Wie weit reichte der Einfluss der USA auf dem Kontinent?

Griffel

Mitglied
Ich möchte mal näher erörtern, wie weit oder wie groß der Einfluss der USA auf den restlichen Kontinent wirklich war. Und wann das alles angefangen hat.

Ich gebe mal zwei Stichworte: 1. Big Stick Policy und 2. Operation Condor. Damit ist, die Situation denke ich mal gut eingeleitet. Aber! Was entspricht den der Wahrheit? Die USA, waren noch ein junges Land, das sich gerade selbst erfinden bzw. finden musste. Zwar gab es die sogenannte Monroe-Doktrin. Doch als diese verkündet wurde, waren die USA, noch grün hinter den Ohren.

Manche behaupten ja, dass die USA, von Anfang an, versucht haben, ihren Einfluss bis hinunter nach Argentinien auszudehnen. Aber das kann ich nicht glauben. Zumindest nicht bis zum Ende der 6oer Jahre des 19. Jhd. Die USA befanden sich noch immer in der Aufbauphase. Somit hatten sie weder die Zeit noch die Lust sich mit den Problemen ihrer Nachbarn herumzuschlagen. Deshalb hätte ich gerne mal ein paar verlässliche Fakten.
 
Das waren aber aktive Operationen bzw. Auseinandersetzungen. Wenn ich Griffel richtig verstanden habe, geht es ihm darum, welchen Einfluss die USA im 19. Jhdt., in den ersten Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten, auf diese bereits ausübten, also z. B. Regierungen unterstützten oder unter Druck setzten, allenfalls Regierungsgegner mit Geld und Waffen versahen, Machtwechsel anzettelten etc.
 
Manche behaupten ja, dass die USA, von Anfang an, versucht haben, ihren Einfluss bis hinunter nach Argentinien auszudehnen. Aber das kann ich nicht glauben. Zumindest nicht bis zum Ende der 6oer Jahre des 19. Jhd.

Es kommt darauf an, was man unter "Einfluss" nun konkret verstehen möchte. Die USA übten seit den 1820er Jahren jedenfalls dahingehend Eindfluss auf die Gestaltung Lateinamerikas aus, als dass sie die Emanzipation der ehemaligen Kolonien von den europäischen Kolonialmächten, jedenfalls unterstützten.

Das lässt sich ja durchaus auch als eine Art von Einfluss auffassen.

De facto, war zwischen den USA und Großbritannien, im Kontext der Aushandlung des Friedens von Ghent, der den Krieg von 1812 beendete auch die Konvention zur gemeinsamen Bekämpfung und Unterbindung des transatlantischen Sklavenhandels geschlossen worden, mit der Folge, dass die U.S. Navy zeitweise ein Geschwader im Atlantik unterhielt, dass Sklavenschiffe aufbrachte.

Auch das bedeutete eine Einflussnahme auf die Karibik und Lateinamerika, weil die Plantagenwirtschaft, die das wirtschaftliche Rückgrad dieser Gebiete darstellte, bis dahin auf die "Versorgung" mit "Nachschub" von Sklaven aus Afrika angewiesen war.
Insofern die Vereinigten Staaten dien nun unterbunden zwangen sie die kolonialen Gebiete und später eben eigentsändigen Staaten ihre Wirtschaft auf anderen Wegen zu konsolidieren, auch wenn das noch lange nicht das Ende der Sklaverei bedeutete, weder in den USA, noch in den sich langsam von Europa emanzipierenden Kolonialgebieten in Lateinamerika.

Man könnte also durchaus behaupte, dass eine gewisse Einflussnahme der USA auf die Verhältnisse in Lateinamerika seit spätestens den 1820er Jahren durchaus greifbar ist, wenn auch noch nicht in dem Sinne einer unangefochtenen Hegemonialmacht, wie man das vielleicht für das 20. Jahrhunddert festhalten könnte.
 
Das waren aber aktive Operationen bzw. Auseinandersetzungen. Wenn ich Griffel richtig verstanden habe, geht es ihm darum, welchen Einfluss die USA im 19. Jhdt., in den ersten Jahrzehnten nach der Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten, auf diese bereits ausübten, also z. B. Regierungen unterstützten oder unter Druck setzten, allenfalls Regierungsgegner mit Geld und Waffen versahen, Machtwechsel anzettelten etc.

Ja, es ging mir nur darum, zu zeigen, dass die USA zum Zeitpunkt der Ausrufung der Monroe-Doktrin bereits in der Lage waren, Macht weit entfernt von den USA zu projizieren und sich außerdem im Krieg gegen europäische Mächte behaupten konnten, wodurch die Monroe-Doktrin kein zahnloser Tiger war.

Ein Beispiel einer früher Intervention in Südamerika ist die die USS Lexington raid von 1831 gegen die von Argentinien bzw. den Vereinigten Provinzen des Río de la Plata unterstützte Kolonie des Hamburger Kaufmanns Luis Vernet, als dieser amerikanische Walfangschiffe aufbrachte, auch wenn es da jetzt nicht um einen Regimewechsel ging.
 
Es waren oft US-amerikanische Privatleute, die als sogenannte "Filibuster" versuchten in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts, Macht und Einfluss in lateinamerikanischen Staaten auszuüben oder sich die Herrschaft über einen dieser Staaten (bzw. Kolonie, wenn es vor der Unabhängigkeit von Spanien war) zu sichern. Das kann im Einvernehmen mit der Regierung in Washington gewesen, muss es aber nicht. Aaron Burr wurde beispielsweise wegen Hochverrats in den USA angeklagt, wenn auch nicht verurteilt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Beispiel einer früher Intervention in Südamerika ist die die USS Lexington raid von 1831 gegen die von Argentinien bzw. den Vereinigten Provinzen des Río de la Plata unterstützte Kolonie des Hamburger Kaufmanns Luis Vernet, als dieser amerikanische Walfangschiffe aufbrachte, auch wenn es da jetzt nicht um einen Regimewechsel ging.

Hier geht es um die Kolonie auf den Falklandinseln, deren Geschichte hier ja auch kürzlich Thema war. Das hatte ich irgendwie vergessen, dazu zu schreiben.
 
Ich gebe zu, ich habe wohl große Sprünge gemacht. Tut mir leid. Also noch einmal zum besseren Verständnis:

Es wird heute recht allgemein behauptet, dass die USA, den Rest des Kontinents, als ihren "Hinterhof" betrachten. Und daraus auch das Recht ableiten, sich in die inneren Angelegenheiten, aller anderen Staaten einzumischen.:rolleyes: Was immer man auch darunter verstehen will! Siehe Monroe-Doktrin.

https://de.wikipedia.org/wiki/Monroe-Doktrin


Mir geht es um den folgenden Punkt; während des Kalten Krieges, waren die USA darauf bedacht, ganz Latein und Mittelamerika in ihrem Einflussgebiet zu halten! Aus diesem Grund, hatten die USA, mit mehreren Ländern in der Region Abkommen geschlossen, die es ihnen erlaubten, dort Militärstützpunkte zu unterhalten. Ein Unterfangen, welches nicht immer auf die ungeteilte Gegenliebe der Einwohner stieß. Aus diesem Grund, war man auch bereit, mit Regierungen zusammenzuarbeiten, die nicht den eigenen hohen Standards entsprachen.

2 Beispiele dafür waren ja die positive Äußerung zum Staatsstreich 1973 in Chile und eben die genannte Operation Condor. https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Condor

Natürlich weiß ich, dass alle diese Dinge, in einem gewissen Zusammenhang stehen. Aber! Kann man wirklich behaupten und das tun ja manche Historiker, dass die USA seit der Verkündung der Monroe-Doktrin, eine Art von Kolonialismus gegenüber ihren Nachbarn betreiben? Ich persönlich kann mich dieser Meinung nicht anschließen.

Die USA, waren zu Anfang des 19. Jhd. noch ein blutjunges Land, das noch mit seinem eigenen Aufbau beschäftigt war! Wie hätte da eine aktive Einmischung wohl aussehen sollen? Den USA fehlten hierfür fast jegliche Mittel. Die Aufstellung eines stehenden Heeres und eine Flotte waren alles andere als unumstritten. Wobei die Marine, durch die Zwischenfälle mit den nordafrikanischen Piraten, noch eher akzeptiert wurde. Weil man sich durch deren Ausschaltung, von einer Erpressung frei machen konnte.

Aber im Allgemeinen waren Kriege in den jungen USA, nicht sehr beliebt. Wobei ich den Krieg mit Mexiko und den Bürgerkrieg ausnehmen möchte. In beiden Fällen ging es durchaus um Staatsinteressen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mexikanisch-Amerikanischer_Krieg

Aber auch in späteren Jahren, wäre es wohl nur schwer zu erklären gewesen, warum man sich in die inneren Angelegenheiten der gerade unabhängig geworden Länder im Süden einmischen wollte. So ein Vorgehen hätte ja auch den Idealen der US-Verfassung widersprochen. Nicht zu reden davon, dass die besagten Länder, wohl alles andere als freundlich reagiert hätten, wenn, der große Nachbar im Norden, ihnen Vorschriften gemacht hätte.

Und ich glaube nicht, dass man eine Besetzung eines fremden Landes, hätte gut begründen können. Dazu hätte es schon eines massiven Vorfalls bedurft. Allerdings, hat es ja Mr. Theodore Roosevelt auch "geschafft" seinen Krieg zu bekommen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Spanisch-Amerikanischer_Krieg
 
Ich gebe zu, ich habe wohl große Sprünge gemacht.
Und setzt diese Herumspringerei fort.

Natürlich weiß ich, dass alle diese Dinge, in einem gewissen Zusammenhang stehen. Aber! Kann man wirklich behaupten und das tun ja manche Historiker, dass die USA seit der Verkündung der Monroe-Doktrin, eine Art von Kolonialismus gegenüber ihren Nachbarn betreiben? Ich persönlich kann mich dieser Meinung nicht anschließen.
Welche Historiker tun das konkret?

Die USA, waren zu Anfang des 19. Jhd. noch ein blutjunges Land, das noch mit seinem eigenen Aufbau beschäftigt war! Wie hätte da eine aktive Einmischung wohl aussehen sollen? Den USA fehlten hierfür fast jegliche Mittel. Die Aufstellung eines stehenden Heeres und eine Flotte waren alles andere als unumstritten. Wobei die Marine, durch die Zwischenfälle mit den nordafrikanischen Piraten, noch eher akzeptiert wurde. Weil man sich durch deren Ausschaltung, von einer Erpressung frei machen konnte.
Die weltpolitische Situation war 1820 eine andere als 1945. Die Rede zur Lage der Nation vom Dezember 1821 beanspruchte nicht die Souveränität der USA über den Rest des Kontinents. Alaska gehörte damals noch zum Zarenreich, Kanada hat bis heute den britischen König (ungewöhnlich zu schreiben, ich wollte zunächst Königin schreiben) als offizielles Staatsoberhaupt, in Mexiko waren die Dinge noch unklar, ob die Spanier die Kontrolle behalten würden oder nicht. Die Unabhängigkeit der hispanoamerikanischen Staaten vom „Mutterland“ war noch nicht gegeben (Kuba blieb bis 1898 spanische Kolonie), viele hatten sich erst im Rahmen einer Neuordnung im Zuge der napoleonischen Besetzung Spaniens (1808 - 1814) unabhängig gemacht (seit 1812) bzw. steckten - siehe Mexiko - noch im Abnabelungsprozess. Das restaurative Spanien hatte zwischen 1815 und 1820 versucht, die Rechte, die die Verfassung von 1812 den Bürgern geboten hatte (dazu gehörte auch dies Gleichberechtigung von Spaniern und Lateinamerikanern auch über die alten castas hinaus (das wir in Indien von Kastenwesen sprechen, liegt daran, dass Portugal zeitweise in Indien Kolonien hatte)), wieder zurückzunehmen und schickte kontinuierlich Soldaten nach Lateinamerika (darunter auch Agustín de Iturbide, der sich kurzzeitig zum Kaiser von Mexiko aufschwang) und Santa Ana, der später - remember the Alamo - in Konflikt mit den USA geriet.
Das dies 1820 aussetzte lag nicht etwa an einem Umdenken Ferdinands, sondern an einem Aufstand von Soldaten, die nicht einsahen, in Hispanoamerika für eine ungerechte Sache weiter verheizt zu werden. Sie setzen die Verfassung von 1812 wieder ein und zwangen Ferdinand sich an diese zu halten. In dieser Situation also versuchte der amerikanisches Präsident die Welt in eine amerikanische und eine europäische Interessenssphäre zu teilen. So wie Europa nicht nur Großbritannien und Spanien waren, so war auch Amerika nicht bloß die USA. Ergo lag im Ursprung der Monroe Doctrine auch nicht der Gedanke, Hegemonialmacht des Doppelkontinents zu sein, sondern die Zurückweisung europäischer Kolonialbestrebungen.

Dass sich die Vorstellungen mit dem Machtzuwachs der USA weiterentwickelten und bereits kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg die USA sich in die Beziehungen zwischen lateinamerikanischen und europäischen Staaten einmischten, liegt zunächst einmal nicht an Monroe und seiner Rede vom Dezember 1821, auch wenn die USA dies mit der Monroe Doctrine rechtfertigten und wir das dementsprechend unter das Lemma Monroe Doctrine einordnen. Aber da sind wir bereits mehr als ein halbes Jahrhundert weiter.

Monroe Doctrine 1821: Europäer haben sich nicht in amerikanische Angekegenheiten einzumischen.
Monroe Doctrine 1891: Die USA sind eine Art Hegemonialmacht über den Doppelkontinent.
 
In dieser Situation also versuchte der amerikanisches Präsident die Welt in eine amerikanische und eine europäische Interessenssphäre zu teilen. So wie Europa nicht nur Großbritannien und Spanien waren, so war auch Amerika nicht bloß die USA. Ergo lag im Ursprung der Monroe Doctrine auch nicht der Gedanke, Hegemonialmacht des Doppelkontinents zu sein, sondern die Zurückweisung europäischer Kolonialbestrebungen.

Das ist denke ich ein gannz zentraler Punkt, den ich deswegen gerne noch einmal herausgreifen möchte.

Im Hinblick auf die Abgrenzung von Interessensphären, ist es, denke ich auch wichtig, sich dabei begreiflich zu machen, dass unter der Prämisse des europäischen Kolonialismus jederr größere innereuropäische Krieg auch seine Nebenschauplätze, mindestens im karibischen Raum hatte und die tendenzielle Herausdrängung der europäischen Mächte aus den amerikanischen Kolonien daher auch einfach zentral war, um sich aus den europäischen Kriegen tatsächlich auch heraushalten zu können, die den eigenen Handel und die Seefahrt im Besonderen in Richtung der Karibik stets in Mitleidenschaft zogen oder gar das nordamerikanische Festland erreichten.
 
Ich möchte mal näher erörtern, wie weit oder wie groß der Einfluss der USA auf den restlichen Kontinent wirklich war. Und wann das alles angefangen hat.

Ich gebe mal zwei Stichworte: 1. Big Stick Policy und 2. Operation Condor. Damit ist, die Situation denke ich mal gut eingeleitet. Aber! Was entspricht den der Wahrheit? Die USA, waren noch ein junges Land, das sich gerade selbst erfinden bzw. finden musste. Zwar gab es die sogenannte Monroe-Doktrin. Doch als diese verkündet wurde, waren die USA, noch grün hinter den Ohren.

Manche behaupten ja, dass die USA, von Anfang an, versucht haben, ihren Einfluss bis hinunter nach Argentinien auszudehnen. Aber das kann ich nicht glauben. Zumindest nicht bis zum Ende der 6oer Jahre des 19. Jhd. Die USA befanden sich noch immer in der Aufbauphase. Somit hatten sie weder die Zeit noch die Lust sich mit den Problemen ihrer Nachbarn herumzuschlagen. Deshalb hätte ich gerne mal ein paar verlässliche Fakten.

In einem Aufsatz gegen Ende des 18. Jahrhunderts warnte Edmund Burke seine Landsleute vor den Walfängern aus Nantucket und New Bedford in Massachusetts. Das war zu einer Zeit, als die USA noch sehr jung und noch weit davon entfernt waren, eine globale Macht zu sein.
Amerikanische Walfänger gehörten zu den Ersten, die sich auf die Jagd auf den Pottwal spezialisierten und erste "Fabrik-Schiffe" bauten, die Wale auf hoher See verarbeiteten und zu Fang-Expeditionen von mehreren Jahren aufbrachen. Walfänger aus Massachusetts gehörten zu den Ersten, die zu Fahrten nahe der japanischen Gewässer aufbrachen.

Tran lieferte das hochwertigste Schmieröl für die Maschinen der industriellen Revolution. Auch die Straßenbeleuchtung wurde mit Tran illuminiert.

Die Walfangflotte der USA konnte sich Ende des 18. und im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine gewisse Dominanz verschaffen- und das zu einer Zeit, als die USA noch meilenweit davon entfernt waren, eine globale Macht zu sein.

Die Walfanghäfen Massachusetts waren sehr kosmopolitisch. In Nantucket oder New Bedford gaben sich tatsächlich fromme Quäker aus Massachusetts, Harpuniere aus Polynesien, Wampanoag-Indianer, Afrikaner und baskische Fischer die Klinke in die Hand. Die Pequod, die unter dem fanatischen Kapitän Ahab von Nantucket ausläuft- sie ist durchaus auch eine Parabel auf die USA im Jahre 1851.

In seinem Roman Moby Dick or the Whale schreibt Herman Melville dass den Männern von Nantucket der Ozean gehört und die Seefahrer (gemeint sind hier vor allem die Walfänger) anderer Nationen lediglich ein Wegerecht besäßen.

Statt Nantucket müsste man New Bedford erwähnen, denn als Melville Moby Dick schrieb, hatte New Bedford Nantucket bereits überflügelt, und der Nantucket Sound eignete sich weniger gut für die großen Vollschiffe zur Pottwaljagd.

Auf dem Gebiet des Walfangs gehörte die Walfangflotte der USA bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu den stärksten.
 
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