Das sagt sogar sehr viel. Immerhin wurden einige Länder wie Gallien und Spanien aufgrund der römischen Herrschaft durchgreifend romanisiert - und Sizilien zählte rund 700 Jahre zum engsten Kern des Imperium Romanum. Somit erscheint mir die Hypothese einleuchtend, dass es am Ende des Weströmischen Reichs im 5. Jh. n. Chr. nur noch einige griechische Siedlungskammern auf der Insel gab.
Die Behauptung wird aufgrund von Wiederholung nicht unproblematischer:
Wenn man bedenkt dass das keltische Gallien und kelt-iberische Spanien in einem erheblich kürzeren Zeitraum komplett romanisiert wurden, so darf man das logischerweise erst recht von Sizilien annehmen.
Spanien und Gallien - wobei zu fragen ist, wie schnell sie tatsächlich sprachlich "komplett romanisiert" waren - sind, schon vom Sprachprestige her eine völlig andere Baustelle. Immerhin hatte Griechisch ein ganz anderes Prestige und in der römischen Oberschicht einen Stellenwert, wie Latein beim Klerus im Mittelalter oder Französisch an den Höfen der frühen Neuzeit und es war völlig normal, dass im Ostteil des Reiches die lingua franca das Griechische war.
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ja ich meine dass Sizilien vor der römischen Eroberung zum großteil hellenisiert war. Es existierten noch repräsentanten der indigenen Völker Siziliens die noch ihre Sprache gesprochen haben und ein phönizischer Kern im Nordwesten der Insel, aber ein Großteil siziliens war hellenisiert.
Das waren keine Handelsstüzpunkte sondern Siedlungen, der Hauptgrund der griechischen Kolonisation war Überbevölkerung und die oligarchischen bzw tyrannischen Verhältnisse im griechischen Mutterland meistens.
In der hellenisch-phönizischen Epoche herrschte eigentlich beständig Krieg auf Sizilien. Krieg der griechischen Kolonien untereinander, Krieg der griechischen Kolonien mit den punischen bzw. karthagischen Kolonien, Krieg mit den Sikulern oder Elymern und Bürgerkriege. Sizilien war nicht der friedliche Garten Eden für die Griechen, wie er hier fast schon gezeichnet wird.
andere Quellen und zwar die Mehrheit berichten über eine relativ große Zahl an griechischsprachigen in Sizilien und dass ist auch zum Teil logisch, den die Römer waren mehr dran interessiert Gebiete zu romanisieren wenn sie sich dadurch eine bessere Kontrolle und mehr Sicherheit davon versprachen, nirgendwo wurden aber griechische Bevölkerungen im großen Style romanisiert nichtmal in Italien selbst, es existiere Belege über größere größere griechischsprechige Bevölkerungen in Süditalien bis im 13. Jahrhundert.
Okeanios, ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht. Italien im 13. Jahrhundert ist ein anderes Italien als das im 5. Jahrhundert. Die Frage war hier, wie weit sprachlich romanisiert Sizilien (und meinetwegen auch die Magna Grecia war), als die Aġlabiden Sizilien im 9. Jhdt. eroberten. Wir wissen, dass die Insel offensichtlich ziemlich lange, in dem kurzen "germanischen" Intermezzo ebenso, wie auch noch in byzantinischer Zeit, in lateinischer bzw. romanischer Sprache verwaltet wurde. Wir wissen aber auch, dass die griechische Sprache auf der Insel einigermaßen durchgängig gesprochen wurde. Die Frage ist, welche der beiden Sprachen rein anteilsmäßig die wichtigere war.
Historiographische Quellen, welche einen direkten Beleg erbrächten, gibt es dazu
nicht. Ob
Grabinschriften in ausreichender Menge gefunden und editiert wurden, wissen wir nicht. In der Literatur fällt das sehr durchwachsene Meinungsbild auf, wobei wir bisher aus der Literatur zwar Meinungen oder Andeutungen vorliegen haben (Agius, Caracausi, Noll, Rohlfes, Sami, Varvaro, Winet) aber kaum Argumente, lediglich als Ansatz durch Varvaro, der aufgrund einiger Eigenheiten des Sizilianischen gegenüber dem Kernitalienischen, die sich seiner Meinung nach nicht aus dem Kernitalienischen erklären lassen, einen eigenständigen romanischen Dialekt annimmt. Leider kennen wir aber die einzelnen Beobachtungen nicht, die zu dieser Schlussfolgerung geführt haben.
Was nun das Griechische im Unteritalien und Siziliens im Hochmittelalter angeht, so sind drei historische Prozesse nicht zu vernachlässigen: Die Restitution des römischen Reiches auf Kosten der germanischen Reiche zu Gunsten Ostroms im 6. Jhdt., die islamische Expansion und der Verlust wichtiger Gebiete im 7. und 8. Jhdt. und die rumseldschukische und später osmanische Expansion, vor allem im 11. Jhdt. ff. Die letzteren beiden Prozesse werden zwar kaum zu neuen Zuwanderungen von Griechischsprechern geführt haben, ganz von der Hand zu weisen ist das aber auch nicht.
Über die Problematik des Griko haben wir schon gesprochen. Man darf sich das allerdings nicht so vorstellen, als habe es geschlossene Gebiete gegeben, in denen ausschließlich Griechisch gesprochen wurde.