Als erstes hat mich die Frage an die Mini-Serie „Shogun“ erinnert. Da wird Richard Chamberlain von den Japanern, bevor sie sich überhaupt weiter mit ihm befassen, erstmal in die Badewanne gesteckt. Er protestiert dagegen, denn Wasser mache elend und krank.
Die Szene ist aber etwas ungenau, denn in Privathäusern soll es keine Bademöglichkeiten gegeben haben. Nur die Reichen hat diesen Luxus. Offenbar fürchtete man auch die Feuergefahr, die das Erhitzen des Wassers mit sich bringt.
Das Entstehen des Badewesens in Japan soll mit der Verbreitung des Buddhismus zusammenhängen. Deshalb fange ich vielleicht am besten in Indien an:
Indien
Bei Indien denkt man sofort an das rituelle Baden, das ja sehr bekannt ist. Zum Beispiel das Bad im heiligen Ganges oder das Fest
Kumbh mela. Laut Marshall soll auch das
Große Bad in Mohenjo-Daro (Industal) rituellen Waschungen gedient haben. Das Große Bad soll in das 3. Jahrtausend v. Chr zurückgehen. Es gilt als „earliest public water tank of the ancient world“.
Im
Hinduismus gibt es das tägliche Morgenritual, das Samdhya. Ein Teil des Rituals ist eine Waschung. Dabei steht jedoch der sprituelle Aspekt eindeutig im Vordergrund. Zur Not kann das Wasser auch durch Staub oder Asche ersetzt werden. Wenn ich das richtig verstanden habe, reinigt man sich vor dem eigentlichen Ritual aber mit Wasser. Für die rituelle Reinigung wird Wasser oder Lehm eines heiligen Flusses bevorzugt. Der „ausdrückliche Willen zur Waschung“ grenzt das rituelle Reinigen vom profanen ab. Dennoch können beide in einem Aufwasch erledigt werden.
Buddha hat diesen rituellen Waschungen ausdrücklich widersprochen. Von Übeltaten könne man sich so nicht reinwaschen:
„
Und lügst du nicht, beschädigst auch kein Leben
Und nimmst du nichts, was man dir nicht gegeben,
Bist du vertrauenswürdig und kein Hasser –
Warum zur Gaya gehen? Sie ist nur Wasser.“
Dennoch gab es Hygiene-Vorschriften für buddhistische Mönche. Mindestens alle 14 Tage sollten sie baden. Bei schwerer körperlicher Arbeit oder im Sommer durfte auch öfter gebadet werden. Das musste kurz rasiert werden, die Mönche trugen zu diesem Zweck ein Rasiermesser mit sich. Auch auf die Pflege der Fingernägel ist zu achten.
Offenbar verfügten die buddhistischen Klöster über ein Badehaus.
http://www.lehrer.at/html/kosmetik/pdf/OS-RELI-A1.pdf
China
Hygiene
In China nahm die persönliche Hygiene eine große Rolle ein. Hauptzweck war das Reinigen vom Schmutz und nur die dafür nötige Wassermenge war erforderlich. Gewaschen wurde sich aber auch in Vorbereitung auf viele Zeremonien.
Eine besondere Rolle spielte das Haarwaschen. Dazu wurde ein Waschmittel aus Getreide benutzt, an anderer Stelle war von Reiswasser die Rede. Das Haarwaschen wurde mit besonderer Sorgfalt betrieben und durfte nicht gestört werden. Geschäfte oder das Empfangen von Gästen musste warten.
Man wusch sich regelmäßig die Hände, bis zu 5mal täglich. Morgens wusch man sich Gesicht und Hände. Das galt auch für Kinder und Dienerschaft. Eine gründlichere Reinigung des restlichen Körpers fand etwa alle 5 Tage statt. Es wurde nicht immer nackt gebadet. Man trug 2 grobe Tücher. Es war offenbar Aufgabe der Schwiegertöchter und Söhne, den Eltern morgens die Sachen zum Händewaschen zu bringen. Die Kinder bereiteten alle 5 Tage das ein heißes Wasserbad für die Eltern und brachten ihnen warmes Wasser zum Waschen des Gesichts, wann immer das schmutzig war. Es gab also auch so etwas wie eine sozial-hierarchische Komponente der Waschrituale.
Die Informationen beziehen sich hauptsächlich auf die Oberschicht. Über die Gewohnheiten des gemeinen Volkes ist weniger bekannt. Erste Informationen stammen aus der Chou-Dynastie. Die Einstellung zum Waschen hat sich aber auch in den folgenden Zeiten kaum geändert, sondern eher verfestigt. Schon in der Han-Dynastie hatte ein Beamter per Gesetz Anspruch auf einen Urlaub alle 5 Tage, um sich die Haare zu waschen. Später in der Tang-Zeit wurden daraus 10 Tage.
Wer es mit der Hygiene nicht so genau nahm, hatte bald einen entsprechenden Ruf weg. Es gab also eine gesellschaftliche Erwartung, dass man reinlich war. Vergleichende Äußerungen aus Reiseberichten sind bekannt. So haben sich die Chinesen offenbar nicht die Zähne geputzt, da sie das bei Fremden besonders hervorheben. Die Koreaner sollen die Chinesen für schmutzig gehalten haben. In Korea waren die Hygienestandards also höher. Im Unterschied zu den Chinesen badeten Männer und Frauen auch gemeinsam.
Badehäuser
Zunächst wurde, besonders das gemeine Volk, in Flüssen, Seen oder Quellen gebadet. Freiluft-Badebecken kann man in den Gärten der Nobilität finden. Becken und Badehäuser findet man aber besonders in buddhistischen Klöstern. Die Verbreitung des Buddhismus in China hatte einen großen Einfluss. Obwohl eigentlich für die Mönche gedacht, hatten aber auch Laien freien Zutritt zu den buddhistischen Badegelegenheiten. Ab dem 11. Jahrhundert gibt es literarische Belege für kostenpflichtige Badehäuser. Spätestens mit dem 14. Jahrhundert waren öffentliche Badehäuser fester Bestandteil der chinesischen Kultur. Dabei waren die Einrichtungen für Frauen tabu. Überhaupt wurde auf die Lehren des Konfuzius zurückgehend nicht gemischt gebadet. Später entstanden eigene Badehäuser für Frauen. Das erste eröffnete die Kokotte Jin Xiuqing in Pekings Rotlichtviertel der Acht Großen Gassen. Sie erweiterte das Bad um ein türkisches Hamam. Sonst scheint es sich bei den Badehäusern um keine Dampfbäder gehandelt zu haben.
Leider waren die Badehäuser der Gesundheit nicht immer zuträglich. Das liegt zum einen daran, dass dasselbe Wasser immer wieder erhitzt und in die Becken gepumpt wurde. Zum anderen waren die Badehäuser auch für Kranke und infizierte offen.
Die Beschreibung der kaiserlichen Badehäuser wäre noch einmal ein Thema für sich.
Hier eine schöne Beschreibung eines chinesischen Badehauses
Schafer, Edward H. “The Development of Bathing Customs in Ancient and Medieval China and the History of the Floriate Clear Palace.”
Journal of the American Oriental Society, vol. 76, no. 2, 1956, pp. 57–82.
NEEDHAM, JOSEPH, and LU GWEI-DJEN. “Hygiene and Preventive Medicine in Ancient China.”
Journal of the History of Medicine and Allied Sciences, vol. 17, no. 4, 1962, pp. 429–478.