bereitest du mehr oder weniger umfänglich den aktuellen Forschungsstand zum Thema auf. Was sind die wesentlichen Arbeiten und Erkenntnisse bisher gewesen? Zu diesen Arbeiten zählen insbesondere natürlich auch die, die eine gegenteilige Meinung zu deiner vertreten.
(b) Würdige diese Arbeiten, was war deiner Meinung nach gut, was ist dagegen nach deiner Auffassung kritikwürdig bzw. verbesserungsfähig und warum!
(c) Entwickele und erläutere deine spezielle Auffassung. Füge zu jeder Behauptung Belege, Quellen- und Sekündarquellen an; das macht man meist in Fussnoten um den Lesefluss nicht unnötig zu hemmen. Manche Arbeiten enthalten mehr Fussnoten als Fliesstext. Die zitierten Stellen sollten mit Seitenzahl angegeben sein, damit der Leser sie in der zitierten Quelle ggf. auch schnell wiederfindet. Vermeide unbedingt Ketten von Behauptungen und Schlussfolgerungen, die nicht erkennbar belegt sind; sei ausreichend selbstkritisch an erkennbar wackeligen Stellen.
(d) Als letztes Kapitel sollte eine Zusammenfassung/Fazit auftauchen, wo du deine Ideen und eventuelle wissenschaftliche Konsequenzen daraus knackig zusammenfasst.
(e) Am Ende gehört ein Literaturverzeichnis, dass genau die verwendeten Arbeiten enthält auf die im Text verwiesen wurde.

Unter http://www.dainst.de/index_141_de.html kannst du ein paar formale Hinweise finden, wie Veröffentlichungen der RGK auszusehen haben. Auch wenn du ganz wo anders veröffentlichst, ist es ratsam, sich an einen solchen Standard zu halten, du wirst dann einfach besser wahrgenommen.




Beste Grüsse, Trajan.
 
[Geschichte] Interpretation einer Quelle

Ja ich bin es mal wieder mit der Schule und dieses mal ist es Geschichte.

Ich schreibe bald meine erste Geschichtsklausur und dank den Lehrer hat es schon Abiturniveu.

Bei einer Quelleninterpretation gibt es ja drei Aufgabengebiete:
I Quelle analysieren
II Grundhaltung/Denkmuster im historischen Kontext reinbringen
III Mit einer anderen Quelle kritisch vergleich und ggf. eigene Meinung

Muss man bei I alles mit belegen (mit Zitaten) oder macht man das nur wenn man den Gedankengang in Sinnesabschnitten zusammenfasst? Zum Beispiel mus man erklären warum es sich um eine Primärquelle handelt? Und kann man die Aufgabe in etwas so machen: Bei der zu behandelnden Quelle handelt es sich um einen Artikel des (ausländischen) Historikers XXX. Diese entstand im Jahre XXX und es geht um (Thema der Quelle). Dieser Text war für die Nachwelt bestimmt um ihnen über (das Thema) zu berichten oder die es einfach lernen müssen wie Schuler und Studenten.
Der Historiker sagt das die ...... [...] (Z.30). usw.
-
Kann man das so machen? Muss man schon hier die rhetorischen Mittel und deren Wirkung reinbringen und kommt es erst in Aufgabe II?

Und wie macht man die Einleitung und den Schluss bei Aufgabe II/III? Aufgabe II muss man ja noch wie I Objektiv bearbeiten aber bei III Subjektiv. Muss man bei der Einleitung einfach die Aufgabenstellung umformulieren und bei den Schluss ein Fazit?

Über weitere Tips würde ich freuen weil ich habe bei mir nur den Bewertungsbogen aber ich habe noch nie eine Beispielanalyse gesehen.
 
Zurück
Oben