Wiener Kongress

Munzi

Neues Mitglied
Wie sind die Ergebnisse des Wiener Kongresses aus Sicht der deutschen nationalen und liberalen Kräfte zu beurteilen?

Danke.
 
Die Enttäuschung bei allen Kräften, die einen deutschen Nationalstaat anstrebten, war groß. Der Deutsche Bund, Nachfolger des untergegangenen Heiligen Römischen Reichs, entsprach als lockerer Staatenbund nicht einmal im Ansatz ihren Vorstellungen von einem Nationalstaat Einerseits gehörten nicht alle Deutschen dazu, andererseits umfasste der Deutsche Bund auch eine Reihe von Minderheiten nichtdeutscher Nationalitäten und zählte sogar zwei ausländische Fürsten zu seinen Mitgliedern.

Und alle, die an den Freiheitskriegen teilgenommen hatten, erlebten noch eine weitere Enttäuschung. Sie hatten auf politische Mitbestimmung gehofft, aber im Bundestag in Frankfurt - ein reiner Gesandtenkongress - saßen keine Volksvertreter. Zwar sah Artikel 13 der Bundesakte vor: "In allen Bundesstaaten wird eine landständische Verfassung stattfinden." Die Fürsten legten diesen Artikel jedoch so aus, dass sie ihre volle Souveränität behielten und sich von gewählten Volksvertretern höchstens beraten lassen wollten. Immerhin erließen einige Länder wie Sachsen-Weimar oder Baden relativ fortschrittliche Verfassungen, doch war das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Insgesamt herrschte also das Prinzip der Restauration vor, wie es die Karlsbader Beschlüsse 1819 mit ihren Maßnahmen gegen nationale und liberale Bewegungen zeigten. Dazu zählt auch die Heilige Allianz von 1815 der Monarchen von Russland, Österreich und Preußen, die vorgeblich die Prinzipien des Friedens und Christentums verfolgte, tatsächlich aber der Unterdrückung nationaler und liberaler Bewegeungen diente.
 
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