Wie und wo machten die Römer Urlaub?

G

Giuditta

Gast
Bin auf der Suche nach Informationen über Urlaubsreisen der Römer für ein Referat in der 9. Klasse und finde hierzu nur das Buch von Marion Giebel "Reisen in der Antike". Hat jemand noch einen Tipp, wo man noch nachschauen könnte?
Danke
Giuditta
 
Karl Wilhelm Weeber, Alltag im Alten Rom. Eine Art Lexikon mit vielen Stichworten, wo man auch mal schauen kann, was sich so findet. Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch.

Schön ist ein Zitat von Plinius mit einer Kritik an Fernreisen: "Wir sind gewohnt, große Reisen zu machen, übers Meer zu fahren, um Dinge kennenzulernen, die wir nicht beachten, wenn wir sie vor der Nase haben."
 
"Die Römer" machten doch keinen Urlaub. Es gab Bildungsreisen für die Senatsaristokratie nach Hellas - ein Plebejer oder gar Sklave hatte zu so etwas aber nun wirklich keine Gelegenheit. Wir können da wirklich nicht mit heutigen Maßstäben herangehen, zumal wir da offenbar wieder hinkommen.
 
Äh, doch, machten sie wohl. In der späten Republik und durch die ganze Kaiserzeit wurden von der besitzenden Schicht "Ferienhäuser" gepflegt und gehegt, die an Luxus und Annehmlichkeiten nichts entbehren liessen. Viele Landsitze dieser Art sind uns aus Pompeji und Herculaneum bekannt, aber sie waren sprichwörtlich über das ganze Reich verteilt.
Caveat:
- formal gesehen waren die meisten dieser Landsitze landwirtschaftliche Betriebsstätten, auch wenn bei einigen in Stadtnähe diese Funktion nicht ausgeprägt ist. Die Villen an der Mosel z. B. haben, trotz teilw. palastartigem Ausbau, immer ausreichend "Funktionsbauten".
- diese Landsitze wurden auch teilweise Freunden und Klienten zugänglich gemacht, oder ebensolche dorthin eingeladen, um beispielsweise heiße Jahreszeiten zu verbringen. Die Korrespondenz von Livius weist oft auf solche Verhältnisse hin; da sozialer Umgang in Rom unmittelbar erfolgte besuchte man sich viel häufiger und ungezwungener als heute, die Aufwartung beim Patron gehörte zum Tagesablauf eines guten Klienten.
- Manche Badeorte hatten mit Sicherheit regelrechten Touristenverkehr auch weniger begüterter (obwohl immer noch überdurchschnittlich reicher) Römer. "Badeorte" natürlich im Sinne von Heilquellen; Plantschen im Meer hatte nicht den Stellenwert, den es heute hat. "Hotels" im heutigen Sinn sucht man allerdings vergebens.
 
Klar gingen die Römer, die es sich leisten konnten in Urlaub. Die Julihitze in der Stadt ist alles andere, als angenehm. Die Geruchsbelästigung durch die Gerbereien in der Subura war auch nicht das Wahre, und da Caesar nicht mehr dazu kam, die Pontinischen Sümpfe trockenzulegen, wuchs auch die Malariagefahr. Die Gerichte und der Senat machten Sommerpause, und die Patres amüsierten sich einstweilen in Tibur, in Antium, in Bajäe. Ebenfalls beliebt wegen seiner heißen Quellen war Sinuessa, woh Claudius Erholung pflegte. Caligula wurde in Antium geboren, und dort hielt sich auch Nero beim großen Brand von 64 auf. Plinius beschreibt in seinen Briefen ausführlich sein Landhaus.
 
Mal ganz abgesehen von touristischen Erscheinungen, die darauf schließen lassen, dass man durchaus auch weitere Ziele mitunter anstrebte.
Römische "Schriftstücke" in ägyptischen Steinen (etwa im Pahiae Isitempel) zeigen dies ebenso wie diverse "Devotionalien und Souvenirs" (gleichnamiges Buch ist momentan recht preiswert bei Zabernverlag zu bekommen).
Weite Reisen sind gefährlich und unbequem und teuer. Von daher wird man doch eher in den nahen Reisezielen geblieben sein.
 
Nilkreuzfahrten waren auch in der Antike schon recht beliebt. Augustus, Germanicus und später Hadrian und sein Geliebter Antinous reisten den Nil stromaufwärts bis Abu Simbel, doch bis heute hat niemand Kleopatra VII. übertroffen, die sich einen Luxusliner mit Empfangsräumen und einem Pool bauen ließ, mit dem sie mit Caesar bis nach Nubien reiste.
 
Scorpio schrieb:
[....] doch bis heute hat niemand Kleopatra VII. übertroffen, die sich einen Luxusliner mit Empfangsräumen und einem Pool bauen ließ, mit dem sie mit Caesar bis nach Nubien reiste.

Die Dame hat halt Stil gehabt.:D
 
Baiae war berühmt-berüchtigt. Sinngemäß gibts einen Ausspruch, der lautet: Eine Frau geht als Penelope nach Baiae und kommt als Helena zurück.
 
Die Villa Adriana in Tibur muß natürlich noch erwähnt werden. Hadrian, der bekanntlich sehr reiselustig war, ließ sich dort Miniaturmodelle von berühmten Sehenswürdigkeiten errichten.
 
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