Darüber habe ich noch etwas nachgedacht.
Und sehe doch entscheidende Unterschiede.
Einmal in der Vorgeschichte: Preußen war die meiste Zeit bei den Gegnern Napoleons gewesen, und hatte sich ihm nur für wenige Jahre und widerwillig unterworfen. Da lag es nahe, bei erstbester Gelegenheit das Zwangsbündnis wieder zu verlassen.
Die Rheinbundstaaten dagegen waren durchaus freiwillig und mit Gewinn mit Frankreich verbündet, hatten teilweise auch dessen Reformen und Denkweise übernommen und an dessen Kriegen teilgenommen. Da war ein Frontwechsel schon ein recht deutlicher Schritt.
Zum Anderen die Situation des konkreten Wechsels: Yorck hatte Zeit, er konnte über die Bedingungen des Wechsels verhandeln, und als Ergebnis zog er sich lediglich aus den Kämpfen zurück.
Sachsen und Würtemberger dagegen wechselten mitten in der Schlacht die Fronten - da müssen sich Offiziere und Mannschaften schon sicher sein, daß alle mitziehen. Schließlich hatten sie gemeinsam das ganze Jahr schon mit den Franzosen gegen genau die Leute kämpft, zu denen sie jetzt übergingen.
Badener und Hessen haben in Leipzig bis zum Schluß für Napoleon gekämpft.
Umgekehrt waren schon bei Hagelberg sächsische Einheiten zu den Preußen übergelaufen.
Die Rheinbundstaaten haben auch eine durchaus differenzierende Geschichte. Der Zugewinn Württembergs bis 1805 war die Folge linksrheinischer Verluste, die man durchaus als gleichwertig ansehen kann.
Napoleon "besuchte" an der Spitze seiner Armee Kurfürst Friedrich in Ludwigsburg. Die angebotene Neutralität wischte Bonaparte vom Tisch, "wer nicht für mich ist, ist gegen mich", (stand früher in jedem württ. Lesebuch)Friedrich zierte sich noch ein paar Tage, aber nach der Schlacht bei Ulm blieb ihm nicht anderes mehr übrig. Seit 1796 hatten ständig 2 württ. Delegationen in Paris verhandelt, die eine vom Herzog, die andere von der "Landschaft" delegiert. Die Neutralität hat dem Land aber überhaupt nichts gebracht, es blieb die ganzen Koalitionskriege Aufmarsch- und Kriegsgebiet für beide Seiten.
Die Preußen die meiste Zeit bei den Gegnern? Waren die nicht seit 1799 oder schon vorher neutral?
Wobei die Preußen durchaus auch provitiert haben, ein Drittel Polens und dann mal kurz Hannover eingesackt, "halb zog er sie, halb sank sie hin"...
Aber klar, jeder Vergleich hinkt.
Bei York kann man heute noch spekulieren, wusste es der König? wusste er es nicht?
Bei Normann ist es klar, er wusste es nicht. Wobei die Erbitterung über den Angriffsbefehl auf die Lützower durchaus mitgespielt hat.
Die Mannschaften waren z.T. über die Art und Weise des Übergangs empört, während die Offiziere und Unteroffiziere wohl allesamt eingeweiht waren.