Wie holt ihr das meiste aus einem Text heraus?

brolly

Neues Mitglied
Beim Lesen von Sachtexten habe ich immer wieder folgendes Problem: Viel von dem, was ich gelesen habe, habe ich kurze Zeit später häufig wieder vergessen und es bleibt oft nur eine grobe Idee zurück. Das wurde mir mal wieder klar, als ich mir so anschaute, was ich im letzten Semester alles gelesen habe. Ich scheine nicht der Einzige mit diesem Problem zu sein: Ein Dozent hat uns immer geraten, die Texte zeitnah zum Seminar zu lesen.

Ich hatte mir überlegt, von jedem Text für mich selber ein Excerpt zu verfassen, was jedoch sehr zeitaufwendig ist.

Wie ist das bei euch? Wie holt ihr das meiste aus einem Text heraus?
 
Mir hilft es, wenn ich eine oder mehrere Fragen zu dem Text habe. Oft kommen die bei mir automatisch, wenn man während des lesens abgleicht, ob das Geschriebene stimmt oder nicht.

Im Grunde, wenn ich ihn überhaupt bearbeite, ihm einen Raum gebe, welcher vom Konsum, der Rezeption getrennt ist.

Und darin etwas mehrwollen, mehrmachen mit dem Text.
 
und es bleibt oft nur eine grobe Idee zurück

Ein Dozent von mir meinte einmal, wichtig wäre es, Inseln zu bilden. Wissensriffe sozusagen, an die sich Weiteres anspülen, andocken lassen kann.

Um irgendwo wirklich sicher zu sein, muss man wohl tatsächlich genaue Exzerpte anfertigen (wie auch immer die organisiert sein mögen) und sich im Detail verlieben. Die "groben Ideen" können dabei gern auch mal grob bleiben.

Hier kann man in der Metapher bleiben: Auf hoher See reichen wenige Anhaltspunkte, um zurechtkommen zu können. In Küstennähe ist genaueres Navigieren gefragt.

Zeitnah die passenden Dokumente zu lesen, ist dann natürlich gut. Und auf lange Sicht macht es Sinn, sich eine Art Kanon von für das im speziellen Fall bearbeitete Gebiet relevanten Texten zusammenzustellen - mit Randbemerkungen, Lesezeichen o. ä.
 
Ich arbeite mit Excerpten. Ist wirklich zeitaufwendig, aber es hat mMn auch einen konkreten Nutzen.
Jedoch sollte man diese Excerpte nicht zu lang gestalten, aber da muss wohl jeder seinen Rhytmus finden, gestern zb habe ich einen 16-Seiten text auf 2 DinA 4 Seiten excerpiert.

Eine weitere Idee wären Mind-Maps, die sich dann ruhig über eine ganze DinA-4 Seite erstrecken können.

Auf lange Sicht macht es sicher Sinn, auch mit entsprechenden Literaturverwaltungsprogrammen zu arbeiten (evtl. EndNote?) um sich eine Überblicks-Datenbank anzuschaffen.
Hier kann man dann mit Schlag- und Stichwörtern arbeiten.

Um an Rephaim anzuknüpfen noch folgendes:
Ich persönlich tue mir wirklich schwer einen wissenschaftlichen Text im Kopf zu behalten, wenn ich in nur gelesen habe und nicht bearbeitet habe.
D.h. es macht mMn viel mehr Sinn Texte mit einer oder mehreren Leitfragen zu lesen und die einzelnen Sinnabschnitte auf diese Leitfragen zu prüfen und zu zerlegen. Hierbei arbeite ich mit vielen Farben, etc.
Am Ende sieht das Papier echt hässlich aus, aber ich habs besser im Kopf, als wenn ichs heil lassen würde.
 
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