Wilde Männer - Mythos oder Fakt?

sigituradastra

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Gab es die sogenannten "Wilden Männer" (männliches Gegenstück zur Hexe) wirklich? Der Legende nach sollten sie ja im Wald leben, vollkommen frei von allem. Doch falls es sie wirklich gab, hatten sie sich freiwillig in diese Freiheit begeben oder waren sie von der Gesellschaft ausgestoßen worden?
 
Gab es die sogenannten "Wilden Männer" (männliches Gegenstück zur Hexe) wirklich?

Hi,
vielleicht hab ich was ganz falsch verstanden, aber das männliche Gegenstück zur Hexe wäre doch der Hexer, und Hexen lebten auch nicht im Wald, sondern waren oft "normale" Menschen, die aus Neid, Intrige oder auch weil sie rote Haare hatten oder "hellseherische" Fähigkeiten vorweißen konnten. angeklagt.

Der Legende nach sollten sie ja im Wald leben, vollkommen frei von allem.

Das erinnert mich irgendwie an Robin Hood, und seine Outlaws, dann wäre auch deine andere Frage beantwortet

och falls es sie wirklich gab, hatten sie sich freiwillig in diese Freiheit begeben oder waren sie von der Gesellschaft ausgestoßen worden?

Outlaws waren ohne Recht, man konnte sie töten ohne bestraft zu werden. Sie waren Ausgestoßene

Lg
Balduin
 
Ich bin mir da auch nicht so sicher...
In einem Textwerden die wilden Männer kurz erwähnt und danach heißt es:
[...]Es gab nicht nur die wilden Männer, die schließlich zum Vorbild aller Rübezahls, Eisenhänse und anderer Märchenfiguren geworden sind, es gab auch wilde Frauen. Sie hießen Hexen, nach dem althochdeutschen Wort hagzissa, was "die auf Zäunen Sitzende" bedeutet, die Vorstellung vom Besenreiten deutet sich hier bereits an.[...]
Aber vielleicht ist das auch fehlerhaft, ich weiß nicht ob die Quelle hundertprozentig zuverlässig ist. Vielleicht wird hier die Hexe aber auch als Gegenstück zum wilden Mann genannt, weil die Hexen wild im Sinne von ungezügelt und nicht im Sinne von nicht kultiviert wild waren?
 
Der "Wilde Jäger" (Tell) als Darsteller Wotans

In der Zentralschweiz gab es wahrscheinlich bis ins Hochmittelalter Gruppen, welche in den Dörfern die 'wilde Jagd' Wotans spielten.

Tell existierte nicht. Der Schütze Tell war aber im Mittelalter lebendig als Figur des Brauchtums, die in Theaterspielen und Kriegsriten auftrat. Es gab kultische Kriegerbünde, die als Tiere (Uristier!) maskiert auftraten und nachts ihre Feinde heimsuchten. Offenbar war der "Wilde Jäger" oder eben "Tell" der Anführer und Darsteller Wotans. Dieses wilde Treiben ist bei den Trychlern noch erhalten.
 
Ein 'Charivari' = ritueller Umzug der 'Wilden Männer'

Un charivari (étymologie inconnue) est un rituel collectif occidental, très similaire au carnaval. Il s'en distingue toutefois en ce qu'il n'est pas lié au calendrier.
Il s'agit d'un cortège dans lequel de nombreux musiciens et passants font du bruit avec toutes sortes d'objets, généralement détournés de leur usage traditionnel (ustensiles de cuisine). Cette "contre-musique" fait pendant aux musiques religieuses, à l'harmonie. C'est une parodie. Le terme désigne aussi bien le défilé en lui-même qu'un bruit discordant généré par de nombreuses personnes, du tapage ou encore du bruit accompagné de désordre. Dans ce dernier cas on parle aussi de chahut. Le rituel est attesté dès le xive siècle. Il se tient à l'occasion d'un mariage jugé mal assorti (c'est notamment le cas des charivaris organisés lors du mariage d'un homme âgé avec une jeune femme) ou d'un remariage.
Un des charivaris les plus célèbres est celui qui fut organisé par le roi Charles VI, à l'occasion duquel périrent brûlées cinq personnes proches du roi, resté dans l'histoire sous le nom de bal des ardents.

Charivari (rituel) - Wikipédia
 
Charivari: 'Wilde Männer' verhöhnten Witwen ...

Ein 'Charivari' war bereits "im Mittelalter, namentlich in Frankreich, üblich zur Verhöhnung von Personen, besonders von Witwen, welche sich zum dritten- oder viertenmal oder in ungleichem Alter verheirateten und sich durch ein Lösegeld freikaufen mußten."
Charivari | Lexikon 1888 | Kulturgeschichte

'Charivari' ist ein französisches Wort aus dem Mittellateinischen 'Chalvaricum', 'Carivarium'. Griechisch καρηβαρία (karivaría) = Kopfweh, Katzenjammer, Hangover

'larvas facere seu carivaria'
'vulgariter charivari strepitum et clamorem hunc vocant'
 
Ein 'Charivari' war bereits "im Mittelalter, namentlich in Frankreich, üblich zur Verhöhnung von Personen, besonders von Witwen, welche sich zum dritten- oder viertenmal oder in ungleichem Alter verheirateten und sich durch ein Lösegeld freikaufen mußten."
Charivari | Lexikon 1888 | Kulturgeschichte

'Charivari' ist ein französisches Wort aus dem Mittellateinischen 'Chalvaricum', 'Carivarium'. Griechisch καρηβαρία (karivaría) = Kopfweh, Katzenjammer, Hangover

'larvas facere seu carivaria'
'vulgariter charivari strepitum et clamorem hunc vocant'

Dazu aus dem Historischen Lexikon der Schweiz:

Charivari
Alter Rügebrauch, mit dem das Gemeinwesen im Ancien Régime untypische Heiraten, abweichendes Verhalten und Verstösse gegen die Moral durch ein ohrenbetäubendes Lärmkonzert (deshalb dt. auch "Katzenmusik") sanktionierte. Das C. diente urspr. der informellen Verurteilung von Witwenheiraten. Im Laufe des 16. Jh. weitete es seine Kontrollfunktion vom Bereich der Ehe auf erhebl. Teile der öffentl. Moral und des polit. Lebens aus; so erklärt sich auch seine besondere Wichtigkeit zur Zeit der Reformation. Ausgeführt wurde das C. von den Jungen, die an Stelle der Erwachsenen und mit ihrem Einverständnis handelten; sie nahmen diejenigen aufs Korn, die als Gegner der Gemeinschaft identifiziert wurden. Trotz Verboten der weltl. und geistl. Obrigkeit konnte sich das C. in der Schweiz vom 15. bis ins 19. Jh. halten. In einigen Waadtländer Dörfern überlebte es bis Anfang des 20. Jh. Es war eine Art Tribut, den alle Verlobten den Jüngeren zollen mussten: Die Jugendlichen handelten als Garanten der Endogamie des Gemeinwesens und verlangten von den Verlobten eine Gabe, um den Teufelslärm abzustellen.


Literatur
-«Katzenmusik», in Hwb. des dt. Aberglaubens 4, 1932, 1126-1131, (Neudr. 1987)
-L. Junod, «Le charivari au Pays de Vaud dans le premier tiers du XIXe siècle», in SAVk 47, 1951, 114-129
-N. Schindler, «Die Hüter der Unordnung», in Geschichte der Jugend, hg. von G. Levi, J.-C. Schmitt, Bd. 1, 1996, 319-382, (ital. 1994)
Autor: Ilaria Taddei / MS

Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz
 
Wilde Männer sind eine spezifisch mitteleuropäische Ausformung einer weltweit in allen Kulturen vorkommenden mythischen oder abergläubischen Vorstellung von halbmenschlichen Waldbewohnern. Diese Wesen erscheinen zuerst als Wildleute (mlat. silvani) oder Wildes Volk, später personifiziert als Wilder Mann und Wilde Frau oder auch als Wildes Fräulein:

Quelle:

Wilder Mann – Wikipedia
 
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