Wie kam man in den Senat?

Menelor

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Mir gehts es um die Zeit der Republik.
Sowohl aus der Schule als auch anhand des Buches "Imperium" hatte ich mir gemerkt, dass man in den Senat kam, indem man sich hineinkauft (Cicero hat das in dem Buch gemacht, indem er in eine reiche Familie reingeheiratet hat).

Im Studium habe ich jetzt erfahren, dass man in den Senat nur hineinkam, indem man seine Amtsperiode als Konsul abgeschlossen hat.

Was stimmt?

Und noch die ergänzende Frage von mir: Konnte man die Plätze im Senat vererben? Es wäre doch blöd für die Familien, sich immer wieder neu reinkaufen zu müssen?
 
In den Senat kam man durch Ernennung ( adlectio). Diese Ernennung erfolgte durch einen Censor. Voraussetzung dafür war, daß man einen bestimmten Rang als Magistrat erreicht hatte. Es gab aber auch Ausnahmen. Entscheidend waren für die Censoren auch sozialer Stand, Vermögen, Lebenswandel und Ruf. In der späten Republik war der Mindestrang der Quaestor. Die Wahl zum Questor erfolgte durch das Volk.

Natürlich war bei römischen Wahlen viel Bestechung und Kauf von Stimmen im Spiel. Für die Wahl zum Quaestor galt das aber eher weniger. Wie genau es ein Homo Novus überhaupt auf die Wahllisten, die von einem Konsul geführt wurden, schaffte, ist mir auch nicht ganz klar. Ich nehme mal an, er musste sich zunächst um ein Vigintivirat bemühen. Und diese niedrigen Beamten wurden vom Senat ernannt. Hier bedurfte es jetzt einflußreicher Fürsprecher. Wenn nicht aus der eigenen einflußreichen Familie, dann aus anderen.

Ein regelrechtes Einkaufen ist mir aber nur für die anderen Städte des Reiches bekannt. Dort musste ein ernannter Decurio (städtischer Senator) beim Eintritt in die Curia ein großzügige Spende an die Stadt bezahlen. Aber auch hier galt die Wahl zum Magistraten als Vorbedingungen. Es kommt aber auch hier auf die jeweilige städtische Verfassung an. Im Prinzipat wurden die Volksversammlungen selbst in vielen griechischen Städten zunehmend abgeschafft und der städtische Senat ergänzte sich nun sozusagen selbst.

Einen Platz im Senat konnte man nicht vererben. Es war aber nur selten ein Problem für den Sohn einer angesehenen Familie, es bis zum Quaestor zu schaffen. In den anderen Städten des Reiches musste man sich in der Tat jedes Mal neu "einkaufen", bzw. diese Aufnahmegebühr bezahlen.

Mit Augustus behielten Familien über 3 Generationen ihren senatorischen Status, auch wenn es kein Familienmitglied schaffte, in den Senat zu kommen. Natürlich hatten solche Personen kein Recht, den Senat zu betreten. Sie genossen aber die Vorrechte ihres senatorischen Standes.

PS: Der einzige Römer in der Republik, der erst mit Konsul Senator wurde, nochzudem ohne die anderen Ämter vorher durchlaufen zu haben, war meines Wissens Pompeius. Und er machte aus der späten Rückgabe seines Ritterpferdes eine Riesenshow.

Die Ex-Consule (Consulares) waren nur die einflußreichste und maßgebliche Gruppe im Senat. Aber auch bei weitem die kleinste Gruppe der 300-600 Senatoren. Kaum mehr als 20-30 Personen.
 
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Agricola hat das schon alles richtig gesagt, aber vielleicht sollte man einen Aspekt genau erörtern: Die adlectio erfolgte in der frühen Republik durch die Consuln (bzw. den damaligen Oberbeamten, den Praetor Maxismus). Als die Zensur geschaffen wurde, übernahmen die Zensoren dieses Amt, d. h. während der mittleren Republik bestimmten die Zensoren alle fünf Jahre darüber, wer in den Senat aufgenommen und wer aus ihm ausgeschlossen wird.

In der Spätphase der Republik machte es dann aber Sulla zur Regel, dass man mit der Quästur automatisch in den Senat aufgenommen wurde. Es gab dann auch bis 70 v. Chr. keine Zensoren mehr, da ihre Hauptfunktion entfallen und ihr Amt damit obselet geworden war.

Der Prinzipat behielt dieses System bei, in der Spätantike wurde man aber wohl erst nach der Prätur in den Senat aufgenommen. Als Quelle für all dies kann ich nur Wiki nennen, die Artikel Sulla, Römischer Senat und Byzantinischer Senat sind recht aufschlussreich.

Ich habe das Buch Imperium auch gelesen und fand es btw sehr interessant. Das mit dem "Einkaufen" in den Senat ist natürlich geschichtlich falsch - käufliche Ämter gab es erst wieder unter den absolutistischen Monarchen Frankreichs.

Natürlich ist Harris kein Historiker, weshalb man ihm daraus kein Schuh drehen kann, und selbst wenn er es besser weiß, für ein breites Publikum muss man es einfach formulieren. Was er mit der Formulierung meint: Erste bedeutende (davor gab es noch Ämter wie das Vigintisexvirat und das Militärtribunat) Stufe der Ämterlaufbahn und Eintrittsticket zum Senat war die Quästur. Die Quästoren wurden von der Tributischen Volksversammlung gewählt, und um die Wahlen zu gewinnen, musste man einen gewissen "Wahlkampf" (sprich Bestechung einflussreicher Persönlichkeiten, Geschenke, Spiele etc.) betreiben, der ziemlich teuer war, und bei der Finanzierung des Ganzen war die Mitgift einer Ehefrau aus gutem Hause sicher nicht zu schädlich.
 
Ihr lasst da den 10jährigen Militärdienst weg, der vor der Wahl in das 26-Männer-Gremium und auch vor der Wahl zum Militärtribun erfolgen musste. Auch das wird so manchen Ritter schon vom cursus honorum ausgeschlossen haben. In der Späten Republik war der Militärdienst kürzer, aber jeder, der gewählt werden wollte, musste gedient haben. Und kein Militärtribun war militärisch ohne Erfahrung, obwohl das immer wieder behauptet wird.

Auch dazu hat Wikipedia zugeschlagen:

Cursus honorum und

Vigintisexviri und

Militärtribun.

Und die Plebejer hatten in den Ständekämpfen durchgesetzt, sich um Ämter bewerben zu dürfen. Allerdings hatten wohl nur Ritter reale Chancen, gewählt zu werden. Trotz des Militärischen Namens hing die Zugehörigkeit zum Ritterstand (Ordo equester) nur vom Vermögen ab. (Und schon Ciceros Vorfahren waren Ritter.) Damit gehörten, eben wegen ihres Vermögens auch die Patrizier und die Senatoren zum Ritterstand.

Und dadurch wurde Roms Oberschicht zusammengehalten, da zur Ritterschaft eigene Kulte und Veranstaltungen gehörten. Man kannte sich, und die Senatoren konnten ihren Einfluss geltend machen, um ihre Kandidaten durchzudrücken.

Erst in der Kaiserzeit wurden die Senatoren von den Rittern klar abgesondert. Dabei wurde dann auch das Mindestvermögen eingeführt. Und da die Ämterbesetzung vom Kaiser abhing, wundert es kaum, dass er im Bedarfsfall einfach zum Mittel der Schenkung griff.

Wir brauchen aber nicht theoretisch zu bleiben. Es ist auch konkretes überliefert:

Der Knackpunkt in Ciceros Kariere war seine Wahl zum Konsul. Es war bekannt, dass ein großer Teil der Wähler zu seinen Ungunsten bestochen war. Aber zunächst zu seinem Wahlkampf allgemein:

In den Briefen Ciceros an Atticus gibt es Stellen, die der Theorie etwas mehr Anschaulichkeit verleihen:
"Sobald ich ausgekundschaftet habe, was die nobiles vorhaben, werde ich Dir wieder schreiben."
"Deine baldige Auskunft ist mir sehr vonnöten; man ist nämlich fest davon überzeugt, dass es Aristokraten gibt, Freunde von Dir, die meinem Amt [wir würden sagen Kandidatur] entgegenarbeiten wollen. Mir diese Leute günstiger zu stimmen, würdest Du mir, wie ich sehe, von größtem Nutzen sein."

Sein Bruder Quintus verfasste eine "Denkschrift zur Bewerbung um das Konsulat" (Commentariolum petitionis), eine Art antiker Wahlkampfplanung. Auch die Gegner werden analysiert, ein Bündnis -es mussten ja 2 Konsuln gewählt werden- vorgeschlagen. Cicero folgte dem.

Seine Gegner, insbesondere Catilina gingen mit allen Mitteln auf Wählerfang. Der Senat wollte gegen allzu skrupellose Wählerbeeinflussung ein Gesetz erlassen, was ein Volkstribun verhinderte. Cicero hielt daraufhin am Wahltag seine berühmte, nicht erhaltene, Rede "in Toga candida". (Kandidaten mussten in reinweißer Toga [Toga candida] auftreten, wie sie für religiöse Anlässe vorgeschrieben war.)

Nach erhaltenen Zusammenfassungen geißelte er aber nicht in erster Linie die Methoden des Wahlkampfes, sondern griff das Vorleben der anderen Kandidaten an. Dabei übertrieb er nicht nur gehörig, sondern schilderte die Vergehen wie in einem Roman.

Er wurde angeblich einstimmig gewählt.

An Empfehlungen der Denkschrift seines Bruders Quintus, wie übertriebene Wahlversprechungen, halten sich auch heute noch Politiker. (Und wie man an Donald Trump sieht, werden Berater mitunter immer noch aus der Familie genommen.)
 
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Es ist schon richtig, daß auch die Söhne von Senatoren nur Ritter waren, bis sie denn nach der Quaestur in den Senat aufgenommen wurden. Auch das änderte sich erst mit Augustus, der Söhnen von Senatoren erlaubte den breiten Purpurstreifen noch vor ihrer Aufnhame in den Senat zu tragen. Reiner Status, wie bereits oben erwähnt.

Es machte aber auch in der Republik durchaus einen Unterschied, ob man aus einer senatorischen Familie kam, die bereits viele Senatoren, vorzugsweise Konsule, gestellt hatte, oder nicht. Die Tullier hatten hier Nichts vorzuweisen. Deshalb nannte man Cicero ja einen Homo Novus. Und für die war es eben schwieriger die notwendige Unterstützung für eine höhere Ämterlaufbahn zu finden. Die höheren Aristokraten der senatorischen Familien, ließen es nicht zu, daß sich einfach jeder Ritter um ein senatorisches Amt bemühte. Der Homo Novus war, von Krisenzeiten abgesehen, eher selten.

Das Militärtribunat habe ich nicht erwähnt, da dies auch von Rittern bekleidet wurde, die keine Ambitionen auf eine senatorische Karriere hegten. Erst mit dem Vigintivirat strebt man eine senatorische Karriere auch konkret an. Die meisten Ritter werden eine Karriere als Magistrat ihrer Heimatstadt angestrebt haben, oder gar keine politische Stellung.

In der Kaiserzeit haben wir dann auch zwei vollkommen verschiedene Karrieren und militärischen Rang ritterlicher und senatorischer Tribunen. Wobei es auch hier Übergänge gab.
 
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Der Trick mit der Ritterschaft bestand darin, dass der Senat ein Ältestenrat war. Und diejenigen, die aus Altersgründen bei der Ritterschaft ausschieden, durften an den meisten Feierlichkeiten weiter teilnehmen. Als 'Alte Herren' sozusagen.

Ich habe auch nichts gegen den homo novus geschrieben. Aber die Beschränkung des Senats auf relativ wenige Familien und des Konsulats auf sehr wenige Familien war kein Gesetz, sondern nur gesellschaftliche Praxis.

Mit dem Hinweis auf die Ständekämpfe bezog ich mich aber auch nur auf die Frage nach den Wahllisten, nicht auf die Schwierigkeiten eines Homo novus, die übrigens Quintus Tullius Cicero auch in der erwähnten Schrift berücksichtigt hat und den Quellen zufolge tatsächlich das hauptsächliche Argument von Catilina und Co war, sie und nicht Marcus Tullius Cicero zu wählen. Aber ja, das mit dem Ständekampf habe ich missverständlich geschrieben.

Und dennoch galt das Militärtribunat als Einstieg in den Cursus honorum. Heute wird es oft sogar zu Ungunsten des Vigintivirats allein genannt. Wenn es um die Voraussetzungen einer senatorischen Karriere in der Republik geht, gehört es jedenfalls dazu. Und die Unterscheidung zivil und militärisch ist anachronistisch. Ein Tribunat war ein öffentliches Amt, so wie auch die Ämter des Vigintivirats und die höheren Magistrate.

Und die Ämterlaufbahn für Ritter entwickelte sich erst seit Claudius, Hadrian öffnete ihnen die kaiserlichen Ämter, die bisher von Freigelassenen versehen wurden. Und bis sich ein Muster ausbildete dauerte es einige Zeit. Vollkommen getrennt wurden die Karrieren erst durch den Ausschluss der Senatoren vom Militär. Und, wie Du schreibst, gab es immer Übergänge.

EDIT: Der Alte-Herren-Vergleich stammt nicht von mir. Ich meine, Delbrück formuliert das irgendwo so.
 
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Und dennoch galt das Militärtribunat als Einstieg in den Cursus honorum.

Es steht außer Zweifel, das jede senatorische Karriere mit dem Militärtribunat startete.

Ich sagte nur, daß die nicht-senatorischen Karrieren, die die große Mehrheit ausmachten, auch oft mit dem Militärtribunat starteten.

Seit Sulla gab es 20 Stellen für Questoren. Tendenz wachsend, da die Anzahl der Provinzen wuchs. Die Anzahl der Vigintivires liegt auch über 20. Und die Anzahl der Bewerber aus senatorischem Hause für den Cursus Honorum wird auch auf knapp 20 geschätzt. Nicht viel Platz für Homines Novi.

Es gab aber 6 Tribunen je Legion. Nur für die senatorischen Ämter zu besetzen hätte man nur ca. 20-30 Tribune pro Jahr benötigt. Also 4-5 Legionen insgesamt. Dabei ist natürlich nicht berücksichtigt, das das Tribunat länger als 1 Jahr dauerte. Aber das mit den 10 Jahren Tribunat war in der späten Republik schon lange vorbei. In den Bürgerkriegen hatte Rom 70 Legionen unter Waffen mit über 400 Tribunen.

Die meisten Tribunen landeten in einer ritterlichen Karriere. Ich meine damit nicht die Karriere seit Claudius, die sich bereits seit Augustus entwickelt hatte. Ich meine: Militärtribun -> Aedil einer Stadt -> Duumvir einer Stadt. Das war die große Masse der ca. 20.000 Ritter. Wenn sie überhaupt nach dem Tribunat noch politisch tätig wurden. Und diese municipiale Karriere blieb auch die dominante Karriere nach Claudius. Nur daß die meisten der Ritter jetzt nur noch Prefectus Cohortis und nicht einmal mehr Tribunus Militum wurden, bevor sie in ihre Heimatstadt zurückkehrten.

Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Cicero Bürgermeister von Arpinum wird, war hundertfach höher als Quaestor von Rom. Erst mit dem Vigintivirat wird klar, daß ein Tribun auch Quaestor und somit Senator werden will. Und den Zugang zum Vigintivirat muß er sich erst mal verschaffen. Das Militärtribunat war das kleinste Problem.
 
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Das war aber 1. kein geregelter Karriereweg und 2. widerspricht es meiner Aussage nicht.

(Abgesehen davon, dass schon vor dem Militärtribunat ein Militärdienst geleistet werden musste. Die zunächst 10, später, ich meine, aber ohne Gewähr, zu Ciceros Zeiten 3 Jahre konnten aber wahrscheinlich aus beidem addiert werden. Denn Cicero leistete nur das absolute Minimum ab (im Bundesgenossenkrieg und gegen die Samniten), wozu natürlich auch das Glück gehörte, dass nicht mehr notwendig war. Etwas anderes sieht man bei ihm auch: Mit ein paar Beziehungen konnte man gleich beim Stab landen.)
 
Das mit dem Militärdienst vor dem Tribunat, kann ich mir ehrlich gesagt nur vorstellen in einer Milizarmee. Also in einer Zeit vor der Bürgerkriegen unter Sulla und Marius, da danach die römische Armee mit festgelegten Dienstzeiten agiert hat.

Apvar
 
... und 2. widerspricht es meiner Aussage nicht.

Ich wollte dir auch nicht widersprechen, sondern nur meinen Punkt nochmals klarmachen.

Es ging ja darum, ab wann man sich "Einkaufen" musste. Oder zumindest massiv Beziehungen brauchte. Eine Bewerbung um das Militärtribunat war aus Sicht der alteingesessenen aristokratischen Familien noch ungefährlich. Mit dem Vigintivirat aber, meldete der junge Ritter ernsthafte Ansprüche an.
 
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Das mit dem Militärdienst vor dem Tribunat, kann ich mir ehrlich gesagt nur vorstellen in einer Milizarmee. Also in einer Zeit vor der Bürgerkriegen unter Sulla und Marius, da danach die römische Armee mit festgelegten Dienstzeiten agiert hat.

Die römischen Ritter, also auch die Sprösslinge von Senatoren dienten erst mal in der römischen Kavallerie. Spätestens nach dem Bundesgenossenkrieg verschwindet die römische Kavallerie. Um diese Zeit wurde auch die letzte Milizarmee rekrutiert. Jetzt blieb nur noch das Militärtribunat oder man folgte einem befreundeten Senator einfach als Comes in die Provinz.

Mit den festgelegten Dienstzeiten vor Augustus ist das auch so eine Sache. Manche Legionen wurden bereits nach wenigen Jahren und erfolgreicher Kampagne wieder entlassen. Andere begannen nach 10 und mehr Jahren ihre Entlassung zu fordern. Die alte republikanische Regel wonach man 16x in einer kurzen Sommerkampagne dienen musste war ja auch nicht mehr anwendbar.

Zu den spätrepublikanischen Tribunen habe ich bisher keine Regeldienstzeit gefunden. Im kürzesten Fall könnte es 1 Jahr in der Provinz gewesen sein. Wurden die Militärtribune nach Sulla eigentlich noch gewählt? Ich meine Caesar und Andere haben zumindest einige ihrer Tribune einfach ernannt.
 
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Zu den spätrepublikanischen Tribunen habe ich bisher keine Regeldienstzeit gefunden. Im kürzesten Fall könnte es 1 Jahr in der Provinz gewesen sein. Wurden die Militärtribune nach Sulla eigentlich noch gewählt? Ich meine Caesar und Andere haben zumindest einige ihrer Tribune einfach ernannt.

Ging es nicht darum, dass eine bestimmte Anzahl von Tribunen gewählt (ich meine 6 pro Armee, und zwar für die 4 konsularischen Legionen, also 24) und der Rest frei von den Feldherren ernannt wurden?
 
Ging es nicht darum, dass eine bestimmte Anzahl von Tribunen gewählt (ich meine 6 pro Armee, und zwar für die 4 konsularischen Legionen, also 24) und der Rest frei von den Feldherren ernannt wurden?

Guter Punkt. Aber seit Sulla gab es meines Wissens keine konsularischen Armeen mehr. Wurden die Tribunen dann direkt ernannt. Und wenn ja von wem? Vom Senat wie die Legaten? Obwohl es auch vom Feldherrn ernannte Legaten gab.
 
Interessante Frage. Der Punkt ist letztendlich: Wann hörte die Volksversammlung auf, (die) Militärtribunen zu wählen? Welche Legionen erhielten gewählte, welche ernannte Tribunen? Und was versteckt sich hinter den geheimnisvollen Tribuni militum a populo der augusteischen Zeit? Die von der Volksversammlung gewählten Tribunen, oder etwas vollkommen anderes?

Ich bin mir aber sicher das die Tribunen nicht vom Senat, sondern immer nur entweder vom Volk oder vom kommandierenden General ernannt wurden. Die Legaten entwickelten sich ja auch erst relativ spät und waren zuerst eben nur einfache Vertreter des Feldherren.
 
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Die Legaten entwickelten sich ja auch erst relativ spät und waren zuerst eben nur einfache Vertreter des Feldherren.

Nunja, die ersten Legaten sind mir aus den spanischen Kriegen im 2ten Jhdt. BC bekannt. Das kann man "spät" nennen. Diese waren noch vom Senat ernannt, und waren in der Tat Stellvertreter, die jede Aufgabe übernehmen konnten. Oft wurden sie als zusätzlicher Prätor eingesetzt. Sie kommandierten keinesfalls automatisch Armeen. Obwohl Einige das taten. Das trifft aber auch auf die Quaestoren zu, die eigentlich eine andere Aufgabe hatten. Die Römer waren Generalisten. Wer einen hohen sozialen Rang hatte, der konnte höhere Aufgaben übernehmen als Andere. Jede anstehende Aufgabe. Festgefügte, moderne, funktionale Organisationsstrukturen, hätten einem Römer noch im Prinzipat wohl nur großes Unverständnis entlockt.

Diese Tradition hielt sich folgerichtig bis ins Prinzipat. Die prätorischen Gouverneure der befriedeten senatorischen Provinzen hatten einen Legaten, die der prokonsularischen zwei. Meines Wissens immer noch vom Senat ernannt bzw. zugelost. Und sie kommandierten normalerweise nicht das kleine Kontingent an Auxiliartruppen einer solchen Provinz, wie man annehmen könnte. Die Legaten der kaiserlichen Provinzen sind dagegen anders; und neu. Sie sind, vom Princeps als Imperiums-Träger ernannt, entweder selbst Gouverneure als Stellvertreter des Princeps (Legatus Augusti pro praetore), oder einfache Kommandeure nur einer Legion (legatus legionis). Letztere waren aber oft auch "Mädchen für Alles".

In der späten Republik bin ich unschlüssig. Ein Julius Caesar als Prokonsul mag zwei vom Senat ernannte Legaten gehabt haben. Aber laut De Bello Gallico hatte er weit mehr Legaten. Und das waren auch keine Legati legionis, also zwingend Legaten nur einer Legion. Alle selbst ernannt? Wann begann das? Was war die gesetzliche Grundlage dafür? Oder hat irgendein mächtiger Feldherr einfach willkürlich begonnen, Legaten zu ernennen, es wurde vom Senat geduldet, und hat sich letzten Endes durchgesetzt?

Eine ähnliche Fragestellung also wie bei den Tribunen. Wann begann das mit der Ernennung durch die Feldherren, und auf welcher gesetzlichen Grundlage?
 
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Bei Cäsar ist sogar die Frage wer hat ihn dazu ermächtigt zusätzliche Legionen aus zu heben. Das gilt im übrigen auch für Sulla, Octavian und andere.
Mit einem Feldherren als Chef eines Herres dürfte es spätestens im 2. Punischen Krieg so weit gewesen sein. Wenn ich das richtig im Kopf habe hatte einer der Scipionen vom Senat das Kommando über mehrere Legionen in Spanien bekommen, sogar sehr früh in seiner Laufbahn.

Apvar
 
Wenn ich das richtig im Kopf habe hatte einer der Scipionen vom Senat das Kommando über mehrere Legionen in Spanien bekommen, sogar sehr früh in seiner Laufbahn.

Ja, Scipio Africanus muß noch Aedil gewesen sein, als der Senat ihm das Kommando in Spanien übertrug. Er wurde allerdings gegen alle Regeln zum Prokonsul ernannt, war also kein senatorischer Legat sondern Gouverneur.

Interessant wäre, ob bereits Scipio seine Legaten und Tribune in den weiteren Feldzügen bis Zama selbst ernannte. Er hat ja schwer rekrutiert, als er in Sizilien stand. Alleine über 5000 Veteranen sollen sich ihm angeschlossen haben, mit der Aussicht auf Rache in Afrika. Ob er da jedes Mal den Senat um Tribunen und Legaten bitten konnte?

Dann hätten wir mal wieder den üblichen Schuldigen gefunden: die römische Expansion und die daraus folgende Überforderung der stadtstaatlichen Verfassung der römischen Republik.
 
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Scipio war 213 Aedil, da waren sein Vater und sein Onkel noch frisch und munter. Beide fielen erst 211. Proconsul mit dem Kommando in Spanien wurde Scipio 210.

Wann es die ersten Legaten gab, lässt sich wohl kaum klar beantworten; das verschwindet wie so vieles im Dunkel der unzuverlässigen Überlieferung der römischen Frühgeschichte. Livius (2,59) erwähnt Legaten bereits für das Jahr 471 v. Chr., was aber eine Nachricht ohne historischen Wert ist.
Bestellt wurden Legaten im Zusammenwirken vom (Pro-)Magistrat, unter dem sie dienen sollten, und dem Senat: Der (Pro-)Magistrat konnte sich seine Legaten grundsätzlich selbst aussuchen, brauchte aber die Bestätigung durch den Senat. In der späten Republik wurde Letzteres aber anscheinend öfters mal ignoriert, wie Klagen durch Cicero zeigen.
Eine feste Anzahl gab es in der Republik wohl nicht.

Laut Cassius Dio (53,14) hatten in den "senatorischen" Provinzen die Prokonsuln konsularischen Ranges drei Legaten, die Prokonsuln prätorischen Ranges einen.
 
Scipio war 213 Aedil, da waren sein Vater und sein Onkel noch frisch und munter. Beide fielen erst 211. Proconsul mit dem Kommando in Spanien wurde Scipio 210.

Mit den Daten hast du natürlich Recht. Da habe ich mich oben misverständlich ausgedrückt. Ich hätte schreiben sollen daß Scipio noch Senator von aedilischem Rang war, als er das Kommando bekam. Obwohl man dazu Praetor gewesen sein musste. Das ist auch das staatsrechtlich Außergewöhnliche, auf das ich hinweisen wollte. Das Aediliat bekam er ebenfalls zu früh.

War er eigentlich jemals Praetor, bevor er wieder zu früh 205 zum Konsul gewählt wurde?
 
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